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Veröffentlicht am 30.09.2021

Kurzweilige Unterhaltung, aber zu seicht und oberflächlich. Weder die Charaktere noch ihre Lebensumstände hatten etwas Besonderes, was der Geschichte Tiefe oder Spannung hätte verleihen können.

Fritz und Emma
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Im Juli 1947 kommt Fritz aus der Kriegsgefangenschaft zurück in sein Heimatdorf nach Oberkirchbach. Emma ist glücklich, dass ihr Geliebter körperlich unversehrt überlebt hat, doch wie viele Soldaten ist ...

Im Juli 1947 kommt Fritz aus der Kriegsgefangenschaft zurück in sein Heimatdorf nach Oberkirchbach. Emma ist glücklich, dass ihr Geliebter körperlich unversehrt überlebt hat, doch wie viele Soldaten ist auch Fritz traumatisiert und wird vor allem in den Nächten von seinen Erlebnissen verfolgt. Er spricht nicht darüber und auch Emma kann ihm nicht helfen und so kommt es nach einer tragischen Nacht zur Trennung und ein späterer Streit zwischen den beiden setzt ihrer Beziehung das endgültige Ende. Obwohl sie beide noch immer Gefühle für einander haben, werden sie andere Partner heiraten und über 70 Jahre getrennte Wege gehen.
2019 kommt ein neuer Pfarrer nach Oberkirchbach, der engagiert vor fast leeren Bänken in der Kirche predigt. Jakobs Ehefrau Marie, die in der dörflichen Umgebung keine Arbeit findet, fühlt sich unwohl und kann in der 821-Seelen-Gemeinde nur schwer Fuß fassen. Als die 750-Jahr-Feier des Dorfes vorbereitet werden soll, nutzt Marie die Gelegenheit mitzuhelfen und lernt dabei auch die Dorfbewohner mit ihren Befindlichkeiten näher kennen. Ihr und Jakob wird es ein Anliegen, die Alteingesessenen mit den Zugezogenen bekannt zu machen, um wieder eine Dorfgemeinschaft entstehen zu lassen. Persönlich interessiert sich Marie sehr für die Lebensgeschichte von Emma und Fritz und möchte die beiden Liebenden, die unversöhnlich nicht miteinander sprechen, wieder zusammenbringen.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt in der Vergangenheit vom tragischen Scheitern der Liebe von Fritz und Emma und wie die beiden in den folgenden Jahrzehnten in Oberkirchbach aneinander vorbei gelebt haben. Während das glückliche Wiedersehen nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges intensiv und emotional ist und auch die Trennung zunächst nachvollziehbar ist, empfand ich es als realitätsfern, dass die beiden so nahe zusammen wohnen, sich so sehr lieben und es über 70 Jahre braucht, bis der Versuch einer Versöhnung unternommen wird. Auch die Einmischung Maries, für die Emma und Fritz zwei völlig Fremde sind, ist zwar romantisch, aber nicht wirklich glaubwürdig. Schlüssiger wäre es gewesen, wenn sich Emmas und Fritz' Nachkommen, insbesondere Emmas Tochter Irma, die einen guten Draht zu Fritz hatte, als Vermittler eingesetzt hätten.
Die Handlung in der Gegenwart beschreibt das Leben in einem Dorf und wie schwierig es für die neu hinzugezogene Marie es ist, dort heimisch zu werden. Es ist schön zu sehen, wie sich durch das Engagement des Pfarrerspaars und dem Projekt der 750-Jahr-Feier wieder ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt und Jung und Alt, neue und alte Bewohner des Pfälzer Dorfes, an einem Strang ziehen. Die Szenen im Dorf sind nett, aber weder sonderlich aufregend noch spannend. Es gibt keine Höhepunkte oder überraschenden Wendungen, so dass sich der Roman genau so entwickelt, wie es von Anbeginn zu erahnen ist. Die Feier am Ende, das Gefühl von heile Welt, ist denkbar kitschig und die liebe Frau Pfarrer derart als Heldin zu stilisieren, zu süß und überzogen.

"Fritz und Emma" bietet leichte, kurzweilige Unterhaltung, ist aber insgesamt zu seicht und oberflächlich. Weder die Charaktere noch ihre Lebensumstände hatten etwas Besonderes, was der Geschichte Tiefe oder Spannung hätte verleihen können. Auch von der großen, über Jahrzehnte andauernden, tragischen Liebesgeschichte hatte ich mir mehr Gefühl und Romantik erwartet.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Sehr deprimierende Lektüre. Bei diesen schweren Schicksalen hatte die Entwicklung einer Liebe, echte Nähe und eine stabile Beziehung keine Chance.

99 Tage mit dir
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Emma und Nathan lernen sich im Krankenhaus kenne, als sie beide auf eine Untersuchung warten. Da sie beide ohne Begleitung sind und Angst vor einer niederschmetternden Diagnose haben, unterstützen sie ...

Emma und Nathan lernen sich im Krankenhaus kenne, als sie beide auf eine Untersuchung warten. Da sie beide ohne Begleitung sind und Angst vor einer niederschmetternden Diagnose haben, unterstützen sie sich und begleiten sich auch zu den Folgeuntersuchungen.
Mit dem gemeinsamen Schicksal einer möglicherweise tödlichen Erkrankung verlieben sie sich ineinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Nathan ist beruflich Fallschirmlehrer und liebt den Adrenalinkick. Emma ist dagegen ruhig, kümmert sich aufopferungsvoll um ihre an Multiple Sklerose erkrankte Mutter und hatte deshalb auch noch nie eine Beziehung.
Für Nathan ist es wichtig, jeden Tag zu nutzen und das Beste aus sich herauszuholen, da er seit Jahren träumt, im Alter von 27 Jahren zu sterben. Dieses Alter hat er nun erreicht. Wird Emma ihre erste Liebe nach so kurzer Zeit schon wieder verlieren? Und wie verhält es sich mir ihrer Erkrankung?

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Nathan und Emma geschildert, so dass ihre Gedanken und Ängste nachzuvollziehen sind. Auch durch Nathans Tagebuch erfährt man, was ihn bewegt, wobei dies insbesondere in wiederkehrender Traum ist. Leider erfährt man abseits ihrer gemeinsamen Treffen und Arztbesuche wenig über ihren Alltag und ihr bisheriges Leben. Ich empfand beide Charaktere als blass, auch wenn Nathan im Gegensatz Emma wenigstens ein paar Ziele vor Augen hatte.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich sehr schnell, was jedoch aufgrund der Rahmenbedingungen nicht ganz unrealistisch ist. Dennoch fand ich es etwas befremdlich, wie schnell sich Emma und Nathan in ihren belastenden Situationen einem Fremden gegenüber öffnen konnten.

"99 Tage mir dir" ist eine traurige Liebesgeschichte, die zeigt, dass man gemeinsam ungeahnte Kräfte entwickeln kann und wie wichtig es ist, den Augenblick zu nutzen. Ich hatte mir das Buch etwas leichter vorgestellt und empfand es als berührend, aber doch auch deprimierend. Es ist wahrlich kein Wohlfühlroman, was jedoch schon der Buchtitel mit der Endlichkeit von 99 Tagen suggeriert. Mir fehlte die Unbeschwertheit des Beginns einer jungen Liebe und hätte gerne 99 verliebte Tage mit Emma und Nathan erlebt, als so viele sorgenvolle Tage, die sich um Krankheiten und all die damit verbundenen Belastungen drehten. Die Entwicklung einer Liebe, echter Nähe und eine stabile Beziehung hatte nie eine Chance.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Nach einem fesselnden Beginn verliert der Roman zunehmend an Spannung - zu vorhersehbar und mit wenig überzeugenden Charakteren

Nur ein Schritt
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Morgan ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als ihr eine fremde Frau am Bahnsteig ihr wenige Wochen alles Baby in die Arme gibt und sich anschließend auf die Gleise stürzt. Die Fremde hatte Morgan ...


Morgan ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als ihr eine fremde Frau am Bahnsteig ihr wenige Wochen alles Baby in die Arme gibt und sich anschließend auf die Gleise stürzt. Die Fremde hatte Morgan mit Namen angesprochen und sie gebeten, auf ihr Kind aufzupassen.
Morgan kann sich nicht erklären, warum diese fremde Frau ausgerechnet sie ausgesucht haben soll und gerät prompt in Verdacht, etwas mit ihrem Tod zu tun zu haben. Auf eigene Faust versucht sie selbst die Wahrheit herauszufinden und gerät damit selbst in Lebensgefahr.
"Nur ein Schritt" ist abwechselnd aus der Perspektive von Morgan sowie von Nicole, der Mutter des Kindes, geschildert. Auf diese Weise erhält man Einblicke in beider Leben, ihre Gefühle und Ängste.
Der Thriller beginnt mit der spannenden Frage, wie verzweifelt eine Frau sein muss, um ihr eigenes Kind einer Fremden zu überlassen und sich anschließend in den Tod zu stürzen. Auch ist unklar, woher Nicole Morgan gekannt bzw. warum sie ausgerechnet sie, als Fürsorge für ihre kleine Tochter ausgesucht haben soll.
Anhand einer Perspektive wird jedoch bald klar, welche Verbindung zwischen den beiden Frauen besteht, was dem Thriller bereits einen Teil seiner Spannung nimmt. Dabei empfand ich es nicht als realistisch, dass Morgan so lange arglos blieb. Die Verhaltensweisen beider Frauen waren für mich nicht logisch und nachvollziehbar, selbst wenn man in Betracht zieht, dass sowohl Morgan als auch Nicole psychisch angeschlagen waren und beide auf ihre Art mit ihrer Mutterrolle haderten.
Leider ist aufgrund der übersichtlichen Anzahl handelnder Personen auch für wenig versierte Thrillerleser bald klar, wer in dieser Konstellation ein falsches Spiel treibt und für die Bedrohungen, Einschüchterungen und letztlich die Verzweiflungstat von Nicole verantwortlich ist.
Fazit: Nach einem aufregenden Plot und einem fesselnden Beginn verliert der Roman zunehmend an Spannung und konnte mich auch aufgrund der charakterlich wenig überzeugenden Opfer und Täter nicht wirklich begeistern.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Ein Tag, der das Leben zweier Freundinnen prägte - die Geschichte, die rückblickend erzählt wird, enthielt mir zu wenig Dramatik und Spannung.

Der Weg nach Hause
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Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten ...

Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten hatten die beiden keinen Kontakt mehr zu einander. Lilly hatte Schweden zusammen mit ihrem Bruder Alvin in den 1960er-Jahren verlassen und hat in Frankreich Karriere als Jazzsängerin gemacht, während Viola heiratete und Mutter zweier Töchter geworden und inzwischen sogar Uroma ist.
Viola hat Lilly all die Jahre vermisst und nicht verstanden, warum der Kontakt so abrupt abgebrochen ist. Sie hofft, dass es noch nicht zu spät ist und beschließt nach Paris zu reisen, um Lilly noch einmal zu sehen.

Der Roman handelt rückblickend von den frühen 1950er- bis in die späten 1960er-Jahre und schildert die Kindheit, Jugend und die ersten Schritte der Karriere von Lilly. Dabei wird in jedem Jahr jeweils der 12. August beschrieben, der für Lilly eine besondere Bedeutung hat. Auch in der Gegenwart wird nur der Verlauf diese Tages im Jahr 2019 geschildert.

Während die Jahre der Kindheit noch detailreich erzählt werden und deutlich zu spüren ist, welche enge Freundinnen Viola und Lilly doch sind, sind die Jahre danach nur noch fragmenthaft. Das Geheimnis, das die beiden Freundinnen trennte, ist für den Leser leicht zu durchschauen, was dem Roman die Dramatik und Spannung nimmt. Auch wenn man als Leser ahnt, warum sich Lilly nach Frankreich abschottet und nie wieder nach Schweden zurückkehrte, ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum sie damit die innige Freundschaft zerstörte und erst im hohen Alter den Mut aufbrachte, die Wahrheit zu sagen. Der Zeitpunkt für ihre Reue scheint rein willkürlich gewählt.

Der Roman enthält viele berührende Momente. Die Lebenswege der beiden Frauen empfand ich jedoch als zu knapp umrissen, was dem Ein-Tages-Erzählstil geschuldet ist. Auch ihre Verhaltensweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen, weshalb es der Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit fehlte.
Die beiden Romane "Das rote Adressbuch" und "Ein halbes Herz" von Sofia Lundberg konnten mich dagegen mehr überzeugen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Geschichte der leisen Töne über Familienbande, Verantwortung, Geschwisterliebe und inneren Zusammenhalt - monoton und spannungsarm erzählt.

Die letzten Romantiker
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Im Jahr 2079 hält die Schriftstellerin Fiona Skinner eine Lesung und wird dabei von einer jungen Frau namens Luna zu einem ihrer Gedichte befragt, nach deren Protagonistin sie benannt ist. Fiona erinnert ...


Im Jahr 2079 hält die Schriftstellerin Fiona Skinner eine Lesung und wird dabei von einer jungen Frau namens Luna zu einem ihrer Gedichte befragt, nach deren Protagonistin sie benannt ist. Fiona erinnert sich daraufhin an ihre Kindheit in den 1980er-Jahren und beginnt zu erzählen.
1981 starb der Vater der vier Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona und ihre Mutter fiel daraufhin in ein tiefes Loch, aus dem sie erst drei Jahre später wieder erwachte. Die Geschwister kümmerten sich in der "Großen Pause" um sich selbst und schweißten eng zusammen. Auch wenn sich ihre Weg später trennten, hielt das Band fest und in schwierigen Situationen waren sie stets für einander da. 20 Jahre nach dem Verlust des Vaters ereignet sich jedoch eine weitere Tragödie, die ihre Bindung auf eine harte Probe stellt und die Geschwister endgültig zu trennen droht.
Der Roman wird überwiegend aus der Perspektive der über 100-jährigen Fiona geschildert, die auf ihr Leben zurückblickt. Bei dem Wechsel in die Vergangenheit wechseln die Sichtweisen häufig und abrupt, so dass man Einblicke in die Leben aller vier Geschwister erhält, selbst als jedes seiner eigenen Wege geht.
Das Buch ist in vier Abschnitte untergliedert, wobei der erste Teil, als die Geschwister heranwachsen und unter der Vernachlässigung der Mutter leiden, am eindringlichsten geschildert ist. Anschließend ereignet sich nicht viel und durch die in kurzen Abständen aufeinanderfolgenden Perspektivwechsel ist es schwierig, den Romanfiguren nahe zu kommen. Es ist offensichtlich, dass die Geschwister gelitten haben und von dem Verlust und der Einsamkeit in ihrer Kindheit geprägt sind und deshalb auch als Erwachsene mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe, aber ihre persönlichen Wege bleiben sehr vage. Erst nach einem weiteren einschneidenden Erlebnis für die ganze Familie, wird der Roman nach einem zähen Mittelteil wieder interessanter.
Erzählt wird eine knapp 100-jährige Familiengeschichte, die überwiegend von negativen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer, Einsamkeit und Enttäuschungen geprägt ist, weshalb die Atmosphäre durchweg melancholisch ist. Eindrücklich wird geschildert, dass durch ein fehlendes Glied alles ins Wanken gerät. Es ist eine Geschichte der leisen Töne über Familienbande, Verantwortung, Geschwisterliebe und inneren Zusammenhalt. Der Schatten der Vergangenheit ist dabei allgegenwärtig und stellt die Liebe untereinander immer wieder auf eine harte Probe. Die Charaktere bleiben auf Distanz und nicht wirklich greifbar, die Geschichte verläuft insgesamt zu monoton und spannungsarm. Schade fand ich zudem, dass ein Roman, der so weit in die Zukunft reicht, für die dystopische, bedrohliche Stimmung im Jahr 2079 keine Erklärung liefert. Am Ende bleibt nur die (unromantische) These, dass das Schönste an der Liebe die Vorstellung davon ist und die Realität ganz anders aussieht.

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