Brigitte und Christian
ZwischenschritteNataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie ...
Nataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie fühlen und tun, um ihre Verluste aushalten zu können.
Brigitte, deren Sohn vor einem Jahr in Kroatien verunglückte, ist derart starr vor Trauer, dass sie es nicht einmal zu Ende denken, geschweige denn aussprechen kann, daher verlässt sie die Gruppe, bevor sie an der Reihe ist. Sie bereist Frankreich, weil sie meint, so ihrem Sohn nahe sein zu können. Ihren Mann, Hans, der anders als sie damit umgeht, hat sie kurzerhand verlassen. Nun zählt sie jeden ihrer Schritte.
Christian aus Dijon, ist seit einigen Monaten von seiner alkoholabhängigen Frau geschieden, trauert ihr aber sehr nach. Er vergräbt sich in seiner Buchhandlung und wartet dort auf ein bestimmtes Mail. Auch er kann und will den Namen seiner Exfrau nicht denken und nicht aussprechen.
Als die beiden aufeinandertreffen, kann keiner mit der Wahrheit herausrücken, sie umkreisen sich bei Restaurantbesuchen und Kaffeehausbesuchen. Sie erzählen nur neutrale Begebenheiten, immer darauf bedacht, keinen Namen und nicht "die" Wahrheit auszusprechen.
Brigitte denkt aber zwischendurch oft an ihren Mann, ohne ihn seit ihrer Abreise kontaktiert zu haben.
Christian, der um einiges jünger ist, zeigt ihr die Stadt und sie beschließt, sich eine Wohnung zu mieten, was sie auch tut.
Die Annäherung der beiden Trauernden geht still und langsam über die Bühne, sie finden aneinander Halt, aber sie halten Abstand voneinander.
Bis sie beschließen, einen Tanzkurs zu besuchen. Für beide eine völlig neue Erfahrung. Etwas hat sich geändert.
Der Roman ist nicht ganz einfach zu lesen, man muss sich völlig in Brigitte und Christian hineindenken, aber man wird dafür mit einem wunderbaren Werk belohnt.
Auch das Cover von " Zwischenschritte" muss man von beiden Seiten des Buches sehn, um zu verstehen.