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Veröffentlicht am 18.06.2021

Das hätte ich nicht erwartet

Ausweglos
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Wenn ein Buch die Bezeichnung Thriller verdient, dann ist es dieses hier. Am Anfang eine Intro-Szene, in der jemand vor irgendetwas davonläuft. Es lässt sich noch nicht sagen, wer es ist und um was genau ...

Wenn ein Buch die Bezeichnung Thriller verdient, dann ist es dieses hier. Am Anfang eine Intro-Szene, in der jemand vor irgendetwas davonläuft. Es lässt sich noch nicht sagen, wer es ist und um was genau es geht. So würde man auch einen Film anfangen.

Dann geht die Haupthandlung los – immer im Wechsel jeweils aus der Sicht eines von drei Protagonisten. Der erste ist Noah, der aus der Bewusstlosigkeit erwacht und von Sanitätern verarztet wird. Dann gibt es Elias, einen Kriminalkommissar, der strafversetzt wurde und gerade zu Hause gelangweilt zum zigsten Mal einen Film schaut, den er nicht einmal mag, als er per Telefon über einen Mord informiert wird. Die dritte Hauptfigur ist Linda, traurig, weil sie immer noch nicht schwanger geworden ist.

Die Szenen machen neugierig und sind sehr eingängig und zum Teil wortgewaltig verfasst. Beispiel: „Es (das Licht) durchflutet meine Netzhaut, als wollte es an meinen Pupillen vorbei, direkt in meinen Schädel.“ (Noah, als er aus der Bewusstlosigkeit aufwacht.)

Wie hängen die einzelnen Szenen zusammen? Das klärt sich schnell. Linda ist Noahs Ehefrau. Noah wird jedoch schwer verletzt in der Wohnung der Nachbarn gefunden. Die Nachbarin Emma liegt dort blutüberströmt in ihrem Bett, auf ganz brutale Art und Weise ermordet. Das ist der Tatort, an den Elias gerufen wird. Zwischendurch ist ab und zu eine andere Art Absatz eingeschoben, ohne einen darüber stehenden Namen. Das muss wohl der Mörder sein.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut. Neben viel Action lässt er in die Gedanken der einzelnen Personen blicken, ohne sich zu sehr darin zu „wälzen“. Auch die anderen handelnden Personen, vor allem Polizeikollegen von Elias, sind hervorragend charakterisiert.

Der Roman ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Zwischendurch meint man dabei immer wieder die Lösung zu erahnen, aber diese vermeintliche Lösung ändert sich während des Lesens mehrfach und am Ende bleibt nur noch ein „Wow!“

Das ist wirklich ein „Kopfkino-Buch“. Mir wird beim Lesen besonders blutiger Szenen manchmal schlecht, aber hier hatte ich keine Zeit dazu, denn es war einfach zu spannend. Ich konnte mich von Anfang an schon immer schwer von diesem Buch trennen, aber über die letzten 200 Seiten konnte ich es bis zum Ende gar nicht mehr aus der Hand legen. Mit dem Ende war ich auch überaus zufrieden. Ohne zu spoilern kann ich nur sagen: Das hätte ich nicht erwartet.

Dieses Buch, welches auch noch über ein sehr schön gestaltetes Cover mit einem geprägten Fingerabdruck verfügt, ist etwas für Leser, die intelligenten Nervenkitzel mit schlüssigem Ende lieben.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Zweiundvierzig

Per Anhalter durch die Galaxis
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Wer kennt ihn nicht, den Klassiker der Science-Fiction-Komödien „Per Anhalter durch die Galaxis“. Die Antwort auf alle Fragen ist 42 und die Mäuse sind die echten Chefs. Dieser Roman ist so herrlich albern ...

Wer kennt ihn nicht, den Klassiker der Science-Fiction-Komödien „Per Anhalter durch die Galaxis“. Die Antwort auf alle Fragen ist 42 und die Mäuse sind die echten Chefs. Dieser Roman ist so herrlich albern und enthält dabei eine Menge Realsatire: eine unsinnige Umgehungsstraße und dann das Ganze in etwas größer im Weltraum. Zu nahezu allen abstrusen Absurditäten gibt es irgendwo ein Pendant im Weltall. Das Ganze ist dazu noch bezaubernd albern.

Eigentlich ist diese Geschichte schon ziemlich alt und für manche vielleicht abgedroschen. Aber diese Hörbuchversion hat noch ein Extra parat: Der Schauspieler Christian Ulmen trägt das Ganze so herrlich vor, dass man, obwohl man es schon kennt, immer noch darüber lachen kann. Darauf einen pangalaktischen Donnergurgler, prost!

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Für Leser aus Ost und West und allen anderen Himmelsrichtungen

Wie Frau Krause die DDR erfand
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Isabella Krause ist Schauspielerin, in der DDR geboren und aufgewachsen. Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung spricht sie für eine Rolle in einem Werbespot für Joghurt vor. Die Situation ist so absurd, ...

Isabella Krause ist Schauspielerin, in der DDR geboren und aufgewachsen. Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung spricht sie für eine Rolle in einem Werbespot für Joghurt vor. Die Situation ist so absurd, dass sie wenigstens einen ganz besonders gestalteten Abgang hinlegen will, und den vorgegebenen Text „für meine Familie nur das Beste“ in schönstem Sächsisch hinschmettert.

Prompt erhält sie von der Produktionsfirma das Angebot, an einer Fernsehproduktion über Menschen in der DDR mitzuarbeiten. Sie soll Protagonisten heranschaffen, also echte ehemalige DDR-Bürger, die über ihre „Erfahrungen unter dem Regime“ berichten.

Das Dumme ist nur, dass sich Autor und Produktionsfirma schon ganz genau in den Kopf gesetzt haben, wie die sein sollen. Nun passen die Personen, die Frau Krause noch aus ihrer Kindheit kennt und mit denen sie Interviews arrangiert, überhaupt nicht zu den klischeehaften Vorstellungen, die sich auf ein paar typische Bilder beschränken, wie z. B. winkende Politiker auf der Bühne, Kindergartenkinder, die in Reih und Glied auf ihren Töpfchen sitzen usw.

Der Roman ist voller feinsinnigem Humor. Die Autorin beschreibt durch ihre originellen Figuren, wie es wirklich war, dass die Menschen eben nicht die ganze Zeit daran gedacht haben, wie sie ach so schlimm unterdrückt und bevormundet wurden, sondern dass sie ihr ganz normales Leben gelebt haben. Und darin gab es auch eine Menge Spaß und Freude und es wurde gefeiert. Letzteres unterschied sich sogar kaum vom Westen.

In diesem Roman von Kathrin Aehnlich geht es nicht um verklärte Ostalgie. Es wird alles sehr realistisch beschrieben und wo es möglich ist, mit einer Prise Humor gewürzt. Die handelnden Personen sind sehr gut charakterisiert, egal ob aus West oder Ost.

Die Geschichte lässt den Leser immer wieder schmunzeln, jedoch auch nachdenken und bei allem Spaß wird auch das Unrecht, welches wirklich Menschen angetan wurde, nicht vergessen. Die Autorin schafft es, alle Komponenten im richtigen Maß zusammenzufügen.

Letzten Endes geht es darum, sich gegenseitig zuzuhören, so findet die Geschichte am Ende zu einer überraschenden und für alle zufrieden stellenden Lösung.

Sowohl der Schreibstil der Autorin als auch die gesamte Konzeption des Romans haben mir sehr gut gefallen. Als Rahmenhandlung eine Fernsehproduktion, von wo aus dann auf die interessanten Einzelgeschichten eingegangen wurde.

Kurz gesagt: Eine „runde“ Geschichte, sehr facettenreich, kurzweilig und humorvoll mit einem zufriedenstellenden Ende. Für Leser nicht nur aus Ost, sondern aus allen Himmelsrichtungen.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Vorsicht vor diesem Roman!

Von hier bis zum Anfang
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Als ich mir das Cover und den Klappentext angeschaut hatte, dachte ich: „Drama, Drama, Drama! Ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt und auf Wirkung gequält?“ Aber dann habe ich einfach von vorne ...

Als ich mir das Cover und den Klappentext angeschaut hatte, dachte ich: „Drama, Drama, Drama! Ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt und auf Wirkung gequält?“ Aber dann habe ich einfach von vorne angefangen zu lesen und musste mich manchmal regelrecht zwingen, es zwischendurch auch mal beiseite zu legen.

Ich habe selten so eine einfühlsame und dabei spannende Story gelesen. Eigentlich sind es mehrere Stories in einem Buch – sowohl Drama als auch Krimi.

Duchess, dreizehnjährig, ist einerseits so erwachsen, wie es kein Kind in diesem Alter sein sollte. Sie übernimmt wie selbstverständlich die Verantwortung für ihren kleinen Bruder, weil ihre Mutter dazu psychisch einfach nicht in der Lage ist. Andererseits ist Duchess ganz und gar Teenager, rebellisch gegen fast jeden, hat vor nahezu niemandem Respekt und wirft mit den schlimmsten unflätigen Ausdrücken um sich. Das kann man ihr jedoch nicht verdenken. Ich habe dabei trotzdem immer dieses zerbrechliche Wesen vor mir gesehen.

Der zweite Protagonist, Chief Walker – kurz Walk –, im malerischen Idyll des kleinen Ortes aufgewachsen und dort als Polizist geblieben, ist ein wenig Vaterersatz für Duchess und ihren kleinen Bruder Robin. Walk kennt deren Mutter Star seit ihrer Kindheit. Sie sind alte Freunde. Zu ihrem Kreis gehörten noch Vincent und Martha. Vincent ist Walks bester Freund, aber angeblich Mörder von Stars Schwester Sissy. Vincent war damals vor 30 Jahren mit Star zusammen. Martha war damals Walks Freundin. Die Trennung der beiden ist eine traurige Geschichte für sich.

Nun kommt Vincent nach dreißig Jahren aus dem Gefängnis und alles gerät aus den Fugen. Die Freunde von damals werden – wie man so schön sagt – „von der Vergangenheit eingeholt“. Viele Fragen werden aufgeworfen und – das kann ich verraten, ohne zu spoilern – am Ende fast alle zufriedenstellend geklärt.

Das ganze Buch ist von zwei Handlungssträngen, oder besser gesagt Perspektiven, durchzogen: aus der Sicht von Duchess und aus Walks Sicht. Eine ganze Reihe anderer Haupt- und Nebenfiguren bereichern den Roman. So erhält man nebenbei Einblick in die tagtägliche Arbeit von Chief Walker und die z. T. sehr menschlichen Probleme, mit denen er dabei konfrontiert wird. Die sind manchmal ziemlich skurril, fast schon komisch, wenn z. B. der Fleischer Milton seinem Nachbarn einen Schafskopf in den Garten wirft und ähnliches.

Mein Fazit: Ein rundum gelungener Roman. Aber Vorsicht, er fesselt!

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Zum Glucksen

Das Rosie-Projekt
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Die auffällige Farbe des Covers hat mich aus einem öffentlichen Bücherregal heraus regelrecht angesprungen. Nicht ich habe das Buch, sondern das Buch hat mich gefunden. So musste ich einfach kurz hineinlesen ...

Die auffällige Farbe des Covers hat mich aus einem öffentlichen Bücherregal heraus regelrecht angesprungen. Nicht ich habe das Buch, sondern das Buch hat mich gefunden. So musste ich einfach kurz hineinlesen und war sofort geflasht.

Ein Typ – offenbar hochintelligenter Autist – der mittels eines Fragebogens die Frau fürs Leben finden möchte. Was für eine Idee! Dass das allerlei Verwicklungen – natürlich vor allem sehr komische – mit sich bringt, ist von vornherein klar.

Der Hauptheld Don Tillmann ist einer der unterhaltsamsten Menschen, die mir je in einem Buch begegnet sind. Irgendwie eine Mischung aus Sheldon aus der Big Bang Theorie und Mister Spock, nur insgesamt viel liebenswürdiger.

Ich musste beim Lesen ständig grinsen und manchmal auch laut glucksen, weil ich mir die Szenen immer bildlich vorgestellt habe: verkorkste Dates, Konfrontationen mit seinen Studenten – Don Tillmann ist Professor – und dann eben die Erlebnisse mit Rosie, die durch ein Missverständnis in sein Leben „schlittert“.

Ein rundum gelungenes Gute-Laune-Buch.

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