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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Wunderschön und sehr traurig

All die Jahre
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„Manchmal verging zwischen einem Tag und dem nächsten ein ganzes Leben.“

Es ist 1957, als die einundzwanzigjährige Nora Flynn und ihre jüngere Schwester Theresa Irland verlassen und mit dem Schiff nach ...

„Manchmal verging zwischen einem Tag und dem nächsten ein ganzes Leben.“

Es ist 1957, als die einundzwanzigjährige Nora Flynn und ihre jüngere Schwester Theresa Irland verlassen und mit dem Schiff nach Boston auswandern. Dort wartet Charlie, Noras Verlobte, der schon vorher nach Boston ist, um alles vorzubereiten. In Irland gibt es keine Optionen mehr für sie – und so machen sie sich hoffnungsvoll auf zu einem neuen Leben. Theresa möchte Lehrerin werden und Nora wünscht sich nichts mehr, als ihr diesen Traum zu erfüllen – koste es, was es wolle. Doch Theresa macht einen folgenschweren Fehler. Sie wird schwanger. Nora trifft eine Entscheidung, die ihr und Theresas Leben für immer verändern wird.

Fünfzig Jahre später trifft sich die ganze Familie bei einer Beerdigung wieder. Auch Theresa, die inzwischen im Kloster lebt, trifft Nora seit Jahren zum ersten Mal wieder. Hier müssen sie endlich aufarbeiten, was in den Jahren seit der Einreise in Amerika passiert ist.

Sullivans Schreibstil ist außerordentlich; ruhig und flüssig. Die Charaktere sind stark, die Geschichte unendlich realistisch – ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen. Nora und Theresa sind zwei starke Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jede versucht, auf ihre Art mit der Entscheidung zurechtzukommen. Die Kapitel spielen abwechselnd in 1957/1958 und 2009, und Sullivan schafft es auf brillante Weise, so alle relevanten Treffen und Briefwechsel über 50 Jahre zu beschreiben. Ein außerordentliches Buch, das nachdenklich und traurig macht, aber auch eine wunderschöne Erzählung.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Eine abenteuerliche Reise um die Welt

Wer ist B. Traven?
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Leon Borenstein ist Journalist, ursprünglich aus Deutschland, aber in den USA aufgewachsen. Es ist 1947. Leon soll herausfinden, wer hinter dem Autor bzw. Pseudonym „B. Traven“ steckt. Es gibt zahlreiche ...

Leon Borenstein ist Journalist, ursprünglich aus Deutschland, aber in den USA aufgewachsen. Es ist 1947. Leon soll herausfinden, wer hinter dem Autor bzw. Pseudonym „B. Traven“ steckt. Es gibt zahlreiche Gerüchte und Mythen, um wen es sich bei „B. Traven“ handeln könnte – doch keine scheint eine richtige Spur zu sein. Seine Suche führt ihn um die ganze Welt. Leon ist bei den Dreharbeiten zu „Der Schatz der Sierra Madre“ in Mexiko dabei und spielt dort unter anderem mit Humphrey Bogart Schach. Auch eine Frau lernt er dort kennen. Weit entfernt entdeckt er Wien in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg. Später kehrt er nach Kalifornien zurück, um schliesslich wieder in Mexiko zu landen…

Der Schreibstil ist wahnsinnig gut, die Schauplätze sind ausgezeichnet gewählt. Die Protagonisten sind vielfältig und bunt. Dieses Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Ich fühlte mich in die Vierzigerjahre versetzt. Seifert kann diese Zeit wirklich gut beschreiben. Eine Mischung aus Abenteuer, Liebesgeschichte und Reisen – was will man mehr? Ich hatte vorher noch nichts von Traven gehört, weshalb meine Wunsch-Bücherliste nun auch einige von Traven enthält. Dieses Buch hat mich wirklich positiv überrascht.

Veröffentlicht am 01.01.2018

Armut und der tägliche Kampf ums Überleben

Lied der Weite
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In der Kleinstadt Holt, eine ländliche Gemeinde in Colorado nahe der Great Plains, spielt „Das Lied der Weite“. Victoria ist 17 und schwanger, und wird von ihrer Mutter hinausgeworfen. Guthrie, Lehrer ...

In der Kleinstadt Holt, eine ländliche Gemeinde in Colorado nahe der Great Plains, spielt „Das Lied der Weite“. Victoria ist 17 und schwanger, und wird von ihrer Mutter hinausgeworfen. Guthrie, Lehrer für amerikanische Geschichte, ist plötzlich der alleinige Erzieher seiner 2 Söhne, als seine Frau ihn aufgrund einer Depression verlässt. Maggie, ebenfalls Lehrerin an der High School, pflegt ihren alten, zunehmend dementen Vater. Sie lässt Victoria erst bei sich einziehen, jedoch ist der Vater dadurch so verwirrt, dass sie schliesslich die alten Brüder McPheron überredet, Victoria bei sich aufzunehmen. Die Brüder McPheron sind Viehbauern und leben 17 Meilen ausserhalb der Stadt. Bisher haben sie noch nie mit einer Frau zusammengelebt und sich nur ihren Kühen gewidmet.

Haruf zeichnet mit seinen Worten ein wahnsinnig schönes Bild dieser idyllischen, armen Kleinstadt in Colorado. Sehr deutlich erlebt man das Leben in einer ländlichen Kleinstadt in den USA und sieht, dass es nicht immer so ist, wie man sich das vielleicht vorstellt. Insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr besonders dargestellt. Der Schreibstil ist schön und speziell, Haruf wählt seine Worte passend und wunderschön. Alle Dialoge sind ohne Anführungszeichen gehalten, was anfangs ungewohnt ist, es passt aber sehr gut zum Buch. Insgesamt ein wirklich wunderschönes Buch über das Leben, über Beziehungen, und über uns selbst.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Verlust, Missbrauch und eine zweite Chance

Alles wird unsichtbar
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„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte ...

„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte Kost: Milo, der Adoptivsohn zweier Afrokubaner, wächst in der Bronx in den Siebzigerjahren auf. Behütet, klug, ein „guter“ Junge – bis eines Tages die Welt, die er kennt, in tausend Stücke zerbricht. Seine Mutter stirbt, sein Vater zerbricht daran und kann ihn fortan nicht mehr lieben. Und so dürfen wir Milo begleiten, wie er auf die schiefe Bahn gelangt und schließlich im Jugendgefängnis endet – ein Junge, der im Leben einfach keine Chance hatte. Und doch hat Milo scheinbar Glück und erhält die Chance, durch ein spezielles Programm aufs College zu gehen. Findet er so seinen Platz im Leben?

Hadden schreibt sehr nüchtern und realistisch. Der Schreibstil ist initial ungewohnt; auch, da Hadden zwischendurch zeitlich ziemlich umherspringt. Irgendwie fügen sich die Einzelteile aber sehr schön zu einem Ganzen zusammen und ergeben Sinn. Das Thema Verlust wird sehr tiefgründig abgehandelt. Anschaulich beschreibt Hadden, wie der Tod die umstehenden Menschen verändert. Insgesamt eine sehr traurige und tiefgründige Geschichte, die zum Denken anregt und mich noch viele Tage beschäftigt hat.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte!

Planet Planlos
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Durch sieben Kapitel führen uns Stefan Bonner und Anne Weiss durch den Klimawandel. Die Einführung führt uns erstmal sanft an das Thema heran und macht auch dem letzten Kritiker klar, dass wir uns mit ...

Durch sieben Kapitel führen uns Stefan Bonner und Anne Weiss durch den Klimawandel. Die Einführung führt uns erstmal sanft an das Thema heran und macht auch dem letzten Kritiker klar, dass wir uns mit dem Thema befassen müssen. Dann führen die beiden sehr eindrücklich Orte an, wo der Klimawandel schon in vollem Gang ist – sogar bei uns, was manchen von uns bisher vielleicht nicht so bewusst war. Wir bekommen auch eine sehr schöne Zusammenfassung zur „Geschichte des Klimawandels“. Erstaunlich war für mich, wie lange schon klar ist, dass der Mensch mit seinen Handlungen das Klima beeinflusst. Schon lange ist klar, dass es so nicht für immer weitergehen kann – und trotzdem ändert niemand was daran. Wieso auch, viele Firmen verdienen ja daran. Der aktuelle Stand der Wissenschaft wird sehr ausführlich erläutert. In einem Kapitel wird aufgezeigt, wieviel CO2 wir durch unsere Aktivitäten täglich produzieren, welches ich sehr anschaulich fand. Zum Schluss gibt’s dann das Kapitel, auf das man während dem Buch die ganze Zeit hofft – der Zehn Punkte Masterplan: was können wir tun? Wie können wir etwas ändern?

Das Buch ist sehr anschaulich gestaltet. Der Schreibstil ist flüssig, lustig und sarkastisch, das Thema ist jedoch so ernst, dass ich oft traurig, nachdenklich und auch sehr pessimistisch wurde. Daher finde ich es gut, dass das Kapitel „Was können wir tun?“ erst am Schluss kommt – so kann man zumindest wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen. Teilweise wurden anfangs sehr viele Fakten aneinandergereiht, so dass ich manchmal zwischendurch eine Pause machen musste. Sehr schön fand ich die zahlreichen Zitate, die durch das Buch begleiten. Fazit: Ein gut geschriebenes und recherchiertes Buch zu einem extrem wichtigen Thema. Jeder einzelne von uns sollte dieses Buch lesen!