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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2017

Das Mittelalter und die Reformation hautnah miterleben

Eine kleine Geschichte der Reformation
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Cover:
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Das bläuliche Cover mit Luther als wichtige Figur der Reformation wirkt einerseits seriös, andererseits für meinen Geschmack etwas unscheinbar. Passend zum Inhalt hätte ich ein ...

Cover:
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Das bläuliche Cover mit Luther als wichtige Figur der Reformation wirkt einerseits seriös, andererseits für meinen Geschmack etwas unscheinbar. Passend zum Inhalt hätte ich ein bunteres, etwas auffallenderes Cover passender gefunden. Luther ist zwar die zentrale und bekannte Figur in dem Kontext, das Buch betrachtet aber auch viele Dinge und Personen drumherum. Eine Art bunte Collage hätte ich hier schöner gefunden.

Inhalt:
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Jörg Kailus erzählt die Geschichte der Reformation, angefangen von den Zuständen kurz zuvor, über die Probleme der mittelalterlichen Gesellschaft und der "alten" katholischen Kirche bis hin zu Luther, seinen Thesen und den Folgen danach.

Mein Eindruck:
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Das, was mir von Anfang an gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie der Leser in die Geschichte eingeführt und durch sie an der Hand des Erzählers hindurchgeführt wird. Gleich zu Beginn wird der Leser fiktiv ins Mittelalter kurz vor Beginn der Reformationsbewegung gestürzt. Es wird suggeriert, er wacht dort auf und schaut sich um, nimmt Dinge im Vergleich zu der ihm bekannten Gegenwart wahr. Durch einen Erzählstil, der stets von "uns" redet (z. B. "Schauen wir uns dies genauer an...") bindet er den Leser so mit ein, dass man das Gefühl hat, hautnah alles mitzuerleben. So wird dies kein dröger Geschichts- oder Religionsunterricht, sondern spannendes Erleben des Mittelalters mitsamt den Gedanken und religiösen Beweggründen der Menschen, die zu dieser Zeit dort lebten. Zwischendurch bedient sich der Autor fiktiver Figuren, durch deren Geschichten spürbar wird, wie die einzelnen Berufe ausgeübt wurden, der Alltag der Menschen gelebt wurde und wie sich die Menschen gefühlt haben mögen. Neben Luther werden auch seine Kontrahenten und die daraus entstehenden Nebenströme beleuchtet, so dass man ein umfassendes Bild bekommt. Dabei ist dem Autor wichtig, keine Urteile über die Handelnden zu fällen. So sagt er mehr als einmal Sätze wie "Wir sollten aus der historischen Ferne nicht vorschnell urteilen."(S.160f.) Es geht darum, die Vorgänge zu verstehen, nicht zu bewerten.

Ich selbst habe mich bislang wenig mit den Unterschieden der Evangelischen untereinander oder ihren Unterschieden zur Katholischen Kirche befasst. Natürlich kannte ich Schlagworte wie Luther oder Calvin, aber die Zusammenhänge und das Verständnis hierfür sind mir erst durch dieses Buch ermöglicht worden. Hilfreich zum Nachschlagen, auch später, ist zudem das übersichtliche und gut erklärende Glossar am Ende des Buches.

Natürlich wird hier nur der wesentliche Kern der Ereignisse beleuchtet, dafür ist es auch nur eine "kleine Geschichte" der Reformation. Der Autor schreibt selbst, dass das Buch keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt und nicht für theologische Fachdiskussionen geeignet sei. Aber um diese führen zu können bzw. das Gelesene weiter zu vertiefen, bietet er am Ende jede Menge Literaturhinweise an.

Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da die Kapitel jeweils kurz, aber sehr informativ und vor allem sehr spannend waren. Ich wünschte mir, in meiner Schulzeit hätte es solche Bücher gegeben, ich hätte Religion und Geschichte damals viel spannender gefunden!

Fazit:
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Mittelalter und die Reformationsbewegung umfassend und gleichzeitig spannend und lebendig erzählt - Klasse!

Veröffentlicht am 05.01.2017

Den Glauben wieder mehr in der Kirche leben

Es ist kompliziert
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Cover:
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Die Kirchenkuppel in Kombination mit dem gekreuzigten Jesus und den fett gedruckten Titelbuchstaben "es ist" und weniger fett "kompliziert" machen dem Betrachter gleich klar, dass ...

Cover:
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Die Kirchenkuppel in Kombination mit dem gekreuzigten Jesus und den fett gedruckten Titelbuchstaben "es ist" und weniger fett "kompliziert" machen dem Betrachter gleich klar, dass es um die Infragestellung der Kirche, der Glaubenssuche und damit verbundenen Zweifel geht.
Allerdings wirkt das Buch durch den starken Kirchenfokus sehr fromm und ich bezweifele, ob die Zielgruppe der Glaubenszweifler sich dadurch angesprochen gefühlt hätte. Auf den ersten Blick wirkt es auf mich eher wie ein theologisches Lehrbuch. Das amerikanische Cover sowie den Originaltitel "Searching for Sunday - loving, leaving and finding the church" finde ich passender. Die dort abgebildete, weiter entfernte Kirche ist symbolisch für die gefühlte Entfernung von der Kirche und der deutsche Titel wird dem englischen nicht ganz gerecht. Für mich wäre das Originalcover mit wortgetreuer Übersetzung besser gewesen. Trotzdem sprang mir das Buch ins Auge.

Inhalt:
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Rachel Held Evans, Jahrgang 1981, wuchs in einer gläubigen Familie auf, bekam Glauben mit in die Wiege gelegt. Doch wie viele, besonders junge Leute begann sie, kritische Fragen zu stellen über die Auslegung der Bibel, die Art, wie der Glaube in ihrer Gemeinde gelebt wird. Doch sie stößt auf Widerstand; Kritiker, aber auch Menschen, die nicht "würdig" genug erscheinen, sind unbequem, oft nicht erwünscht. Diese Erfahrung treibt sie zunächst von der Kirche weg, der Sonntagsgottesdienst fällt aus, sie findet keine zu ihr passende Gemeinde. Doch sie will ihren Glauben nicht aufgeben und begibt sich erneut auf die Suche nach einem passenden Sonntagsgottesdienst (daher "Searching for Sunday"). Sie wird sogar Mitbegründerin einer neuen Gemeinde, die sich nach kurzer Zeit jedoch wieder auflöst. Auf dieser Glaubensreise lernt sie viele verschiedene Gläubige und Glaubensgemeinschaften kennen und nähert sich der Frage, warum viele, vor allem aus ihrer Generation, sich mit Kirche so schwer tun und liefert viele wertvolle Denkanstöße, was Glauben eigentlich ausmacht und wie Menschen wieder zum Glauben gebracht werden können.

Mein Eindruck:
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Wer kennt das nicht: Kirche ist irgendwie uncool geworden, viele fühlen sich durch bestimmte Dogmen und Traditionen abgestoßen oder treten aus der Kirche aus, weil sie das Gefühl haben oder eingeredet bekommen, sie seien nicht würdig genug, Teil ihrer Gemeinschaft zu sein. Dazu gehören viele Randgruppen wie Homosexuelle, Ehebrecher, Prostituierte und Straftäter, aber auch Jugendliche, die das Gefühl haben, dass Kirche weltfremd sei, denen Kirche nicht vermitteln kann, dass Gott auch in unserem heutigen Leben wichtig ist und was die Bibel uns für unser modernes Leben lehren kann. In meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die aus Gründen von Ausgrenzungserfahrungen in der Gemeinde der Kirche ganz fern geblieben, gar ausgetreten sind. Ich selber habe mir oft ebenso kritische Fragen wie die Autorin gestellt und wie sie, allerdings auf anderem Reiseweg, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es a) "die Kirche" nicht gibt, sondern vielmehr viele unterschiedliche Glaubensgemeinschaften mit dem gemeinsamen Ziel, Gott dienen zu wollen, und b) auch wenn man mit einigen Dingen der eigenen Glaubensgemeinschaft nicht einverstanden ist, kann und sollte man dennoch am Glauben an Gott festhalten.

Die Autorin bringt es für mich schön auf den Punkt, wenn sie sagt:
"Aber das Evangelium braucht keinen Bund mit dem Ziel, die falschen Leute draußen zu halten. Es braucht eine Familie aus Sündern, gerettet durch Gnade, die sich dazu verpflichtet, die Mauern einzureißen, die Türen zu öffnen und zu rufen: 'Willkommen! Es gibt Brot und Wein. Kommt, esst und redet mit uns.' Das Reich Gottes ist kein Königreich für die Würdigen, es ist ein Königreich für die Hungrigen."(S. 216)

Mich hat das Buch gefesselt und inspiriert gleichermaßen, denn die Autorin beschreibt ihre Glaubensreise zum einen in einer Sprache, die flüssig und leicht verständlich daher kommt, immer locker und manchmal mit einem Ticken Humor, nie aber respektlos oder pöbelhaft. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und ihre Erfahrungen und die Schlüsse, die sie daraus zieht, haben mir oft neue Sichtweisen auf diverse Themen beschert. Gegliedert ist das Buch in die Abschnitte Taufe, Beichte, Weihe, Abendmahl, Konfirmation, Krankensalbung, und Ehe und in jedem Abschnitt geben einzelne Kapitel teils autobiographische Erlebnisse wieder, teils greift sie auf die Meinungen Anderer zurück, so dass eine bunte Mischung aus Blogeinträgen, Interviews und Bücherzitaten sich harmonisch zu einem guten Gesamtbild ergänzen. Jedes Kapitel wird durch ein passendes Zitat eingeleitet, was mir als Einstimmung sehr gut gefiel.

Alles in allem habe ich sehr viel aus dem Buch für mich mitgenommen und ich empfehle es jedem, der sich als Christ empfindet, in der Kirche aber nicht (mehr) wohl fühlt.
Es bietet gute Denkanstöße, die Institution Kirche mit anderen Augen zu sehen und vor allem Anregungen, den Glauben wieder mehr im Alltag zu leben, denn:

"Die Kirche ist nicht eine Gemeinschaft, der du dich anschließt, oder ein Ort, an dem du ankommst. Kirche ist das, was passiert, wenn dir jemand auf die Schulter tippt und dir ins Ohr flüstert: Pass auf, das hier ist heiliger Boden. Gott ist hier." (S.346)

Fazit:
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Inspirierende Gedanken und wertvolle Anregungen, warum Kirche Mitglieder verliert und wie man dies ändern könnte - Ein Plädoyer für mehr lebendigen Glauben!

Veröffentlicht am 23.12.2016

Aufrüttelndes Buch über Menschenhandel mitten unter uns

Der verdrängte Skandal
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Cover:
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Das Cover passt gut zum Inhalt: Rot wie die Liebe, Schwarz für das Dunkle/Bedrohliche. Ein Herz mit Gittern, die eingesperrte "Liebe". Oder anders formuliert: Der moderne Sklavenhandel ...

Cover:
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Das Cover passt gut zum Inhalt: Rot wie die Liebe, Schwarz für das Dunkle/Bedrohliche. Ein Herz mit Gittern, die eingesperrte "Liebe". Oder anders formuliert: Der moderne Sklavenhandel findet leider vorwiegend im Sexgewerbe statt und was Liebe vorgaukelt, wird für die betroffenen, versklavten Menschen zum Gefängnis, einer Hölle, der sie nur schwer entkommen können. Das Cover macht aufmerksam und passt von der Symbolik her gut zum Thema.

Inhalt:
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Wer glaubt, dass die Zeit der Sklaven vorbei ist, irrt. Im Gegenteil: der Handel mit Ihnen findet mitten unter uns, auch in Deutschland statt, nur in einer moderneren Form von Menschenhandel. Alleine die Schätzung von 10.000-20.000 Opfern im Jahr 1998 ist erschreckend. Doch die Dunkelziffer ist bedeutend höher, da viele Fälle aus Angst nicht gemeldet werden. In diesem Buch wird ein aktuelles Spiegelbild der Lage gegeben in Form von Berichten von Betroffenen, Kurzvorstellungen und Erlebnisberichten von helfenden Organisationen auf dem Gebiet. Last, but not least wird auch ein Überblick über die Gesetzeslage in dem Bereich gegeben und die dabei entstehenden Probleme für Betroffene und Helfer aufgezeigt bzw. auch Anregungen geschaffen, was verbessert werden kann.

Mein Eindruck:
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Dieses Buch hat mich sofort neugierig gemacht. Von dem Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution hatte ich schon gehört, auch in vielen Krimis kommt dieses Thema ja immer wieder mal vor. Allerdings war mir bisher nicht bewusst, welche Ausmaße dieses Thema annehmen kann und was in den Medien Fiktion und Übertreibung ist und wie weit das Grauen für viele Opfer wirklich geht. Dieses Buch hat mir gezeigt: das Leid der Opfer geht noch viel weiter, als es das Fernsehen jemals darstellen könnte. Die Berichte der betroffenen Frauen haben mich schockiert. Bei vielen Berichten habe ich mich gefragt, wie sie es geschafft haben, den nächsten Tag zu überstehen und wie sie es überhaupt schaffen, das Leid solange auszuhalten. Die Geschichten konnte ich nur sehr langsam verdauen, weshalb das Buch mehr Lesezeit gebraucht hat, als ich ursprünglich annahm. Besonders fasziniert aber war ich von den Erlebnisberichten der Organisationshelfer, die unermüdlich jeden Tag auf der Suche nach Opfern sind und Wege suchen, ihnen zu helfen. In einigen Fällen sogar sehr erfolgreich, einige Frauen haben es geschafft, eine reguläre Arbeit zu finden und ihre Traumata zu verarbeiten, um wieder positiv in die Zukunft blicken zu können. Diese Berichte haben mich sehr mit Hoffnung erfüllt und gezeigt: es lohnt sich, nicht wegzuschauen!
In dem Buch wird auch davon berichtet, mit welch fiesen Tricks die Menschenhändler arbeiten, um ihre Opfer in die Falle zu locken. Dies war sehr aufschlussreich für mich und erschreckend zugleich. Denn sie haben gezeigt, dass die Opfer nicht so naiv sind, wie man klischeehaft annehmen würde. Einige wurden sogar von Familienmitgliedern verraten und verkauft, im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat mich sehr erschüttert.
Gut gefallen hat mir der gesetzliche Lagebericht, anhand dessen die Berichte mit Zahlen und Fakten untermauert wurden. Ebenso informativ war die Analyse des geänderten Prostitutionsgesetzes und die Darlegung, dass es die Lage kaum verbessert, eher verschlimmert hat. Darüber habe ich vorher nicht nachgedacht und ich sah unsere Gesetzgebung mal wieder in einem ganz anderen Licht.
Alles in Allem ist dieses Buch sehr informativ und erschütternd zugleich. Die Daten, Fakten und Erzählungen sprechen für sich und werden durch passende Fotos dem Leser visuell vor Augen geführt. Sie geben meines Erachtens ein realistisches Bild eines Straftatbereiches wieder, der in den Medien nur verzerrt wiedergegeben wird. Daher kann ich jedem ans Herz legen, dieses Buch zu lesen.

Fazit:
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Gut recherchiert und dargelegt, erschütternd und ermutigend zugleich, klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.12.2016

Wahre Weihnachtswunder - Ein außergewöhnlicher Geschichtenschatz

Wunder der Weihnacht
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Cover und Gestaltung:
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Das Buch ist ein Hardcover mit goldenem Rücken und weihnachtlichen Motiven auf dem Titelbild. Die Farben wirken harmonisch und gemütlich. Alles in allem ...

Cover und Gestaltung:
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Das Buch ist ein Hardcover mit goldenem Rücken und weihnachtlichen Motiven auf dem Titelbild. Die Farben wirken harmonisch und gemütlich. Alles in allem wirkt das Buch bereits optisch wie eine wahre Kostbarkeit. Perfekt!

Inhalt:
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Die Herausgeberin Elisabeth Mittelstädt hat in diesem Buch viele kurze Weihnachtsgeschichten von bekannten, aber auch weniger bekannten Autorinnen und Autoren zusammengetragen. Sie eignen sich sowohl zum Vorlesen als natürlich auch selber Lesen zur Einstimmung auf Weihnachten.

Mein Eindruck:
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Weihnachtsbücher gibt es heutzutage wie Sand am Meer, aber dieses ist in meinen Augen etwas ganz Besonderes. Zum einen hat mich bereits das Cover begeistert. Das Buch ist wie ein kleiner Schatz, der im wahrsten Sinne des Wortes dem Bücherregal Glanz verleiht. Aber Glanz verleihen auch die einzelnen Geschichten der (Vor)Weihnachtszeit, da sie sich um den Kern der Weihnacht drehen. Sie laden ein, fernab vom Konsum- und Geschenkestress darüber nachzudenken, was Weihnachten eigentlich meint. Und noch viel wichtiger: sie laden jeden ein, selber ein Bote Gottes zu werden, darüber nachzudenken, wie man mit einfachen Taten und Worten anderen eine Freude bereitet. Denn ja, es gibt sie, die wahren Weinachtswunder, in denen z. B. das plötzliche Auftauchen einer Tischdecke dafür sorgt, dass sich ein Ehepaar nach über 35 Jahren wiederfindet. Aber auch für diese Wunder benötigt Gott seine Helfer. Und auch wir können viel für ein schönes Weihnachtsfest tun. Anstatt zu verzweifeln, nicht die gewünschte Barbiepuppe oder den neuen Hunderoboter für unsere Kinder in der Geschenkeschlacht im Spielwarenladen zu ergattern, könnten wir daran denken, ihnen besondere Geschenke zu machen. Einige Ideen hierzu gibt es in diesem Buch. Wir könnten auch einfach den einsamen Nachbar von Nebenan zum Essen einladen. So wird zum Beispiel eine Familie, die in Weihnachten im Umzugsstress ist, von Freunden zu den Feiertagen eingeladen und erlebt ihr schönstes Weihnachtsfest überhaupt. Solche und noch viel mehr Geschichten laden dazu ein, sich über den Ursprung der Weihnacht erneut Gedanken zu machen, Weihnachten in einem anderen Licht zu sehen.
Die Geschichten sind dabei eingeteilt in die Themen "Weihnachtswunder", "Schutzengel unterwegs", "Königliche Geschenke", "Ungewöhnlich Feiern" und "Weinachtsweisheiten". Obwohl dies im Prinzip ein Buch ist, dass zur Besinnlichkeit einlädt, konnte ich nicht umhin, es in einem Rutsch in wenigen Stunden durchzulesen. Es war, als hätten die Geschichten eine Sehnsucht in mir geweckt, eine Seite angesprochen, die schon länger verkümmert ist. Ich habe die Geschichten regelrecht in mich aufgesogen und fühlte mich am Ende, als wäre ein Mangel, den ich vorher nicht bemerkt hätte, in mir wieder behoben.
Ich kann dieses Buch nur jedem Empfehlen, der die Weihnachtszeit wieder bewusster erleben möchte. Man ist dankbarer für die Dinge, die man hat, man kommt auf neue Ideen, wie man Weihnachten verbringen könnte und der Humor kommt trotz aller Besinnlichkeit auch nicht zu kurz. Besonders der "Kindermund" am Ende mancher Geschichte hat mich schmunzeln lassen. Klare Leseempfehlung!

Fazit:
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Geschichten, die den Kern von Weihnacht wieder in den Fokus rücken - ein wahrer Weihnachtsgeschichtenschatz!

Veröffentlicht am 14.11.2016

Assistentinnen vs. Chef

Die Assistentinnen
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Cover:
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Das Cover ist schön "businesslike", viele Assistentinnen laufen geschäftig hin und her, 2 davon in rot, die aus der Masse als etwas Besonderes herausstechen als Symbol für die beiden ...

Cover:
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Das Cover ist schön "businesslike", viele Assistentinnen laufen geschäftig hin und her, 2 davon in rot, die aus der Masse als etwas Besonderes herausstechen als Symbol für die beiden Protagonistinnen. Die Farben sind bunt, aber auch eher Bürostil als schrill und das Cover passt für mich sehr gut zur Handlung.

Inhalt:
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Tina Fontana ist Assistentin des großen Medienmoguls Robert. Sie ist ihm treu ergeben und arrangiert alles für ihn, schneidet gar die Zitronen für seinen Drink. Er schätzt sie und vertraut ihr, aber er fördert sie nicht und gibt ihr keine Gehaltserhöhung. Sie kommt mit ihrem Gehalt gerade so über die Runden, muss zusätzlich auch noch ihren alten Studienkredit abbezahlen. Als das Schicksal (und Roberts Vertrauen) ihr die Gelegenheit bietet, nutzt sie die Chance, um ihren Studienkredit mit Hilfe einer fehlerhaften Spesenabrechnung zu tilgen. Dabei ahnt sie nicht, welche Kettenreaktion sie damit in Gang setzt, die ihr Leben und das vieler Assistentinnen verändern wird...

Mein Eindruck:
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"Wir kamen nur damit durch, weil die Männer, die die große Kohle machten, die Verantwortung für Dinge, mit denen sie nicht belästigt werden wollten (wie eigenhändig unterschreiben) auf ihre Assistentinnen übertrugen."

Diesen (sozialkritischen) Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und er spiegelt im Prinzip die zentrale Aussage des Buches deutlich wieder.
Die Geschichte beginnt im Grunde recht unschuldig, nur ein Klick, einmal der Versuchung nachgegeben und die Lawine rollt an und nimmt immer mehr Personen mit. Tina Fontana ist eine Person, die mir sehr sympathisch ist. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen, hat (aus Prinzip) keine Freunde, hat viel Geld in ihre Ausbildung gesteckt mit der Hoffnung auf eine große Karriere und ist stets bemüht, das Gesetz zu befolgen. Ihrem Chef ist sie treu ergeben und verhält sich ihm gegenüber loyal. "Jemand wie ich, der obenhin über eine ängstliche Grundkonstitution verfügt, ist einfach nicht für das kriminelle Leben geschaffen." Bis zu dem Tag der Versuchung, wobei Tina zwar im ersten Moment egoistisch handelt, aber wenn man Tag für Tag sieht, dass die 20.000 Dollar für ihren Chef nur Peanuts sind, für sie aber jahrelanges Schuften bedeuten, kann man nachvollziehen, dass man aus Frust der Versuchung mal nachgeben kann. Wirklich kriminell ist sie m. E. nicht. Es macht Spaß, ihre Weiterentwicklung im Laufe der Handlung mitzuverfolgen, da man als Leser alles aus ihrer Gedankenwelt heraus erlebt. Diese wird in flüssigem Stil beschrieben und mit viel Humor. Es gibt jede Menge Anspielungen auf US-Serien und sarkastische Bemerkungen über das Leben der Reichen, die in einer ganz anderen Liga spielen als sie selbst.

Auch die anderen Charaktere ergänzen sich mit ihren oft schrägen Eigenarten zu einer interessanten Mischung. Da ist Emily, die Tinas direkte Komplizin und eine Art von Freundin wird sowie die andere Assistentinnen und natürlich darf ein "Quoten-Assistent" in Gestalt von Kevin nicht fehlen! Und der unberechenbare Gegenpart Robert, der sich (besonders gegenüber Tina) mal väterlich beschützend verhält, mal rücksichtslos wütend und macht ergreifend.
Eine Liebesgeschichte findet am Rande auch noch statt, wird aber dank der auflockernden Gedankengänge von Tina zum Glück auch nie zu schnulzig, d. h. für meinen Geschmack genau richtig.

Der tolle Schreibstil, viele raffinierte und unvorhersehbare Wendungen sowie die sarkastischen Anspielungen auf die Welt der Reichen und Mächtigen mit einem überraschenden, tollen Finale lassen dieses Buch zu einem wahren Genuss werden!

Fazit:
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Die Welt eines Mächtigen mächtig gut ausgetrickst - eine sarkastisch-humorvolle Gesellschaftssatire erster Klasse!

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