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Veröffentlicht am 28.05.2021

Klassiker

Frankenstein
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Zum Inhalt des Buches muss man, glaube ich, nicht mehr viel sagen. Der junge ambitionierte Frankenstein ist fasziniert von längst überholten Lehrmeinungen und erschafft unter deren Einfluss ein Wesen nach ...

Zum Inhalt des Buches muss man, glaube ich, nicht mehr viel sagen. Der junge ambitionierte Frankenstein ist fasziniert von längst überholten Lehrmeinungen und erschafft unter deren Einfluss ein Wesen nach dem Ebenbild des Menschen. Als dieses zum Leben erwacht, wendet sich der Schöpfer ab angesichts des Grauens, das er erschaffen hat, verweigert seiner Schöpfung Leitung und Nähe und besiegelt so sein Schicksal.

Schon recht früh war ich fasziniert vom Horrorgenre und habe neben Stephen King, natürlich auch die Klassiker gelesen. Damals war ich fasziniert von der Geschichte. Heute, mit Erfahrung und Abstand sehe ich die Story dagegen etwas differenzierter.

Generell ist es erstaunlich, mit welch wenigen tatsächlichen Horrorelementen die Autorin ihre vielschichtige Geschichte aufbaut. Sie beschreibt den Entstehungsprozess des Monsters fast gar nicht und auch das Aussehen der Kreatur bleibt weitestgehend der Phantasie des Lesers überlassen. Bilder, die man meint hierzu im Kopf zu haben, stammen meist aus einer der zahlreichen Verfilmungen. Der eigentliche Grusel spielt sich hier nicht in blutigen Details ab, sondern viel mehr auf der psychologischen Ebene. Wenn man bedenkt wie jung Mary Shelley war, als sie die Geschichte geschrieben hat ist es erstaunlich, wie sie es schafft beim Leser subtile Gänsehaut zu erzeugen und wie visionär ihre Erzählung ist, wenn man bedenkt was heute möglich ist, beispielsweise bei Transplantation, Gentechnik, Klonen.

Die Erzählweise ist sehr verschachtelt. Der Leser erfährt über die Kreatur aus Briefen eines jungen Forschers an seine Schwester, der hier über die Begegnung mit Frankenstein erzählt und dabei wiedergibt, was dieser ihm von seinem persönlichen Alptraum erzählt. Die Sprache ist natürlich ganz dem Alter des Buches entsprechend und teilweise schon langatmig und schwer. Gerade junge Leser könnten sich hier abgeschreckt fühlen und die Lust verlieren. Streckenweise wirkt das Buch fast wie ein Reisebericht, besonders wenn man die Wege Frankensteins nachverfolgt und von der Kreatur seintenweise kein Wort berichtet wird. Die Beschreibung der Kreatur ist, wie schon gesagt, eher vage. Sehr ausführlich widmet sich Mary Shelley dann aber der Entwicklung dieser. Hier kommt es dann, für mich, auch zu den größten, sagen wir mal Logikfehlern des Buches, wenn die Kreatur sich vollkommen autodidaktisch Sprechen, Lesen und Schreiben beibringt und das nur durch bloßes Beobachten. Die Autorin schafft kein gefühlloses Monster, welches Feuer scheut und blindwütig tötet, sondern ein denkendes, fühlendes Wesen. Ein Wesen, das sich formvollendet ausdrücken kann und in der Lage ist seine Situation selbst psychoanalytisch zu sezieren, das seine Herkunft ergründet, nach einer Vaterfigur sucht, Anschluss finden möchte, einen Partner. An diesem Punkt kann man nun die Psychologie bemühen und das Werk analysieren, aber da ich es nicht als Literaturstudent gelesen habe, überlasse ich das Anderen.

Ich habe das Buch dieses Mal unter anderen Voraussetzung gelesen, aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachtet, auch unter den Einflüssen des umfangreichen Filmangebots zu diesem Stoff. Ein bisschen hat dies meinen damaligen Leseeindruck revidiert, aber trotz allem ist das Buch ein unvergleichlicher Klassiker, ein Meilenstein der Literatur, Inspiration für ein ganzes Genre und ein Muss für Fans.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Erinnerungen

Kindheit
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Kindheit ist der erste Teil der Kopenhagen Trilogie der Autorin und behandelt, wie der Titel eben sagt, ihre Kindheitserinnerungen. Der Leser lernt die kleine Tove kennen, die mit ihren Eltern und dem ...

Kindheit ist der erste Teil der Kopenhagen Trilogie der Autorin und behandelt, wie der Titel eben sagt, ihre Kindheitserinnerungen. Der Leser lernt die kleine Tove kennen, die mit ihren Eltern und dem älteren Bruder in einem Hinterhaus in Kopenhagen aufwächst. Das Verhältnis zum Vater ist herzlich, aber in die starren Grenzen der damaligen Zeit gepresst, das Verhältnis zur Mutter schwierig, ist diese doch eher dem Bruder zugewandt.

Mir war das Werk der inzwischen verstorbenen Autorin gänzlich unbekannt, ich bin eher zufällig auf das Buch aufmerksam geworden. Der Stil der Autorin ist sehr eingängig, das Buch war in kürzester Zeit weggelesen. Die Kindheitserinnerungen wirken sehr authentisch und zeigen ein ziemlich gutes Abbild der damaligen Zeit. Der Leser bekommt Einblick in das gängige Familienmodell, die vorherrschende Meinung zur Erziehung von Jungen und Mädchen. Es wird sehr anschaulich verdeutlicht, wie sehr die junge Tove mit diesen Vorgaben zu kämpfen hat, da sie schon in jungen Jahren Schreiben möchte.

Das detaillierte Bild, dass die Autorin zeichnet, zeugt von einer unglaublich scharfen Beobachtungsgabe. Die Figuren sind sehr klar in ihren Eigenheiten und Charakteren porträtiert, zusammen mit den sprachlichen Fähigkeiten der Autorin wird hier eine reale Welt geschaffen in die der Leser eintauchen kann. Man lauscht den Erinnerungen, als würde man mit der eigenen Oma an einem verregneten Sonntag auf der Couch sitzen und sie erzählt aus ihrer Kindheit.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Auge um Auge

Zorn der Lämmer
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Wilna, Heimatstadt von Abba, Vitka, Ruzka und Leipke. Auch hier haben die Nazis während ihrer Terrorherrschaft ein Getto für die jüdischen Bewohner errichtet. Der Alltag der Bewohner wird bestimmt von ...

Wilna, Heimatstadt von Abba, Vitka, Ruzka und Leipke. Auch hier haben die Nazis während ihrer Terrorherrschaft ein Getto für die jüdischen Bewohner errichtet. Der Alltag der Bewohner wird bestimmt von Hunger, Entbehrung und der ständigen Angst vor Übergriffen der deutschen Soldaten. Die meisten Bewohner hoffen nur irgendwie zu überleben und haben sich mit der Situation arrangiert, doch die Gruppe um Abba leistet Widerstand, nicht zuletzt als sie von den unmenschlichen Greueltaten der Deutschen ausserhalb des Gettos erfahren. Ihr Drang nach Rache ist auch nach dem Sieg über Nazideutschland groß und so entsteht ein Plan zur Vergeltung.

Um ehrlich zu sein habe ich den Roman unter etwas falschen Voraussetzungen gelesen, irgendwie hatte ich angenommen, dass die Geschichte in der Gegenwart spielt. Trotz dieser Verwirrung bin ich aber schnell in der Geschichte angekommen, der Autor schreibt sehr eindrücklich und bewegend und schreckt auch vor starken Bildern nicht zurück. Die beschriebenen Kriegsverbrechen sind nichts für sensible Leser, das Grauen und Unaussprechliche des Krieges wird sehr real dargestellt.

Die jüdische Untergrundorganisation Nakam existierte ebenso wie Abba Kovner, die im Buch beschrieben radikalen Pläne zur Rache sind historisch belegte Tatsachen. Eine Recherche im Anschluss an das Buch würde ich jedem interessierten Leser empfehlen, denn ich zumindest hatte hierzu nur sehr, sehr beschränktes Wissen.

Das Buch bietet einen interessanten Blickwinkel, es zeigt hier die Überlebenden nicht ausschließlich als leidende Opfer, sondern eben auch als Partisanen im Widerstandskampf und als Rächer. Entgegen dem Motto, die andere Wange hinzuhalten, wird hier aktiv auf Vergeltung hingearbeitet, mit allen Mitteln und dem Ziel Auge um Auge, Zahn um Zahn, sechs Millionen für sechs Millionen. Ich habe in gewisser Weise Verständnis für diesen Wunsch nach Vergeltung, kann ihn aber in keiner Weise gutheißen und möchte mir gar nicht ausmalen, wie solche Ereignisse das Weltgeschehen beeinflusst hätten in den fragilen Zuständen nach Beendigung des zweiten Weltkrieges.

Mich hat das Buch beeindruckt, es ist aufwühlend, aber auch beängstigend, die Geschichte hat mich noch lange beschäftigt und zum Nachdenken gebracht. Zum Nachdenken vor allem über Schuld, über eine Schuld, die mich noch heute umgibt, obwohl wir mittlerweile in dritter, vierter Generation nach dem Krieg leben. Es erschreckt mich, dass mir diese Schuld noch immer gegeben wird, genauso wie die Tatsache, dass Menschen diese Schuld unserer Großeltern/ Urgroßeltern leugnen. Leider ist dieser Teufelskreis auch heute noch in Kriesengebieten der Erde aktiv, jede Partei fühlt sich im Recht. Verbrechen einer Völkergruppe an einer Anderen werden immer wieder zum Anlass genommen um teils jahrhunderte alte Fehden fortzuführen und Nachbarn gegeneinander aufzuhetzen.

Nach Beendigung des Buches wurde mir einmal mehr klar geworden, welches Bild man in Teilen der Welt von mir hat, nur im Hinblick auf meinen Geburtsort. Vergebung ist schwierig und zeugt von Größe, sollten wir nicht Alle in der Lage sein diese Größe aufzubringen?

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Naturgewalten

Die Farbe des Nordwinds
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Ellen bekommt die Möglichkeit als Lehrerin auf einer kleinen Hallig, mitten in der Nordsee zu arbeiten. Ein Traum geht für sie damit in Erfüllung, hat sie doch an dieses raue Fleckchen Erde ihr Herz verloren, ...

Ellen bekommt die Möglichkeit als Lehrerin auf einer kleinen Hallig, mitten in der Nordsee zu arbeiten. Ein Traum geht für sie damit in Erfüllung, hat sie doch an dieses raue Fleckchen Erde ihr Herz verloren, als ihre Mutter sich hier vor Jahren als Halligbäuerin versucht hat. Der Versuch scheitert recht schnell und Ellens Mutter tritt, wie so oft im Leben, die Flucht an. Ellen verlässt ihr neues Zuhause nur ungern, hat sie hier doch zum ersten Mal im Leben das Gefühl angekommen zu sein und endlich eine richtige Familie zu haben, zusammen mit Liske und ihrem Vater, bei dem ihre Mutter eingezogen war. Nun ist sie zurück, hofft anschließen zu können an die Vergangenheit, doch die Halliglüd sind ein besonderer Menschenschlag und Liske hat Ellen nie vergeben, dass sie sie zurück gelassen hat.

Der Roman läuft auf zwei Zeitebenen, das Heute, rund um Ellen und Liske und den Alltag auf der Hallig, und die Vergangenheit rund um Arjen, einen Jungen, der nach dem Tod seiner Eltern die Hallig und seinen Bruder verlässt, um zur Schule zu gegen und ein Gelehrter zu werden. Als er Jahre später mit seiner Frau zurück kommt, gehört er nicht mehr dazu und seine Vorschläge zur Verbesserung der Situation der Halligbewohner werden abgetan. Seine Geschichte erfährt man aus einer Chronik, die die damaligen Ereignisse beschreibt.

Die Autorin beschreibt sehr eindrucksvoll das harte Leben auf einer Hallig, damals wie heute. Immer wieder gibt es sehr bildhafte Beschreibungen von Flora und Fauna und natürlich von der See, dem Wind, den Naturgewalten. Ihre Charakterisierung der Figuren ist speziell, aber passend, sie wirken trotz ihrer Eigenheiten sympathisch, allerdings bedient die Autorin teilweise auch ein paar Klischees. Da ist dann die Zwillingsmama, die alles vegan möchte und Videos für YouTube dreht, der Witwer, der sich in seiner Arbeit vergräbt, statt Trauer zuzulassen, oder der junge Mann im sozialen Jahr, der die Stelle nur angenommen hat, weil er hier faulenzen kann. Aus diesen Klischees heraus bilden sich dann verschiedene Spannungspunkte, die für den Verlauf der Geschichte wichtig sind. Kurz vor Schluss wird die Geschichte etwas vorhersehbar, aber das ist ok, denn so kommt die Geschichte eben zu dem Ende, das die Autorin im Kopf hatte und das einen gewissen Bogen zwischen Heute und Damals schlägt.

Das Buch ist eine Hommage an eine einzigartige, leider bedrohte Landschaft, und an den besonderen Typ Mensch, der hier lebt und arbeitet. Das Buch ist aber auch eine Mahnung, es zeigt die Gewalt und die Gefahren des Meeres, die verheerenden Folgen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung. Es zeichnet ein Bild, entgehen der Postkartenidylle, abseits der verklärten Romantik von Touristen und Sommerurlaubern.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Sehr nützlich

Express for Family
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Ich habe ein Faible für Kochbücher und bin immer wieder auf der Suche nach neuen Inspirationen. Zeit ist für mich beim Kochen natürlich ein wesentlicher Faktor, praktikabel soll es sein, ohne viel Schnickschnack ...

Ich habe ein Faible für Kochbücher und bin immer wieder auf der Suche nach neuen Inspirationen. Zeit ist für mich beim Kochen natürlich ein wesentlicher Faktor, praktikabel soll es sein, ohne viel Schnickschnack und natürlich auch lecker. Da meine Kinder schon größer sind bin ich auch immer auf der Suche nach einfachen Rezepten, die sie sich selber, ohne viel Aufwand, nach der Schule zubereiten können.

Das Buch ist sehr umfassend geschrieben und enthält eben nicht nur Rezepte, sondern auch einiges an Basiswissen. Welche Utensilien sind unverzichtbar, oder welche Zutaten gehören unbedingt in den Vorratsschrank. Ebenso gibt es Tipps zum saisonalen Einkauf, oder der zeitsparenden Vorbereitung des Kochens.

Die Rezepte sind in verschiedenen Kategorien unterteilt, es gibt was aus der Pfanne, aus dem Ofen, zum Frühstück, Süßes, Suppen und einiges mehr. Die Zutaten sind dabei weder exotisch noch schwer beschaffbar. Ich hasse es, wenn man für ein Rezept eine Zutat braucht, die sündhaft teuer ist und die man dann nie wieder benutzt. Ebenso habe ich bei meinen Kindern Probleme mit allzu ungewöhnlichen Zutaten. Die Rezepte hier sind absolut praktikabel und kindertauglich, ohne das es für die Erwachsenen langweilig wird.

Das Buch wirbt ja schon im Titel mit der Schnelligkeit, mit der die Rezepte auf den Tisch gezaubert werden. Hier bin ich sehr etwas vorsichtig, da muss ich erst intensiver austesten, ob das so umsetzbar ist, aber generell ist nichts dabei, das stundenlang garen muss. Unter der Woche natürlich sehr praktisch.

Das Buch ist nicht nur was für Familien mit kleinen Kindern, auch Kochanfängern würde ich es empfehlen und selbst alte Kochhasen finden sicher noch die ein oder andere Anregung.

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