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Veröffentlicht am 27.02.2019

Unblutiger Psychothriller, der mit der Angst der Protagonistin spielt und der ein glaubwürdiges, nicht zu schnell vorhersehbares Ende hat.

Einer wird sterben
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Stella ist mit Kater Paulchen allein in der Villa in der eigentlich ruhigen Blumenstraße. Ihr Mann Paul ist Frachtpilot und wie so häufig unterwegs.
Als Stella auf der gegenüberliegenden Straßenseite ...

Stella ist mit Kater Paulchen allein in der Villa in der eigentlich ruhigen Blumenstraße. Ihr Mann Paul ist Frachtpilot und wie so häufig unterwegs.
Als Stella auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Fahrzeug auffällt, ein Oldtimer wie ihr Mann ihn früher gefahren hat, besetzt mit einem Pärchen, das stunden-, bald tagelang einfach nur dasitzt und wartet, wird sie zunehmend nervöser. Sie fühlt sich beobachtet und passiv bedroht. Auch den Nachbarn fällt das Fahrzeug mit den fremden Menschen unangenehm auf, aber auch die hinzugerufene Polizei ist machtlos.
Stella fürchtet, dass das Paar etwas über die Nacht vor sechs Jahren weiß, in der sich ein Unfall ereignete, an dem sie und ihr Mann beteiligt waren. Gestützt wird ihre These durch anonyme Anrufe, die Stella erhält und Farbschmierereien an der Villa. Unruhig und verzweifelt bittet sie Paul, früher nach Hause zu kommen, doch der kann seinen Dienstplan nicht so schnell ändern.

"Einer wird sterben" ist in ein unblutiger Psychothriller, bei dem die Spannung nach und nach gesteigert wird. Zunächst wirkt Stella wie eine neureiche, hysterische Hausfrau, die mangels Ablenkung "die Flöhe husten hört". Mit steigender Angst und gefangen in ihrem Gedankenkarussell erfährt man mehr über die Unfallnacht, die sich gerade zum sechsten Mal gejährt hat und die Schuld, die Stella und Paul auf sich geladen haben. Mit einer Lüge haben die beiden sich erpressbar gemacht und offensichtlich möchte jemand, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Doch warum ausgerechnet jetzt, nach sechs Jahren? Und warum zeigt sich der vermeintliche Erpresser nicht?
Der Psychoterror, dem sich Stella ausgesetzt sieht, ist subtil, wirkt deshalb aber besonders authentisch und bedrohlich. Als Leser kann man sich mit Stella identifizieren, da man jederzeit in eine Situation wie sie sie erlebt, hineingeraten kann. Auch die Nachbarschaft voller Neid, Missgunst und Querulanten, die Stella, die bisher eine Außenseitern war, durch diese Situation erst näher kennenlernt, ist voller Charaktere, die nur schwer einzuschätzen sind.
"Einer wird sterben" ist ein fesselnder Thriller mit einem glaubwürdigen Ende, das man, begrenzt auf die subjektive Sicht von Stella, so nicht vorhersehen konnte.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Beklemmendes Familiendrama und Spannungsroman mit Krimielementen in einem, der auch durch die bildgewaltige Beschreibung der Umgebung fessel

Was man unter Wasser sehen kann
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Luca wohnt in Berlin und arbeitet bei ihrem Freund in einem kleinen Lebensmittelladen. Zu ihrer Familie im Sauerland, die davon ausgeht, dass Luca in Berlin studiert, hat sie kaum Kontakt. Umso überraschter ...

Luca wohnt in Berlin und arbeitet bei ihrem Freund in einem kleinen Lebensmittelladen. Zu ihrer Familie im Sauerland, die davon ausgeht, dass Luca in Berlin studiert, hat sie kaum Kontakt. Umso überraschter ist Luca, als ihre Mutter einen Besuch ankündigt. Luca wartet, doch Marion kommt nie bei ihr an. Ihr Wagen wird unweit ihres Wohnortes an der Ronnetalsperre gefunden. Luca fährt in ihre Heimat, wo sie wieder bei Oma Grete einzieht, bei der sie größtenteils aufgewachsen ist. Für sie ist die Rückkehr auch eine Reise in die Vergangenheit, denn die Zeit im Dorf scheint stehengeblieben zu sein.
Vor Ort versucht Luca herauszufinden, wo ihre Mutter sein könnte, da die Polizei nichts unternimmt und sich auch Grete keine Gedanken um den Verbleib ihrer Tochter macht. Marion ist zwar schon immer ein unsteter Charakter gewesen, von dem Luca sich ungeliebt und wenig beachtet fühlte, sie traut ihrer Mutter aber dennoch nicht zu, dass sie ohne ein Wort verschwindet, noch dazu, da sie sie in Berlin besuchen wollte.

"Was man unter Wasser sehen kann" ist eine fesselnde Familiengeschichte über drei Generationen Frauen, die schon immer ein angespanntes Verhältnis zueinander hatten sowie die Geschichte über ein Dorf, das dem Bau einer Talsperre zum Opfer gefallen ist. Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt: die Gegenwart im September 2015 aus der Sicht von Luca und in der Vergangenheit, eine Zeitspanne von Ende der 1950er bis Mitte der 1960er-Jahre aus der Perspektive von Cord, der wie so viele Dorfbewohner sein Eigentum für den Bau der Talsperre aufgegeben musste.

Der Schreibstil ist sehr bildlich und atmosphärisch. Die Abgeschiedenheit des Dorfes, in dem sich in den letzten fünf Jahren der Abwesenheit von Luca nicht viel geändert hat, ist durch ihre Wiederkehr und das Treffen auf alte Bekannte spürbar. Zudem geht von dem Stausee, in den sich schon Personen hinuntergestürzt haben sollen, eine sagenhafte Anziehungskraft aus.

Lucas Suche nach ihrer Mutter ist gleichzeitig eine Suche nach ihrer eigenen Identität und wo sie im Leben hin möchte. Mühevoll erfährt sie in Gesprächen mit den Dorfbewohnern, die lieber über als miteinander reden, Dinge aus ihrer Kindheit, die sie als Kind nicht einordnen konnte und aus der jüngsten Vergangenheit, wie sich Marion seit Lucas Auszug verhalten hat. Oma Grete ist keine Hilfe, sie hüllt sich in Schweigen und scheint mit ihrer Tochter endgültig gebrochen zu haben.

"Was man unter Wasser sehen kann" ist eine Mischung aus beklemmendem Familiendrama und einem Spannungsroman mit Krimielementen, der den Leser nicht nur durch die Suche nach und Sorge um Marion, sondern auch durch die bildgewaltige Beschreibung der Umgebung und die schwer einzuschätzenden Charaktere fesselt.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Die Freundschaft fünf unterschiedlicher Frauen Ende der 1970er-Jahre in der Weite Australiens

Willkommen im Fairvale Ladies Buchclub
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Sybil Baxter ist die Matriarchin der Fairvale Station, einer Rinder- und Pferdefarm, die von ihrem Ehemann Joe geleitet wird. Der älteste Sohn Lachlan hat die Station verlassen und jeden Kontakt mit der ...

Sybil Baxter ist die Matriarchin der Fairvale Station, einer Rinder- und Pferdefarm, die von ihrem Ehemann Joe geleitet wird. Der älteste Sohn Lachlan hat die Station verlassen und jeden Kontakt mit der Familie abgebrochen. Übrig ist sein jüngerer Bruder Ben, der nun in seine Fußstapfen treten soll. Seine Ehefrau Kate ist erst kürzlich aus England angekommen und muss sich erst noch in dem neuen Land und vor allem dem isolierten, einsamen Leben bei Katherine, im Norden Australiens, zurecht finden.
Sallyanne wohnt Zeit ihres Lebens in Katherine, ist verheiratet und hat drei Kinder. Obwohl sie in der Stadt lebt, ist auch sie allein und nur für ihre Kinder, während ihr Mann Mick sich immer mehr dem Alkohol hingibt.
Rita ist Sybils beste Freundin, auch wenn sich die beiden nur selten sehen können. Sie arbeitet als Krankenschwester bei den Flying Doctors in Alice Springs.
Della ist aus Abenteuerlust von Texas nach Australien gekommen und arbeitet auf einer benachbarten Station im Northern Territory.
Durch den Buchclub, den Sybil vor allem für ihre Schwiegertochter gegründet hat, um für sie eine Freundin zu finden, treffen die fünf Frauen aufeinander und tauschen sich bei ihren Treffen nicht nur über Bücher aus, sondern entwickeln ein enges freundschaftliches Band und schließen sich zu einer verlässlichen, solidarischen Gemeinschaft zusammen.

Der Roman handelt von 1978 bis 1981 und von fünf ganz unterschiedlichen Frauen, die sich aufgrund des einsamen Lebens, geschuldet durch die weiten Distanzen und der Ende der 1970er-Jahre noch nicht etablierten technischen Kommunikationsmöglichkeiten, durch den Buchclub kennenlernen. Die Diskussion der Bücher wird bei ihren Treffen allerdings schnell zur Nebensache, vielmehr findet ein Austausch über die Sorgen und Nöte jeder einzelnen und vor allem eine ganz selbstverständliche gegenseitige Unterstützung statt.

Während der vier Jahre, in denen sich die fünf Frauen aufgrund der Umstände wie der Trocken- und Regenzeit nur acht Mal treffen können, werden die Leben jeder einzelnen erzählt: Sybils Sorge um das Erbe der Station, Kates ungewollte Kinderlosigkeit, Sallyannes Probleme mit einem Alkoholiker als Ehemann, Ritas harter und gefährlicher Beruf als fliegende Krankenschwester und Dellas Abnabelung von ihrer Heimat Amerika. Alle fünf erleben Schicksalsschläge, lassen sich davon aber nicht unterkriegen. Sie stürzen sich in die Arbeit oder gehen andere Wege und finden immer wieder Halt in ihrer Freundschaft.

Der Roman zeigt, wie wichtig eine verlässliche Gemeinschaft - nicht nur in den Weiten des australischen Outbacks - ist und dass man Probleme nicht alleine bewältigen muss.
Neben der Geschichten der Frauen fand ich besonders interessant, ein Gefühl für das Leben in Australien vor 40 Jahren zu bekommen. Man erlebt die Isolation der Station, die Abhängigkeit vom Wetter und den Jahreszeiten und die Widrigkeiten aufgrund der großen Distanzen, die es im Alltag und in Notsituationen zu bewältigen gilt. Diese authentische Darstellung wird noch durch die einleitende Chronologie der Ereignisse eines jeden Jahres von 1978 bis 1981 unterstützt, die sich in Teilen auch in der Handlung wiederfinden.

"Willkommen im Fairvale Ladies Buchclub" ist weniger ein Buch über Bücher, sondern ein Roman über fünf starke Frauen und die Entwicklung ihrer Unabhängigkeit sowie das Vertrauen und die Kraft, die sich aus einer Freundschaft ergibt. Manche Entwicklung in der Familie Baxter erfolgte für mich am Ende zu schnell und vor allem zu gefällig.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Fesselnder Thriller über Freundschaft, Neid und Verrat

Dein perfektes Leben
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Vicky Seagrave ist verheiratet und Mutter von drei kleinen Kindern. Sie ist Lehrerin in Elternzeit und dank des Verdienstes von Ehemann Tom geht es der Familie gut. Ihre beste Freundin Amber wohnt nur ...

Vicky Seagrave ist verheiratet und Mutter von drei kleinen Kindern. Sie ist Lehrerin in Elternzeit und dank des Verdienstes von Ehemann Tom geht es der Familie gut. Ihre beste Freundin Amber wohnt nur wenige Straßen entfernt. Vicky führt ein perfektes Leben, begeht aber an einem Tag im Januar einen folgenschweren Fehler. Weil sie sich unbedingt ein Haus ansehen möchte, das sie sich für ihre Familie erträumt hat, lässt sie den Jüngsten Josh nur ein paar Minuten allein. Noch während der Hausbesichtigung überkommt sie ein schlechtes Gewissen, aber wie hätte sie ahnen können, dass ausgerechnet in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit ein Einbrecher in ihr Haus eindringt? Freundin Amber ist zur Stelle und gibt Vicky ein Alibi, da die Frauen das Jugendamt fürchten. Vicky muss fortan mit einer Lüge leben, die ihr ganzes Leben beeinträchtigt und vor allem ihr Vertrauen in Amber zunehmend in Frage stellt.

Die Geschichte ereignet sich im Jahr 2010, wobei einzelne Kapitel in der Vergangenheit im Jahr 1992 handeln, in deren Mittelpunkt die 10-jährige Katya steht, deren Mutter, eine Prostituierte, an einer Überdosis gestorben ist. Katya wird bei Pflegeeltern untergebracht, wünscht sich jedoch sehnlichst, bei ihrer Sozialarbeitern Maggie leben zu können. Stattdessen sieht sie sich mit den Übergriffen ihres Pflegevaters Luke konfrontiert.

Der Thriller ist nahezu unblutig und entwickelt ein subtile Spannung. Es ereignen sich keine Gräueltaten, aber das Lügenkonstrukt, in das sich Vicky immer tiefer verwickelt, entwickelt sich für diese zu einem Albtraum, der bald weitaus schlimmer ist, als die Angst vor einer Anzeige wegen der Vernachlässigung eines Säuglings.

Amber, die nach Außen hin stets für Vicky da ist und sich als Patentante liebevoll um die Kinder kümmert, drängt sich immer stärker in den Vordergrund. Interessant ist zu lesen, in welche Richtung sich die Freundschaft entwickelt und welchen Druck Amber aufgrund ihres Alibis auf Vicky ausübt. Was mit kleinen Sticheleien und zweideutigen Andeutungen beginnt, mündet in falschen Anschuldigungen bis hin zu seelischen Grausamkeiten.

"Dein perfektes Leben" ist ein Psychothriller, der ohne Übertreibungen auskommt und raffiniert ein glaubwürdiges, realistisches Szenario konstruiert. Aufgrund der Rückblicke in die Vergangenheit ist die Handlung zwar ab der Hälfte des Romans vorhersehbar, da diese dem Leser eine Einschätzung Ambers ermöglicht, die für Vicky (noch) nicht offensichtlich ist, was aber nichts an Fassungslosigkeit ändert, mit der man weiter liest, um zu erfahren, wie viel Schaden noch angerichtet werden muss, bis die Wahrheit ans Licht kommt.

Es ist ein fesselnder Roman über Freundschaft, Neid und Verrat, der zeigt, welche Folgen "ein kleiner Fehler" (Originaltitel) haben kann und welche Auswirkungen eine traumatische Kindheit haben kann, die sich erst Jahre später bemerkbar machen.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Roman über einen Neuanfang und die Suche nach dem persönlichen Glück - lebendig geschrieben, ohne zu vorhersehbar zu sein

Einmal Liebe zum Mitnehmen
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Lily ist knapp 30 Jahre alt und talentierte Chefköchin in einem Münchener Sternehotel mit Ambitionen auf den ersten Stern für das Restaurant. Sie ist aber auch die Geliebte des Chefs und als dieser sich ...

Lily ist knapp 30 Jahre alt und talentierte Chefköchin in einem Münchener Sternehotel mit Ambitionen auf den ersten Stern für das Restaurant. Sie ist aber auch die Geliebte des Chefs und als dieser sich entscheidet, zu seiner Ehefrau zurückzukehren, verliert Lily ihre Anstellung - angeblich mangels sozialer Kompetenzen in der Mitarbeiterführung. Ihre Mutter war von ihrer Berufswahl ohnehin enttäuscht und hält sie als Köchin ohne Aussicht auf einen Ehemann für eine Versagerin. Lily flieht deshalb zu ihrem Vater nach Irland, wo sie sich mit ihrer Abfindung einen Foodtruck kauft. Das Geschäft in Dublin läuft gut an, doch dann passiert Lily ein Fauxpas, der ihre Existenz gefährdet. Dank der Hilfe von Collum, einem erfolgreichen Geschäftsführer aus der näheren Umgebung, kann sie sich vor dem finanziellen Ruin retten. Collum erwartet keine Gegenleistung, außer von ihr mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten versorgt zu werden und so freunden die beiden sich an. Sie verbringen immer mehr freie Zeit miteinander, bis Lily sich in Collum verliebt. Gezeichnet von gescheiterten Beziehungen zeigt sich Collum allerdings zurückhaltend und möchte Lily als Freundin nicht verlieren.

„Einmal Liebe zum Mitnehmen“ ist ein Roman über einen Neuanfang und die Suche nach dem persönlichen Glück. Lily ist nach einer gescheiterten Liebesbeziehung zu einem verheirateten Mann, dem Jobverlust und dem fehlenden Rückhalt in der Familie stark verunsichert, lässt sich allerdings nicht unterkriegen und macht sich in Dublin selbstständig. Sie hat immer wider mit Selbstzweifeln zu kämpfen, aber in Collum findet sie einen Freund, der ohne Hintergedankten für sie da ist und ihr Unterstützung bietet. Erst als Lily selbst mehr als nur Freundschaft möchte, wird es kompliziert.

Der Roman ist lebendig und unterhaltsam geschrieben und es macht Freude zu verfolgen, wie Lily in Irland zu neuem Selbstbewusstsein findet und sich persönlich weiterentwickelt. Sie ist eine sympathische und authentische Protagonistin und auch den souveränen Collum, der trotz seines Erfolgs keine Allüren hat, schließt man ins Herz. Es ist keine typische Liebesgeschichte, da Gefühle erst im letzten Drittel des Buches in den Vordergrund rücken. Durch das Aufgreifen des Trends von Streetfood und einer jungen Frau, die sich nicht einschüchtern lässt und für ihren Erfolg hart arbeitet, ist die Geschichte modern und als leichte Unterhaltungslektüre weder platt noch in Gänze vorhersehbar.