Platzhalter für Profilbild

silvery

Lesejury Profi
offline

silvery ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit silvery über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2017

Eine außergewöhnliche Protagonistin

Untiefen (Ein Nora-Watts-Thriller 1)
0

Nora Watts hat mir als Protagonistin sehr gefallen. Eine wirklich interessante Figur mit einer bewegten Vergangenheit, die sie nun wieder einzuholen scheint. Sie lebt zurückgezogen in einem Keller. ...

Nora Watts hat mir als Protagonistin sehr gefallen. Eine wirklich interessante Figur mit einer bewegten Vergangenheit, die sie nun wieder einzuholen scheint. Sie lebt zurückgezogen in einem Keller. Ihre einzigen Kontakte sind ihr Hund Whisper, ihre beiden Arbeitgeber und ihr Pate aus der Selbsthilfegruppe für Alkoholabhängige.

Nora macht sich nichts aus Äußerlichkeiten, sondern achtet auf das Verhalten ihrer Mitmenschen. Doch ihr Misstrauen hält sie davon ab, zu irgendjemandem eine engere Bindung aufzubauen. Sie ist Einzelkämpferin und ist auch nicht gewillt, dieses Leben aufzugeben.

Als ein junges Mädchen vermisst wird, wenden sich dessen Eltern an Nora, denn sie ist die leibliche Mutter des Mädchens, der einzige Mensch, der Nora etwas bedeutet. Und so tut sie alles, um das Mädchen zu finden.

Ich fand es zuerst etwas schwer, in das Buch herein zu kommen. Dies lag einerseits an der wirklich komplexen Vergangenheit der Protagonistin, andererseits daran, dass mich die Handlung zunächst nicht packen konnte. Doch nach dem ersten Drittel des Buches steigt die Spannung und dadurch, dass man die Protagonistin nun schon besser kennen gelernt hat, steigt auch das Interesse an ihr und der Lösung des Falls.
Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass das Buch etwas zu politisch sein könnte, doch das hat sich nicht bewahrheitet. Ich fand es zum Ende hin nur etwas schwer, den ganzen Handlungssträngen und Motiven noch folgen zu können.

Insgesamt ein guter, spannender Thriller mit einer außergewöhnlichen Protagonistin. Stellenweise etwas verwirrend, aber dennoch gut geschrieben.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Eine beeindruckende Frau

Durch alle Zeiten
0

Um ehrlich zu sein, hat mich das Cover des Buches zunächst ein wenig abgeschreckt. Es erweckt Assoziationen zu schwarzweißen Heimatfilmen aus den Fünfzigern. Doch das Buch hat mich positiv überrascht.

Es ...

Um ehrlich zu sein, hat mich das Cover des Buches zunächst ein wenig abgeschreckt. Es erweckt Assoziationen zu schwarzweißen Heimatfilmen aus den Fünfzigern. Doch das Buch hat mich positiv überrascht.

Es wird die Lebensgeschichte von Elisabeth erzählt, einer einfachen Frau auf dem Lande, die nach ihrem persönlichen Glück sucht. Mir imponiert diese Frau, die sich von ihren eher ärmlichen Verhältnissen nicht von dem Versuch abgehalten lassen hat, mehr zu erreichen. Manchmal wirkt sie rücksichtslos, selten sogar unverantwortlich, doch dabei hat sie nur ihr Glück vor Augen und das Wohlergehen ihrer Kinder.

Elisabeth wirkt ihrer Zeit voraus zu sein. Sie ist eine moderne, starke, unabhängige Frau, die gefangen ist in den gesellschaftlichen Zwängen der früheren Zeit.

Ihre Geschichte wird in zwei zeitlich getrennten Erzählsträngen erzählt. Der erste beginnt mit der Geburt ihres dritten Kindes und setzt somit weit nach dem zweiten Strang ein, der in ihrer Kindheit anfängt. Die abwechselnde Erzählweise ist zunächst ein wenig verwirrend, doch man gewöhnt sich schnell daran und so wird es auch nie langweilig.

Nach der Lektüre der Geschichte wird einem klar, dass der Titel und das Cover des Buches sehr sorgsam ausgewählt wurden und trotz der etwas antiquitären Assoziationen sehr gut passen. Schließlich begleitet man Elisabeth durch alle Zeiten, sie wächst an ihren Erfahrungen und scheint aus der schwarzweißen, heilen Welt der Heimatfilme herauszuspringen in die farbenfrohe Moderne.

Dass Elisabeth auf einer realen Person basiert (auch wenn laut Autorin vieles fiktiv ist), macht das Buch noch authentischer und Elisabeth noch beeindruckender. Insgesamt ein wunderbares Buch, wenn man sich auf die einfache Welt in den österreichischen Alpen einlassen kann.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Ein Leben im Hotel

Ein Gentleman in Moskau
0

Nach der russischen Revolution wird Graf Rostov aus politischen Gründen zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Sein damaliger Wohnsitz, das pompöse Hotel Metropol mitten in Moskau wird zu seinem ...

Nach der russischen Revolution wird Graf Rostov aus politischen Gründen zu lebenslangem Hausarrest verurteilt. Sein damaliger Wohnsitz, das pompöse Hotel Metropol mitten in Moskau wird zu seinem Gefängnis. Er muss seine elegante Suite aufgeben und wird in ein winziges Zimmer unter dem Dach verbannt. Wenigstens sein Gold, gut versteckt in seinem Schreibtisch, und ein paar Habseligkeiten, konnte er retten.

Der Graf ist zu einem Leben im Hotel verdammt, das ihm sehr schnell sehr beengt vorkommt. Doch er wäre kein Gentleman, wenn er nicht auch mit dieser Situation zurechte kommen würde und das Beste daraus machen würde. Er lernt die guten Seiten dieses Lebens zu schätzen: gute Freundschaften, vor allem zum Personal des Hotels, die Gesellschaft des einäugigen Katers, und die vielen kleinen Geheimnisse, die hinter den verschlossenen Türen des Hotels darauf warten, entdeckt zu werden.

Das Buch ist wundervoll geschrieben. Rostov ist ein besonderer Charakter, der durch seine ganz eigene Sichtweise auf die Welt außergewöhnlich wird. Sein unerschütterlicher Optimismus ist bewundernswert und so wird er mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Die Geschichte Russlands war mir bisher weitestgehend fremd. Durch den Einblick in die Welt der Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, nämlich der noblen Gäste des Hotels im Gegensatz zu den einfachen Angestellten, wird ein interessantes Bild gezeichnet, das vieles verständlicher erscheinen lässt.
Manchmal wirkt die Geschichte ein wenig langatmig, da sie in diesem beschränkten Rahmen des Hotels stattfindet. Doch die interessanten Charaktere machen dies wieder wett. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wird man belohnt werden.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Der erste Frei macht Lust auf mehr

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
0

Suse ist eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Als ihre älteste Tochter plötzlich verschwindet, denkt sie sich erst mal nicht viel dabei, da sie schon öfter für ein paar Tage verschwunden ...

Suse ist eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Als ihre älteste Tochter plötzlich verschwindet, denkt sie sich erst mal nicht viel dabei, da sie schon öfter für ein paar Tage verschwunden ist. Doch als ihr Rucksack beim Fundort einer Leiche gefunden wird, gerät sie in Panik.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Durch die durchweg aufrecht erhaltene Spannung lässt es sich sehr gut lesen. Schließlich möchte man erfahren, was wirklich mit Jacqueline passiert ist. Krist macht das sehr gut, indem er den Leser öfter in die Irre leitet. Durch den Perspektivwechsel, von dem man oft nicht weiß, in wessen Kopf man sich nun eigentlich befindet, denkt man, man weiß, was los ist. Doch die Auflösung am Ende ist ganz unerwartet und lässt die ganze Handlung noch mal in einem anderen Licht erscheinen.

Am Ende wird auch gleich noch der nächste Fall aufgegriffen, der etwas mit einem anderen Mord am Anfang des Buches zu tun hat, so dass man den nächsten Band um Henry Frei am liebsten sofort lesen möchte.

Das neue Ermittlerduo um Henry Frei und Louisa Albers ist mir sehr sympathisch. Frei hat einen Ordnungstick, den er auch mitten im Dienst nicht ausschalten kann, Albers eine frisch gebackene Mutter, dauermüde und karottenkauend, irgendwie liebenswert. Doch manchmal kam es mir so vor, als wenn diese Marotten, die die Charaktere so einzigartig machen, ein paar Mal zu oft erwähnt wurden, was schließlich ein wenig übertrieben wirkte. Der Spannung tut dies jedoch keinen Abbruch und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Gelungener zweiter Teil

SOG
0

Nach "DNA" ist "Sog" der zweite Fall für das Team um Kommissar Huldar. "DNA" hatte mich schon begeistert und daher war ich sehr gespannt auf diesen zweiten Teil.

Ein Schüler kündigt in einem ...

Nach "DNA" ist "Sog" der zweite Fall für das Team um Kommissar Huldar. "DNA" hatte mich schon begeistert und daher war ich sehr gespannt auf diesen zweiten Teil.

Ein Schüler kündigt in einem Schulaufsatz vor zehn Jahren Morde an und schreibt die Initialien der Opfer dazu. Zunächst nimmt niemand diesen Aufsatz ernst, doch als langsam ein Opfer nach dem anderen tot aufgefunden wird, kommt ein unglaublicher Verdacht auf.

Die Autorin hat einen Schreibstil, der einen einfach mitreißt. Es ist spannend, mit vielen unerwarteten Wendungen. Manchmal habe ich kurzzeitig den Überblick über die vielen verschiedenen Charaktere verloren, die in diesen Fall verwickelt sind. Doch ich liebe solche Bücher, in denen viele Handlungsstränge miteinander verwoben werden und man als Leser zum Mitdenken Mitfiebern aufgefordert ist.

Einen kleinen Minuspunkt muss ich dennoch abziehen: die "Dreierbeziehung" zwischen Huldar, seiner Kollegin/Vorgesetzten Erla und der Kinderpsychologin Freyja fand ich etwas übertrieben und gekünstelt. Mir fehlt der Sinn darin und teilweise wirkt es (besonders die Eifersucht der beiden Frauen) sehr gestellt. Das Buch wäre auch sehr gut ohne dieses Beziehungsdrama ausgekommen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist bis zuletzt spannend und wenn man mal das Liebe-/Eifersuchts-Thema außen vor lässt, ist mir auch das Ermittlerteam sehr sympathisch.