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Veröffentlicht am 04.05.2024

Brigitte und Christian

Zwischenschritte
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Nataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie ...

Nataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie fühlen und tun, um ihre Verluste aushalten zu können.

Brigitte, deren Sohn vor einem Jahr in Kroatien verunglückte, ist derart starr vor Trauer, dass sie es nicht einmal zu Ende denken, geschweige denn aussprechen kann, daher verlässt sie die Gruppe, bevor sie an der Reihe ist. Sie bereist Frankreich, weil sie meint, so ihrem Sohn nahe sein zu können. Ihren Mann, Hans, der anders als sie damit umgeht, hat sie kurzerhand verlassen. Nun zählt sie jeden ihrer Schritte.

Christian aus Dijon, ist seit einigen Monaten von seiner alkoholabhängigen Frau geschieden, trauert ihr aber sehr nach. Er vergräbt sich in seiner Buchhandlung und wartet dort auf ein bestimmtes Mail. Auch er kann und will den Namen seiner Exfrau nicht denken und nicht aussprechen.

Als die beiden aufeinandertreffen, kann keiner mit der Wahrheit herausrücken, sie umkreisen sich bei Restaurantbesuchen und Kaffeehausbesuchen. Sie erzählen nur neutrale Begebenheiten, immer darauf bedacht, keinen Namen und nicht "die" Wahrheit auszusprechen.

Brigitte denkt aber zwischendurch oft an ihren Mann, ohne ihn seit ihrer Abreise kontaktiert zu haben.

Christian, der um einiges jünger ist, zeigt ihr die Stadt und sie beschließt, sich eine Wohnung zu mieten, was sie auch tut.

Die Annäherung der beiden Trauernden geht still und langsam über die Bühne, sie finden aneinander Halt, aber sie halten Abstand voneinander.

Bis sie beschließen, einen Tanzkurs zu besuchen. Für beide eine völlig neue Erfahrung. Etwas hat sich geändert.

Der Roman ist nicht ganz einfach zu lesen, man muss sich völlig in Brigitte und Christian hineindenken, aber man wird dafür mit einem wunderbaren Werk belohnt.

Auch das Cover von " Zwischenschritte" muss man von beiden Seiten des Buches sehn, um zu verstehen.









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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein blaues und ein grünes Auge

Vor einem großen Walde
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Leo Vardiashvilis Roman könnte eine Neufassung von Hänsel und Gretel sein.
Denn in seinem Roman sucht ein Sohn mittels hingestreuter "Brotkrumen" seinen Weg nach Hause zu seinem Vater.
Was er ...

Leo Vardiashvilis Roman könnte eine Neufassung von Hänsel und Gretel sein.
Denn in seinem Roman sucht ein Sohn mittels hingestreuter "Brotkrumen" seinen Weg nach Hause zu seinem Vater.
Was er da alles erlebt, ist wahrlich märchenhaft, sowohl schön als auch grausam.
Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben, dadurch kommt man dem Inhalt noch näher und identifiziert sich streckenweise mit Saba, dem Sohn und Hauptprotagonisten.
Er, sein Vater und sein Bruder flüchten im Bürgerkrieg von Georgien nach London. Viel Geld, Korruption und noch mehr Glück lassen die Flucht gelingen. Aber: die Mutter kann nicht mit, weil das Geld nicht ausreicht, aber sie soll nachkommen, sobald Irakli, der Vater, genug Geld zusammengespart hat. Bis dahin gibt es selten Kontakte.
Vieles geht schief, auch die Befreiung der Mutter, Eka.
Als die Söhne erwachsen sind, macht sich Irakli auf den Weg nach Georgien, da ist Eka bereits gestorben, aber Irakli hat noch eine Rechnung offen.....
Als die Söhne nichts mehr von ihm hören, fährt der ältere Sohn, Sandro los, um seinen Vater zu suchen, doch auch zu ihm reißt der Kontakt bald ab.
Nun ist Saba an der Reihe, und er reist ebenfalls nach Georgien.
Und so beginnt eine irrwitzige Geschichte, die man einfach lesen und so hinnehmen muss, wie sie da steht.
Ein sehr berührender Roman mit viel Hintergrundinformation über die georgische Lebens - und Denkweise ist da entstanden.
Ein absoluter 5***** Sterne-Roman.
Dass Cover zeigt eine Ansicht der Hauptstadt Georgiens, Tibilissi/ Tiflis

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Tilla und das alte Wrack

Das Echo der Gezeiten
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Die Autorin Rebekka Frank, selbst begeisterte Taucherin, widmet dieses Buch allen Frauen, denen verweigert wurde, als Frau für Leistungen geehrt oder zumindest erwähnt zu werden.
In ihrem Roman ...

Die Autorin Rebekka Frank, selbst begeisterte Taucherin, widmet dieses Buch allen Frauen, denen verweigert wurde, als Frau für Leistungen geehrt oder zumindest erwähnt zu werden.
In ihrem Roman geht es um Tilla, die sich in der Geschichte vom Mädchen zur jungen selbstbestimmten Frau entwickelt. Sie wollte von Anfang an tauchen, musste sich aber erst bei ihrem Vater, dann bei ihrem Professor an der Hamburger Uni, wo sie sich als eine der ersten Frauen 1959 am Institut für Vor- und Frühgeschichte einschreibt, beweisen.
Leicht wird es ihr allerdings nicht gemacht, aber sie findet Freundinnen, die ihr zur Seite stehen. Als sie später von einem der Doktoranden sogar gefragt wird, ob sie in einer Forschungsgruppe mitarbeiten möchte, stimmt sie zu und taucht nach einem Schiff, von dessen Geschichte sie von ihrer Großmutter weiß.
Der zweite Erzählstrang erzählt genau diese Geschichte und führt in das Jahr 1633 zurück.
Dieses Buch ist derart interessant, spannend und berührend geschrieben, dass man Fiktion und Realität kaum auseinanderhalten kann und auch nicht muss. Am Besten taucht man einfach hinein und genießt die Lektüre.
Das Cover zeigt sowohl Gegenwart und Vergangenheit

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Wer macht denn sowas?

Folterknecht
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Autor Tom Davids hat bei den Vorarbeiten und Recherchen für seinen " Folterknecht" tief geschürft.

Die drei Bamberger Ermittler Michael Schäfer, Rainer Götz und Julia Kersten müssen in einem Fall ermitteln, ...

Autor Tom Davids hat bei den Vorarbeiten und Recherchen für seinen " Folterknecht" tief geschürft.

Die drei Bamberger Ermittler Michael Schäfer, Rainer Götz und Julia Kersten müssen in einem Fall ermitteln, der sie das Grauen lehrt.

In einem Rohbau im Umkreis von Bamberg wird eine Frauenleiche gefunden, die mit mittelalterlichen Foltermethoden zu Tode gekommen ist.

Man findet weder Spuren noch irgendeinen Hinweis auf den oder die Täter.

Der Chef der Truppe, Markus Tietz holt noch einen Kollegen aus der K5, Andreas Weber ins Team, wie überall herrscht akuter Mangel an Personal.

Es dauert nicht lange, da geschieht wieder ein Foltermord, und noch einer und noch einer und noch einer, obwohl der neue Kollege auch neue Ermittlungsansätze per Internet ins Geschehen einbringt, und sich auch sonst gut einfügt, aber die Erfolge bleiben weiterhin aus. Es muss eine undichte Stelle geben, denn der Täter ist immer einen Schritt voraus. Es finden sich zwar einige Verdächtige, doch für eine Verhaftung fehlen die Beweise. Man einigt sich darauf, von anderen Stelle noch Personal abzuziehen und in Frage kommende Rohbauten zu überwachen, denn das ist die einzige Konstante im Fall.

Werden sie endlich den grausamen Täter schnappen können?

Der Autor versteht es, seine Leser von Anfang an auf verschiedene falsche Fährten zu locken und die Überraschung, wenn man den wahren Täter erfährt, wird bestimmt groß sein.

Für Leser mit guten Nerven eine gute Empfehlung.

Das Cover erzählt bereits seine eigene Geschichte, sowohl in Bild, als auch in Farbe.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Ein indianischer Autor

Das Wunder vom Little Bighorn
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Dankenswerterweise hat der Palisander Verlag dieses Buch überarbeiten und ergänzen lassen und neu aufgelegt.

Die indianische Kultur und Denkungsweise ist schon in vielen Büchern beschrieben worden, aber ...

Dankenswerterweise hat der Palisander Verlag dieses Buch überarbeiten und ergänzen lassen und neu aufgelegt.

Die indianische Kultur und Denkungsweise ist schon in vielen Büchern beschrieben worden, aber immer von Weissen.

Dieses Buch hat ein echter Dakota geschrieben. Über viele Jahre hat John Okute Sica die Geschichten und Berichte von Kämpfen und Begebenheiten in der traditionsreichen Geschichte der Lacota gesammelt.

Nicht nur das, auch eine wunderschöne Kurzgeschichte ist gleich in doppelter Form dabei. Maiden Chief und Amber Moon sind wirklich lesenswert, denn sie spielen in unterschiedlichen Zeiten, haben aber die selbe Aussage.

Die naturverbundene Lebensweise der Dakota, ihre Stammesriten, ihre Regeln, Dinge des täglichen Bedarfes, hergestellt aus unterschiedlichen Materialien, Essensbeschaffung, Tierhaltung, das alles wird von einem Mann beschrieben, der diese Zeit noch erlebt und gelebt hat.

Wer sich in dieses Buch vertieft, lernt definitiv noch etwas für sich dazu.

Ein sehr schön gestaltetes Cover lädt zum Zugreifen ein.

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