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Veröffentlicht am 28.10.2018

Die Eule im Kirchturm

Eifel-Trilogie / Die Stille im Dorf
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Mit dem Roman " Die Stille im Dorf " liegt ein stimmiger Roman vor mir, der Vieles aus der Geschichte vor, während und nach dem Krieg zu Tage fördert, was manche als längst verschüttet abgelegt ...

Mit dem Roman " Die Stille im Dorf " liegt ein stimmiger Roman vor mir, der Vieles aus der Geschichte vor, während und nach dem Krieg zu Tage fördert, was manche als längst verschüttet abgelegt haben.
Der Autor Karl Blaser hat mit seinem Roman die teils fiktive, aber irgendwo immer wahre Geschichte eines Dorfes in der deutschen Eifel geschrieben. Die Personen sind so lebensnah beschrieben, dass man beim Lesen meint, sie reden zu hören.
Er beschreibt die Geschehnisse im und um das Dorf herum in einem Zeitraum von 47 Jahren so plastisch, dass man meint, einen Film zu sehen.
Da ist Margarete, die zentrale Figur, der das Leben ganz schön mitgespielt hat, da sind ihre Familie, Vater, Mutter, Bruder, aber auch Onkel und Tanten, die im Krieg alle ihren eigenen Weg gefunden zu haben glaubten, da ist auch Theo, ihr Mann, den sie geheiratet hat, als keine Hoffnung mehr bestand, dass ihre erste große Liebe, Niklas, nicht aus dem Krieg zurückkehren würde. Und ihr Sohn, dem das Dorf zu eng geworden war, der nun als Sternekoch in Frankreich sein Leben lebt.
Ihr Bruder Micha, der, als er kurz vor Ende des Krieges nach Hause darf, um seinen Geburtstag zu feiern, nicht mehr einrücken will. Er wird von den Amerikanern gefangen genommen und kehrt erst nach dem Fall der Mauer in Berlin nach Hause zurück.
Jede Figur im Buch hat ihre persönliche Geschichte, und alle sind ineinander verstrickt. So liegt ein dichter, aufschlußreicher Roman vor, der sehr lesenswert ist.
Auch das Bild des Covers ist sehr passend ausgewählt.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Brennende Autos

Mexikoring
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Der Krimnalroman von Simone Buchholz handelt von zwei jungen Menschen, die aus Familien kommen, in denen es nicht üblich ist, sich den Partner seiner Wahl zu nehmen.
Der Roman beginnt und endet ...

Der Krimnalroman von Simone Buchholz handelt von zwei jungen Menschen, die aus Familien kommen, in denen es nicht üblich ist, sich den Partner seiner Wahl zu nehmen.
Der Roman beginnt und endet in Hamburg, mit Zwischenspielen in Bremen.
Ein Auto in Hamburgs Norden, wo hauptsächlich Bürohäuser stehen, brennt, und nicht nur das Auto, sondern auch der darin sitzende Nouri Saroukhan, Sohn einer Einwandererfamilie, die sich in Bremen angesiedelt hat.
Nouri wird zwar noch reanimiert, schafft den Weg ins Leben zurück aber nicht mehr.
Die ermittelnde Staatsanwältin Chastity Riley und ihr Team tun sich mit mehreren Beamten zu einer Soko zusammen und sie versuchen, den Fall aufzuklären. Die immer müde Chastity fährt mit Kollegen nach Bremen, um die Familie des Toten zu informieren, aber da ist eine Wand aus Gewalt und Schweigen. Ein Kollege, dessen Vater ebenfalls bei der Polizei war, aber im Dienst bei einer Schießerei ums Leben kam, kommt mit, um mit seiner Stadtkenntnis zu helfen.
Viel erreichen sie alle nicht.
Aber dann tut sich doch ein Türchen auf und langsam kommt die Soko näher an viele kleine Details, die vielleicht zur Aufklärung beitragen können, heran.
Unter anderem auch an Aliza Anteli, eine Freundin Nouris aus Kindertagen.
Und dann geht alles ganz schnell.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist für mich die Schreibweise, aber Hamburg ist nicht die Südsteiermark, ich habe schnell gelernt, dann war es kein Problem mehr.
Ganz besonders gut finde ich das Cover mit der Telefonzelle. Warum, das muß sich jeder selbst erlesen, sonst geht die Spannung dieses Romanes verloren.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Erfunden und doch so wahr

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Der Autor Lukas Rietzschel hat sich für seinen Roman, der ohne Weiteres auch als Tatsachenbericht durchgehen könnte, ein sehr brisantes und berührendes Thema ausgesucht.
Die Brüder Philipp und ...

Der Autor Lukas Rietzschel hat sich für seinen Roman, der ohne Weiteres auch als Tatsachenbericht durchgehen könnte, ein sehr brisantes und berührendes Thema ausgesucht.
Die Brüder Philipp und Tobias wachsen in der Zeit nach dem Mauerfall im ländlichen Sachsen auf.
In Buch werden drei Zeiträume beschrieben, in denen man erliest, wie die beiden Buben von der Grundschule bis ins Erwachsenenalter mit kleinen und großen Problemen fertig werden (oder auch nicht) .
Sehr gut wird dargestellt, wie wenig Möglichkeiten die Kinder und Jugendlichen zu jener Zeit hatten und auch das Geld war und ist wie immer ein Faktor.
Wenn man dann nichts zu tun hat, wird man anfällig für diverse Parolen und bewundert Menschen, an denen eigentlich genau das Gegenteil haftet.
Ein wenig sprunghaft finde ich die Schreibweise, aber genau das war es, was mich immer wieder weiterlesen ließ.
Grundsätzlich ist das Buch kaum spannend, aber es vermittelt sehr gut die Mentalität der dort lebenden Menschen.
Asylanten, Neonazis, Stasi, Verlassenwerden, Pespektivenlosigkeit, Alkohol und Drogen, all das ist gut verpackt in einem Roman, der stellenweise stark berührt.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Jugendsünden

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Thomas Klupp, der Autor dieses Romans, Bachmann-Preisträger 2011, schafft es bereits auf den ersten Seiten, dass man wieder auf der Schulbank sitzt. Nicht grade zum Lernen, aber auf jeden Fall ...

Thomas Klupp, der Autor dieses Romans, Bachmann-Preisträger 2011, schafft es bereits auf den ersten Seiten, dass man wieder auf der Schulbank sitzt. Nicht grade zum Lernen, aber auf jeden Fall zum Erinnern.
Ganz tief greift er in die Schüler-Trick-Kiste, holt aus allen Ecken neue und alte Möglichkeiten hervor, wie man ein Schuljahr bestmöglich überlebt, ohne daß die werte Elternschaft gleich großes Trara wegen der nicht so besonders hervorragenden Benotung diverser Schul-und Hausarbeiten veranstaltet. Muß man wirklich sagen, der Thomas weiß, was Sache ist, bzw. war, spielt ja doch Jahre vor der heutigen Zeitrechnung.
Kann aber auch aus dem Vorjahr geklont sein, weiß nicht so genau. Ab und an ein Tütchen Gras, selten was Härteres, aber Schüler muß ja mitreden können. Wenn man Lehrer wie Sargnagel aushält, gilt das als Entschuldigung.
Und die Frau Direktorin Fürstenberg hat es auch nicht leicht. Bekannt und berühmt werden ist ja kein Problem, aber wenn man das Level halten will oder soll oder gar muß, na da brauchst Nerven.
Die Schüler sind eigentlich ein nettes Völkchen, müssen aber aus dem selben Grund wie die Frau Fürstenberg, manchmal die Sache etwas tunen, gelingt meistens, kann aber voll brenzlig werden.
In Weiden ist man aber zuversichtlich, auch in Zukunft ein Sieger-Tennis-Team auf die ( manchmal recht wackligen) Beine stellen zu können, und das MINT Leistungsfächer-Programm darf keinesfalls absacken. Dank des ESIS-Systems sind ja alle (!!) Eltern gut über das Leistungslevel ihres Nachwuchses informiert.
Sollte man meinen.......
Selten so gelacht, die schnoddrige Ausdrucksweise des sehr symphatischen Protagonisten des Buches läßt den Leser durchaus einmal vergessen, daß man solche Dinge nicht tut.
Das Cover ist gut gewählt, läßt sich doch eine Verbindung zu Inhalt feststellen.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Das Leben pur

Kampfsterne
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Die 80er Jahre. Eine Siedlung. 3 Ehepaare und die Kinder.
Alexa Henning von Lange hat mitten ins Leben getroffen mit ihren " Kampfsternen".
Jede der Personen berichtet von ihren Gedanken über ...

Die 80er Jahre. Eine Siedlung. 3 Ehepaare und die Kinder.
Alexa Henning von Lange hat mitten ins Leben getroffen mit ihren " Kampfsternen".
Jede der Personen berichtet von ihren Gedanken über die anderen und was sie gerade so umtreibt. Eigentlich sind die Kinder die Erwachsenen und die Erwachsenen die Kinder.
Schräge Gedankenspiele, ernste Überlegungen, Liebe, Hass, Verzweiflung, Schläge,
alles, was so in einer Familie vorkommen kann, (aber eigentlich nicht sollte).
Die Mütter, die den ganzen Tag Hausfrau sind und am Abend sind die Männer gereizt oder wollen ihre Ruhe haben. Die Männer, gestresst oder einfach nur wortlos dem ausgeliefert, was sie abends erwartet. Die Kinder, die von den Müttern durchs Leben gesteuert werden, die das aber gar nicht wollen und lieber eigene Wege gehen.
Eifersucht, erste Liebe, Erwachsenwerden in all seinen Facetten, jeder für sich ein eigener Kampfstern, das ist es, was die Autorin vermitteln will.
In 2 Tagen gelesen, gelacht und viel nachgedacht. Empfehlenswert.