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Veröffentlicht am 21.02.2018

Das Mädchen aus Aleppo öffnet dem Leser die Augen

Ich bin das Mädchen aus Aleppo
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Bana Alabed lebt mit ihrer großen Familie in Aleppo und ihre ersten Lebensjahre sind noch glücklich – doch dann bricht der Bürgerkrieg aus. Aus dem unbeschwerten Mädchen wird ein Kind, welches sich mit ...

Bana Alabed lebt mit ihrer großen Familie in Aleppo und ihre ersten Lebensjahre sind noch glücklich – doch dann bricht der Bürgerkrieg aus. Aus dem unbeschwerten Mädchen wird ein Kind, welches sich mit seiner Familie vor den Bombenangriffen manchmal Ewigkeiten im Keller verstecken muss, das unter den Rationierungen von Strom, Wasser und Nahrung leidet, den Tod und die Unmenschlichkeit tagtäglich erleben muss und trotzdem immer noch stark ist. Bekannt wurde sie, weil sie über Twitter versuchte die Welt auf die Schrecken in Syrien aufmerksam zu machen.

Für dieses Buch die richtigen Worte zu finden ist unglaublich schwierig. Die Gräueltaten werden gut nachvollziehbar und bildlich dargestellt und haben mich nicht selten heftig schlucken lassen. Gelegentlich musste ich das Buch auch komplett zur Seite legen, weil es einfach schrecklich ist, was syrische Männer, Frauen und vor allem die Kinder Tag für Tag erleiden müssen. Die Ängste, die Zwänge und die Unsicherheiten werden in diesem Buch sowohl bei den Ausführungen der Mutter, als auch bei Banas Abschnitten sehr deutlich und lassen jedem emphatischen Menschen fast das Blut in den Adern gefrieren. Wobei mich die Ausführungen der Mutter deutlich mehr emotional packten, als Banas Schilderungen. Die Mutter hat eine gewisse Authentizität, die mir bei Bana stellenweise etwas fehlte. Natürlich werden Kinder, die keine echte Kindheit haben schneller erwachsen, was sich vielleicht auch in der Art des Schreibens niederschlägt, allerdings waren mir Banas Abschnitte viel zu verkopft (obwohl der Stil recht simpel gehalten ist, ist er fast nie kindlich, auch wenn ab und an mancher kindliche Gedanke verarbeitet wird), nur selten hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte wirklich von der Kleinen geschrieben wurde. Viel häufiger erscheint es mir, dass Banas Geschichte von einem Erwachsenen verfasst wurde. Das kann ich natürlich nicht beweisen, aber es ist eben auch nur so ein Gefühl gewesen. Genau dieses Gefühl brachte mich auch zum Recherchieren ihrer Twittergeschichte und ich wurde auch prompt fündig. Einiges nährt gewisse Zweifel, auch die Frage, ob es in Ordnung ist Kinder zu instrumentalisieren (zumindest habe ich bis zu einem gewissen Grad den Eindruck, dass genau das geschehen ist) und einiges anderes lässt sich kritisch hinterfragen, sodass das Buch auch besonders viel Stoff für Lesezirkel bietet. Aber auch andere Themen, wie beispielsweise die Hoffnung oder Heimatverbundenheit lassen sich toll diskutieren. Das Buch als solches ist vielleicht alles andere als perfekt, aber die Auseinandersetzung mit dem traurigen und erschütternden Schicksal der Syrer muss stattfinden.

Auch die Bewertung als solche ist unheimlich schwierig. Ohne dieses Hintergrundwissen (wobei auch da – die Bilder auf Banas eigenen Kanälen einmal ausgenommen - zumindest theoretisch einiges falsch dargestellt sein könnte) hätte ich nur geringe Abzüge, wenn überhaupt vorgenommen. Da ich nun aber diese im Buch entstandenen und im Netz verfestigten Zweifel gegenüber Banas Urheberschaft hatte, wollte ich nur drei Sterne geben. Nachdem nun etwas Zeit nach der Lektüre vergangen ist, ist mir aber klar geworden, dass es viel zu wichtig ist, was Bana und ihre Mutter berichten, welche Message die das Buch – jenseits dessen, wie es nun wirklich geschrieben wurde- transportiert, sollten möglichst viele lesen. Es rückt in jedem Fall jedes kleinere Problem, das man im europäischen Alltag so hat, in ein anderes Licht…

In keinem Fall sollte dieses Buch ein Kind lesen, Jugendliche wohl nur, wenn sie etwas befestigt sind und sich mit anderen darüber austauschen können.

Dieses Buch mag man irgendwann gelesen haben, aber solange der Krieg tobt, wird der Leser es nie komplett beendet haben.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Authentizität
  • Thema
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 16.02.2018

Bewährtes Schema-F

Dornenkleid
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Marcus O´Bannion, der Herausgeber einer großen Tageszeitung, trifft häufig eine junge, sichtlich unglückliche Frau im Park, der er gerne helfen möchte. Immer wieder lehnt sie seine Hilfsangebote ab, bis ...

Marcus O´Bannion, der Herausgeber einer großen Tageszeitung, trifft häufig eine junge, sichtlich unglückliche Frau im Park, der er gerne helfen möchte. Immer wieder lehnt sie seine Hilfsangebote ab, bis sie sich eines Nachts mit ihm in einer anrüchigen Gegend treffen möchte. Bevor Marcus mehr erfahren kann, werden die beiden überfallen. Die junge Philippinerin ist tot. Marcus und Detektive Scarlett Bishop ermitteln in dem Fall, der sie auf die Spur eines brutalen Menschenhändler-Ringes führt.

Wie immer hat Rose auf ihr bewährtes Schema-F zurückgegriffen. Ein spannender Fall, eine sich anbahnende Beziehung und eine große Portion Dramatik, gewürzt mit typisch amerikanischen Elementen. Das habe ich so erwartet und auch erhofft. Alles andere hätte mich wahrscheinlich auch eher enttäuscht. Der Schreibstil ist wie immer sehr flüssig, die Schilderungen aus verschiedenen Perspektiven haben es ermöglicht die Geschichte besonders vielschichtig zu erzählen und die Charaktere sind wieder an sich schon sehr interessant. Die Vielzahl an Figuren ist erstaunlich, noch erstaunlicher allerdings finde ich, dass Rose es schafft jeden so in Szene zu setzen, dass der Leser eigentlich nicht den Faden verlieren dürfte und ein Bild des entsprechenden Charakters vor Augen haben müsste (zumindest bei mir gelingt ihr das immer). Das Thema Menschenhandel ist gut in Szene gesetzt – auch wenn man sich da manches gar nicht vorstellen mag. Menschen, auch Kinder als Ware zu sehen, ist einfach krank... Das 900 Seiten starke Buch hatte ich recht schnell gelesen, aber gerade am Anfang fand ich es stellenweise doch etwas zäh – gemessen an anderen Büchern der Autorin. Manche Länge zwischendurch (die ich eigentlich auch nur am Beginn des Buches ausmachen konnte) seien bei der Seitenzahl verziehen.

Es handelt sich zwar um den zweiten Teil der Dornen-Reihe und es macht auch sicher mehr Freude, wenn man „alte Bekannte“ wieder trifft, aber im Prinzip kann das Buch auch unabhängig gelesen werden.

Ein spannender Fall, der nachdenklich macht und mit seinen interessanten Charakteren zu überzeugen wusste. Da, wie oben erwähnt, der Beginn bis ca. Seite 200 nicht ganz so überzeugte, wie ich das von der Autorin gewohnt bin, gibt es gute vier Sterne und ich freue mich schon auf den dritten Teil. Wahrscheinlich hätte ich auch noch 4,5 Sterne vergeben, wären nicht so viele Zeichensetzungsfehler in dem Buch gewesen – sorry, aber das hat irgendwann echt nur noch genervt. Mancher Tippfehler – geschenkt, aber das ständig die Bindestriche fehlten, etc. geht gerade bei einem großen und recht renommierten Verlag für mich gar nicht.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Dramatische Familiengeschichte, eingebettet in große geschichtliche Ereignisse

Das Erbe der Rosenthals
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Die elfjährige, jüdische Hannah muss 1939 mit ihrer Familie aus Berlin fliehen und das fällt ihr trotz aller Anfeindungen nicht leicht. Mit dem Schiff soll es nach Kuba gehen und die zweiwöchige Überfahrt ...

Die elfjährige, jüdische Hannah muss 1939 mit ihrer Familie aus Berlin fliehen und das fällt ihr trotz aller Anfeindungen nicht leicht. Mit dem Schiff soll es nach Kuba gehen und die zweiwöchige Überfahrt gelingt auch noch recht gut, aber dann dürfen die meisten Passagiere das Schiff nicht verlassen. Im Jahr 2014 hat auch die junge Anna in New York mit Problemen zu kämpfen. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, weil er vor ihrer Geburt bei dem Anschlag auf das World Trade Center ums Leben gekommen ist. Als ein Brief aus Kuba bei der jungen Familie ankommt, machen sie sich auf den Weg und die beiden Geschichten laufen zusammen.

Mich hatten die Geschichten der beiden Mädchen sehr berührt, wenn sie auch recht unterschiedlich auf den ersten Blick scheinen, so gibt es doch einige Parallelen und die Zusammenführung der beiden Stränge ist auch sehr gut gelungen. Allerdings hatte ich meine Schwierigkeiten die Schilderungen mit dem Alter der Erzählerinnen in Einklang zu bringen und auch an manch anderer Stelle kam mir die Geschichte ein wenig zu langatmig vor. Was dagegen sehr gut gelungen ist, ist die Verbindung der fiktiven Familiengeschichte mit echten geschichtlichen Ereignissen. Neben den Gräuel der NS-Zeit, wird u.a. auch die kubanische Revolution gekonnt in Szene gesetzt.
Das Buch macht bezüglich Flucht und Flüchtlingen sehr nachdenklich. Die Passagiere der St. Louis setzten ihre Hoffnung auf Havanna/Kuba, wurden dann nicht angenommen und auch die Amerikaner und Kanadier wollten die nicht aufnehmen. Das stimmt doch sehr nachdenklich…

Wer große Familiengeschichten – eingebettet in gut recherchierte, zentrale geschichtliche Ereignisse- mag, sollte definitiv zu diesem Buch greifen. Außerdem wird hier eine weitere Facette der Gräueltaten gegen Juden aufgegriffen, die nicht ganz so bekannt ist, wie andere Aspekte.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Sehr überzeugend, bis auf das etwas überzogene Ende

Tiefe Wunden (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 3)
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David Joshua Goldberg, ein 92-jähriger Jude wird in seinem Haus mit einem Genickschuss getötet. Wer bringt einen so alten Mann um? Der angebliche Auschwitzüberlebende wird jedoch schnell dubios, doch bevor ...

David Joshua Goldberg, ein 92-jähriger Jude wird in seinem Haus mit einem Genickschuss getötet. Wer bringt einen so alten Mann um? Der angebliche Auschwitzüberlebende wird jedoch schnell dubios, doch bevor das Ermittlerteam mehr herausfinden kann, wird ihnen der Fall entzogen – allerdings bleibt es nicht bei diesem einen Opfer…

Wer die Reihe kennt, kann direkt einen Absatz weitergespringen. Neuhaus hat einen sehr flüssigen, gut verständlichen und leicht zu lesenden Schreibstil, der mich immer wieder aufs Neue überzeugt. Sie hält sich nicht ewig an Details auf, sondern kommt zum Punkt – trotzdem schafft sie es immer wieder geschickt falsche Fährten zu legen, die beim Ermitteln des Täters und dessen Motivation den Leser vor einige Hürden stellen.

Dann beginne ich direkt mit dem für mich einzigen negativen Aspekt: Mir war das Ende dann ein Tick zu konfus und fast schon überzogen, wenn auch an sich alles verständlich aufklärt wird. Komische Formulierung? Mag sein, aber ich bin auch verdammt zwiegespalten was das Ende betrifft, während mich der Rest, mit kleinen Abstrichen zwischendurch, sehr gut unterhalten hat. Wer steckt hinter den Verbrechen und warum werden die alten Herrschaften plötzlich getötet? Als dann noch die Opfer selbst scheinbar nicht ganz so harmlos und freundlich waren, wie sie zunächst schienen, wurde es richtig spannend.
Die Ermittlungen, samt dem Team, haben mir wieder recht gut gefallen. Sie wirken auf mich authentisch, da sind keine Superhelden, sondern Menschen am Werk. Menschen, wie Pia und Oliver, die ich in den Vorgängerbänden schon schätzen gelernt habe. Ihre Weiterentwicklung zu verfolgen macht ebenso viel Spaß wie der Fall an sich. Doch keine Sorge, man kann auch mitten in der Reihe starten, da die Fälle abgeschlossen werden und der persönliche Hintergrund, wo nötig, noch kurz erklärt wird, um folgen zu können. Die persönlichen Aspekte sind auch nicht ausufernd geschildert.

Wer einen spannenden (Regional-)Krimi sucht, ist mit „Tiefe Wunden“ (im Übrigen ein sehr passender Titel!) bestens beraten.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Ein spannender Fall und die tolle Weiterentwicklung der Protagonisten haben überzeugt

Die Ernte des Bösen
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Alles scheint ganz normal, als Robin, die dem Detektiv Cormoran Strike assistiert, ein Paket zugestellt bekommt. Statt der Einwegkameras für ihre anstehende Hochzeit handelt es sich jedoch um ein Frauenbein. ...

Alles scheint ganz normal, als Robin, die dem Detektiv Cormoran Strike assistiert, ein Paket zugestellt bekommt. Statt der Einwegkameras für ihre anstehende Hochzeit handelt es sich jedoch um ein Frauenbein. Der schockierende Fund soll jedoch nicht der einzige bleiben. Strike hat direkt einige Männer aus seiner Vergangenheit im Fokus. Gründe hätten seine Verdächtigen genug, um ihn zu Fall bringen zu wollen und der Täter scheint auch Erfolg damit zu haben, denn die Aufträge bleiben und Selbstzweifel nagen an Strike, während auch Robin mit den aktuellen und vergangenen Geschehnissen zu kämpfen hat.

Die vielschichtige Geschichte hatte mich sofort in ihren Bann gezogen, auch weil ich so lange auf das "Wiedersehen" mit den so gegensätzlichen Charakteren gewartet hatte. Das Ermittlerduo hatte mich schon vom ersten Teil an begeistert und das setzt sich hier fort. Ihre Weiterentwicklung zu verfolgen war schon sehr interessant, aber der Fall hatte es auch in sich. Der Schreibstil ist sehr detailreich, trotzdem gut und schnell zu lesen. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart betreffend, und auch wenn ich manche Nebensächlichkeit fast zu viel des Guten fand, wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Manches hat mir auch kurzzeitig den Atem geraubt, wie die BIID-Geschichte...

Es handelt sich bereits um den dritten Band der Reihe und ich würde auch dringend empfehlen die Vorgänger zu lesen. Zwar ist der in sich abgeschlossene Fall auch so gut verständlich, jedoch sind Strike und Robin besser zu verstehen, wenn man die Entwicklung kennt. Insgesamt hatte ich jedoch den Eindruck, dass dieser Band ein wenig schwächer als seine Vorgänger war. Lag vielleicht daran, dass Strike und Robin so ihre Schwierigkeiten hatten, vielleicht aber auch daran, dass ich zum ersten Fall ziemlich früh einen Verdacht hatte, der sich letztlich auch bestätigt hat…
Ich bin schon unheimlich gespannt wie es weitergehen wird!