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Veröffentlicht am 13.01.2020

Spannende Grundidee, aber die klischeehaften Charaktere und ihre grotesken Handlungen lassen die Geschichte ins Absurde abdriften

Das Verhängnis
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Die Brüder Jeff und Will sowie Tom, ein guter Freund von Jeff, sitzen abends in ihrer Stammkneipe, in der Jeffs Freundin Kristin als Barkeeperin arbeitet. Die drei werden auf eine junge, fremde Frau aufmerksam, ...

Die Brüder Jeff und Will sowie Tom, ein guter Freund von Jeff, sitzen abends in ihrer Stammkneipe, in der Jeffs Freundin Kristin als Barkeeperin arbeitet. Die drei werden auf eine junge, fremde Frau aufmerksam, die allein in die Bar gekommen ist. Sie schließen eine Wette ab, wer die Nacht mit der schönen Unbekannten, die sich als Suzy vorstellt, verbringen wird. Am Ende entscheidet sie sich für den schüchternen Will, aber Tom, der verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder ist, lässt nicht locker.
Was die drei anfangs nicht wissen, ist, dass Suzy mit einem gewalttätigen Mann verheiratet ist und letztlich ganz andere Pläne für ihre drei neuen Bekannten entwickelt.

"Das Verhängnis" ist kein klassischer Kriminalroman. Es ist ein Spannungsroman, bei dem die Spannung allerdings sehr langsam aufgebaut wird. In einer langen Einführungsphase lernt man die allesamt wenig sympathischen und überwiegend dümmlich wirkenden Charaktere kennen, deren Gedanken und Taten stark von Sex und Gewalt geprägt sind. Die Protagonisten haben in ihrer Vergangenheit Traumatisches erlebt, das sie nicht verarbeitet haben und was ihre extremen Verhaltensweisen erklärt.

Der Roman zieht sich in die Länge, da die geschilderten Ereignisse bis zur im Klappentext angekündigten Katastrophe durch die einfältigen Charaktere belanglos erscheinen. Letztlich passiert in der kurzen Zeitspanne, die der Roman abdeckt, nicht allzu viel und das was sich ereignet, wirkt aufgrund der Fülle an ausfallenden Protagonisten, an gewalttätigen Männern und gleichgültigen Frauen überzogen und unglaubwürdig. Darüber hinaus fordern die stupiden Dialoge und die ständigen (unnötigen) Perspektivwechsel die Geduld des Lesers heraus.

Die Grundidee des Romans ist interessant, aber die klischeehaften Charaktere und ihre grotesken Handlungen sorgen eher für fassungsloses Kopfschütteln, als für eine mitreißende Unterhaltung. Der Showdown am Ende ist blutig und passt zu der insgesamt dubiosen Geschichte. Die Auflösung ist überraschend, aber gleichzeitig wiederum abwegig, da sich die Hintergründe dafür nicht abgezeichnet haben.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Zwei parallele Erzählstränge: nüchtern geschildert, blasse Charaktere, wenig Spannung, aber furioses Finale

Das Gewicht des Wassers
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Die Fotografin Jean ist zusammen mit ihrem Ehemann Thomas, ihrer fünfjährigen Tochter Billie und ihrem Schwager Rich sowie dessen Freundin Adelaide auf einem Segelschiff vor den Isles of Shoals vor der ...

Die Fotografin Jean ist zusammen mit ihrem Ehemann Thomas, ihrer fünfjährigen Tochter Billie und ihrem Schwager Rich sowie dessen Freundin Adelaide auf einem Segelschiff vor den Isles of Shoals vor der Ostküste der USA unterwegs, um über einen historischen Mordfall zu recherchieren, der sich 1873 auf einer der Inseln ereignet hatte und nur unzufriedenstellend aufgeklärt wurde.

Auf dem Schiff ist die Atmosphäre angespannt. Jean beobachtet Thomas und Adelaide mit Argusaugen, fürchtet, ihr Mann könnte eine Affäre mit der jungen, anmutigen Frau haben. Die Katastrophe passiert erst am Tag ihrer Abreise, als ein Sturm aufzieht und die fünf der Natur schutzlos ausgeliefert sind.

Der Roman ist aus der Perspektive von Jean geschrieben, die sich fortlaufend mit Adelaide vergleicht, deshalb unsicher wirkt und sich kaum auf ihre Recherchearbeiten konzentrieren kann. In einer Bibliothek vor Ort hat sie Dokumente über die Gerichtsverhandlung gefunden sowie die Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1899 von Maren Hontvedt, der einzigen überlebenden Zeugin des Mordfalls. Sie berichtet, wie sie 1868, jung und frisch verheiratet, von Norwegen in die USA immigrierte, wie sich ihr einsames Leben auf der Insel Smuttynose gestaltete, ihre Schwester und ihr Bruder nach dem Tod des Vaters nachfolgten und was sich in der Mordnacht ereignete, als ihre Schwester Karen und ihre Schwägerin Anethe brutal getötet wurden. Während die Auszüge aus der Gerichtsverhandlung übergangslos die Erzählung in der Gegenwart durchbrechen, sind die Abschnitte aus den Tagebüchern von Maren deutlich länger und durch eigene Kapitel von der Gegenwart gelöst.

Es ist schade, dass die beiden Handlungsstränge nicht miteinander verknüpft werden, so dass der Eindruck entsteht, zwei verschiedene Geschichten parallel zu lesen. Jean reflektiert oder kommentiert die Ereignisse von 1868 bis 1873, mit denen sie konfrontiert wird, in keinster Weise.
Augenscheinlich sind dennoch die Parallelen, denn beide Frauen befinden sich auf engstem Raum mit anderen Personen - Jean auf dem Segelschiff und Maren in dem kleinen Häuschen auf Smuttynose, in dem sie mit bis zu fünf weiteren Personen wohnte. Darüber hinaus sind sie von den Gezeiten und dem Wetter geplagt, Sturm, Regen und Kälte schutzlos ausgeliefert.

Das Beziehungsdrama in der Gegenwart auf dem Segelschiff weiß nicht so recht zu überzeugen. Die Charaktere bleiben blass, ihre Motive vage und Konflikte unausgesprochen. Vordergründig ist die Eifersucht und das Misstrauen Jeans, das ihre Gedanken beherrscht.

Die Enden beider Erzählstränge sind furios, werden aber zu nüchtern und übereilt geschildert, so dass die Spannung durchweg auf einem eher niedrigen Niveau bleibt und die Schicksale der Frauen nicht emotional packen können.

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Roman über eine unausgeglichene Frauenfreundschaft. Die im Klappentext angekündigte Veränderung ergab sich zu schnell und nicht glaubwürdig

Und vor uns liegt das Glück
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Ludo und Cate sind beide Anfang 40 Jahre alt, leben in Genua und sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen, auch wenn sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Cate ist impulsiv, eine Frau, die weiß sie ...

Ludo und Cate sind beide Anfang 40 Jahre alt, leben in Genua und sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen, auch wenn sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Cate ist impulsiv, eine Frau, die weiß sie will und sich das auch nimmt. Sie dominiert auch die Freundschaft mit Ludo, die angepasst und zurückhaltend ist und sich von anderen beeinflussen lässt.
Cate ist alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohnes, der seinen Vater, einen Australier, nicht kennt. Ludo war stets diejenige, die ihm als seine "Tante" den Vater ersetzte und Cate bei der Erziehung unterstützte. Während Cate als Single unabhängig ist, führt Ludo eine Beziehung zu ihrem Kollegen und spätere Vorgesetzten Paolo, der sie einengt, kontrolliert und auf die Freundschaft zu Cate eifersüchtig ist. Als Ludo dennoch beabsichtigt, Paolo zu heiraten, greift Cate ein. Doch dann erkrankt sie an Leukämie und bittet Ludo um einen Gefallen, der sie bis ans andere Ende der Welt nach Australien führt.

"Und vor uns liegt das Glück" ist ein Roman über eine Frauenfreundschaft, der aus der Perspektive von Ludo geschrieben ist. Der Klappentext verrät das Ende des Romans, während sich die Handlung mehr auf Ludo und ihre Eigenschaft beschränkt, sich von anderen dominieren und manipulieren zu lassen. Erst nach ca, 300 Seiten des knapp 400 Seiten langen Romans bittet Cate sie, den Vater ihres Kindes Gabriel in Australien ausfindig zu machen. Ludo hat bisher immer das gemacht, was Cate von ihr verlangte und so nimmt sie auch die Reise auf sich, die ihr Leben verändern wird.

Ich empfand Ludo zu passiv, die ungleiche Freundschaft anstrengend und konnte Ludos Handlungen nicht nachvollziehen. Sie machte keine charakterliche Entwicklung durch, blieb bis zum Schluss unselbstständig und ließ sich alle Entscheidungen bereitwillig abnehmen.
Die beiden Liebesgeschichten, mit denen die Frauen im letzten Viertel konfrontiert werden, entwickelten sich unglaubwürdig schnell und konnten mich nicht berühren. Auch Cates Krankheit wurde viel zu leichtfertig abgehandelt.

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, aber der Kern der Geschichte, der mit der Reise Ludos nach Australien - und damit einem Ausbruch aus ihrer Komfortzone - angekündigt wird, wird nach meinem Empfinden von der viel zu langen Vorgeschichte verdrängt und letztlich auf den Epilog reduziert.

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Veröffentlicht am 30.12.2019

Oberflächliche Geschichte über Freundschaft und Selbstfindung, die Charaktere sind eigenartig, künstlerische Aspekte kommen dabei zu kurz

Die Saiten des Lebens
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Dan lebt zurückgezogen im ländlichen Exmoor, wo er in seiner Werkstatt leidenschaftlich Harfen baut. Er ist kein Mann vieler Worte, braucht einzig und allein die Natur um sich herum, seine Arbeit, Sandwiches ...

Dan lebt zurückgezogen im ländlichen Exmoor, wo er in seiner Werkstatt leidenschaftlich Harfen baut. Er ist kein Mann vieler Worte, braucht einzig und allein die Natur um sich herum, seine Arbeit, Sandwiches und den Duft von Kaffee.
An einem Tag im September verirrt sich eine Frau in seine Scheune und ist überwältigt von den Harfen. Ihr Name ist Ellie, eine Hausfrau, die sich eine Liste mit Dingen erstellt hat, die die sie vor ihrem 40. Lebensjahr tun möchte u.a. das Erlernen des Harfespielens.
Dan mag Ellie auf Anhieb und schenkt ihr unbedarft eine seiner teuersten Harfen. Aufgrund ihres besitzergreifenden Ehemanns kann sie das Geschenk nicht annehmen, möchte jedoch bei ihm auf der Harfe üben.
Ellie verheimlicht die Abmachung ihrem Ehemann Clive, was nach der Entdeckung durch ihn eine Katastrophe auslöst, die aber nicht nur negative Folgen, sondern für Dan eine besondere Überraschung bereithält.

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Dan bzw. Ellie geschrieben. Die Kapitel sind kurz, der Perspektivenwechsel dynamisch. Der Roman plätschert dennoch zu Beginn nur dahin. Die Handlung beschränkt sich auf die Beschreibung der langweiligen Alltage von Dan und Ellie. Beide Charaktere konnten mich nicht für sich gewinnen. Auch wenn es nie wörtlich erwähnt wird, ist Dan offenbar Autist, der in seiner eigenen kleinen Welt zufrieden ist und Verhaltensweisen und Reaktionen von anderen Menschen nicht richtig einschätzen kann. Ellie ist eine naive, weltfremde Frau, die von ihrem Ehemann eingeengt wird, was ihr erst auffällt, als er sie zwingt, die geschenkte Harfe zurückzubringen. Clive ist ein manipulativer, eifersüchtiger und kontrollierender Mann mit einem Alkoholproblem.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Nebencharakteren, die bis auf Ellies Schwester Vic allesamt unsympathisch sind.
Die stereotype Darstellung der Personen machte den Roman im Hinblick auf eine Einteilung in Gut und Böse sehr vorhersehbar. Die Katastrophe ist unausweichlich und wird dann sehr drastisch dargestellt.

"Die Saiten des Lebens" ist eine eher oberflächliche Geschichte über Freundschaft und Selbstfindung. Die künstlerischen Aspekte von Musik und Poesie waren mir als Aufhänger des Romans zur kurz gefasst, die romantischen Gefühle von Ellie zu wenig nachvollziehbar dargestellt. Am meisten störte mich jedoch die Mehrheit an böswilligen und eigenartigen Charakteren, die der Geschichte jeglichen Charme und Glaubwürdigkeit nahm.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Eine etwas andere Weihnachtslektüre in 24 Kapiteln - Keine flauschige Feelgood-Geschichte, kein Kitsch, keine Romantik

Der Weihnachtshund
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Max ist Single und arbeitet als Kolumnist bei einer Zeitung in Wien. Durch eine Kolumne über das Leben eines Hundes war er auf den Hund gekommen und ist seitdem unfreiwillig Besitzer von Kurt. Dieses Weihnachten ...

Max ist Single und arbeitet als Kolumnist bei einer Zeitung in Wien. Durch eine Kolumne über das Leben eines Hundes war er auf den Hund gekommen und ist seitdem unfreiwillig Besitzer von Kurt. Dieses Weihnachten möchte Max den Feierlichkeiten und der Kälte entfliehen und die Feiertage auf den Malediven verbringen. Für diese Zeit möchte er Kurt nicht ins Tierheim geben und findet über ein Inserat Katrin. Diese ist ebenfalls Single - zum Leidwesen ihrer Eltern, die endlich einen festen Partner an der Seite der knapp 30-Jährigen sehen möchten. Katrin möchte Heiligabend, der Tag, der gleichzeitig ihr Geburtstag ist, dieses Jahr nicht bei ihren erwartungsvollen Eltern verbringen und sich stattdessen um Kurt kümmern.

"Der Weihnachtshund" ist keine flauschige Feel-Good-Weihnachtsgeschichte, sondern mehr ein Roman für alle Weihnachtshasser. Er ist abwechselnd aus der Sicht von Max bzw. Katrin geschrieben, die beide aus unterschiedlichen Gründen eine Abneigung gegen Weihnachten haben und etwas bekümmert auf ihr bisheriges Leben zurückblicken. Max hat dabei mit einem Trauma aus seiner Kindheit zu kämpfen, weshalb er noch nie eine längere Beziehung mit einer Frau eingehen konnte. Katrin ist bisher immer an die falschen Männer geraten.

Der Roman ist voller Wortwitz geschrieben, gespickt von Sarkasmus und Zynismus, hatte aber für mich trotz unterhaltsamer Passagen durchaus seine Längen, gerade was Max' Kussphobie betrifft.
Hund Kurt ist nur Statist, spielt für die Handlung an sich keine Rolle.

Wer abseits der üblichen Weihnachtslektüre eine etwas andere Liebesgeschichte - ohne Romantik, Kitsch und Vorfreude auf Weihnachten lesen möchte, der wird mit "Der Weihnachtshund" für die Adventszeit das passende Buch finden, ist es doch wie ein Adventskalender mit 24 Kapiteln aufgebaut. Der Schreibstil ist amüsant und sehr unterhaltsam, die Charaktere dagegen etwas sonderbar, die Handlung revolvierend und überspitzt dargestellt.

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