Eine Lebensgeschichte, die unter die Haut geht
Das letzte VersprechenDer Roman „Das letzte Versprechen“ von Hera Lind erzählt die Lebensgeschichte von Anni Eckardt. Bereits in jungen Jahren erfährt sie viel Leid, als sie von bewaffneten Partisanen gewaltsam von ihrer Mutter ...
Der Roman „Das letzte Versprechen“ von Hera Lind erzählt die Lebensgeschichte von Anni Eckardt. Bereits in jungen Jahren erfährt sie viel Leid, als sie von bewaffneten Partisanen gewaltsam von ihrer Mutter getrennt wird. Anni soll in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt werden, ihre Mutter muss zusammen mit weiteren Frauen aus dem Dorf nach Sibirien in ein Arbeitslager. Ihre Großeltern (vor allem ihre Oma) steht ihr in dieser schwierigen Zeit aufopferungsvoll bei. Sie hat ihrer Schwiegertochter versprochen, auf Anni aufzupassen. Dieses Versprechen verlangt von der Großmutter sehr viel. Für Anni wird ihre Oma zur wichtigsten Bezugsperson, die in dieser schwierigen Zeit so gut es geht an ihrer Seite ist.
Hera Lind orientiert sich bei ihrem Roman an den Tagebüchern von Anni Eckardt. Die Geschichte hat mich tief berührt und emotional aufgewühlt. Schon nach den ersten Seiten war ich von der Geschichte und den Ereignissen gefesselt. Anni ist noch so jung und ein unbekümmertes Mädchen, als sie gewaltsam von ihrer Mutter getrennt wird. Danach macht sie unschöne Erfahrungen mit der hässlichen Seite des Lebens. Sie lernt das Leben in einem Lager und einem Kinderheim kennen, bevor sie nach vielen Jahren wieder mit ihrer Mutter zusammenkommt. Allerdings hinterlassen die schrecklichen Erfahrungen bei allen Beteiligten Spuren und prägen das spätere Leben.
Fesselnd und authentisch erzählt Hera Lind die Erlebnisse von Anni und ihren Angehörigen. Immer wieder fragte ich mich beim Lesen, wie viel Leid ein Mensch aushalten kann. Trotz allem verlieren Anni, ihre Großeltern und ihre Verwandtschaft nie die Hoffnung, dass sich alles irgendwann wieder zum Guten wendet. Auch ihre Mutter klammert sich an die Hoffnung, dass alles nach einigen Jahren ein Ende hat. Sie wünscht sich sehnlichst wieder mit ihrer Tochter vereint und glücklich zu sein. Ich empfinde tiefe Bewunderung für Anni und für ihre Großmutter. Wie eine Löwin hat sie sich immer wieder ohne Rücksicht auf sich selbst für ihre Enkelin eingesetzt und für und mit ihr für ein Leben nach dem Lager gekämpft.
Der Schreibstil von Hera Lind hat mir dabei sehr gut gefallen. Teilweise konnte ich Anni vor meinem inneren Auge nach ihrer Großmutter schreien hören. Die Ereignisse werden sehr authentisch und ohne Beschönigungen erzählt. Teilweise wirkt es brutal und grausam. Doch in den Zeiten des Krieges und auch der Nachkriegszeit musste die Bevölkerung viel Leid ertragen. Oftmals musste ich schlucken und lies mich ein Kapitel fassungslos zurück. Diese Geschichte werde ich nicht vergessen. Ich finde es unglaublich toll, dass sie aufgeschrieben wurde. Teilweise ist sie auch ein kleiner Mutmacher, dass man niemals aufgeben soll zu kämpfen.
Ganz besonders gefallen haben mir die Abdrücke am Ende des Buches aus dem echten Tagebuch von Anni Eckardt, die sich im inneren Teil des Buchcovers befinden. Hier kann man einen kleinen Ausschnitt selbst nachlesen und sieht die wunderschön geschriebenen und verzierten originalen Tagebuchseiten.
Fazit:
Das Buch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Annis Schicksal hat mich emotional tief berührt und ging mir regelrecht unter die Haut. Es ist allerdings nichts für schwache Nerven, da es Ereignisse authentisch schildert. Es hat sich gelohnt diese Lebensgeschichte aufzuschreiben, damit jeder sie lesen kann. Hoffentlich wiederholen sich solche Ereignisse nie wieder.