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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2021

Hat seinen Reiz

Der gekaufte Tod
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August Snow ist ein ehemaliger Detektive, der Detroits früheren Bürgermeister und einigen Polizisten Korruption nachwies. Das hat zur Folge, dass er in Detroit einen schweren Stand hat, auch und weil er ...

August Snow ist ein ehemaliger Detektive, der Detroits früheren Bürgermeister und einigen Polizisten Korruption nachwies. Das hat zur Folge, dass er in Detroit einen schweren Stand hat, auch und weil er in einem Prozess zwölf Millionen zugesprochen bekam. Nach einem Jahr kehrt er in seine Heimatstadt zurück und wird von einer Bekannten um einen Gefallen gebeten. Er lehnt es jedoch ab für die Unternehmerin zu ermitteln und wenig später ist sie tot. Das kann August nicht einfach ignorieren…

Der Protagonist ist mal was anderes. Er hat zwar das Herz am rechten Fleck und ist sicher ein an sich guter Kerl, aber die Schale ist rau, genauso wie seine Sprache. August ist sehr gut ausgebildet, ein Feinschmecker (man liest so einiges von mexikanischen Leckereien, die appetitanregend sind) und zurück in seinem alten Viertel „Mexicantown“. Seine Mutter war Mexikanerin, sein Vater ein dunkelhäutiger Polizist und er will das Viertel, welches immer mehr vor die Hunde zu kommen scheint, in eine gute Nachbarschaft verwandeln. Dazu geht August seine ganz eigenen Wege. Das gilt auch für das menschliche Miteinander und besonders für seine Ermittlungen, die er dann doch noch anstellt, weil er den Ergebnissen der Polizei nicht so über den Weg traut. Dabei sticht er in ein Wespennest - eines der aggressivsten Sorte...

Der Schreibstil ist interessant, vieles wird angedeutet und erst ein paar Seiten weiter aufgeklärt, sodass die Spannung kontinuierlich vorhanden ist und sich sogar immer mehr steigert. Es gibt auch die typischen US-amerikanischen Actionszenen, aber es passt hier einfach perfekt und es gibt nicht nur einen Showdown.
Interessant finde ich alles rund um Detroit. Vorher wusste ich nicht allzu viel, aber hier werden nebenbei die gesellschaftlichen Entwicklungen gut dargestellt - auch und besonders die Schattenseiten kommen zum Tragen.

Weitgehend hat mich dieses Buch unterhalten, der Protagonist und die heimliche Protagonistin Detroit, haben ihren Reiz. Wer Interesse an einem etwas anderen Krimi hat, ist hiermit gut beraten.

Veröffentlicht am 25.05.2021

Starke Frauen

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Berlin in den 20er Jahren. Ein Jahrzehnt voller Licht- und Schattenseiten, wie dieses Buch eindrucksvoll zeigt, wobei die Schattenseiten im Fokus sind und wirklich in sehr dunkle Ecken führt. Polizeiärztin ...

Berlin in den 20er Jahren. Ein Jahrzehnt voller Licht- und Schattenseiten, wie dieses Buch eindrucksvoll zeigt, wobei die Schattenseiten im Fokus sind und wirklich in sehr dunkle Ecken führt. Polizeiärztin Magda Fuchs kommt nach dem Mord an ihrem Mann nach Berlin und versucht Fuß zu fassen. Das ist in dieser Männerwelt schwierig, nicht nur für Magda, die immer noch darunter leidet, dass der Mörder ihres Mannes nicht gefasst wurde, sondern auch für weitere Frauen, die man in dem Buch kennen und schätzen lernt.

Der Prolog hat es in sich, dann wird die Geschichte etwas langsamer erzählt und es dauert ein bisschen, bis die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt. Dennoch ist es sehr interessant die Stadt und ihre Bewohner besser kennenzulernen. Da gibt es unter anderem Celia, die verwöhnte Arzttochter, die unglücklich verheiratet ist, oder auch Doris, die in der Provinz groß wurde und nun in der Stadt ihr Glück versucht. Und dann geht es richtig los, vieles davon war so nicht zu erahnen, aber dennoch schlüssig. Zumindest mich hat das Buch ab einem gewissen Zeitpunkt so gefesselt, dass ich es kaum mehr aus den Händen legen wollte. Natürlich lag das an der Geschichte und dem Setting, aber auch an den schön ausgearbeiteten Charakteren, deren Weiterentwicklung mich interessierte. Der Schreibstil ist kurzweilig und fesselnd.

Die Atmosphäre ist aus meiner Sicht perfekt ausgearbeitet und auch durch den einen oder anderen Berliner samt passendem Dialekt wird es noch authentischer. Das Autorenduo scheut sich auch nicht die hässlichen Seiten zu zeigen und nicht selten musste ich schon mal schlucken – Achtung: hier geht es auch um Kinder, denen so manches angetan wird. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, passt aber und war wohl leider traurige Wahrheit. Auch alles was die unteren Schichten im Allgemeinen ertragen mussten, ist nicht ohne. Mehr kann ich an dieser Stelle aber wirklich nicht verraten.

In dem ersten Band werden die wichtigsten Fragen zum Fall am Ende zwar aufgelöst, allerdings gibt es auch einen Cliffhanger, der es in sich hat und man würde am liebsten direkt weiterlesen. Ich werde beim zweiten Band auf jeden Fall wieder mit von der Partie sein…

Veröffentlicht am 25.05.2021

Persönliches Sachbuch

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Was haben „You never walk along“, Dr. Pepper, Pest, Klimaanlagen, die QWERTY-Tastatur, Teddys oder Monopoly gemeinsam? Sie alle haben ihren Ursprung im Anthropozän, dem sich der Autor hier in zahlreichen ...

Was haben „You never walk along“, Dr. Pepper, Pest, Klimaanlagen, die QWERTY-Tastatur, Teddys oder Monopoly gemeinsam? Sie alle haben ihren Ursprung im Anthropozän, dem sich der Autor hier in zahlreichen Essays widmet. Es ist unser Zeitalter, welches wir stark geprägt haben und es brachte so einiges hervor. Manches gut, manches weniger.

Das Buch ist für mich keines gewesen, welches man einfach mal so durchliest. Dafür sind die Themen zu unterschiedlich, die Zusammenstellung nicht thematisch oder locker, und es wären auch zu viele Gedanken, die plötzlich kollidieren würden – so zumindest mein Gefühl. Ich habe immer wieder mal ein Essay gelesen, manchmal habe ich mich an die Reihenfolge gehalten, öfter jedoch habe ich einfach je nach Laune ein Thema ausgesucht, gelesen habe ich sie dann aber alle, auch wenn mir z.B. Greens Lieblingsband so gar nichts sagte und mich dieses Essay auch nicht wirklich erreichen konnte. Manche typische US Sache hatte es auch nicht so ganz geschafft mich zu erreichen, aber das liegt nun einmal in der Natur der Sache. Die Mehrheit der 44 Essays konnte mich aber in der einen oder anderen Weise erreichen und ich fand es interessant, wie er Verbindungen zu anderen Themen entwickelt hat, die man als Leser so nicht unbedingt auf dem Schirm hatte. Persönliche Anekdoten inklusive, was vor allem Fans interessieren dürfte. Wo mich das Thema interessierte, kam keine Langeweile auf, bei anderen Themen schon, sodass ich froh war, wenn es dann endlich beendet war.

Insgesamt wurde das Buch zwar einerseits eine persönliche Geschichte, denn Greens psychische Probleme werden hier schon häufiger angerissen, andererseits ist es aber auch ein universelles Buch. Es bietet Gedankenanstöße, ist informativ und vieles war auch wirklich interessant. Vor allem gefällt mir aber auch seine Herangehensweise Dinge, die unser Leben (oder zumindest seines) direkt betreffen zu analysieren, in einen Kontext zu setzen und letztlich auch auf einer Sterneskala zu bewerten. Die Recherchen scheinen mir sehr gut gewesen zu sein, dazu bekommt man als Leser neues Alltagswissen oder eine Bestätigung, wenn man sich nicht so ganz sicher war.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, gut zu lesen und schlicht angenehm. Die Informationen sind leicht zugänglich präsentiert, mal historisch, mal philosophisch angehaucht und so nimmt man aus der Lektüre sicher einiges mit. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Autor direkt zu einem spricht und die Offenheit mit der er Persönliches einbindet, finde ich sehr schön.
Für die gelungene Mischung dieses persönlichen Sachbuches vergebe ich an „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?“ vier Sterne.

Veröffentlicht am 18.05.2021

Spannender Kurzthriller

Kaltes Land
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Ich bin ehrlich - steht „Michael Tsokos“ auf dem Cover, dann muss es schon mit dem Teufel zugehen, dass ich das Buch nicht lese. Entsprechend musste ich auch einfach hier zugreifen, und wie erwartet hat ...

Ich bin ehrlich - steht „Michael Tsokos“ auf dem Cover, dann muss es schon mit dem Teufel zugehen, dass ich das Buch nicht lese. Entsprechend musste ich auch einfach hier zugreifen, und wie erwartet hat mich die Geschichte gut unterhalten, auch wenn sie nur 110 Seiten umfasst. Für Gelegenheitsleser, die nicht die Muße für dickere Bücher haben, ist das vielleicht genau richtig.
Der Schreibstil ist extrem prägnant, die Kapitel sind kurz, der Autor kommt schnell zum Punkt und hält sich nicht über Gebühr mit unnötigen Floskeln und dergleichen auf. Stattdessen nimmt die Geschichte schnell viel Fahrt auf. Auch das ist ein Grund dafür, dass ich eigentlich nur mal kurz in das Buch reinschauen wollte und - eine Stunde später sagte: „Upps, schon fertig!“.
Zum Fall als solchen will ich gar nicht viel sagen, denn schnell wäre zu viel verraten, aber er ist in sich schlüssig, spannend und beruht auf wahren Begebenheiten. Übrigens: Wer die Protagonistin Sabine Yao nicht kennt, kann hier dennoch guten Gewissens zugreifen. Verständnisprobleme wird es keine geben.
Dennoch habe ich zwei Kritikpunkte, zum einen finde ich acht Euro für den kurzen Thriller einen recht stolzen Preis, zum anderen hat mir das offene Ende nicht so ganz zugesagt. Klar, man hat schon so seine Vorstellungen, wie das weitergehen könnte, aber ganz so begeistert war ich davon nicht. Da beides sehr subjektiv ist, ziehe ich dann am Ende einen Stern ab und weiß jetzt schon, dass ich beim nächsten Buch, ob Thriller oder Richtung Sachbuch wieder zugreifen werde.

Veröffentlicht am 01.05.2021

Mehr als eine Liebesgeschichte

Zwischen zwei Herzschlägen
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Durch einen Moment ist das Leben von Kerry, Tim und Joel plötzlich miteinander verbunden. Für alle drei eine schwierige Situation, die Höhen und Tiefen mit sich bringt. Wie genau die aussehen erzählt die ...

Durch einen Moment ist das Leben von Kerry, Tim und Joel plötzlich miteinander verbunden. Für alle drei eine schwierige Situation, die Höhen und Tiefen mit sich bringt. Wie genau die aussehen erzählt die Geschichte. Liebesgeschichten sind nicht mein favorisiertes Genre, aber „Zwischen zwei Herzschlägen“ hat mich direkt angesprochen. Wie ergeht es Menschen nach dem Erleben einer Extremsituation? Wie fühlt es sich an, tot gewesen zu sein und seinen Lebensentwurf komplett ändern zu müssen?
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der drei Protagonisten erzählt und das über einen Zeitraum von immerhin 18 Jahren. So bekommt man einen extrem tiefen Einblick in die Leben, die teils sehr turbulent ablaufen. Vor allem Joel, der mit seinem Schicksal hadert stürzt in ein tiefes Loch, aber auch Tim und Kerry haben ihre Schwierigkeiten, die vielleicht weniger auffällig sind, ihre Leben dennoch extrem beeinflussen. Ausgehend vom Herzstillstand Joels und seiner Rettung, werden die drei Protagonisten über 18 Jahre begleitet. Sie kommen mir sehr authentisch vor und selbst Nebencharaktere sind richtig gehend greifbar geworden. Es gibt Liebschaften, Abstürze und Freundschaft, Träume und Versuche, zu sich zu finden und vieles mehr, was auch im „echten“ Leben alltäglich ist. Toll auch, dass der Leser informiert wird, was bei einem Herzkreislaufstillstand zu tun ist. Das ist nachvollziehbar, gibt Sicherheit und öffnet die Augen, denn mit dem Hollywood Bild von der Herzdruckmassage hat die Realität wenig zu tun. Der Schreibstil ist ansprechend und flüssig, sodass ich schnell vorankam und oft einfach extrem gefesselt war und das bei rund 570 Seiten. Das Buch ist stark, sowohl bezüglich seiner Seitenzahl, als auch bezüglich des Inhalts, der bei mir sicher in Teilen noch eine Weile nachwirken wird – insbesondere die Intension der Autorin für dieses Buch hat mich überzeugt. Ganz ohne Kritik geht es dann aber auch nicht. Kerrys Hin und Her zwischen den Männern hat mich irgendwann fast schon genervt, aber nun gut, das soll es ja geben…
Schlimmer sind da im hinteren Abschnitt die vielen Tipp- und Rechtschreibfehler. Während das objektiv eine Art Mangel ist, so hat mich persönlich gestört, dass ein bisschen arg viel Drama enthalten ist. In Teilen war das überzeugend, aber so im Nachhinein war es ein bisschen drüber. Dennoch empfehle ich das Buch gerne weiter – wenn auch in erster Linie Lesern von Liebesgeschichten.