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Veröffentlicht am 17.01.2018

langatmig bis zum Schluss

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Einen guten Thriller habe ich noch nie von der Bettkante stoßen können. Zwischen den ganzen Fantasy- und Herzschmerzbüchern ist der ein oder andere kaltblütige Mord, geschmückt mit ein paar Herzschlag ...

Einen guten Thriller habe ich noch nie von der Bettkante stoßen können. Zwischen den ganzen Fantasy- und Herzschmerzbüchern ist der ein oder andere kaltblütige Mord, geschmückt mit ein paar Herzschlag aussetzenden Plot-Twists, eine erfrischende Abwechslung. Ich liebe diesen kalten Schauer, der einem dann über den Rücken läuft und dieses Gefühl das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen zu können. Auch Rachel, die Protagonistin aus Paula Hawkins‘ Girl on the Train, ließ mich immer mal wieder erschaudern…

Ich hasse es, etwas Schlechtes über Geschenke zu sagen. Girl on the Train- Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich von Paula Hawkins hat mein Freund mir von einer Geschäftsreise mitgebracht, als ich krank war. Er wollte mir eine Freude machen, weil ich von meinem letzten Thriller so geschwärmt habe, doch leider ist dieses Buch der sprichwörtliche Griff ins Klo gewesen.

Rachels Leben liegt in Scherben. Von ihrer großen Liebe Tom ist sie geschieden, ihren Job hat sie verloren und seit der Scheidung lebt sie bei einer Freundin in einem kleinen Zimmer als Untermieterin. Und sie liebt den Alkohol. Täglich sitzt sie im Zug und spielt ihrer Mitbewohnerin vor, sie würde zur Arbeit fahren, sinniert, trinkt, bemitleidet sich selbst. Außerdem ist da dieses Pärchen, das sie aus dem Zug beobachten kann… Jess und Jason, wie Rachel sie nennt, führen in ihrer Fantasie das perfekte Leben; das Leben, das Rachel mittlerweile verloren hat. Doch eines Tages beobachtet sie aus dem Zug etwas, was auf der schöne Fassade, die sie um die beiden Fremden aufgebaut hat, tiefe Risse zurücklässt. Und kurz darauf ist die junge Frau, die sie Jess nennt, verschwunden…

Warum dieses Buch ein Bestseller geworden ist, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Protagonistin und auch die Nebencharaktere sind durchweg unsympathisch, der Schreibstil plump und die Handlung nicht nervenaufreibend spannend, sondern schlichtweg langatmig. Nach 300 Seiten fragt man sich immer noch, wann es denn endlich losgehen mag. Hawkins versucht zwanghaft Nervenkitzel aufzubauen und wenn man endlich das Gefühl hat, dass die Story nun doch nach vorn kommt, würgt sie es wieder ab und lässt den Leser in seiner Unzufriedenheit zurück. Ich zumindest war sehr unzufrieden und schlussendlich auch so genervt, dass selbst die letzten Seiten, die tatsächlich den ein oder anderen spannenden Moment haben, das Ganze nicht mehr retten konnten.
twas, was mich vollkommen ratlos und irritiert zurückließ, ist übrigens der Untertitel. Natürlich kennt man die Menschen nicht, die einen aus dem fahrenden Zug beobachten. Es sind gesichtslose Unbekannte, die an einem vorbeirauschen, also wieso sollten sie mich kennen? Kennt Rachel Jess, weil sie sich ein Leben für sie ausdenkt? Oder weil sie in ihrer Fantasie Dinge erfindet, in denen zufällig Jess die Hauptrolle spielt? Dieser Nachsatz entbehrt jeder Logik und ist ein Paradebeispiel für die hohlen Phrasen, die die Autorin im Buch selbst auch verwendet, um zwanghaft für Schocker zu sorgen.

Auch die Perspektivwechsel zwischen Rachel, Jess, die eigentlich Megan heißt, und Anna, der neuen Ehefrau von Rachels Exmann Tom, bringen keinerlei Aufschluss über die Handlungen und erschein im Verlauf des Buches einfach vollkommen unwichtig. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass dieser Wechsel zwischen den Figuren gerade total modern ist und man das mit Macht noch unterbringen musste. Hinzukommt der furchtbare Schreibstil- et violà!, fertig ist der 08/15- Bestseller ohne Qualität. Manchmal frage ich mich wirklich, worauf diese Bestsellerlisten beruhen, denn dieses Buch hat meiner Meinung nach auf keiner davon etwas zu suchen!

Letztendlich bleibt anscheinend das selbe schale Gefühl beim Leser zurück, das Rachel wohl auch nach ihren zahlreichen Alkoholexzessen empfindet. Wenigstens das nimmt man aus diesem Buch mit…

Veröffentlicht am 01.05.2018

Satz mit X...

Aura 1: Aura – Die Gabe
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Ich hatte mich nach dem Lesen des Klappentexts auf eine etwas seichtere Jugendromanze mit leichten Fantasyelementen eingestellt, doch das Ergebnis war völlig anders als erwartet– und das leider nicht im ...

Ich hatte mich nach dem Lesen des Klappentexts auf eine etwas seichtere Jugendromanze mit leichten Fantasyelementen eingestellt, doch das Ergebnis war völlig anders als erwartet– und das leider nicht im positiven Sinne. Es haben sich beim Lesen und nun auch beim Reflektieren so viele Kritikpunkte angesammelt, dass ich gerade gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen soll, doch da es ja irgendwo losgehen muss, beginne ich mit der Protagonistin Hannah.

Hannah ist eine 16-jährige Schülerin, die nach und nach entdeckt, dass sie Dinge kann, zu denen ihre Freundinnen nicht fähig sind. Das fängt bei Telekinese an und zieht sich noch ein Stückchen weiter, ohne dass ich an der Stelle tiefer in die Materie eintauchen möchte. Neben einer für mein Verständnis viel zu laschen Reaktion auf das Entdecken der Gabe, verhält sich Hannah in meinen Augen selten wie eine 16-Jährige es tut. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie nicht erst 13 oder 14 Jahre alt ist. Ihre Reaktionen, ihr Verhalten, alles ist teils viel zu kindlich und an manchen Stellen wirklich unrealistisch. Das Mädchen ist einfach nur oberflächlich, naiv und hat in meinen Augen absolut kein Rückgrat. Für eine leicht beeinflussbare 13-jährige Leserin ist Hannah definitiv kein Vorbild.

Apropos kein Vorbild. Zwei Szenen des Buches haben mich regelrecht erschüttert. Nicht nur, dass Hannahs Schwarm Jan ein Nein zu einem Gute-Nacht-Kuss einfach ignoriert, er später sogar noch versucht sie zum Sex zu überreden oder viel mehr zu nötigen, finde ich Hannahs Reaktion absolut und völlig indiskutabel! Mit welcher Intention schreibt man bitte, dass das Mädchen Nein sagt, dann dazu genötigt wird und es dann doch genießt? Mir fehlen die Worte! Für mein Verständnis werden hier gewalttätige Aspekte in einer Beziehung als völlig akzeptabel und okay dargestellt. Wenn es das ist, was 13-Jährige durch dieses Buch lernen, dann werde ich immer und vehement vom Kauf des Buches abraten! Auch Jans völlig fadenscheinige Ausrede, er dachte, dass sie es wollte… Ich finde keine Worte dafür! Dass sie ihm das auch noch abkauft und ihm danach sogar wieder vertraut, vermittelt ein völlig falsches Bild von Freundschaft und Beziehungen.

Doch auch die Story selbst gibt für mich nicht viel her. Nach 100 Seiten bin ich dazu übergegangen das Buch nur noch zu überfliegen. Erschreckend fand ich hierbei, dass ich nicht nur Absätze, sondern sogar ganze Seiten überspringen konnte, ohne das Gefühl zu haben, dass ich etwas verpasst habe. Die Geschichte lässt einen roten Faden vermissen, ist langatmig und Spannung kam erst auf den letzten zwanzig Seiten auf. Statt diese Momente aber endlich mal auszukosten und dem Leser etwas zu bieten, wird hier alles so schnell abgewürgt, dass ich wirklich fassungslos zurück blieb. Hier fehlt mir generell einfach das Gefühl für eine spannend gestaltete Story. Kurzes Beispiel: Hannah erlebt eine Situation, die dem Leser genau beschrieben wird. Später erzählt sie ihrer besten Freundin Viv davon, doch statt zu sagen „Sie berichtet Viv ausführlich.“, darf der Leser diese Situation noch einmal erleben, weil Hannah es wirklich noch einmal komplett wiederholt. Solche Dinge sind für mein Verständnis nicht nur völlig überflüssig, sondern ziehen das Buch auch völlig unnötig in die Länge und lassen den Spannungsbogen ins Bodenlose absacken und helfen der Story leider überhaupt nicht.

Generell ist der Schreibstil der Autorin flüssig, leicht zu lesen und recht einfach gehalten, was bei der angegebenen Zielgruppe völlig in Ordnung ist. Trotzdem wirkt vor allem der Einsatz der direkten Rede viel zu konstruiert. Ich habe mich sehr oft gefragt, welche 16-Jährige denn so redet.

Schlussendlich bin ich von diesem Debüt und auch vom Auftakt der Trilogie wirklich enttäuscht und werde die Folgebände nicht lesen. Das Buch hat für mich viel zu viele Schwachstellen, teilweise grobe Schnitzer und vor allem die Nötigungsszenen lassen mich nur kopfschüttelnd zurück. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, aber selbst mit viel guten Willen kann ich es nur in die Kategorie Fehlschlag stecken. Übrigens das erste Buch, das dort landet…