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Veröffentlicht am 15.04.2021

Zwischen Religion und Wissenschaft

Die Schlange von Essex
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Da ich ein großer von Fan historischen Romanen bin - insbesondere im England des 19. Jahrhunderts - und dieses Buch sogar als bester Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, stand es verständlicherweise schon ...

Da ich ein großer von Fan historischen Romanen bin - insbesondere im England des 19. Jahrhunderts - und dieses Buch sogar als bester Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, stand es verständlicherweise schon lange auf meiner Leseliste - nun bin ich endlich dazu gekommen ihn zu lesen.

In die Geschichte habe ich mich schnell und gut eingefunden, da der Schreibstil der Autorin etwas poetisches hat. Schnell lernt man alle Hauptfiguren des Romans kennen: die junge Witwe Cora, die sich aus dem Korsett der Ehe befreien will und sich für die Ideen von Darwin und Co. interessiert; ihre Begleiterin und Freundin Martha, überzeugte Sozialmarxistin, die sich die Verbesserung der Wohnsituation der Arbeiterinnen in London zum Projekt gemacht hat; der Chirurg Luke Garrett, der mit seiner Genialität und seinen Experimenten am menschlichen Körper auf Ablehnung stößt; sein treuer Freund George Spencer, ein Vertreter der Oberschicht, der sich nie um Geld sorgen musste, sich nun aber unter Marthas Einfluss zunehmend für seinen Reichtum schämt; und zu guter Letzt, der Dorfpfarrer William, der den Frieden seiner Gemeinde zusehend durch die "Schlange von Essex" bedroht sieht.

Während sich die Geschichten der einzelnen Figuren schnell vernetzen, schwebt über allen das Zeichen der Schlange, welches sich unterschiedliche auslegen lässt: zum einen wäre da die um den Äskulapstab gewundene Schlange, das Symbol der Ärzte. Zum anderen erinnern wir uns an die Schlange aus dem Garten Eden, die Eva verführt, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen; darüberhinaus kann die Schlange auch an den Ur-Zustand der Natur und die Entwicklung der Arten erinnern, an Urwesen, die im darwinistischen England zusammen mit Fossilien gesellschaftsbestimmende Themen sind. Hier treffen Religion und Wissenschaft aufeinander, vertreten vom belesenen Dorfpfarrer William und der Witwe Cora. Zusammen erörtern sie Fragen philosophischer, ethischer und religiöser Art - was oft im Streit der beiden endet. Dazu kommt das "Problem der Schlange von Essex", die das Dorfleben aufrüttelt: Überfällt nachts wirklich eine Schlange das Dorf und raubt Menschenleben? Oder ist die Schlange in Wirklichkeit nur ein Dorn der Angst in unseren Köpfen? Wovor fürchten wir uns? Vor einem strafenden Gott?



Während mich die Geschichte und die Debatten schnell in den Bann gezogen haben und ich das Setting klasse fand, war ich leider bis zum Ende nicht von der körperlichen Anziehung von Cora und Will überzeugt. Ihre geistige Anziehung aufgrund ihrer vielen, gemeinsamen Debatten war offensichtlich. Cora und ihre Gefühle Will und Luke hingegen habe ich leider nie ganz verstanden: ja, sie möchte nicht mehr im Käfig der Ehe gefangen sein. Doch kann man aus diesem Buch doch ganz klar herauslesen, dass die Rolle der Frau im ausgehenden 19.JH nicht mehr einfach nur die einer Ehefrau und Mutter war und sich viele Möglichkeiten für Frauen auftaten (Ja, auch wenn das schwieriger als für Männer war!). So blieb Cora mir leider bis zum Ende hin leicht unsympathisch durch ihre oftmals selbstsüchtige und gedankenlose Art.

Neben den Debatten zu Religion und Wissenschaft greift das Buch jedoch noch eine Vielzahl weiterer Themen auf: die Wohnungsnot der Arbeiter
innen; die Vorstöße im Bereich der Medizin (Chirurgie); die gesellschaftlichen Diskussionen zur Lehre Darwins; die Rolle(n) der Frau. Obwohl ich die meisten dieser Themen sehr spannend finde, waren es zu viele Themen, die hier in einer Geschichte unter einen Hut gepackt wurden; so hatten einige Themen kaum Tiefgang (Medizin und Chirurgie).


Abschließend kann ich sagen, dass sich das Buch gut und flüssig lesen lässt (habe es in zwei Tagen ausgelesen) und interessante Themen aufwirft und diskutiert. Leider kommt man einigen Buchfiguren nicht so nah, die Themenvielfalt ist zu groß und die "Liebesgeschichte" (zunächst platonischer Art) kann leider nicht überzeugen. Schöner Roman für Zwischendurch, aber nicht "Bester Roman des Jahres" - 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Typisch SJ Maas!

Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht
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Ich habe das Buch als Buddyread gelesen - so hatten wir beide immer direkt die Möglichkeit uns auszutauschen! Und was es alles zu diskutieren und zu raten gab!

Vorab: Für mich ist es nicht das beste Buch ...

Ich habe das Buch als Buddyread gelesen - so hatten wir beide immer direkt die Möglichkeit uns auszutauschen! Und was es alles zu diskutieren und zu raten gab!

Vorab: Für mich ist es nicht das beste Buch von SJ Maas (das ist und bleibt "A Court of Mist and Fury). Dennoch weiß es zu unterhalten. In bester SJ Maas-Manier gibt es viele Plottwists, tragische Liebesgeschichten und viel Frauenpower. Die Geschichte liest sich flüssig und obwohl das Buch 922 Seiten stark war, habe ich es ruckzuck durchgelesen.

Während einige Figuren sich sofort in mein Herz geschlichen haben (Lehabah, die kleine Chimäre, Ruhnn und Hypaxia), konnte die Liebesgeschichte mit Hunt mich leider gar nicht überzeugen; er blieb mir bis zum Schluss unsympathisch (ich hoffe auf einen Twist wie in ACOMAF!). Auch gab es in meinen Augen ein oder zwei Plottwists zu viel und an mancher Stelle zu viele Ähnlichkeiten mit den beiden Vorgängerreihen Throne of Glass und ACOTAR. An Bryce konnte ich mich auch nur langsam gewöhnen - sie ist nicht eine Protagonistin, die einen schnell für sich einnehmen kann. Dafür hat ihr absurder Kleidungsstil (ich weiß nicht, wie oft sie für eine Prostituierte gehalten wurde), ihre sexuell hemmungslose Rumflirterei gesorgt sowie ihre Antipathie gegen Alpha-Gehabe. Alle drei Eigenschaften wurden leider wieder und wieder erwähnt - einmal hätte gereicht.

Die Storyline an sich ist sehr spannend und komplex. Die geschaffene Welt ist für SJ Maas sehr ungewöhnlich, aber nach ca. 100 Seiten hatte ich mich an das eher moderne Setting gewöhnt. Viele Elemente des Word-Buildings werden aber erst sehr spät erklärt (Erstlicht; der Sprung; etc) und sorgen für viel Verwirrung. Einige Stellen wirken dann auch ein wenig lächerlich, zum Beispiel wenn Bryce darüber sinniert, dass die Energie ihres Erstlichts wahrscheinlich nur für eine Handyakkuladung reicht. Da hätte ich mir eine coolere Verwendung der Energie ganz allgemein gewünscht. So wirken einige der Fantasy-Elemente recht merkwürdig oder an den Haaren herbeigezogen.

Zudem hatte ich gehofft, dass in dieser neuen Reihe die Protagonistin endlich mal nicht eine mit super mega hyper Power sein würde (was das Magische und die Kräfte angeht - charakterlich können sie gerne alle tough sein). Ist leider nicht so passiert. Ich glaube, SJ Maas und nicht-Powerhouse-Frauen sind einfach unvereinbar. Es hätte der Geschichte aber etwas herausstechendes gegeben.

Was den love interest betrifft, so hätte ich mir ebenso gewünscht, dass es dieses Mal jemand wird, der keine Flügel hat (wir alle lieben doch schon Rhys!). Und Rowan hat in seiner Tierform so gesehen ja auch Flügel. Daher hatte ich große Hoffnungen, dass es der Meermann Tharion schaffen würde, Bryce von sich zu überzeugen. Leider wurden es dieses Mal wieder Engelsflügel.

Obwohl ich dem Buch abschließend "nur" 4,5 Sterne gebe (einige Schwächen), freue ich mich natürlich auf die Fortsetzung der Reihe!

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Jahreshighlight!

Der Gesang der Flusskrebse
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Dieses Buch ist und bleibt das Jahreshighlight 2020 für mich!
Die Autorin erzählt auf einfühlsame Weise das Leben von Kya, dem Marschmädchen, nach. Dabei verbindet sie Elemente des coming-of-age, murder ...

Dieses Buch ist und bleibt das Jahreshighlight 2020 für mich!
Die Autorin erzählt auf einfühlsame Weise das Leben von Kya, dem Marschmädchen, nach. Dabei verbindet sie Elemente des coming-of-age, murder mystery und den Umgang mit Vorurteilen vor der magischen und atemberaubenden Kulisse North Carolinas.

Besonders herausragend fand ich neben der Geschichte - über die schon mehr als genug berichtet wurde - die Art des Erzählens. So verbindet die Autorin nämlich geschickt zwei zeitlich weit auseinanderliegende Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden und bei dem sich der in der Vergangenheit liegende Handlungsstrang dem in der Gegenwart immer weiter annähert. Das erzeugte eine dynamische Entwicklung der Handlung und führte so zu wiederholten Cliffhangern in der Geschichte selber (nicht zum Ende des Buches!). Fazit: Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste es noch bis in die frühen Morgenstunden zu Ende lesen. Zurück blieb ich mit einem unglaublich traurigen und sehnsuchtsvollen Gefühl, dass Kya bei mir hinterlassen hat. Diese Geschichte und ihre Poesie wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben!

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Originelle Idee

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Das auffällige und bezaubernde Cover hat mich zunächst auf den Roman aufmerksam gemacht. Da ich versuche, Coverkäufe zu vermeiden, habe ich mein Interesse zunächst durch den Klappentext und ein kurzes ...

Das auffällige und bezaubernde Cover hat mich zunächst auf den Roman aufmerksam gemacht. Da ich versuche, Coverkäufe zu vermeiden, habe ich mein Interesse zunächst durch den Klappentext und ein kurzes Reinschnuppern bestätigt, das irische Setting mit den Fantasy-Elementen fand ich sehr ansprechend und den Schreibstil flüssig und passend zu einer 17-jährigen Protagonistin.
Die Idee der Geschichte finde ich sehr originell. Junge Frauen werden aus Irland in das Reich Lyaskye entführt, um dort als Königin zu fungieren. Da die ihnen von der alles beherrschenden Lyaskye verliehene Kraft jedoch zu mächtig ist, sterben die meisten Frauen sehr jung. Diese Prämisse klang sehr vielversprechend mit der leicht dystopisch anmutenden Kulisse und Charakteren, deren Bewegmotive lange undurchschaubar waren.

Obwohl man schnell weiss, wie sich das love interest vermutlich entwickeln wird, waren einige Wendungen und der Hintergrund bestimmter Handlungen nicht vorhersehbar, was mir gut gefallen hat.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es mir ein zu großes Hin und Her bei den Charakteren war - so haben einige der Charaktere, nachdem sie die Seite für die sie kämpfen den anderen anvertraut haben, im Anschluss wieder die Seite gewechselt, um am Ende doch für "die Guten" zu kämpfen. Das fand ich für die Entwicklung der Charaktere ein wenig störend. Ich hoffe allerdings, dass jetzt alle Seiten und Zugehörigkeiten geklärt sind und wir uns in Band 2 mehr auf die eigentliche Handlung konzentrieren können.

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Guter Auftakt der Dilogie

Touch of Ink, Band 1: Die Sage der Wandler (Fesselnde Gestaltwandler-Romantasy)
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Als Quinn für ihr Studium ins kleine Städtchen Nanaimo auf Vancouver Island zieht, möchte sie einen Neuanfang wagen. Zu viel ist in den vergangenen Jahren passiert, angefangen von plötzlichen Wutanfällen, ...

Als Quinn für ihr Studium ins kleine Städtchen Nanaimo auf Vancouver Island zieht, möchte sie einen Neuanfang wagen. Zu viel ist in den vergangenen Jahren passiert, angefangen von plötzlichen Wutanfällen, über merkwürdige Visionen in ihrem Kopf bis hin zum Verlust ihrer Freunde, die sich ihr komisches Verhalten nicht länger erklären können. Auch Quinn selbst ist verwirrt. Bis sie auf dem Campus dem mysteriösen Nathan über den Weg läuft, der ihr dabei hilft, die Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit Stück für Stück ans Licht zu tragen… doch zur selben Zeit verschwinden mehrere Personen – kann es einen Zusammenhang geben zwischen Quinns Auftauchen und deren Verschwinden?
Die Geschichte wird abwechselnd aus Quinns und Nathans Perspektive erzählt. Wir erfahren, wie Quinn sich nach und nach in ihrer neuen Umgebung einlebt, dass sie aber gleichzeitig sehr irritiert ist von den Rivalitäten und Hierarchien unter den Studierenden, die so gar nicht zu einer Uni passen. In dieser Zeit verschlimmern sich ihre „Visionen“, Quinn fühlt sich verfolgt und wendet sich verzweifelt an Nathan, der ihr die Sage über die Wandler der First Nations erzählt – denn jede Geschichte hat ihren wahren Kern…
Die Handlung kommt nur sehr langsam in Fahrt. Während die ersten zwei Drittel des Buches eher ruhig vor sich hinplätschern, zieht die Autorin im letzten Drittel des Buches den Spannungsbogen ordentlich an, die Ereignisse überschlagen sich. Obwohl von Beginn an eine leicht düstere, von Verfolgungsangst und dunklen Wäldern geprägte Stimmung herrscht, geht es am Schluss doch überraschend blutig und gefährlich zu. Einerseits hat es mir gefallen, dass die Geschichte sich Zeit lässt, um in Gang zu kommen, weil es zu Quinns Situation passt, und sie erst viele kleine Puzzlestücke des Rätsels um ihre eigene Vergangenheit zusammensetzen muss. Außerdem ist die Reihe auf zwei Bände ausgelegt, weshalb ein solider Aufbau der Handlung und des Settings nochmal wichtiger ist. Andererseits habe ich mich ein wenig überladen gefühlt von den Auflösungen und Ereignissen im letzten Drittel des Buches – zwar habe ich einige dieser Wendungen vermutet, aber die Schlussszenen waren auf keinen Fall vorhersehbar. Besonders der Kontrast zwischen den wenig ereignisreichen ersten 350 Seiten und dem actiongeladenen Finale war schwierig, ich hätte mir daher gewünscht, dass sich einige Auflösungen schon vorher anbahnen würden, sodass man am Ende nicht mit großen Augen ungläubig von einer Lösung zur nächsten schlittert.
Quinn hat mir dabei als Protagonistin dennoch sehr gut gefallen. Obwohl sie keine leichte Kindheit und Jugend gehabt hat, ist sie mutig, schlau und hält ihre Meinung nicht zurück. In manchen Szenen hat sie ein wenig voreilig gehandelt, aber dadurch ergab sich ein stimmiges Bild ihres Charakters. Natürlich ist auch Nathan sehr angetan von ihrer Art und fühlt sich zu ihr hingezogen. Doch das Geheimnis aus Quinns Vergangenheit macht eine Zukunft für die beiden sehr unwahrscheinlich. Während Quinn aber darum kämpft, die Geschichtsschreibung zu verändern, hat sich schon längst eine andere Macht aufgetan, die Rache ausüben möchte…
Alles in allem ein origineller Auftakt dieser Fantasy-Dilogie, der nach einigen Längen am Anfang zu einem spannenden und actiongeladenen Höhepunkt kommt. Ich möchte definitiv wissen, wie der finale zweite Teil ausgeht!

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