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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2022

Unrealistisches Ende, viele blasse Charaktere

Das verschlossene Zimmer
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Maries Mutter verließ sie, als sie ein kleines Kind war. Seitdem lebt Marie mit ihrem Vater, einem angesehenen und kompetenten Arzt allein in Krakau. Es ist das Jahr 1939, eine schwierige Zeit, auch in ...

Maries Mutter verließ sie, als sie ein kleines Kind war. Seitdem lebt Marie mit ihrem Vater, einem angesehenen und kompetenten Arzt allein in Krakau. Es ist das Jahr 1939, eine schwierige Zeit, auch in Polen und genau hier beginnt die mittlerweile zum Teenager gereifte Marie nach ihrer Mutter zu suchen. Im verschlossenen Zimmer ihres Vaters. Sie findet auch etwas, Erinnerungen setzen ein, doch richtig greifbar ist nichts. Ihr Vater bleibt verschlossen wie eh und je.

Ein Kind, dass seine Mutter sucht. Das funktioniert eigentlich immer für mich, ob in der Gegenwart oder in anderen Zeiten. 1939 bietet dabei natürlich ein besonderes Setting und schnell war klar, dass ich das Buch lesen möchte. Marie erschien mir als nettes Mädchen, mein Mitgefühl war schnell geweckt und auch das Interesse, was wohl wirklich mit der Mutter geschehen ist.

Der Plot hatte Potential und über eine ganze Weile fand ich das Buch auch wirklich in Ordnung bis gut. Der Schreibstil war okay, wenn auch nicht berauschend, immerhin zwei/drei Charaktere haben mich gefesselt und ich fand es gut gemacht, wie in Polen der Antisemitismus und vor allem die Angst vor einem weiteren Krieg dargestellt wurde. Es kommt jedoch ein Aber – okay, es sind mehrere „Aber“! Das Ende fand ich sowas von enttäuschend und schlecht gemacht. Zwischendurch dachte ich „wäre ja ein Ding, wenn die Mutter…“ (um nicht zu Spoilern dazu nicht mehr) und dann vergaß ich diesen „abwegigen“ Gedanken, weil viel zu abstrus für meinen Geschmack. Und dann kam es exakt so und nicht anders. Eine herbe Enttäuschung, die mir das gesamte Buch ein wenig madig gemacht hat, dabei gefiel es mir in weiten Teilen gut. Ein weiteres „Aber“ sind die teils sehr blassen und einseitig dargestellten Charaktere, und zwischendurch gab es mal da, mal dort einen Durchhänger (meist als es um fast schon mittelalterliche Ansichten ging), aber in Summe hatte das Buch schon Potenzial. Ich dachte lange, dass da noch eine gute Geschichte kommen wird, doch als sich dieses für mich unglaubwürdige Ende immer deutlicher abzeichnete, war quasi der Ofen ganz aus.

Das Buch hatte Potenzial und Möglichkeiten, leider wurden sie fast alle verschenkt durch unglaubwürdige Wendungen. Da ich zwischendurch aber doch immer mal wieder Gefallen an Teilen der Geschichte fand gibt es immerhin noch zwei Sterne.

Veröffentlicht am 15.04.2022

Spannung? Fehlanzeige!

Der dreizehnte Mann
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Zwei Männer wollen einer Journalistin ein Interview geben. Thema: Ihre Kindheit und Jugend bei einem pädophilen Pflegevater. Als wäre das nicht schon schlimm genug, waren sie Teil eines Experiments, unterstützt ...

Zwei Männer wollen einer Journalistin ein Interview geben. Thema: Ihre Kindheit und Jugend bei einem pädophilen Pflegevater. Als wäre das nicht schon schlimm genug, waren sie Teil eines Experiments, unterstützt von Berliner Jugendämtern. Kinder aus schwierigen Verhältnissen sollten bei Pädophilen ein besonders liebevolles Zuhause finden… Endlich soll das Ganze öffentlich gemacht werden, doch dann verschwindet einer der Männer und der zweite scheint auch in Gefahr zu sein. Wer will den Skandal mit allen Mitteln geheim halten? Anwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer engagieren sich in diesem brisanten Fall.

Nach dem ersten extrem spannenden Band hatte ich wieder ein fulminantes Feuerwerk erwartet, doch leider gab es nur ein Wunderkerzchen, dazu ein ziemlich kurzes… Spannung ist in diesem Buch so gut wie gar nicht vorhanden. Die Momente, die sicher richtig spannend hätten sein können, waren dann irgendwie ziemlich mau ausarbeitet, dafür waren andere Aspekte, die auch im Rückblick nicht viel beigetragen haben, immer und immer wieder Thema, zum Beispiel die „Beziehung“ von Rocco und der Staatsanwältin (langweilig!). Es mag bezüglich der juristischen Aspekte so einiges nah an der Realität sein, aber es war deutlich zu staubig und trocken erzählt. So plätschert die Geschichte vor sich hin, man wartet auf die Knaller (um noch einmal das Bild des Feuerwerks zu bemühen), aber es warten fast nur Rohrkrepierer.

Ganz schön viel Kritik und dennoch war ich nicht auf ganzer Linie enttäuscht, denn die beiden Autoren haben ein schwieriges Thema angepackt und das finde ich schon mal gut. Was da gelaufen ist – es ist unglaublich, dass Kinder und Jugendliche tatsächlich einer solchen Situation ausgesetzt wurden. Unfassbar und mir war das bis dato auch nicht bekannt. Ein bisschen Gesellschaftskritik und Einblicke in das sicher nicht immer ganz saubere politische Geschäft gibt es on top. Leider geht es da aber auch nicht in die Tiefe, sondern es wird ein bisschen an der Oberfläche rumgekratzt.

Nach „Die 7. Zeugin“ ist dieses Buch einfach eine Enttäuschung. Rocco und Jarmer haben hier weniger zusammen funktioniert, der Fall war extrem langweilig präsentiert (obwohl er auf jeden Fall Potenzial hatte), dennoch liest sich das Buch schnell weg. Und das ist auch gut so, denn da die Spannung fast in Gänze fehlt, kein Spannungsbogen erkennbar war, wäre es mit einem „schwierigen“ Schreibstil sicher von mir abgebrochen worden. Ein Wort noch zur Auflösung: Leider hatte ich es genauso befürchtet, aber das mag einfach dem Fakt geschuldet sein, dass ich schon einiges in der Richtung gelesen habe.

Da Grundthema bot interessante Möglichkeiten, die aus meiner Sicht leider ungenutzt blieben. Ich bin sehr enttäuscht und kann diesen Band entsprechend auch nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 06.02.2022

Hat mich enttäuscht

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Salvador Dalis Kunst hatte es mir schon früh angetan und ich mag es noch heute seine Bilder zu betrachten. Darum hatte ich ohne großes Nachdenken zu diesem Buch gegriffen, denn über den Menschen Dali wollte ...

Salvador Dalis Kunst hatte es mir schon früh angetan und ich mag es noch heute seine Bilder zu betrachten. Darum hatte ich ohne großes Nachdenken zu diesem Buch gegriffen, denn über den Menschen Dali wollte ich mehr erfahren. Das dabei die Liebesgeschichte zu Gala im Fokus stehen sollte, hatte mich nicht gestört.
Der Start war recht gut gelungen, man bekommt einen kleinen Einblick zu Dali und Gala, und vor allem Katalonien. Sowohl Landschaft, als auch Kulinarik, Menschen und Kultur des Küstenorts Cadaqués fand ich gut beschrieben. Zunächst war das auch noch sehr ansprechend, es entstanden Bilder in meinem Kopf und ich freute mich auf den Moment, in dem es richtig losgehen sollte. Ja – sollte. Denn leider plätschert die Geschichte so vor sich hin und Gala, die zehn Jahre älter ist als Dali, sowie der Künstler selbst irgendwie extrem blass. Es reihen sich immer mehr Dinge aneinander, der junge, noch unbekannte Dali ist ein spezieller Mensch – das merkt man schon, aber richtig ausgearbeitet wird es aus meiner Sicht nicht. Da sind so viele Potenziale und das Autorenduo nutzt es einfach nicht. Statt in die Tiefe zu gehen, bleibt so vieles an der Oberfläche.
Dieser Liebesroman (ich bin mit dem Genre nicht so vertraut, aber da habe ich schon deutlich besseres gelesen, was auch tatsächlich emotional bewegt hat) weckt die Erwartung, dass es viel um Kunst gehen wird, aber leider ist das Werk Dalis kaum Thema. Meine Erwartung, dass man über Methodik, Motivwahl und dergleichen mehr erfährt, wurde extrem enttäuscht. Das findet quasi nicht statt. Auch seine Bilder sind kaum ein Thema, oder zumindest so wenig, dass es einfach enttäuschend für mich war. Auch die Surrealisten und ihre Wirkung sind viel zu wenig ausgearbeitet.
Aber nun gut, hätte der Rest überzeugt, wäre das zu verschmerzen gewesen, aber leider war das auch nicht der Fall. Die Liebesbeziehung hat mich nicht überzeugt, teils wurde Galas russische Herkunft zu klischeehaft in Szene gesetzt, die weiteren Charaktere sind teilweise einfach nur ein farbloses Beiwerk, da wurde manches Gericht ausführlicher beschrieben…Der Schreibstil ist simpel gehalten, gut lesbar.
Zum Ende hin wurde das Buch auch wieder ein wenig besser und ansprechender, wirklich unterhalten hat es mich aber nicht, um ehrlich zu sein, musste ich mich immer wieder zum Weiterlesen regelrecht zwingen. Die von den Autoren im Nachwort beschriebene Recherche will ich nicht absprechen, aber so richtig rübergebracht haben sie das für mich nicht.
Leider entsprach das Buch nicht meinen Erwartungen und hat mich nie wirklich berührt. Die Landschafts- und Kulturbeschreibungen sind um ehrlich zu sein der Grund, warum ich nicht noch einen Stern weniger vergebe.

Veröffentlicht am 19.01.2022

Im goldenen Käfig

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave ist vom Schicksal hart getroffen. Der Antiquitätenhändler liebte vier Menschen in seinem Leben und drei davon sind bereits tot. Zuletzt starb sein Sohn bei einer Art Mutprobe direkt vor seinen ...

Terence Cave ist vom Schicksal hart getroffen. Der Antiquitätenhändler liebte vier Menschen in seinem Leben und drei davon sind bereits tot. Zuletzt starb sein Sohn bei einer Art Mutprobe direkt vor seinen Augen. Nun ist nur noch seine Tochter, sein Herzblatt übrig. Herzblatt will er um jeden Preis beschützen - und nicht nur er zahlt einen hohen Preis dafür.

Der Autor ist mir zwar schon länger ein Begriff, aber es war für mich erst das zweite Buch von ihm und da das erste eine lose Sammlung von Gedanken und Kurzgeschichten war, hatte ich nicht so richtig eine Idee, was mich hier erwarten würde. Schnell bemerkte ich, dass hier ein Vater einen langen Brief an seine Tochter schreibt – ein ganz gutes Vorgehen und die gewählte Form erschien mit auch ansprechend, doch schnell hat sich das Blatt gewendet.

Ich fand das Buch nicht durchgängig schlecht, aber doch an viel zu vielen Stellen sehr langatmig und zu ausschweifend. Leider war es dazu auch noch ziemlich vorhersehbar und das Ende gar nicht überraschend. Wendungen? Fehlanzeige. Es wird nur eine Eskalationsstufe nach der nächsten gezündet. Gut gelungen ist entsprechend die Darstellung der Spirale oder des Teufelskreises des Caveschen Wahns. Die Trauer ist so groß und daraus resultierten dann zunächst eine besondere Aufmerksamkeit und der Wille die Tochter zu beschützen. An sich spricht dagegen auch nichts und die Sorge sieht man dem Mann zu Beginn auch noch etwas nach, doch dann steigert sich sein Wahn immer und immer mehr. Natürlich hat er für alles eine „gute“ Ausrede und Begründung. Er ist also gar nicht wahnsinnig, sondern einfach nur sehr fürsorglich – meint er! Seine Regeln und Taktiken sind extrem und nicht ganz zu Unrecht vergleicht seine Tochter ihn mit Nazis und Despoten. Vielleicht fand ich das auch so beklemmend an der Geschichte? In jedem Fall musste ich mich immer wieder regelrecht zwingen weiterzulesen. Teilweise lag es aber auch an der befürchteten Langeweile – die dann in den meisten Fällen auch genauso kam. Ich war wirklich froh, als das Buch beendet war und ich denke, dass ich daraus so gar nichts mitnehmen werde. Menschliche Abgründe und die Ursachen kann man deutlich spannender präsentieren finde ich. Der Schreibstil war flüssig und wer gut zu lesen gewesen, hätte die Geschichte mich mehr angesprochen. Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen, aber ich werde dem Autor vermutlich noch einmal eine Chance geben, denn wie gesagt, war ja nicht alles schlecht.

Veröffentlicht am 10.12.2021

Ohne roten Faden

Berauscht vom Leben
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Ein Leben ohne Alkohol – aus meiner ganz individuellen Sicht nichts Besonderes, denn bis auf wenige Ausnahmen trinke ich einfach nichts, das Verlangen fehlt einfach. Dass es für andere schwierig ist ohne ...

Ein Leben ohne Alkohol – aus meiner ganz individuellen Sicht nichts Besonderes, denn bis auf wenige Ausnahmen trinke ich einfach nichts, das Verlangen fehlt einfach. Dass es für andere schwierig ist ohne diese Droge, die mitten in der Gesellschaft etabliert ist, auszukommen ist aber ebenso klar. Was ich genau von dem Buch erwartet hatte, kann ich nicht einmal sagen, aber da es nun einmal vor mir lag, habe ich es einfach einmal angefangen. Die Idee, dass zwei abstinente Autorinnen erzählen, wie und warum sie dem Alkohol den Rücken gekehrt haben und wie sie sich in ihrem „neuen“ Leben zurechtfinden – die Idee hatte was für sich.
Zu Beginn war ich von den extrem kurzen Kapiteln überrascht und habe mal da, mal dort eines gelesen – ganz wie mir der Sinn danach stand. Schnell habe ich jedoch gemerkt, dass der rote Faden fehlt. Es sind einfach scheinbar wahllos zusammengestellte Anekdoten und Gedankenschnipsel. Vieles sehr amerikanisch (das kann man den Autorinnen natürlich nicht ankreiden), mehr noch scheint banal, einiges wiederholt sich in leicht abgewandelter Form und ein Großteil war einfach nur wenig aussagekräftig. Dazwischen gab es immer wieder aber auch Perlen, die das Thema sehr gelungen unter die Lupe legte, Verständnis für die Schwierigkeiten Dritter schufen etc. Leider werde ich manche dieser Perlen vielleicht auch nicht entdeckt haben, denn irgendwann fand ich das Buch einfach nur fad und habe mich durch die Kapitelchen durchgearbeitet, um es überhaupt noch zu beenden.
Konkrete Tipps und Tricks bekommt man kaum welche, oder ich habe sie als solche nicht erkannt. Einem Alkoholiker wird das Buch wahrscheinlich kaum bis gar nicht helfen.
Die Haltung – dass ein Leben ohne Alkohol sehr glücklich und zufrieden sein kann, oft mehr noch als eines mit Alkohol -, Idee und einige Geschichten fand ich gut – nur leider bin ich keine Perlentaucherin und mag es zumindest ein bisschen an einem roten Faden entlanggeführt zu werden.