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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2019

Tolle Message, aber manches blieb mir zu offen

Agathe
4

Ein bald 72-Jähriger Psychiater will nach Jahrzehnten seine Praxis schließen und zählt einen Countdown. Neue Patienten möchte er eigentlich nicht mehr annehmen und er lehnt daher zunächst auch Agathe ab, ...

Ein bald 72-Jähriger Psychiater will nach Jahrzehnten seine Praxis schließen und zählt einen Countdown. Neue Patienten möchte er eigentlich nicht mehr annehmen und er lehnt daher zunächst auch Agathe ab, die glaubt, dass nur er ihr noch helfen kann. Doch seine Sprechstundenhilfe gibt ihr dann doch einen Termin und setzt damit überraschend etwas in Gang…

Das kleine, zarte und haptisch wirklich wunderbare Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Der poetische, teils sehr bildliche, manchmal fast schon philosophische Schreibstil mit gelegentlich plötzlich aufblitzendem Humor, ist wunderbar gelungen und lädt nach jedem der kurzen Kapitel zum Verweilen ein, um das Gelesene noch einmal zu durchdenken.
Der namenlose Psychiater scheint in seinen Routinen gefangen und bringt für seine Patienten nicht die erwartete Empathie auf und dann kommt da eine Mittdreißigerin, die er überraschend „gut riechen“ kann…

Zum Inhalt des Buches kann ich gar nicht viel sagen, um nicht zu viel zu verraten, aber da gab es für mich Licht und Schatten. Sehr schön fand ich die Message des Buches, das es nie zu spät für irgendwas ist (und auch weitere Aspekte in der Richtung haben mir gefallen), die Auseinandersetzung mit den Themen „Altwerden“ und „Einsamkeit“, sowie die Entwicklung des Protagonisten.
Doch es gab auch Dinge, die mir einfach gefehlt haben. Warum spielt die Geschichte in Frankreich um 1948? Wie konnte der Psychiater durch die Weltkriege praktizieren? Es mag für die Geschichte nicht wichtig sein, aber da dieses Setting gewählt wurde (und es macht auch an einigen Stellen Sinn, dass dieser Zeitraum gewählt wurde), hätte ich dazu einfach wenigstens ein, zwei Sätze erwartet. Ähnlich erging es mir auch an manch anderen Stellen und ich frage mich, ob es tatsächlich immer einfach offen blieb, oder ob die Autorin mich nicht richtig erreichte.

Aber, und das kann sowohl sehr positiv, als auch weniger gut sein – es ist für mich einfach ein Buch, dass viel Spekulationsspielraum bietet und man gut mit Dritten diskutieren kann, um viele Facetten der Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Ich hatte das Glück, dass ich Mitleser hatte, sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich relativ schnell nach dem kurzen Lesevergnügen zur Seite gelegt und mir nicht so lange Gedanken gemacht, wie man die Geschichte gedanklich weiterspinnen könnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Geschichte
  • Gefühl
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.01.2019

Nicht ganz überzeugt

Totenbleich
0

Ermittler Ravn ist nach dem Mord an seiner Freundin nicht mehr er selbst und vom Dienst suspendiert. Er versinkt im Alkohol und Selbstvorwürfen, weil er den Mord nicht verhindern und den Täter auch nicht ...

Ermittler Ravn ist nach dem Mord an seiner Freundin nicht mehr er selbst und vom Dienst suspendiert. Er versinkt im Alkohol und Selbstvorwürfen, weil er den Mord nicht verhindern und den Täter auch nicht ermitteln konnte. Nachdem ein Freund ihn mehrfach inständig bittet private Ermittlungen aufzunehmen, bekommt er ganz langsam einiges wieder auf die Reihe. Eine junge Frau verschwand vor Jahren spurlos und er versucht sie zu finden. Sein Weg führt ihn ins Rotlichtmilieu Stockholms…
Was mich besonders zu Beginn ziemlich genervt hat, ist Ravns Art. Diese kaputten Ermittler sind einfach noch nie meins gewesen und er bildet da keine Ausnahme, wenn ich auch verstehe, warum er so kaputt ist. Doch mit den Ermittlungen wird er wieder gefestigter und sympathischer. Der Fall als solcher ist aber so spannend und auch brutal, dass das in den Hintergrund rückt. Man erkennt, wie eine junge Frau immer tiefer in ein Milieu abrutscht, wo sie eigentlich so gar nichts verloren hat. Ihr Leben, alle Widrigkeiten unter denen Zwangsprostituierte zu leiden haben, werden hier sehr gut dargestellt. Masja wurde von ihrem Freund in die Unterwelt verkauft und muss Unmenschliches unter ihrem skrupellosen Zuhälter erleiden. Doch auch Erik hatte Schlimmes in den 1970ern erleben müssen…
Der Schreibstil ist rund, die verschiedenen Perspektiven machen die Geschichte abwechslungsreich und spannend. Es gibt mehrere Tote, die kunstvoll „ausgestellt“ werden und es stellt sich die Frage, wer dahinter steckt, warum die Toten so zur Schau gestellt werden und ob Rayn noch eine Chance hat die Vermisste zu finden. Wer der Täter ist, ist schnell klar, aber die Spannung liegt hier eben bei der Suche nach Masja.
Das Ende konnte mich nicht wirklich überzeugen. Es war mir nach der recht spannenden Vorgeschichte deutlich zu schwach, sodass ein fader Nachgeschmack blieb. Trotzdem kann ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 02.10.2018

Zwischendurch zu ausufernd

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Johann Georg Faustus lebt in Knittlingen, Kraichgau mit seiner liebevollen, aber kranken Mutter, seinen Brüdern und dem Vater, der Johann nicht mag. Auch im Ort ist der besonders wissbegierige Junge nicht ...

Johann Georg Faustus lebt in Knittlingen, Kraichgau mit seiner liebevollen, aber kranken Mutter, seinen Brüdern und dem Vater, der Johann nicht mag. Auch im Ort ist der besonders wissbegierige Junge nicht angesehen und eckt immer und immer wieder an. Einzig Margarethe mag ihn und nimmt eine wichtige Rolle in seinem Leben ein. Fasziniert ist Johann schon als Kind von Gauklern und Zauberern und so lernt er Magier Tonio de Moravia kennen. Jahre später treffen sie erneut aufeinander und der geschlossene Pakt wird zu einem Fluch.

Mir war die Geschichte viel zu ausufernd. Zwar gefiel mir an sich die Handlung, aber eine Straffung hätte dem Buch vor allem im Mittelteil sehr gut getan. Mich konnte das Buch zwischenzeitlich nicht fesseln, sodass ich zwischendurch ein anderes Buch gelesen habe. Trotzdem fand ich die Fabulierlust des Autors bemerkenswert, der Schreibstil leicht verständlich und das Leben im Mittelalter wird gut dargestellt. Das Leben der Gaukler, beschwerliche Reisen durch die Alpen oder auch die Verfolgung von Andersdenkenden waren interessant (aber leider wie, schon angedeutet, teilweise viel zu ausufernd).
Eines meiner Probleme mit dem Buch ist ganz klar, dass ich Johann höchst unsympathisch fand und nicht erst, als er wirklich vom Egoismus zerfressen ist, sondern schon vorher. Das Wissen wichtig ist, will ich nicht bestreiten – aber nicht zu jedem Preis!

Trotzdem haben mich am Anfang und vor allem zum Ende hin einige Passagen so überzeugt, dass ich wohl auch den zweiten Teil lesen werde, denn man will ja trotzdem wissen, was Johann und seinen Begleitern widerfahren wird.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Das große Summen in der Stadt

Die Stadtbienen
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Bienen in der Stadt? Wie kommen die Tiere zurecht? Haben sie es nicht viel schwerer als auf dem Land? Oder haben sie es in einer recht grünen Stadt wie Berlin sogar leichter? Warum beginnt die Autorin ...

Bienen in der Stadt? Wie kommen die Tiere zurecht? Haben sie es nicht viel schwerer als auf dem Land? Oder haben sie es in einer recht grünen Stadt wie Berlin sogar leichter? Warum beginnt die Autorin mit dem Imkern? All das sind Frage, die mich bewegt haben und ich fand zu allen Fragen auch ausführliche, interessante und nachvollziehbare Antworten. Wie funktioniert ein Bienenstock, wie wird der Honig entnommen und welche Bedingungen benötigen Bienen? Doch auch zu anderen ökologischen und biografischen Themen äußert sich die Autorin.
Der Schreibstil ist recht flüssig und gut lesbar, stellenweise war mein Interesse etwas abgeflaut, aber dann kamen wieder interessantere Aspekte.

Wer sich für Bienen und das Imkern interessiert, ist mit dem Buch gut beraten.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Selbstoptimierung = Glück?

Rette mich, wer kann
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Jette hat eine nächtliche Radioshow und erfährt on air schier unglaubliches, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Ohne Mann, ohne Job, ohne Wohnung und mit unsicherem Auftreten hat sie es nicht leicht ...

Jette hat eine nächtliche Radioshow und erfährt on air schier unglaubliches, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt. Ohne Mann, ohne Job, ohne Wohnung und mit unsicherem Auftreten hat sie es nicht leicht sich zu Recht zu finden, aber sie setzt sich selbst eine Frist, um sich zu optimieren, ihre Ziele zu erreichen und somit das ganz große Glück zu finden. Nur – geht das so einfach?

Selbstoptimierung ist nicht so mein Ding, daher war ich ziemlich skeptisch, wollte dem Buch aber eine Chance geben. Zunächst gefiel mir die Geschichte nicht sonderlich gut. So richtig konnte ich mit der Protagonistin nichts anfangen, die Witze zündeten bei mir nicht so, sodass ich zwischendurch drei andere Bücher gelesen habe und immer nur wenige Seiten in diesem Buch gelesen habe. Mit der Selbstoptimierung Jettes, fand ich überraschend Gefallen an dem Buch und habe es quasi in einem Rutsch durchgelesen – das hat mich positiv überrascht. Die Selbstoptimierung habe ich extrem gelungen dargestellt vorgefunden – mit allen Vor- und Nachteilen (Jette wurde nicht unbedingt sympathischer, aber einen Tick authentischer…). So nach rund 100 Seiten hatte mich das Autorenduo mit Witz, einem Tick Drama und dem Patchworkwahnsinn überzeugt. Der Schreibstil ist durchgängig gut lesbar und hat über weite Strecken sehr überzeugt. Mir gefiel auch die Auflösung des Buches, wenn es auch in Teilen ziemlich vorhersehbar war.