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Veröffentlicht am 04.01.2018

solider Krimi aber nicht mein Fall

Das Recht zu strafen
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„Das Recht zu strafen“ von Ingo Bott ist ein spannender und sprachlich gut geschriebener Krimi, der allerdings bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Er wird als Thriller eingeordnet, dafür ...

„Das Recht zu strafen“ von Ingo Bott ist ein spannender und sprachlich gut geschriebener Krimi, der allerdings bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Er wird als Thriller eingeordnet, dafür gibt es meiner Meinung nach aber zu viele Längen und ist die Auflösung zu früh vorhersehbar.
Hauptfiguren des Buchs sind die Berliner Staatsanwältin Anna Sanchez-Amann und der Strafverteidiger Max Faber. Den Klappentext habe ich als etwas irreführend empfunden, die Zusammenarbeit der beiden Juristen nimmt nur einen sehr kleinen Teil ein, und als Figur im Mittelpunkt sehe ich eher Anna Sanchez-Amann.
Ihr erster Fall als leitende Staatsanwältin ist brisant, der sogenannte „Philosophenmörder“ stellt sie und die Polizei vor einige Herausforderungen. Die Taten sind sorgfältig geplant, der Täter hinterlässt keine Spuren und scheint mit den Ermittlern eine Art Spiel zu spielen. Die Taten sind analog zu philosophischen Zitaten inszeniert und die Opfer entsprechend sorgfältig drapiert. Die lähmende Hitze, die zur Zeit der Morde über der Stadt liegt, setzt das Ermitteln zusätzlich zu und dämpft ihre Energie, so dass sie kaum Fortschritte zu verzeichnen haben.
In der ersten Hälfte des Buches überwiegen Wiederholungen und leere Worthülsen, die vielen Sprünge in den Handlungssträngen und Zeitschienen verwirren eher, als dass sie zum Spannungsaufbau beitragen. Die Idee hinter dem Buch und die Verknüpfung mit Philosophie ist interessant und gut umgesetzt.
Ich hatte mit dem Buch in erster Linie Probleme, weil ich mit den Hauptfiguren nicht warm werden konnte. Sowohl Anna Sanchez-Amann als auch Max Faber sind mir als Persönlichkeiten sehr unsympathisch und zu oberflächlich, so dass ich auch mit keinem von ihnen mitfühlen konnte, als sie in brenzliche Situationen geraten sind.

Veröffentlicht am 02.09.2023

inhaltlich nicht überzeugend

Schwarzvogel
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An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die ...

An einem kalten Wintermorgen läuft eine junge Frau in Panik auf das dünne Eis eines Sees, eine ältere Spaziergängerin versucht die Frau zu warnen, muss jedoch hilflos zusehen, wie das Eis bricht und die Frau ertrinkt. Bei der Zeugin handelt es sich um die Großmutter der Polizistin Fredrika Storm, die gerade aus Stockholm in ihre Heimat nach Schonen zurückgekehrt und bei der Polizei in Lund eine neue Stelle angetreten ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Henry Calment übernimmt Fredrika die Ermittlungen, Indizien zeigen schnell, dass die junge Frau nicht freiwillig auf das Eis gelaufen ist. Es gibt zunächst wenig hilfreiche Spuren, das Opfer lebt noch nicht lange in Harlösa, kaum jemand scheint sie zu kennen oder hatte Kontakt zu ihr. Die Ermittlungen werden kompliziert, als sich herausstellt, dass einige der Spuren zu dunklen Geheimnissen in Fredrikas eigener Familiengeschichte führen. Welche Verbindung hat die Ertrunkene zu Tobias Falk, der zwanzig Jahre zuvor das Dorf verlassen hat, und wie verhält sich der Fall zu Fredrikas Mutter, die noch im selben Sommer spurlos verschwand?
Meine Meinung zu dem Buch ist zwiegespalten, sprachlich gefällt es mir gut, inhaltlich haben mich einige Punkte gestört. Die Autorin schafft es gut, die kleinstädtische Atmosphäre in Fredrikas Heimatort Harlösa zu vermitteln, jeder scheint jeden zu kennen, Fredrika trifft ständig auf Bekannte, ein Großteil ihrer Familie lebt ebenfalls dort. Ihre Kenntnis des Ortes und der Leute ist der Grund, weshalb sie an den Ermittlungen weiter beteiligt ist, obwohl ihre Verwandten in den Fall involviert sind, glaubwürdig ist das nicht.
Fredrika ist mir als Hauptfigur unsympathisch geblieben, sie agiert sehr aufdringlich und rücksichtslos bis impertinent, unternimmt mehrfach Alleingänge, die nicht mit ihren Vorgesetzten abgesprochen sind, sie tritt insgesamt eher wie ein Privatermittler auf als wie eine Polizistin. Da wirkt der anfangs spröde und schrullig erscheinende Henry Calment insgesamt deutlich sympathischer.
Die Geheimnisse um Fredrikas Familie fand ich sehr aufgebauscht, die Reaktionen ihres Vaters überzogen in Relation zu der Auflösung. Das Ende kam dann sehr plötzlich, die Stimmung wandelte sich schlagartig, auf einmal hatten sich alle lieb, das war mir zu weichgespült.
Es gibt viele spannende Krimireihen aus Schweden, dieser Auftakt fällt nach meinem Geschmack unter durchschnittlich aus, ich werde sie nicht weiterverfolgen.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

leider eher nervig als witzig

Die unglaubliche Grace Adams
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Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein ...

Es ist einer der heißesten Tage in London, als Grace Adams in ihrem Leben einen Tiefpunkt erreicht hat. Ihre Tochter Lotte möchte ihre Mutter an ihrem 16.Geburtstag nicht sehen, ihr Mann hat sie vor ein paar Monaten verlassen, außerdem sorgen die beginnenden Wechseljahre bei ihr für ein emotionales Chaos. Grace hat es sich in den Kopf gesetzt, ihre Tochter mit einer besonderen Motto-Torte zu überraschen und sich damit einen Weg zurück in ihr altes, heiles Leben zu ergattern. Doch der Weg durch die brütende Hitze Londons stellt Grace vor einige Herausforderungen, Erlebnisse und Begegnungen unterwegs lassen Erinnerungen und verdrängte Gefühle aufleben.
Das Cover ist bunt und verheißt in Kombination mit dem Titel ein spritziges, unterhaltsames Lesevergnügen. Im Buch ist davon jedoch wenig zu spüren, Grace verhält sich impulsiv und unkonventionell, ihre Stimmung ist allerdings zunehmend traurig bis depressiv.
Die Geschichte ist in drei Zeitebenen erzählt, die ineinander verwoben sind, so dass der Leser durch Ereignisse im heute, vor ein paar Monaten und vor einigen Jahren Einblicke darin erhält, was die Familie auseinander und Grace an diesen Tiefpunkt gebracht hat. Leider wird viel Potential verspielt, indem die Auflösung erst sehr spät erfolgt, bis dahin ist mir Grace mit ihrer naiven Art und ihrem Hang zur Dramatik schon zu sehr auf die Nerven gegangen. Das Verständnis, das gegen Ende des Buches aufkommt, kann das nicht mehr retten.
Es ist bewundernswert, wie Grace am Ende um ihre Familie kämpft, die Attribute warmherzig und witzig kann ich nur schwer mit ihrer Person in Verbindung bringen.
Das Buch spricht interessante Themen an wie die Herausforderungen im Umgang mit einem Teenager, Loyalität oder Trauerbewältigung, allerdings wird das alles sehr oberflächlich abgehandelt. Obwohl ich vermutlich optimal in die Zielgruppe passe, konnte mich das Buch nicht berühren.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Durchschnittskost

30 Tage Dunkelheit
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Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre ...

Jenny Lund Madsens Krimi ‚30 Tage Dunkelheit‘ basiert auf einer originellen Idee. Die dänische Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix ist in Dänemark bekannt für ihre epischen Romane, verkauft werden ihre Werke jedoch nur in geringer Stückzahl, im Gegensatz zu den Krimis des Erfolgsautors Jørn Jensen, den Hannah verachtet. Als sie sich auf einer Buchmesse zu der Aussage hinreißen lässt, jeder Idiot könne so einen Krimi in einem Monat schreiben, nimmt ihr Verleger sie beim Wort und schickt sie zu einer Bekannten nach Island. In der dortigen Ruhe und Abgeschiedenheit soll Hannah innerhalb von 30 Tagen einen Krimi verfassen.
Als kurz nach Hannahs Ankunft der Neffe ihrer Vermieterin tot aufgefunden wird und es Gerüchte um seine Ermordung gibt, findet Hannah darin eine Inspiration für ihr Buch und versucht, in den Fall tieferen Einblick zu bekommen.
Ein Krimi über das Verfassen eines Krimis vor Islands winterlicher Kulisse, das klang für mich vielversprechend. Leider wirkt vieles in der Geschichte zu bemüht und nicht wirklich schlüssig. Man lernt als Leser einiges über die Merkmale, die ein guter Krimi aufweisen sollte, und bekommt dabei den Eindruck, dass Jenny Lund Madsen sich selber zu sehr an dieses Grundgerüst gehalten und damit nur Durchschnittskost erzeugt hat. Die Hauptfigur soll danach unsympathisch sein, das ist ihr mit der aufdringlichen und übergriffigen Hannah gelungen, entspricht aber nicht meinen Erfahrungen mit Krimis, die mir gefallen haben. Hannah wirkt auf mich zudem nicht schlüssig, heißt es doch anfangs, es wäre eine ihrer Stärken, Menschen zu beobachten und sich im Hintergrund zu halten. Hier drängt sie sich den Menschen auf, mischt sich sehr unsensibel in die Ermittlungen ein glänzt mit Fehleinschätzungen der Beteiligten.
Es gibt einige Action-Szenen und eine Art Showdown kurz vor dem Schluss, das alles wirkt aber ebenso bemüht und konstruiert wie das Motiv hinter dem Mord.
Der Krimi liest sich flüssig, es gibt spannende Entwicklungen und Wendungen, insgesamt ist die Geschichte aber sehr durchschnittlich und konnte mich nicht fesseln.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

eine faszinierende Kulisse aber leider zu wirr und nicht spannend

Tod in Siebenbürgen
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Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist ...

Lioba Werrelmanns Krimi ‚Tod in Siebenbürgen‘ klingt vielversprechend mit einem angekündigten spektakulären Mord vor der exotischen Kulisse des Dracula-Schlosses Bran in Siebenbürgen.
Der Investigativ-Journalist Paul Schwartzmüller war 14 Jahre alt, als er Rumänien vor 35 Jahren gemeinsam mit seinem Vater verlassen hat. Nun erhält er unerwartet die Nachricht, seine Tante Zinzi habe ihm ihren alten Bauernhof vererbt. Paul glaubt seine Tante seit Jahren als verstorben und beschließt, den Ort, an dem er die Sommer seiner Kindheit verbracht hat, aufzusuchen um die Angelegenheit zu regeln. Paul wird von Erinnerungen überwältigt, allerdings zeigt nur sein alter Freund Sorin Begeisterung bei seiner Ankunft. Als kurz darauf auf Schloss Bran ein Toter aufgefunden wird und Sorin als Verdächtiger festgenommen wird, setzt er seine Hoffnungen darauf, dass Paul als erfolgreicher Journalist den wahren Schuldigen ausmacht.
Paul findet jedoch keinen Zugang zu den Anwohnern des Ortes, er wirkt schon bei seiner Anreise naiv und planlos, er lässt sich mehrfach übertölpeln, wirkt ständig benebelt nicht nur von Alkohol-Konsum sondern auch von den Mythen und Aberglauben aus seiner Kindheit.
Mich hat in erster Linie die Schönheit der Landschaft und des nahe gelegenen Ortes Hermannstadt fasziniert, hier liegt eine Stärke des Romans, der ansonsten sehr anstrengend überzogen wirkt.
Es gibt interessante und informative Elemente zu der Geschichte Siebenbürgens, den kulinarischen Spezialitäten der Gegend bis hin zu aktuellen politischen Skandalen.
Mir hat es jedoch an Spannung gefehlt, Paul ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt und agiert derart dilettantisch in dem Versuch, den Mord aufzuklären, dass es schwer fällt, in ihm einen erfolgreichen Journalisten zu sehen oder ihn sympathisch zu finden. Man hat nicht wirklich den Eindruck, das Schicksal seines Freundes liege ihm am Herzen. Pauls Schlafwandeln und der ‚Spuk‘, den ihn umgibt, wirken zu aufgesetzt und sorgen ebenfalls nicht für einen Spannungsaufbau.
Das Thema und der Schauplatz der Handlung bieten viel Potential, man spürt die Begeisterung der Autorin für die Region, mit der Krimigeschichte konnte sie mich nicht fesseln oder mein Interesse an einer Fortsetzung wecken.

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