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Veröffentlicht am 02.03.2020

Fesselnd und gefühlvoll

Dankbarkeiten
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Michka wird älter und krank, so krank, dass sie irgendwann nicht mehr zu Hause allein leben kann, sondern in ein Heim muss. Sie baut körperlich ab, aber schlimmer sind für die früher so selbstbestimmte ...

Michka wird älter und krank, so krank, dass sie irgendwann nicht mehr zu Hause allein leben kann, sondern in ein Heim muss. Sie baut körperlich ab, aber schlimmer sind für die früher so selbstbestimmte Frau ihre Wortfindungsstörungen, die trotz Übungen mit einem Logopäden immer mehr zunehmen. Wie oft sagt man Danke? Wie zeigt man seine Dankbarkeit und was, wenn man sie nicht (mehr) zeigen kann?

Aus drei Perspektiven erfährt man von Michkas Geschichte und allgemein dem Wesen der Dankbarkeit. Zum einen von ihr selbst, in Träumen, in denen sie sich klar artikulieren kann, dann aus Sicht ihrer Ziehtochter Marie. Deren Kindheit war schwierig und auch eine schwere Erkrankung stand sie mit Michkas Hilfe durch. Darum kümmert sie sich auch um die alte Frau und gibt so einen Teil zurück. Das Zusammenspiel der Charaktere wird durch Jeromé, den Logopäden gekonnt abgerundet. Michka ist trotz ihrer Schwierigkeiten ein wunderbarer Charakter. Sie bringt den Leser zum Nachdenken, nicht selten zum Schmunzeln und man mag die charmante Frau einfach.

Ein tiefgründiger, feinfühliger und berührender Roman, der sich dem Altern, Demenz und der Dankbarkeit widmet. Auch Familie, Selbstbestimmtheit oder Hilfsbereitschaft werden angeschnitten und trotz der Kürze in einem beeindruckenden Stil fesselnd beschrieben. Stellenweise poetisch, aber mit einer einfachen Sprache versehen, versteht der Leser direkt worum es geht. Es benötigt ganz offensichtlich nicht hunderter Seiten, um authentisch und emotional auch schwierige Themen des menschlichen Daseins literarisch zu verarbeiten. Zentral ist auch die Sprache - was bleibt, wenn man ihrer nicht mehr mächtig ist?

Gefallen hat mir vor allem die Aussage der Geschichte, sich direkt auszusprechen und nicht zu warten, bis es vielleicht zu spät ist. Denn man weiß wie, was am nächsten Tag ist und somit sollte man Wichtiges besser nicht aufschieben, denn es ist erfüllend und wichtig seine Dankbarkeit zeigen zu können.

Fesselnd ab der ersten Seite, mal traurig, mal humorvoll, aber immer voller Gefühl – daher empfehle ich das Buch gerne weiter! Es war für mich das erste Buch der Autorin, aber sicher nicht das letzte.
Oje, bleibt nur noch Dante zu sagen an die Autorin.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Ein spannendes, unterhaltsames und informatives Kindersachbuch

Tagesschau & Co. – Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
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Wie werden Nachrichten gemacht? Wie erfolgt die redaktionelle Auswahl, warum wird beispielsweise aktuell so viel vom Corona-Virus berichtet und warum gibt es kaum Kinder in den Nachrichten? Warum gibt ...

Wie werden Nachrichten gemacht? Wie erfolgt die redaktionelle Auswahl, warum wird beispielsweise aktuell so viel vom Corona-Virus berichtet und warum gibt es kaum Kinder in den Nachrichten? Warum gibt es Fake-News und wie kann man sie enttarnen? All das und noch einiges mehr wird in diesem sehr gut verständlichen, informativen und interessanten Sachbuch, das nicht nur für Kinder geeignet ist, erklärt.

Der Leser bekommt zunächst einen Überblick über die wichtigsten TV-Nachrichten, die Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlich und privat werden verständlich erklärt und somit Grundlegendes schnell abgehandelt. Das gesamte journalistische Handwerkszeug, beginnend von der Unterscheidung von neutraler Nachricht und wertendem Kommentar, die Themenauswahl bis zur Erklärung, wie die Nachrichten bei den Redaktionen ankommen. Dort sind sowohl die Arbeit Korrespondenten als auch Agenturen gut verständlich erklärt. Wie die Redakteure den Wahrheitsgehalt von Meldungen überprüfen und welche Tücken es dabei gibt oder auch

Besonders gut gefielen mir die Interviews, in denen der Leser aus erster Hand von Korrespondenten oder Sprechern von ihrem Berufsalltag erfährt, aber auch wie Linda Zervakis zu ihren Kleidern kommt, dass Peter Klöppel Landwirtschaft studiert hatte und das man sogar als absolute Matheniete später noch was werden kann.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, bunt und somit ansprechend gestaltet und immer wieder mit kleinen Zusätzen versehen, die das Lesevergnügen noch steigern. Mal werden Fachbegriffe kindgerecht erklärt, mal gibt es Rätsel, die der aufmerksame Leser leicht beantworten kann. Und selbst wenn das mal nicht gelingen sollte, gibt es eine Erklärung. Es ist auch nicht ganz so schlimm, wenn mal was schiefgeht, denn auch den größten Nachrichtensendern passiert das - auch das ist ein Thema. Wie solche Fehler aussehen, wie sie entstehen können und wie man damit umgeht, wird ebenfalls geschildert. Dazu passieren auch immer wieder mal lustige Pannen im Liveprogramm, wenn beispielsweise ein übereifriger Mitarbeiter aufräumen will und das rote Licht nicht wahrnimmt...

Besonders gefallen hat mir das Kapitel zu den Fake-News und der Checkliste, wie man solche entlarven kann - das sollten nicht nur Kinder beherzigen, sondern auch viele Erwachsene...
Das journalistische Handwerkszeug mit seinen wichtigsten Grundsätzen (z.B. Be first, but first be right) wird anschaulich und leicht verständlich erklärt, das informative Buch liest sich schnell und dürfte Kinder ab etwa acht Jahren gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

True crime at it´s best

Blut schweigt niemals
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Stephan Harbort ist einer der besten Kriminalisten Deutschlands und Erfolgsautor – völlig zurecht, wie er hier auch wieder zeigt. Cold Cases sind für True Crime Fans wie mich ein besonders reizvolles Thema. ...

Stephan Harbort ist einer der besten Kriminalisten Deutschlands und Erfolgsautor – völlig zurecht, wie er hier auch wieder zeigt. Cold Cases sind für True Crime Fans wie mich ein besonders reizvolles Thema. Wie Ermittler bei der Wiederaufnahme vorgehen, welche Schwierigkeiten auf den verschiedenen Ebenen lauern, wie neue Techniken oder veränderte Beziehungen zwischen Personen auch scheinbar aussichtslose Fälle nach Jahren oder Jahrzehnten zu klären vermögen – all das und noch vieles mehr wird in diesem Buch thematisiert. Das Wichtigste: Kein Mörder darf sich jemals sicher sein mit seiner Tat juristisch ungeschoren davon zu kommen...

Der Blick hinter die Kulissen ist einfach beeindruckend. Die geschilderten Fälle sind super interessant und wie sich Harbort in die Opfer und Hinterbliebenen, aber auch die Ermittler, einfühlt ist aus meiner Sicht sehr gelungen. Die Ungewissheit, wenn Täter und Motiv unklar sind, ist zermürbend und einfühlsam beschrieben, ohne gefühlsduselig zu werden (Harborts Leser wissen seinen neutralen und nicht effektheischenden Stil zu schätzen). Die Fälle sind sehr detailreich beschrieben, die Motivlage - sofern bekannt- wird anschaulich geschildert.
Manche der sechs Fälle waren wirklich an der Grenze des Erträglichen, umso wichtiger, dass diese Altfälle nicht einfach in der Versenkung verschwunden sind, sondern von engagierten Ermittlern wieder aufgenommen wurden. Doch allein mit der Ermittlung eines potentiellen Täters, meist durch die Weiterentwicklungen der Forensik, allem voran der DNA-Analyse, ist es oft nicht getan. Verjährungsfristen oder auch fehlende Geständnisse können Schwierigkeiten bereiten.
Die Fälle sind trotz gewisser Verfremdungen für den Leser meist nachvollziehbar. In vielen Fällen hat man direkt einen Täter vor Augen, auch wenn er hier nicht direkt genannt wurde - der Spannung tut es keinen Abbruch. Doch nicht alles wird verfremdet, so erfährt man, wie im Fall Peggy Spuren des NSU-Terroristen Uwe Mundlos an den Leichenfundort gelangten und in was dieser Terrorist schon vorher so verwickelt war (widerlich! Aber dieses Kapitel ist sowieso nur sehr schwer zu ertragen, denn Kinder als Opfer sind auch für den größten True-Crime-Fan kaum auszuhalten).

Statistiken speziell zu Cold cases, sowie ein paar Ausführungen zum allgemeinen Umgang der Behörden mit Altfällen und wie sich dieser Ermittlungszweig von früher unterscheidet, runden das Buch gekonnt ab. Es ist ein rundum spannendes Sachbuch, welches für Laien sehr gut verständlich ist.

True crime at it´s best – ganz wie man das von Harbort erwartet!

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Eine besondere Geschichte, die ich nur empfehlen kann

Was man von hier aus sehen kann
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Luise erzählt aus ihrem Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Da spielen ein Optiker, einige Nachbarn, aber vor allem ihre Großmutter Selma eine gewichtige Rolle. Immer wenn Selma von einem Okapi ...

Luise erzählt aus ihrem Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Da spielen ein Optiker, einige Nachbarn, aber vor allem ihre Großmutter Selma eine gewichtige Rolle. Immer wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt ein Mensch aus dem Dorf. Welche Auswirkungen das auf die Dorfbevölkerung hat und was sonst noch in dem beschaulichen Dörfchen passiert, ist hier neben der Lebensgeschichte von Luise das Thema.

Immer und immer wieder habe ich gehört, dass diese Geschichte etwas Besonderes sei und das Interesse wuchs mit der Zeit ins Unermessliche, sodass ich irgendwann dem Drang nachgab und das Taschenbuch besorgte. All diese positiven Stimmen im Hinterkopf hatte es die Geschichte alles andere als leicht und ganz zu Beginn habe ich mich schon gefragt, ob sie mich vielleicht nicht so packt, wie andere. Was will mir die Geschichte sagen und wohin geht die Reise? Doch dieses Gefühl und die Fragen legten sich bald und das, obwohl dieser Roman nicht meinem Beuteschema entspricht. Diese Geschichte lebt von ihrem Stil. Mich haben die Metaphern und feinen Bezüge, die die Autorin webt, einfach gefesselt, selbst wenn die Geschichte zeitweise kaum vorwärts zu kommen schien oder auch mal banal erschien.

Gefallen hat mir besonders, dass die Autorin immer den richtigen Ton trifft, egal ob das Geschehen gerade skurril, witzig oder traurig ist. Nie übertreibt sie zu sehr oder schweift ins Kitschige ab. Auch daher ist das Buch zum Genießen und langsam lesen. Kein Fast-reading für Zwischendurch, sondern etwas, was Zeit fordert, es aber auch wert ist.

Die skurrilen Protagonisten des Buches fand ich sehr gelungen. Sie sind einerseits wie jedermann, andererseits doch so besonders, dass man sie einfach näher kennenlernen will – mit allen Stärken und Schwächen. Besonders gefallen haben mir hier die abergläubischen Aspekte und auch wenn man als ins Wanken gerät, was eigentlich nicht wanken kann, ist das hier völlig in Ordnung. Luise und ihr Kampf um die große Liebe fand ich schön, ihre Zerrissenheit förmlich mit Händen spürbar.

Eine Geschichte vom Leben mit Verlusten, Liebe, dem Tod, Schuldgefühlen und vielem mehr. Mich hat es berührt und ich werde gerne weitere Bücher der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Mehr als "nur" ein Spannungsroman

Long Bright River
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Streifenpolizistin Mickey ist alleinerziehende Mutter eines Fünfjährigen und arbeitet in Kensington, Philadelphia, einem Viertel in dem Drogen, Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung sind. Ihre ...

Streifenpolizistin Mickey ist alleinerziehende Mutter eines Fünfjährigen und arbeitet in Kensington, Philadelphia, einem Viertel in dem Drogen, Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung sind. Ihre Schwester ist ins Drogenmilieu abgerutscht, doch Kontakt hatten die beiden schon lange nicht mehr. In letzter Zeit hat Mickey ihre Schwester auch nicht mehr während ihrer Arbeit gesehen und es scheint ein Mörder im Viertel umzugehen. Mickey beginnt die Suche nach ihrer Schwester und gefährdet dabei nicht nur ihren Job…

Erwartet hatte ich eine spannende Geschichte in interessantem Umfeld – das bietet die fesselnde Geschichte auch, aber noch einiges mehr, was mich positiv überrascht hat. Der Roman hat Elemente von Drama, Tragödie, Thriller/Krimi und allgemeiner Gesellschaftskritik/Milieustudie inne und verbindet all das gekonnt. Die Vielschichtigkeit und Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar und mancher Cliffhanger hat mich regelrecht gezwungen weiterzulesen. Und das, obwohl das Setting alles andere als leichtverdauliche Kost ist und die Bilder, die vor dem inneren Auge entstanden nicht ohne waren. Furchtbar, was manche Menschen erleben müssen und wenn man dann noch im Netz eigene Nachforschungen zum Stadtviertel Kensington anstellt – einfach nur schlimm, aber im Buch sehr gut dargestellt. Inhaltlich will und kann ich sonst nicht viel verraten, das muss man einfach selbst lesen.

Das Leben auf der Straße und auch das als alleinerziehende Mutter wird sehr detailliert und gut dargestellt, insgesamt ist der Schreibstil ist rund und eingängig. Neben der Polizeiarbeit nehmen Rückblicke viel Platz ein. Die Vergangenheit macht deutlich, wie gut und innig das Verhältnis der Schwestern war, wie es passieren konnte, dass eine der Schwestern abrutschte und die andere als Polizistin relativ erfolgreich ist. Sowohl die Gegenwart, als auch die Vergangenheit fand ich unterhaltsam. Gewöhnlich mag ich eine Zeitebene mehr, hier waren beide einfach gelungen.

Ein emotionales Buch, das nicht von dem Serienmörder dominiert wird, sondern mit überraschenden Wendungen und schonungsloser Offenheit überzeugt.

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