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Veröffentlicht am 16.07.2018

Unfassbarer Kath

Millionär in der DDR
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Cover und Gestaltung:
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Das Cover zeigt den ehemaligen DDR-Millionär Siegfried Kath mit seiner 2. Frau Annelies, die für sein Handeln zum geschäftlichen Erfolg eine ...

Cover und Gestaltung:
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Das Cover zeigt den ehemaligen DDR-Millionär Siegfried Kath mit seiner 2. Frau Annelies, die für sein Handeln zum geschäftlichen Erfolg eine maßgebliche Säule war. Im Hintergrund sieht man Ausschnitte aus anderen wichtigen Lebensphasen zu einer Collage zusammengefügt. Das Titelbild passt sehr gut zu der Geschichte, denn zum einen handelt es sich um eine historische Aufarbeitung von Fakten, zum anderen symbolisieren die Ausschnitte, dass es viele kleine Ausschnitte aus Kaths Leben gibt, die sich schwer zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenfügen lassen.

Inhalt:
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Siegfried Kath war wohl einer der wenigen Deutschen, die nach Bau der Mauer in die DDR ein-, statt ausgewandert ist. Hier arbeitete er sich nach einigen anderen Jobexperimenten als Antiquitätenhändler zum DDR-Millionär hoch. Nach sein Reichtum sollte nicht von Dauer sein und er fiel tief. Dieses Buch versucht, seine Geschichte schlüssig zusammenzutragen und sein Handeln zu erklären.

Mein Eindruck:
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Die Gestaltung des Buches hat mich direkt angesprochen. Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut, angefangen von der recht kurzen Kindheit von Kath bis zu seinen ersten beruflichen Erfahrungen in Westdeutschland und schließlich seine (scheinbar ungeplante) Einwanderung in die DDR und wie er sich dort in Etappen hoch arbeitete, bis er schließlich fiel. In den Kapiteln sind immer wieder Fotos von relevanten Begegnungen Kaths mit anderen Personen sowie Bilder der wichtigsten Dokumente, die sein Leben einschneidend bestimmten, zu finden. Dadurch wird die Handlung anschaulich und greifbar für den Leser.

Man merkt, dass der Autor viel Zeit auf seine Recherche verwendet hat, denn es finden sich unzählige Quellenangaben in Form von Fußnoten im Text. Diese hindern jedoch keineswegs den Lesefluss, sondern sind ausschließlich dazu geeignet, später ggf. selbst näher nachzuforschen. Die Bemerkung, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, ist "Unfassbar Kath". In 2 Kapiteln ist diese Bemerkung sogar Teil der Überschrift. Kath selbst war ein unfassbarer Mensch. Er selbst hat kaum Aufzeichnungen hinterlassen und in Interviews zeigt sich, dass er seinen Mitmenschen gegenüber sehr verschlossen war. Keiner wusste, wie es wirklich in ihm aussah. Selbst seine Familienangehörigen konnten über viele Dinge nur mutmaßen. Unfassbar ist auch oft das Verhalten von Kath. Mal denkt man, er ist clever, mal naiv, mal hat man den Eindruck er ist schlicht stur und unbelehrbar. Doch sein Verhalten führt ihn zum Erfolg. Solange, bis die DDR-Funktionäre den Spieß umdrehen, weil sein Erfolg nicht sein darf in ihrem System. Sie machen ihn zu ihrem Sündenbock. Und selbst nachdem dies der Fall ist, lässt Kath nicht von seiner Hoffnung ab, es doch wieder schaffen zu können.
Sein ganzes Leben liest sich durch die Zusammenstellung von Herr Nehring unglaublich spannend. Wie Kath handelt, lässt einen staunend und gleichzeitig mit Fragezeichen zurück. Mich hat die Geschichte aufgrund der ungewöhnlichen Persönlichkeit Kaths gefesselt. Ich hatte nur an einigen Stellen Probleme, die vielen Namen zu behalten und welche Rolle sie spielten. Hier hätte ein Personenregister am Ende eine gute Abhilfe schaffen können. Auch eine Kurzbiographie mit den wichtigsten Stationen Kaths hätte ich gut gefunden.

Die Erzählweise ist sachlich distanziert. Man merkt dem Autor an, dass vieles auf Vermutungen und logischen Schlussfolgerungen der wenig bekannten Fakten beruht. Das fand ich anfangs recht unbefriedigend, doch dies entspricht eben der Tatsache, dass es ungefüllte Lücken im Lebenslauf von Kath gibt und es ist besser, Vermutungen anzustellen und sie zu erläutern, als unhaltbare Behauptungen aufzustellen oder gar auf die Erzählung einer so interessanten Geschichte zu verzichten. Ich finde, der Autor ist hier einen guten Weg gegangen.
Mir erschloss sich ein bis dato unbekannter, faszinierender und spannend geschriebener Teil der DDR-Geschichte und ich empfehle es allen, die historisch an der DDR interessiert sind.

Fazit:
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Die unglaubliche Geschichte vom Aufstieg und Fall des Antiquitätenhändlers und DDR-Millionär Siegfried Kath - Ein spannender Teil DDR-Geschichte

Veröffentlicht am 16.07.2018

Doppeldeutiger Titel

Lady Liberty
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Cover:
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Das Titelbild mit Freiheitsstatue umgeben von Gerüst, im Vordergrund die entschlossen blickende Dame passt, ebenso wie der Titel, im zweifachen Sinne. Es geht um die Geschichte der ...

Cover:
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Das Titelbild mit Freiheitsstatue umgeben von Gerüst, im Vordergrund die entschlossen blickende Dame passt, ebenso wie der Titel, im zweifachen Sinne. Es geht um die Geschichte der Freiheitsstatue, aber auch die der jungen französischen Journalistin Camille, die diese Fracht nach Amerika begleitet und dabei ihren persönlichen Weg in die Freiheit findet. Auf den ersten Blick erinnert das Cover eher an einen Historienroman mit Romantikflair, doch unter dieser Oberfläche steckt auch noch ein interessanter Kriminalfall.
Die leicht samtige Oberfläche gefällt mir leider nicht, sie fühlt sich immer leicht staubig an, doch dies ist Geschmackssache.

Inhalt:
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Im Jahr 1885: Aufgewachsen in reichem Hause sticht die junge Camille St. Laurent als "schwarzes Schaf" in der Familie hervor, ist sie doch die einzige Frau, die studiert hat und Journalistin werden will. Ihre Schwestern dagegen haben sich den gesellschaftlichen Erwartungen gefügt und sich ihrer Ehe und dem Familienleben gewidmet. Für Camille ergibt sich durch eine Wette des Chefredakteurs der Zeitung "Le Figaro" die Chance, unter männlichem Pseudonym den Transport der Freiheitsstatue und deren Aufbau zu begleiten. Auf der anderen Seite des Ozeans begegnet sie Patrick, einem jungen Journalisten der "New York World", der sich aus dem Armenviertel zu einem angesehenen Journalisten hochgearbeitet hat. Er soll sich im Auftrag des Zeitungsverlegers Joseph Pulitzer um Camille kümmern und ist anfangs davon wenig begeistert. Doch die Zusammenarbeit der beiden verläuft besser als erwartet und auch privat kommen sie sich näher. Bei ihren Recherchen zum Bau der Freiheitsstatue stoßen sie auf mögliche Zusammenhänge mit zwei bestialischen Mordfällen und Camille gerät in tödliche Gefahr.

Mein Eindruck:
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Gleich der Beginn handelt von einem der Morde, wodurch sogleich Spannung erzeugt wird. Die Handlung erlebt der Leser abwechselnd an den Schauplätzen von Patrick und Camille, so dass immer Abwechslung und eine Grundspannung erhalten bleibt. Die Beschreibungen der Personen und ihrer Umgebung ist sehr gut gelungen, man hat direkt das Gefühl, in die Zeit einzutauchen.

Die beiden Protagonisten Camille und Patrick sind beide sympathisch, man kann von Beginn an ein gewisses Knistern spüren. Dass sich zwischen beiden eine Romanze entwickelt, liegt in der Luft, auch wenn sie sich am Anfang eher skeptisch gegenüberstehen. Leider ging die Annäherung der beiden zu schnell von statten. Schon früh geben beide ihre Vorbehalte auf und vertrauen ihre intimsten Geheimnisse einander an. Das wirkte auf mich wenig glaubwürdig. Zudem hatten beide durchaus das Potenzial für bissige Dialoge, wie der Anfang zeigt, doch leider weichen diese allzu schnell etwas seichteren Flirtdialogen. Obwohl ihre Gespräche immer recht amüsant waren, hätten man noch mehr Biss in ihre Gespräche bringen können.

Camilles Tante, die sie in New York aufnimmt, ist ein sympathischer Charakter des Typs raune Schale, weicher Kern. Ihre Bemerkungen erzeugten bei mir immer wieder ein Lächeln. Nur gegen Ende kam ihr Sinneswandel auch etwas zu schnell. Ansonsten gibt es viele Nebencharaktere wie den farbigen Zeitungsverkäufer und Gelegenheitszeichner Jimmy sowie die Prostituierte Susan, die für die Außenseitergruppen stehen und anhand derer im Roman demonstriert wird, wie das Amerika der 1880er für die ersten Schritte zu tatsächlichem Freiheitsdrang und Chancengleichheit für alle steht.

Durch die Recherche im Fall und die Gespräche von Camille und Patrick flicht die Autorin geschickt viele interessante historische Informationen über die Freiheitsstatue, die damalige New Yorker Gesellschaft sowie einiger New Yorker Sehenswürdigkeiten ein. Hierdurch konnte man den Flair der Zeit sehr gut spüren und die Geschichte gewann dadurch Authentizität. Besonders interessant war es, mehr über die beeindruckende Persönlichkeit des bekannten Zeitungsverlegers Pulitzer zu erfahren.

Der Kriminalfall war bis zu etwas dreiviertel des Romans sehr spannend, es wurden einige falsche Spuren gelegt, so dass man auf den Täter und vor allem auf sein Motiv recht spät aufmerksam wurde. Leider ging die Auflösung dann doch sehr rasch und m. E. zu simple zu Ende. Dafür wurden noch einige Kapitel über den Umgang mit dem Geschehen nach der Auflösung gespendet, so dass man erfährt, wie das Ereignis die einzelnen Charaktere verändert hat. So war das Ende abgeschlossen und schlüssig. Trotz meiner o. g. Kritikpunkte (ich bin nun mal kein Romantikfan) gefiel mir das Buch gut und durch den Spannungsbogen und den angenehmen Flair der Handlung konnte ich das Buch schwer aus der Hand legen.

Fazit:
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Historischer Roman rund um den Bau der Freiheitsstatue mit einem Hauch Romantik und einem spannenden Kriminalfall als roter Faden

Veröffentlicht am 15.07.2018

Kindergarten oder lieber Arbeit?

Kindergarten? Nö, heute nicht!
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Cover:
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Titel und Cover sind in schönen, bunten Farben gestaltet. Die Hauptfigur ist genüsslich auf einem Grashalm kauend und im Gras liegend zu sehen. Man fragt sich willkürlich bei ...

Cover:
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Titel und Cover sind in schönen, bunten Farben gestaltet. Die Hauptfigur ist genüsslich auf einem Grashalm kauend und im Gras liegend zu sehen. Man fragt sich willkürlich bei dem Titel, was ihn dazu veranlasst, so gemütlich liegen zu bleiben. Diese Situation macht neugierig und die Schrift könnte auch so im Kindergarten verwendet werden. Es weckt Aufmerksamkeit und erweckt durch die bunten Farben direkt Interesse, vor allem weil alles glänzend gedruckt ist.
Das Seitenformat ist etwa so groß wie Din-A5 und das Buch liegt als Hardcover gut in der Hand.

Inhalt:
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Der kleine Hase Jimmy geht eigentlich gerne in den Kindergarten. Doch dann kommt Dickohr Kalle vorbei gehoppelt und zieht ihn auf, er sei so klein, dass er noch in den Kindergarten müsse. Kalle dagegen darf bereits bei seinem Opa in der Autowerkstatt mitarbeiten. Das ärgert Jimmy und er beschließt, lieber Mama und Papa zur Arbeit zu begleiten, weil dies sicher aufregender ist als Kindergarten.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner 4 Jahre alten Tochter gelesen. Uns gefielen die liebevollen, bunten Zeichnungen sofort. Pro Doppelseite ist ein Bild vorhanden, auf der Eingangsseite sind sogar beide Seiten illustriert. So gibt es beim Vorlesen immer viel zu gucken. Besonders toll fanden wir die Suche nach der Schnecke "Speedy Sheila", die sich auf jeder Seite an einem anderen Ort versteckt. Schade und etwas irritiert waren wir, dass Kalle Langohr auf keiner Seite zu sehen war, obwohl er zweimal in der Geschichte vorkommt und seine Kommentare wesentlich für die Handlung von Jimmy sind.

Meine Tochter geht eigentlich gerne in den Kindergarten. Die wenigen Tage, an denen sie mal nicht in den Kindergarten geht, haben eher damit zu tun, dass sie im Kindergarten zuvor ein unschönes Erlebnis hatte. Dadurch, dass sie unsere Arbeitsstätten bereits besichtigt hat, weiß sie, dass Kindergarten doch auf Dauer spannender ist. Trotzdem, oder gerade deshalb hat ihr die Geschichte Spaß gemacht. Immerhin ist der Vater von Jimmy Polizist und die Mutter baut Häuser, da könnte man doch eine spannendere Aufgabe erwarten als nur leise herumzusitzen, die Straße auf und ab zu laufen oder vor dem Computer zu "spielen", oder? Doch auch diese Arbeit ist für Kinder zumindest nicht so toll wie im Kindergarten toben und spielen zu dürfen. Diese Botschaft wird hier vermittelt und sicher können sich hiermit die meisten Kinder identifizieren. Zudem ist dies ein guter Anlass, sofern noch nicht geschehen, mit dem Kind über die eigene Arbeit zu reden und sie ihm zu erklären.

Das Buch ist für Kinder ab drei Jahren geeignet, die Texte sind entsprechend kurz und gut verständlich gehalten. Die gesamte Länge der Geschichte ist perfekt für zwischendurch oder eine kurze Gute-Nacht-Geschichte.

Fazit:
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Schön illustrierte kurze Geschichte darüber, warum Kindergarten lustiger ist als Arbeit. Das Suchen der Schnecke macht besonderen Spaß!

Veröffentlicht am 15.07.2018

Zwei Enten im Rasenden Roland auf Rügen

Der Kohledieb von Rügen
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Cover:
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Auf dem Titelbild sind die beiden Badeenten Quack und Quacki vor der Dampflokomotive des "Rasenden Roland" auf Rügen abgebildet, mit den sogleich der Schauplatz der Handlung ...

Cover:
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Auf dem Titelbild sind die beiden Badeenten Quack und Quacki vor der Dampflokomotive des "Rasenden Roland" auf Rügen abgebildet, mit den sogleich der Schauplatz der Handlung passend markiert wird. Oben rechts sieht man eine Art Logo, das suggeriert, dass "Quack & Quacki entdecken die Welt" eine Reihe darstellt. Bisher ist dies der einzige Band, aber offensichtlich sind weiter geplant. Das Buchformat ist etwas größer als die Maxi-Pixies, als Hardcover jedoch noch stabiler und eignet sich hervorragend zum mitnehmen. Für eine Foto-Kindergeschichte ist das Cover sehr gelungen, denn die Entchen sind sehr anziehend und das Format wird Kinderhänden gerecht.

Inhalt:
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"Im Bahnhof Putbus am Morgen um acht, die Kohle ist weg, wer hat das gemacht? Nur etwas Ruß noch übrig blieb, Quack und Quacki suchen den Kohledieb!" So beginnt die Suche der beiden Enten quer durch die Bahnhöfe und durch den Zug "Rasender Roland" nach dem Übeltäter, der die Kohle der Lok gestohlen hat.

Mein Eindruck:
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Optisch gefiel uns das Buch sehr gut. Die Enten sind an jeder Station ihrer Sucher platziert und man erkennt an den Fotos sofort, wo man sich befindet. So bekommen Kinder, die diese Dampfeisenbahn noch nicht kennen, gute Eindrücke von dem Zug und von den im Betrieb involvierten Personen. Für Kenner des "Rasenden Roland" ist es genauso schön, die lieb gewonnenen Ecken wiederzuentdecken. Ich selber kannte diese Eisenbahn bereits und war gespannt, wie meine Tochter das Buch aufnehmen würde, die alte Züge liebt, aber diesen konkret noch nicht kannte.

Uns gefiel gut, dass die ganze Geschichte in Reimform erzählt wird. So kann man sich das Wichtigste gut merken und der Text lässt sich locker und schwungvoll vorlesen. Inhaltlich merkt man dem Buch an, dass es für Kinder ab 3 Jahren ist. Die Texte pro Seite sind sehr kurz und die Erklärungen zu den einzelnen Tätigkeiten knapp gehalten. Es wird lediglich aufgezählt, wen die Entchen besuchen, wie z. B. Michael, den Fahrdienstleiter, Fabian, das Kind auf dem Bahnsteig oder den Zugführer Friedemar. Das ist für die Zielgruppe sicherlich ganz passend, um sie nicht zu überfordern. Meiner Tochter war es etwas zu wenig. Sie ist mittlerweile vier Jahre alt und viel ausführlichere Texte gewohnt. Wir hätten uns je eine weitere Seite gewünscht, die noch mehr auf die Tätigkeiten der besuchten Personen tiefer eingeht. Dafür haben wir viel neben der Geschichte diskutiert und ich habe ihr z. B. erklärt, wie die Fahrkarten früher entwertet wurden oder warum die Dampflokomotive Kohle als "Essen" benötigt, wie im Buch beschrieben. Dieser Diskussionseffekt war auch schön und meiner Tochter hat das Buch beim ersten Vorlesen auch ganz gut gefallen. Allerdings war nach der Aufklärung das Buch auch nicht mehr so spannend. Einzig ein paar außergewöhnliche Bilder wie die alte Toilette im Zug oder der alte Ofen wurden von ihr später noch ein paar Mal angesehen.

Fazit:
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Schöne Entdeckungsreise rund um die Dampfeisenbahn auf Rügen. Für Kinder ab 3 geeignet, für ältere Kinder ist das Buch ggf. nicht anspruchsvoll genug

Veröffentlicht am 15.07.2018

Wasser ist Leben

Die Geschichte des Wassers
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Cover:
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Das Cover fügt sich gut an den ersten Band der Umwelt-Quadrologie an. Es ist im gleichen sandfarbenen Ton gehalten und passend zum Titel sieht man diesmal ein Boot, das sich leicht ...

Cover:
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Das Cover fügt sich gut an den ersten Band der Umwelt-Quadrologie an. Es ist im gleichen sandfarbenen Ton gehalten und passend zum Titel sieht man diesmal ein Boot, das sich leicht ausgestanzt auf dem Titelbild befindet. Leider ist es nicht das Boot, um das es eigentlich im Roman geht. Dennoch ist es sehr ansprechend gestaltet und als Hardcover mit Schutzumschlag sowie einem Lesebändchen ist der optische Eindruck perfekt.

Inhalt:
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In zwei Erzählsträngen (Gegenwart und nahe Zukunft), erzählt Maja Lunde von den Leben zweier unterschiedlicher Menschen, ihren Beziehungen, ihren Verlusten und Ängsten und welche Rolle das Wasser darin spielt. Zum einen ist da Signe, eine 70 jährige Umweltaktivistin, die im Norwegen des Jahres 2017 dafür kämpft, dass die Eisblöcke und Wasserläufe erhalten werden. Dabei gerät sie in Konflikt mit ihrer Mutter und ihrem Freund, die als "modern" und "fortschrittlich" denkende Menschen nur den eigenen, kurzfristigen Wohlstand im Auge haben. Dieser Konflikt zerstört letztendlich ihr Beziehungsgeflecht. Zum anderen gibt es in Frankreich im Jahre 2041 David, der mit seiner kleinen Tochter Lou flieht, weil es im eigenen Land zu wenig Wasser gibt. Es gibt Krieg um die Wasserbestände und noch vorhandenen Nahrungsmittel. Bei der Flucht werden sie getrennt von Davids Frau Anna und Lous Bruder August, der noch ein Säugling ist. Sie hoffen, im Flüchtlingslager wieder zusammenzufinden. Als die beiden in einem Garten ein verlassenes Segelboot finden, keimt Hoffnung auf.

Mein Eindruck:
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Nachdem ich "Die Geschichte der Bienen" begeistert verschlungen hatte, war ich sehr gespannt auf den 2. Teil. Auch diesmal bleibt die Autorin ihrem Stil treu, verknüpft mehrere Erzählstränge mit Hilfe eines bestimmten Gegenstandes miteinander. Durch das gegenseitige Unterbrechen der Handlungsstränge bleibt der Spannungsbogen konstant. Dieses mal ist die Geschichte weniger komplex aufgebaut, denn es gibt nur zwei Erzählstränge (der Plot der Vergangenheit fehlt). Zudem fand ich diesen Roman weniger informativ als der Band über Bienen. Lunde setzt diesmal ihren Schwerpunkt mehr auf die Gefühle und Beziehungen der Menschen, weniger auf den Umweltaspekt. Dieser rahmt die Handlung zwar ein und es gibt ein paar wenige Passagen, in der erklärt wird, wie es zu den verheerenden schlechten Zuständen kommen konnte, aber insgesamt war vieles nur angedeutet.

"Ich nähere mich, muss klettern, um ganz nah heranzukommen, die Schnitte wurden dort gesetzt, wo der Gletscher am steilsten abfällt. Ich ziehe einen Handschuh aus, lege meine Hand darauf, das Eis lebt unter meinen Fingern, mein Gletscher, ein großes, ruhiges, schlummerndes Tier, aber auch ein verletztes Tier, und es kann nicht brüllen, in jeder Minute, jeder Sekunde, wird es angezapft, es liegt längst im Sterben." (S. 16f.)

Mir fehlte stellenweise der aufklärerische Aspekt sowie der Hoffnungsschimmer. Der Roman war durchweg in einer erdrückenden Stimmung geschrieben. Zum einen waren die menschlichen Verluste an sich eine Tragödie, bei der ich schwer die Tränen zurückhalten konnte. Zum anderen liest sich der Roman so, dass es nichts gibt, was man tun könnte, um diesen Entwicklung aufzuhalten oder zu verlangsamen. Angesichts der Tatsache, dass da Jahr 2041 erschreckend nah an die Gegenwart angrenzt, lässt mich dieser Roman mit einer großen und hilflosen Beklemmung zurück. Sicherlich sind viele der Aspekte bekannt, die Lunde anklingen lässt. Doch über die konkreten Hintergründe und möglichen Gegenmaßnahmen wird der Leser im Unklaren gelassen.

"Wasser hat keine eigene Farbe, es ist die Welt ringsherum, die ihm seine Farbe verleiht, die Spiegelung des Himmels, der Umgebung, Wasser ist nie einfach nur Wasser. Wasser nimmt alles auf und wirbelt um alles herum, mit dem es in Berührung kommt. Wasser ist Humus, Sand, Lehm, Plankton. Wasser färbt sich vom Boden, den es bedeckt. Wasser spiegelt die Welt." (S. 396)

Das Buch war bis zum Ende spannend und flüssig geschrieben. Doch die Auflösung am Ende ließ mich leider leicht enttäuscht und ratlos zurück.

Fazit:
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Bei der Fortsetzung der Umwelt-Quadrologie liegt der Schwerpunkt leider zu sehr auf menschlichen Tragödien als Umweltaufklärung, trotzdem berührend und aufrüttelnd geschrieben.