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silvery

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2017

Ist Glück teuer?

Glück ist teuer
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Noah ist 22, Student und auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Er studiert Wirtschaft, doch das auch nur, da er das für etwas Vernünftiges hält, etwas, worauf man aufbauen kann. Was er damit ...

Noah ist 22, Student und auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Er studiert Wirtschaft, doch das auch nur, da er das für etwas Vernünftiges hält, etwas, worauf man aufbauen kann. Was er damit in der Praxis einmal anfangen möchte, weiß er noch nicht. Und gleichzeitig realisiert er, dass er das gesamte Weltwirtschaftssystem in Frage stellt. Er stellt sich die Frage nach dem Sinn des Geldes und des Lebens. Ist Glück wirklich käuflich? Als er herausfindet, dass sein Vater einer der reichsten Geschäftsmänner der Schweiz ist, treibt ihn dies noch mehr in einen Gewissenskonflikt.

Ich fand das Buch sehr interessant. Noah ist ein Charakter, der sich viele Gedanken um die Welt und den Sinn des Lebens macht. Er hat gerade erst seinen leiblichen Vater kennen gelernt und bekommt die Chance in kurzer Zeit sehr viel Geld zu verdienen. Die Gedanken, die er sich macht und wie er auf die neuen Lebensumstände reagiert, macht ihn zu einem interessanten Charakter, der dazu noch sehr sympathisch rüberkommt. Als Leser begleitet man ihn einfach gerne.
Gut gemacht sind die kurzen Episoden aus der Kindheit des Protagonisten, die zwischendurch eingestreut werden. Da diese Episoden wichtig für Noahs spätere Entwicklung sind, fand ich es spannend, ihn auch als Kind zu erleben. Man kann nachvollziehen, wie sich Noahs Blick auf die Welt mit der Zeit verändert (besonders im Hinblick auf das viele Geld, was ihm plötzlich zur Verfügung steht und was er damit erreichen möchte) und wie sich die Wurzeln seines Handelns schon in seiner Kindheit gebildet haben.

Besonders gut gelungen fand ich, dass der kurze Prolog und Epilog die Geschichte perfekt einrahmen. Das lässt die Geschichte rund erscheinen und mich als Leser zufrieden zurück.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Offen gelassen wird die Frage, was denn nun eigentlich Glück ist, denn das muss jeder für sich selber beantworten. Ich würde das Buch definitiv weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Zerrissen zwischen zwei Lebensabschnitten

Ohne mich
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Das Buch "Ohne mich" von Esther Schüttpelz ist besonders. Es handelt um eine junge Protagonistin, die gerade ihren Jura-Abschluss geschafft und sich frisch von ihrem Ehemann, den sie viel zu ...

Das Buch "Ohne mich" von Esther Schüttpelz ist besonders. Es handelt um eine junge Protagonistin, die gerade ihren Jura-Abschluss geschafft und sich frisch von ihrem Ehemann, den sie viel zu früh und voreilig geheiratet hat, getrennt hat. Das Buch beschreibt die Zeit zwischen der Trennung, die ihr erst mal den Boden unter den Füßen weg gerissen hat, und der Neufindung und Orientierung in ihrem neuen Leben als junge Juristin.

Mich hat das Buch begeistert, da die Gefühle, die die Protagonistin im Laufe dieses Jahres durchlebt, sehr gut dargestellt werden. Obwohl gar nicht so viel passiert, sondern man der jungen Frau einfach in ihrem Alltag folgt, lernt man sie durch ihre Handlungen und vor allem den ausführlich beschriebenen Gedanken und Selbstgesprächen sehr gut kennen. So spürt sie eine Sinnlosigkeit in ihrem Leben und das Gefühl des nicht verstanden werdens durch ihr Umfeld. Gefühle, die wohl viele LeserInnen nachempfinden können, die schon einmal persönliche Krisen durchgemacht haben.

Durch dieses Unverständnis geht sie auf Distanz zu anderen Menschen, aber auch zu sich selbst. Sie versucht Vieles, um wieder zu sich selber zu finden (so wie z.B. einen Yoga-Trip) oder zumindest Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen, doch kommt nur schwer mit der Situation zurecht und fühlt sich allein gelassen. Besonders deutlich kommt diese Distanz dadurch zum Ausdruck, dass sie von ihrem Ex-Mann im gesamten Buch nur vom "Ehemann" spricht. Erst im allerletzten Satz des Buches erfährt man den Namen. Für mich ein Zeichen dafür, dass sie endlich mit diesem Kapitel abschließen kann und langsam bereit ist für ihr neues Leben.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch. Durch den lockeren Schreibstil ist es angenehm zu lesen. Und der Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin ist durchaus interessant.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Heimat und Fremde

Sibir
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Josef Ambacher ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie von der Sowjetarmee in das ferne Kasachstan verschleppt wird. Furchterregend ist das fremde Land in der Steppe. Hitze, Kälte und Hunger ...

Josef Ambacher ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie von der Sowjetarmee in das ferne Kasachstan verschleppt wird. Furchterregend ist das fremde Land in der Steppe. Hitze, Kälte und Hunger plagen die Menschen. Doch diese Umstände schweißen auch zusammen. Josef lernt mit seiner neuen Heimat umzugehen. Doch nach zehn Jahren bekommt die Familie eine Chance zurück nach Deutschland zu gehen.

1990, 45 Jahre später, lebt Josef mit seiner Familie in Mühlheide und wird plötzlich wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Nach Ende der Sowjetunion kommen Dutzende Neuankömmlinge nach Mühlheide. Zum Teil findet sich Josef in diesen Neuankömmlingen selber wieder. Er erinnert sich daran, wie sich bei seiner Ankunft in Deutschland nichts nach Heimat angefühlt hat und ihm die Fremdheit immer im Nacken gebrannt hat. Sein Vater gab ihm damals den Rat "Du musst vergessen, was war. Brich mit dem Alten. In der Vergangenheit liegt nichts Gutes." Doch auch dies gelingt ihm nicht so recht. Seine Tochter Leila versucht sein Verhalten zu verstehen. Sie steht sozusagen zwischen zwei Welten und versucht nun zu vermitteln. Dabei beginnt sie auch die eigene Geschichte ihrer Familie zu begreifen.

Insgesamt ein interessanter Roman, auf den man sich einlassen muss. Besonders in der Hörbuch-Version (mit der wundervollen Sprecherin Julia Nachtmann) ist es anfangs nicht so leicht, den vielen fremden Begriffen zu folgen. Doch das Durchhalten lohnt sich, denn es handelt sich um eine einzigartige Geschichte über die Suche nach Heimat, Verlust, Schuld und Sühne und die Rolle der eigenen Familie.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Emotional

Young Mungo
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Als LeserIn wird man sofort in das brutale, homophobe Glasgow der 90er Jahre hinein geworfen. Mungo passt da nicht so ganz rein, denn er ist sanfter als die anderen, gefühlvoller und hat nichts ...

Als LeserIn wird man sofort in das brutale, homophobe Glasgow der 90er Jahre hinein geworfen. Mungo passt da nicht so ganz rein, denn er ist sanfter als die anderen, gefühlvoller und hat nichts für die gewalttätigen Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten übrig. Doch sein Bruder schleppt ihn mit und seine Mutter schickt ihn auf einen Angelausflug mit zwei älteren Männern, um aus ihm in ihren Augen einen "richtigen Mann" zu machen. Denn wer anders ist, so wie Mungo, wird in dieser Gesellschaft nicht überleben.

Es ist mir etwas schwer gefallen, in die Geschichte rein zu kommen, auch da die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt und man erst spät herausfindet, wie die beiden Handlungsstränge miteinander zusammenhängen. Zuerst hat man das Gefühl, dass nicht viel passiert, doch das wird in der zweiten Hälfte des Buches ganz anders. Dort passiert fast schon zu viel, auch auf emotionaler Ebene. Als LeserIn ist man gefordert dies alles aushalten zu können.

Es ist eine trostlose Welt, in der Mungo lebt. Der einzige Lichtblick ist der Nachbarsjunge James, der später hinzu kommt. Mit ihm zusammen kann Mungo der brutalen Welt für eine kurze Zeit entkommen. Er wünscht sich auszubrechen aus seiner Umgebung, zusammen mit James weg zu gehen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch viel Hoffnung gibt es nicht.

Insgesamt ist "Young Mungo" ein emotionales Buch, das mich in einigen Passagen ziemlich mitgenommen hat. Douglas Stuart versteht es, die Atmosphäre des Glasgow der 90er Jahre rüber zu bringen mit all der Gewalt, Hoffnungslosigkeit und dem veralteten, toxischen Männerbild. Es ist definitiv kein Buch, das man mal nebenbei so weg lesen kann. Von mir gibt es ganz klar eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.02.2021

Sehr spannend

Dark
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Ich kenne Candice Fox bereits seit der Eden-Trilogie und mag ihre spannenden Thriller mit den exzentrischen Charakteren sehr. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk und habe auch dieses wieder ...

Ich kenne Candice Fox bereits seit der Eden-Trilogie und mag ihre spannenden Thriller mit den exzentrischen Charakteren sehr. Daher war ich sehr gespannt auf ihr neuestes Werk und habe auch dieses wieder verschlungen.

Die Tochter der Diebin Sneak Lawlor wird vermisst. Zusammen mit ihrer ehemaligen Zellengenossin und verurteilten Mörderin Blair Harbour, der Polizistin Jessica Sanchez und der Gangsterin Ada Maverick geht sie auf die Suche nach ihr. Und diese führt sie bald in das tiefste Gangstermilieu.
Dabei hat jede der Frauen ihr eigenes Päckchen zu tragen. Doch sie helfen sich gegenseitig und durchleben gefährliche Situationen. Am Ende erreicht jede auf ihre Art und Weise ihr ganz persönliches Happy End.

Die Geschichte wird aus den Perspektiven von Blair und Jessica erzählt, so dass man als Leser sehr nah am Geschehen dran ist und auch die Gedanken und Handlungsweisen dieser Charaktere gut nachvollziehen kann. Und wie von Candice Fox gewohnt, sind es hier auch wieder außergewöhnliche, starke Charaktere, die einem lange im Gedächtnis bleiben.

Mich hat dieser Thriller wieder voll überzeugt. Ich würde es definitiv weiter empfehlen.