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Veröffentlicht am 06.06.2019

Eine besondere Freundschaft und ein spannender Fall

Wilder Winter
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In texanischen Moorlandschaften befindet sich die Beute eines mehr oder weniger gescheiterten Bankraubs. Eine Million soll es sein, nur muss man diese jetzt noch finden. Hier kommen die Freunde Hap und ...

In texanischen Moorlandschaften befindet sich die Beute eines mehr oder weniger gescheiterten Bankraubs. Eine Million soll es sein, nur muss man diese jetzt noch finden. Hier kommen die Freunde Hap und Leonhard ins Spiel…

Von der Reihe hatte ich gehört, allerdings noch nie ein Buch des Autors gelesen, sodass ich neugierig war, jedoch keine allzu großen Erwartungen hatte. In diesem Fall hätten aber auch große Erwartungen kein Problem dargestellt, denn die Geschichte um die beiden ungleichen Freunde hat mich rundum überzeugt. Dabei gibt es so manchen derben Spruch und die Geschichte als solche wäre hier in ganz wenigen Sätzen nacherzählt, aber die Dynamik der Geschichte und der Freundschaft von Hap und Leonhard sind schon nach wenigen Seiten sehr mitreißend und schlichtweg kurzweilig. Doch nur oberflächig scheint das Buch schlicht als ein kleiner Snack für Zwischendurch. Durch die Hintergründe um den Zeitgeist der 60er in den USA erhält das Buch einen so nicht erwarteten Mehrwert und auch manche Wendung steigert die Lesefreude zusätzlich. Doch auch die brutale Spannung kommt nicht zu kurz und manche Szene beim Showdown wird Zartbesaiteten einen Schauer über den Rücken jagen…

Hap und Leonard sind beide sehr spezielle Männer, allerdings könnten sie nicht verschiedener sein. Hap ist weiß, Kriegsdienstverweigerer und hetero, während der dunkelhäutige Leonhard homosexuell ist und in Vietnam war. Genau diese Unterschiede und ihre lockere, offene Art, sei es sprachlich (Achtung: derber Wortwitz!) , oder auch wenn sie sich mit Gelegenheitsjobs durch das Leben zu schlagen machen sie wohl zu besten Freunden. Daher ist Leonhard auch direkt dabei, als Hap ihn bittet bei einer speziellen Aktion mitzumachen, die Haps Exfrau Trudy angeleiert hat. Gutes, scheinbar leicht verdientes Geld lockt die Freunde, aber wie zu erwarten läuft es ganz anders und hier zeigt sich besonders, dass der Titel des Buches sehr passend ist!

Wer sich nicht an der teils anstößigen Sprache stört, witzige Dialoge zu schätzen weiß, mit besonderen Charakteren in texanische Moorlandschaften wandeln will und ein wenig Spannung sowie Infos zu den USA der 60er und 80er mag, ist mit dem Buch bestens beraten. Nach diesem ersten Teil der Reihe werde ich auf jeden Fall mehr lesen müssen von Hap und Leonard, die mir irgendwie ans Herz gewachsen sind.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Versetzte mich in einen Leserausch

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Hunter und Garcia ermitteln wieder. In LA wird ein junges Model gehäutet aufgefunden, auch ihre Hände und Füße sind nicht mehr da. Warum wurde die Frau so brutal ermordet? Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, ...

Hunter und Garcia ermitteln wieder. In LA wird ein junges Model gehäutet aufgefunden, auch ihre Hände und Füße sind nicht mehr da. Warum wurde die Frau so brutal ermordet? Kaum sind die Ermittlungen angelaufen, schaltet sich das FBI ein, denn es scheint sich um eine Mordserie zu handeln und alle Ermittler tappen völlig im Dunkeln.
Ich bin nicht der allergrößte Carter-Fan, aber „Blutrausch“ hat mich auf jeden Fall in einen Leserausch versetzt. Einmal angefangen konnte und wollte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen, die Brutalität der Taten wird sehr anschaulich beschrieben (also nichts für Zartbesaitete!) und die Tathintergründe sind schon ein Ding. Auf die Idee muss man erst einmal kommen und dabei hatten auch die Ermittler so ihre Schwierigkeiten, was mir sehr gut gefiel. Hunter ist zwar hochintelligent und sehr belesen, aber mit einem Fingerschnipsen ist es eben nicht getan. Stattdessen hat er auch er mit dem „Künstler“ seine Schwierigkeiten, denn die Taten scheinen nicht richtig erklärbar und die Tatorte in diversen Staaten machen das Ganze nicht leichter. Auch Garcia war wieder zum Niederknien! Lustig, ironisch und dazu noch brillant.
Die Spannung ist fast durchgängig mit Händen greifbar und man fiebert einfach mit. Werden Hunter und Garcia dem Täter das Handwerk legen können? Warum die Taten? Die Zusammenarbeit mit dem FBI ist auch alles andere als harmonisch und bietet Nebenschauplätze, die dem Leser Gelegenheit zum kurzen Verschnaufen geben.
Insgesamt ein Buch, welches sich kaum zur Seite legen lässt und mich vollends überzeugt hat und das Ende verspricht weitere gute Unterhaltung (keine Sorge, der Fall als solcher ist in sich abgeschlossen!)

Veröffentlicht am 31.05.2019

Sehr spannender zweiter Fall für Gina

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Eine Frau findet beim Radfahren in einem bayrischen Ort menschliche Knochen, mit einer Liegezeit von sieben bis acht Jahrzehnten. Lohnt es sich da noch Ermittlungen anzustellen? Der Täter wird schließlich ...

Eine Frau findet beim Radfahren in einem bayrischen Ort menschliche Knochen, mit einer Liegezeit von sieben bis acht Jahrzehnten. Lohnt es sich da noch Ermittlungen anzustellen? Der Täter wird schließlich selbst schon verstorben sein und die Vergangenheit sollte man ruhen lassen – finden zumindest einige, nicht so Gina Angelucci, die Spezialistin für Cold Cases, die gerade wieder frisch aus der Elternzeit ins Berufsleben einsteigt.

Auch dieser zweite Fall um Gina hat mich wieder von Beginn an gefesselt und bis zum Schluss begeistert. Es ist ein klassischer Krimi, der hauptsächlich in der Gegenwart spielt, aber starke Bezüge zum zweiten Weltkrieg hat. Wie soll man nach so langer Zeit noch die Namen zu den beiden Skeletten herausfinden können? Warum wurden die beiden Personen getötet und einfach verscharrt, sodass sie lange nicht gefunden wurden? Gina und ihre Kollegen ermitteln im Ort und nach und nach ergibt sich ein Bild, sodass weiter ermittelt wird. Werden tatsächlich beide Opfer identifiziert und vielleicht sogar das Motiv für die Tat ermittelt werden können? Ein sehr spannendes Konstrukt der Autorin, die parallel dazu auch Ginas Privatleben nicht zu kurz kommen lässt, aber mit einer ebenfalls spannenden Wendung versieht.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und rund, die Autorin wartet mit einigen Überraschungen auf und der Bezug zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte ist sehr gut gelungen. Die Charaktere sind interessant und spannend gezeichnet – kurz und gut: ich habe keinerlei Kritikpunkte. Auch das Ende, bei dem ich so gewisse „Befürchtungen“ hatte, hat die Autorin sehr gut aufgelöst.

Dieser Fall lässt sich auch wunderbar ohne den (super empfehlenswerten) ersten Teil lesen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Nichts für Zartbesaitete!

Psychopathinnen
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Frauen sind das schwächere Geschlecht, gelten eher als Opfer, denn als Täter und das sie ihren Kindern Leid zufügen, dass will sich kaum einer vorstellen. Doch es gibt sie – Frauen die andere – darunter ...

Frauen sind das schwächere Geschlecht, gelten eher als Opfer, denn als Täter und das sie ihren Kindern Leid zufügen, dass will sich kaum einer vorstellen. Doch es gibt sie – Frauen die andere – darunter oft auch die eigenen Kinder – quälen und töten. Warum töten Frauen? Was wollen sie mit ihren Taten erreichen und wo liegen Unterschiede zu männlichen Tätern?

Benecke schildert in ihrem gewohnt recht emotionslosen Stil schier unglaubliche Kriminalfälle. Ihr Stil ist aber auch der einzig richtige um solche Themen anzugehen, denn sie will schließlich nicht reißerisch ausschlachten, sondern die Hintergründe beleuchten und erklären. Die Verwendung von Fachbegriffen ist dabei auch für Laien nicht überfordernd, sondern gut nachvollziehbar und verständlich erklärt.

Die Fälle als solche waren mir teilweise bekannt, aber nicht in der von Benecke dargestellten Tiefe, sodass ich trotz Wissen um den Ausgang sehr interessiert den Schilderungen folgte, die zeigen, dass „eine schwierige Kindheit“ eben nicht nur eine billige Ausrede von Straftätern und Straftäterinnen ist, sondern tatsächlich die Hauptursache für unglaubliche Taten darstellen können. Zwar kann ich nun besser verstehen, warum manche Frauen zum Beispiel das Münchhausen by proxy Syndrom aufweisen – es entschuldigt aber gar nichts, auch nicht Nachbarn und Verwandte, die zu lange wegsehen oder nicht vehement genug bei Behörden die Auffälligkeiten melden. Warum Frauen oft viel länger unentdeckt morden und quälen können wird ebenso deutlich, wie die Tatsache, dass sie nicht minder brutal agieren als Männer.

Mich hat das spannende, extrem gut recherchierte Buch sehr gut unterhalten. Langeweile kam nie auf, aber so manches Mal musste ich das Buch, ob der Taten weglegen. Wie Mütter ihre eigenen Kinder quälen und töten ist nun mal nichts, was man mal so eben wegliest. Es ist definitiv nichts für Zartbesaitete sondern eher für erfahrenere True-Crime-Leser, zumal von manchen Opfern Bilder vorhanden sind…

Veröffentlicht am 24.05.2019

Überraschungs-Highlight für mich, Leseempfehlung für euch!

Weiße Fracht
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Leander Lost ist ein Kommissar aus Hamburg, der in Fuseta, Portugal eine Art Austauschjahr absolviert. Als Asperger hat es Lost nicht immer leicht, aber in Fuseta und mit seinen portugiesischen Kollegen, ...

Leander Lost ist ein Kommissar aus Hamburg, der in Fuseta, Portugal eine Art Austauschjahr absolviert. Als Asperger hat es Lost nicht immer leicht, aber in Fuseta und mit seinen portugiesischen Kollegen, die ihn auch gerne mal heimlich als „Senhor Léxico“ betiteln, kommt er weitgehend gut bis sehr gut zurecht. Nun ermittelt das Team in einem Fall, der immer verzwickter zu werden scheint. Ein Alt-Hippie und eine Lehrerin sind tot – hängt das zusammen? Wenn ja wie und gibt es einen Zusammenhang mit anderen ungelösten Fällen?

Der Schreibstil ist rund, flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten. Sowohl das portugiesische Lebensgefühl, als auch die Beschreibungen der Gegend haben ein gewisses Fernweh geweckt, wenn ich auch noch nie in Portugal war und es um ehrlich zu sein auch nicht auf meiner Reiseliste sehr weit stand. Ein Ermittler mit Asperger ist mir bis dato noch nicht untergekommen, aber es war auf mehreren Ebenen absolut gelungen. Einerseits lernt man die Andersartigkeit in vielen Belangen besser kennen, sie sorgt für lustige, amüsante Momente (ohne Betroffene ins Lächerliche zu ziehen!) und für die Lösung des Falls sind Losts Fähigkeiten auch ganz entscheidend. Er ist ein besonderer Charakter, aber oder deshalb auch extrem liebenswert. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, habe ich einen sehr guten Eindruck von ihm gewinnen können und allein ihm zuliebe werde ich die Reihe natürlich fortsetzen müssen. Doch auch seine Kollegen Graciana und Carlos sind sehr herzlich und tun alles, um ihren Lost in Fuseta zu halten. Nicht selten zum besten Vergnügen für den Leser…

Selten habe ich einen Krimi gelesen, der irgendwie auch ein Wohlfühlbuch war. Es mag seltsam klingen, aber genau so habe ich empfunden. Daher war auch zu Beginn die Spannung an mancher Stelle zwar ziemlich überschaubar, aber das störte nicht im Geringsten. Hintenraus wird es dann auch noch sehr spannend und dramatisch, aber auch in den ruhigeren Phasen habe ich das Buch sehr genossen.

Für mich war es das erste Zusammentreffen mit Lost und seinen portugiesischen Kollegen, aber ganz sicher nicht das letzte. Entsprechend empfehle ich diesen Krimi vor schöner Kulisse und mit interessanten Charakteren gerne weiter!