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Veröffentlicht am 17.04.2021

18 Jahre zwischen Leben und Tod – und die Wichtigkeit des Überlebens

Zwischen zwei Herzschlägen
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Eine heimliche Jugendliebe, ein Schockmoment, eine Blockade, die keine sein darf, damit man alle Erwartungen erfüllt: so vollgepackt startet "Zwischen zwei Herzschlägen" von Eva Carter – und jeder(r) ...

Eine heimliche Jugendliebe, ein Schockmoment, eine Blockade, die keine sein darf, damit man alle Erwartungen erfüllt: so vollgepackt startet "Zwischen zwei Herzschlägen" von Eva Carter – und jeder(r) der Protagonisten scheint sein eigenes "Päckchen" zu tragen zu haben mit diesen verhängnisvollen 18 Minuten, das es gilt vor dem Leser auszubreiten und ihn mitzunehmen auf einer Reise von der Jugend ins Erwachsenenleben, mit all seinen Höhen und Tiefen.

Die Erzählperspektiven wechseln zwischen Kerry, Tim und Joel hin und her und umfassen letztendlich einen Zeitraum von 18 Jahren, in denen man die Entwicklung aller Protagonisten miterleben darf. Ich mag es, wenn man in die Köpfe mehrerer Protagonisten schauen kann, aber hier sind auch viele Zeiträume ausgebreitet, die vielleicht für die Entwicklung eines Jugendlichen an sich relevant sind, rückblickend zur Geschichte aber recht wenig beigetragen haben.
Außerdem gab es Momente, in denen mich die Protagonisten und ihre Entscheidungen Nerven gekostet haben. Nicht unbedingt, weil sie unrealistisch waren, sondern mehr, weil sie die Story wieder in die Länge ziehen und doch kein Ende in Sicht war – egal ob Happy oder Unhappy End. Ich fand auch sehr schade, dass der Höhepunkt, auf den man so lange gewartet hatte, nur kurz und knapp und nur in Ansätzen wiedergegeben wurde.

100 Seiten weniger zwischendrin und dafür ein gut ausgearbeiteter Epilog, der zeigt, dass es diesmal länger hält als nur einen Sommer, hätten dem Buch und der Geschichte sicher gut getan.

Fazit: Neben einer Geschichte, die bestimmt einigen Jugendlichen aus dem Herzen spricht, finde ich den persönlichen Bezug der Autorin und die eingearbeiteten „wahren Begebenheiten“ sehr positiv – und wenn es nur ein paar Leser gibt, die sich in einem entscheidenden Moment wieder an die Überlebenskette erinnern, dann hat das Buch seinen Zweck nicht verfehlt.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Ungewohnt – Speziell – Empfehlenswert

Bösland
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Ben durchlebt eine schwere Kindheit: ein prügelnder Vater, eine depressive Mutter und nur wenige Freunde. Bis Felix und Matilda in sein Leben treten und sich alles zum Guten wendet. Scheinbar: denn schon ...

Ben durchlebt eine schwere Kindheit: ein prügelnder Vater, eine depressive Mutter und nur wenige Freunde. Bis Felix und Matilda in sein Leben treten und sich alles zum Guten wendet. Scheinbar: denn schon bald ist Matilda tot – erschlagen mit einem Golfschläger – und Ben der einzige Verdächtige. 30 Jahre danach kommt die Erinnerung daran bruchstückhaft zurück und eine scheinbar zufällige Begegnung führt zu einem weiteren Mord, oder zwei, oder drei ...

Ich gebe es offen zu: hätten mir nicht so viele dieses Buch empfohlen, hätte ich es vermutlich nach den ersten 50 Seiten aufgehört. Der Schreibstil von Bernhard Aichner ist tatsächlich sehr speziell und ich hab gut ein Viertel des Buchs gebraucht, um wirklich reinzukommen und nicht dauernd nachlesen zu müssen, weil mir der ein oder andere Satz unvollständig vorkam. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, kann man das Buch in einem Rutsch verschlingen.

Der Autor schafft es trotz dieser unkonventionellen Schreibweise – Kapitel aus Sicht des Protagonisten, ähnlich einem Tagebucheintrag, wechseln sich mit Dialogen in Aufzählungsart ab – den Leser mitzunehmen, und das gefühlt ohne Füllwörter, Beschreibungen der Umgebung oder ähnlichem Geplänkel. Persönlich finde ich, dass die Spannung zwar etwas leidet und man lediglich die Überschrift des nächsten Kapitels als kleinen Cliffhanger bezeichnen könnte, dennoch will man irgendwie trotzdem wissen, wie die Geschichte weiter bzw. ausgeht. Im Nachhinein betrachtet passt der Schreibstil zum Protagonisten und seiner „psychischen Glaubwürdigkeit“.

Ich bin immer noch total zwiespältig wie ich das jetzt alles finden soll, denn selten hat mich ein Buch so verwirrt und doch begeistert. Aber ich gebe einen Daumen nach oben und auch ich werde – mit Einschränkung hinsichtlich des Schreibstils – dieses Buch weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 29.03.2021

Schöne Familiensaga

Das goldene Tal
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Das Buch umfasst nahezu ein Jahrhundert der Geschichte einer Winzerfamilie und ist dennoch an keiner Stelle langweilig oder langatmig.

Man kann sich in jede Generation hineinfühlen und lernt wie Mutter ...

Das Buch umfasst nahezu ein Jahrhundert der Geschichte einer Winzerfamilie und ist dennoch an keiner Stelle langweilig oder langatmig.

Man kann sich in jede Generation hineinfühlen und lernt wie Mutter Clara generationenübergreifend immer noch allgegenwärtig ist und die Familie leitet und beeinflusst.

Schöne Geschichte, auch der Krimianteil kommt nicht zu kurz. 600 Seiten die sich lohnen, um in das Tal in Kalifornieren einzutauchen, man spürt fast die Wärme der Sonne auf der Haut in dieser kalten Jahreszeit hier.

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Wie Schuld und Scham mehrere Generationen beeinflusst

Das Geheimnis
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Ulla wurde als Kind nach der Trennung ihrer Eltern von ihrer Mutter verstoßen und konnte das Rätsel dahinter bis zu deren Tod nie klären. Auf der Suche nach einer Auszeit begibt sie sich 45 Jahre später ...

Ulla wurde als Kind nach der Trennung ihrer Eltern von ihrer Mutter verstoßen und konnte das Rätsel dahinter bis zu deren Tod nie klären. Auf der Suche nach einer Auszeit begibt sie sich 45 Jahre später in das Haus am Chiemsee, das sie ihr hinterlassen hat, und findet dort alte Erzählungen, die ihre Mutter und deren Entscheidungen nach und nach in ein anderes Licht rücken. Ob sie es schafft alle Hintergründe zu klären und herauszufinden warum ihre Mutter damals so gehandelt hat?

Das Cover zu "Das Geheimnis" gefällt mir gut, weil ich den Wiedererkennungswert der Ellen Sandberg Bücher sehr schätze. Es ist bedrückend und zeigt doch ein wenig Licht, das auf die düstere Umgebung scheint. Der Klappentext umreißt die Geschichte grob und verrät dabei wenig über die tiefgreifenden Ereignisse in diesem Buch.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist leicht verständlich auch wenn mir die detaillierten Umgebungsbeschreibungen manchmal zu ausführlich und dafür wenig relevant waren. Gerade am Anfang der Geschichte auf den ersten 100 Seiten nimmt es so doch nur sehr langsam Fahrt auf.

Die Hauptprotagonisten um Helga und Ulla werden gut dargestellt und man kann versuchen nachzuvollziehen was sie erlebt und mitgemacht haben, um verstehen zu können warum sie so sind wie sie eben sind. Aber mir fiel es leider etwas schwer, sie sympathisch zu finden und Mitgefühl zu entwickeln.

Dennoch sind nach anfänglichen Startschwierigkeiten die Seiten nur so an mir vorbeigeflogen und ich wollte wissen, was Helgas Beweggründe waren und wie Luise in die ganze Geschichte passt. Gegen Ende wurde es dann nochmal wirklich spannend und im Finale, das wirklich bis zur letzten Seite spannend ist, wurde alles nachvollziehbar aufgeklärt.

Ein gutes Buch, interessante und stellenweise aufwühlende Lesemomente reihen sich hier aneinander und es war zwar mein erstes, aber sicherlich nicht mein letztes Buch von Ellen Sandberg.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Wie Geheimnisse ein ganzes Dorf spalten - spannend, mysteriös und übersinnlich

Regen von unten
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Paulo erhält von seinem Großvater die Nachricht, dass dieser ihm sein Haus vererben will. Trotz mangelndem Kontakt ist er neugierig und fährt in das kleine Dorf Santa Ovielo, um sich umzusehen und zu klären, ...

Paulo erhält von seinem Großvater die Nachricht, dass dieser ihm sein Haus vererben will. Trotz mangelndem Kontakt ist er neugierig und fährt in das kleine Dorf Santa Ovielo, um sich umzusehen und zu klären, was den Großvater zu diesem Angebot verleitet hat. Dort angekommen ist nichts so wie es scheint, und ehe er sich versieht wird er in die Fehde der Dorfbewohner um die vor 57 Jahren verschwundene Emilia Costa hineingezogen und muss um sein Leben fürchten. Darüber hinaus begegnet ihm eine unnahbare Fremde und sein Herz ist schneller gefangen in diesem Dorf als ihm lieb ist.

Das Cover ist dunkel gehalten aber dennoch schön gestaltet, der Klappentext verrät meines Erachtens jedoch fast zu wenig von der eigentlichen Geschichte. Der Schreibstil ist einfach und leicht zu lesen, was den Lesefluss sehr unterstützt, auch die immer wieder aufkommende Spannung trägt dazu bei, dass man das Buch weiterlesen will.

Die Perspektiven wechseln zwischen mehreren Personen und Zeitfenstern hin und her und jede ist für sich interessant und klar umrissen.

Leider konnte ich mich vom übersinnlichen Charakter der Geschichte nicht loslösen und mich auch nicht wirklich darauf einlassen, da das einfach nicht mein Genre ist, weshalb ich trotz der Spannung öfter mal die Stirn runzeln musste ob der realitätsfernen Komponenten der Geschichte. Die Story ist aber wirklich gut durchdacht und spannend, und für alle Leser, die im Mystery-Bereich zuhause sind und sich daran nicht so stören wie ich, für die ist das Buch wirklich zu empfehlen, mich konnte es aufgrund dessen leider nicht vollends mitnehmen.

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