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Veröffentlicht am 30.05.2019

Frauenfreundschaft

Freibad
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Mit diesem Buch ist es der Autorin Libby Page gelungen, einen Roman über echte Frauenfreundschaft zu schreiben.
Natürlich geht es auch um das Schwimmbad, es ist der Vermittler dazu.
Die junge ...

Mit diesem Buch ist es der Autorin Libby Page gelungen, einen Roman über echte Frauenfreundschaft zu schreiben.
Natürlich geht es auch um das Schwimmbad, es ist der Vermittler dazu.
Die junge Frau, Kate, ist Journalistin bei einem kleinen regionalen Blatt und soll über die geplante Schließung des Brockwell-Schwimmbades berichten.
Die alte Frau, die 87jährige Rosemary, die ihr ganzes Leben in Brixton verbracht hat, und vor zwei Jahren ihren Mann George verloren hat, geht täglich dort ins Schwimmbad und jeder kennt sie.
Diese beiden Frauen treffen also aufeinander und lernen sich kennen, freunden sich an und bald kämpfen beide einen erbitterten Kampf gegen eine Projektentwicklungsfirma, die aus dem Schwimmbad ein privates, luxuriöses Fitnessstudio machen möchte.
Es dauert nicht lange, bis sich in dem Vorort eine verschworene Gemeinschaft gebildet hat, die nicht nur für den Erhalt des Schwimmbades kämpft, sondern die sich gegenseitig um sich und besonders Rosemary kümmert.

Das Buch liest sich , als würde man man im Wasser schwimmen.
Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und könnten echt sein. Die Handlung kommt ohne große Highlights aus, läßt aber nichts an Spannung und Emotionen vermissen.
Ganz nebenbei möchte ich erwähnen, daß im Kapitel 43 eines der schönsten Eheversprechen steht, die ich je gehört habe.
Das Cover könnte passender nicht sein, ein Schwimmbecken mit Schwimmern aus der Vogelperspektive.
Und auch den Fuchs, der dort herumschleicht, sollte man beachten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ein Leben

Die Lotosblüte
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Dieser Roman des koreanischen Autors Hwang Sok-Yong zeichnet ein Sittenbild des 19. Jahrhunderts in Asien.
Hauptperson ist die Koreanerin Shim Chong, die von ihrer Stiefmutter an einen reichen ...

Dieser Roman des koreanischen Autors Hwang Sok-Yong zeichnet ein Sittenbild des 19. Jahrhunderts in Asien.
Hauptperson ist die Koreanerin Shim Chong, die von ihrer Stiefmutter an einen reichen Chinesen als Zweitfrau verkauft wird.
Die Beschreibung des Rituals, bei dem sie ihren richtigen Namen aufgeben soll und einen neuen Namen ( für ein neues Leben ) bekommt, treibt einem die Gänsehaut hervor.
Der alte Chinese stirbt und ihr Schicksal ist ein weiterer Verkauf.
Aber sie lernt auch, daß man Männer mit einem solchen Körper, wie sie ihn besitzt, manipulieren kann und das setzt sie voll ein.
Auch die Liebe geht an ihr nicht vorüber und so heiratet sie zuerst einen jungen Musiker, von dem sie aber durch viele Umstände wieder getrennt wird, der zweite Ehemann ist ein Japaner, ein Angehöriger des Königshauses.
Aber dann spielt die Politik in ihr Leben und ihr Mann wird getötet.
Wenn man sich vorstellt, unter welchen Umständen diese junge Frau von ihrer Heimat getrennt wird, wie sie in Freudenhäusern arbeiten muß und sich ihren Lebensunterhalt verdienen muß, obwohl in Asien eine Prostituierte einen völlig anderen gesellschaftlichen Status hat, wie z. B. im Europa der gleichen Zeit, zieht man den Hut vor ihrem Lebenswillen und ihrer Lebenseinstellung.
Ein Buch, das auch die politischen Wirren dieser Zeit beschreibt.
Und am Ende des Buches gibt es eine alphabetisch geordnete Aufstellung aller Begriffe, die im Buch vorkommen,und mit denen ein nicht mit dem Thema befasster Leser sich vielleicht doch schwertut.
Das Cover ist sehr gut auf den Inhalt abgestimmt und vermittelt die asiatische Gelassenheit.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Die normale Jasmijn

Mein Leben als Sonntagskind
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Da ist mir ein echtes 5Sternebuch in die Hände gefallen.
Fesselnd von der ersten Seite an.
Judith Vissers autobiografischer Roman um Jasmijn und ihre Nöte mit ihrer Umwelt ist von einer Wissenden ...

Da ist mir ein echtes 5Sternebuch in die Hände gefallen.
Fesselnd von der ersten Seite an.
Judith Vissers autobiografischer Roman um Jasmijn und ihre Nöte mit ihrer Umwelt ist von einer Wissenden geschrieben und läßt den Leser an einem Leben teilhaben, das alles andere als einfach ist, obwohl es einfach ist.
Jasmijn , die ein liebes, aber für alle ein etwas eigenbrötlerisches Mädchen mit recht andersartigen Gewohnheiten ist, weiß genau so wenig wie ihre Eltern, daß sie ein Aspergersyndrom - Kind ist. In der Zeit, in der sie Kind und Jugendliche ist, war das noch kaum bekannt.
Aber das Leben war trotzdem nicht einfach für sie, denn viele Menschen um sie herum, Lärm, grelles Licht, all das hat ihr große Probleme gemacht.
Ihre Hündin Senta, die sie abgöttisch geliebt hat, hat sie verstanden und es ist ein festes Band zwischen den beiden gewachsen. Als Senta krank wird und eingeschläfert werden muß, ist Jasmijn so traurig, daß sie selbst sterben will, um wieder mit Senta vereint zu sein.
Keiner merkt etwas, weil sie sich immer wieder einmal zurückzieht, ihre Mutter sagt: " So ist sie eben " .
Im Buch wird die Entwicklung Jasmijns wunderbar akribisch und sehr einfühlsam beschrieben.
Auch die Liebe geht an Jasmijn nicht vorbei, aber eben anders als bei ihren Mitschülerinnen und ihrer einzigen echten Freundin Kirstin, die zu ihr hält und instinktiv versteht, was bei Jasmijn anders ist.
Ein ganz besonders lesenswertes Buch, das sowohl zum Lachen als auch zu Tränen rührt .

Veröffentlicht am 24.04.2019

Brief aus der Vergangenheit

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Ein echtes 5* Buch vom italienischen Autor Domenico Dara, ins Deutsche übersetzt von Anja Mehrmann.
Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, Zeit, die die Bewohner Girifalcos in den 60er ...

Ein echtes 5* Buch vom italienischen Autor Domenico Dara, ins Deutsche übersetzt von Anja Mehrmann.
Für dieses Buch sollte man sich Zeit nehmen, Zeit, die die Bewohner Girifalcos in den 60er Jahren noch im Überfluß hatten. Dann versteht man auch, was den Postboten des Ortes dazu treibt, Briefe, die ihm interessant erscheinen, zu öffnen, abzuschreiben und zu archivieren, ehe er die Originale an die rechtmäßigen Empfänger zustellt.
Auf diese Weise kann der Postbote, ein melancholischer, oft trauriger Mann, der seinen Vater nie kennengelernt hatte, vieles verhindern, manches abmildern, und alle sind zufrieden.
Der Bürgermeister von Girifalco zum Beispiel, versucht, eine geplante Mülldeponie seinen Wählern als Wasserfabrik unterzujubeln, er verspricht Arbeitsplätze und hofft auf einen positiven Wahlausgang und eine Extraportion Bares für seine Schwarzgeldkasse.
Aber der Postbote weiss sich zu helfen und sorgt mit einem Brief und einem Gegner des Bürgermeisters für Recht und Ordnung.
Bis eines Tages ein Brief auftaucht, dessen Handschrift der des Postboten derart gleicht, daß er nicht widerstehen kann und den Brief öffnet.
Und dann geht das Chaos seiner Gefühle mit ihm durch.
Er macht sich auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit und wird auch in gewissem Maße fündig.
Der Roman hat mich trotz seiner Langsamkeit fasziniert. Das alte Italien mit seinem Überschwang an Emotionen,seiner Frömmigkeit und seiner Abergläubigkeit, ich konnte beinahe hören, daß Colajizzu mit seinem Esel haderte, dass der erblindete Pepe Mardente mit seinem Stock die Strasse entlang suchte, dass Assuntinuzza Valeriana mit der Plastikstange auf den Boden stampfte, um den Bürgermeister bei seiner Wahlkampagne zu unterstützen.
Der Postbote führte auch ein Verzeichnis aller Zufälle, die ihm bekannt waren und sorgte dafür, dass Mütter von Söhnen Briefe bekamen, die sie so niemals geschrieben hatten, denn der Postbote hatte eine große Begabung, er konnte jede Schrift detailgenau nachmachen.
Und dann landeten die Amerikaner auf dem Mond, und die Welt geriet in Girofalco kurz aus der Bahn.
Ein ganz wunderbarer Roman, den man einfach gelesen haben muß

Veröffentlicht am 30.03.2019

Berührend

Eine eigene Zukunft
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Maria Duenas´ zweiter Roman führt den Leser in ein Abenteuer dreier Schwestern, die mit ihrer Mutter zu ihrem Vater und Ehemann nach New York reisen.
Kaum angekommen und noch nicht eingelebt, ...

Maria Duenas´ zweiter Roman führt den Leser in ein Abenteuer dreier Schwestern, die mit ihrer Mutter zu ihrem Vater und Ehemann nach New York reisen.
Kaum angekommen und noch nicht eingelebt, verlieren sie den Vater, der ein Lokal betreibt, Schulden hat,den sie kaum kennenlernen konnten.
Und dann geht es so richtig los. In den Jahren um 1936 war in New York die Einwandererquote sehr hoch, alles floh aus Europa vor dem drohenden Krieg, alle hatten Wünsche und Träume, Amerika sollte sie erfüllen.
Allein die Realität sah anders aus.
Die drei Schwestern, der englischen Sprache noch unkundig, waren mitsamt der Mutter kaum imstande, genügend Geld zu verdienen, um ihren täglichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Hoffnung, aber auch Armut, Betrug, falsche Versprechungen spielten im Leben der vier Frauen eine Rolle. Verunsichert und eingeschüchtert wie sie waren, fällten sie so manche falsche Entscheidung. Aber sie gewannen auch Freunde, mit deren Hilfe sie sich leichter taten.
Der Roman ist sehr intensiv geschrieben, Gefühle sind so gut beschrieben, dass man total in das Leben der Schwestern eintaucht.
Auch in ihrem ersten Roman: " Wenn ich jetzt nicht gehe " beschreibt Duenas das Geschick eines Mexikaners, den es nach Spanien verschlägt, mit großer Eindringlichkeit.
Absolut lesenswert.