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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2021

Ein überraschender Thriller, der einen nach und nach immer tiefer in seinen Bann zieht

Der Nachlass
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„das ganze Haus hatte wie ein Ungeheuer auf ihn gewirkt, das nur darauf wartete, ihn zu verschlingen“ (s. 101)

Meine Meinung:
Hedda Laurent liegt im Sterben und versammelt Ihre Liebsten in der altehrwürdigen ...

„das ganze Haus hatte wie ein Ungeheuer auf ihn gewirkt, das nur darauf wartete, ihn zu verschlingen“ (s. 101)

Meine Meinung:
Hedda Laurent liegt im Sterben und versammelt Ihre Liebsten in der altehrwürdigen Familienvilla noch einmal um sich. Für Überraschung sorgt dabei ihr Testament, denn es verpflichtet die potenziellen Erben, sich einem Wettstreit mit 27 vordefinierten Aufgaben zu stellen – und nur wer am Ende die meisten Punkte errungen hat, erbt alles…!

Nach „Murder Park“ und „Die Party“ überrascht Autor Jonas Winner einmal mehr mit einer spleenigen Idee und einem extravaganten Setting. Diesmal spiel sich alles in und um die alte Familienvilla ab, die herrschaftlich, aber gleichzeitig auch geheimnisvoll auf der fiktiven Insel Sandwerder im Tegeler See thront. Zwar beginnt alles – abgesehen vom Versterben Heddas – sehr ruhig und harmlos, doch von Anfang an ist da dieses undefinierbare und schwer zu fassende, „ungute“ Gefühl, dass sich rasch beim Lesen im Bauch einnistet. Nach und nach, Schritt für Schritt spitzt sich die isolierte Lage zu, werden alte und schockierende Familiengeheimnisse aufgedeckt, verlieren die Charaktere die Bodenhaftung und das Augenmaß jeglicher Vernunft. Geschickt erzählt Jonas Winner seine Geschichte auf mehreren Zeitebenen und springt dabei lebhaft vor und zurück. Dabei versprüht die Story ein Grauen, das sich langsam anschleicht, um dann im Verlauf der Story urplötzlich zuzuschlagen. Dabei fragt man sich die ganze Zeit – und bis zum Schluss –, was hier eigentlich los ist. Ob das tatsächlich alles so gewollt gewesen sein kann. Ob die Charaktere wirklich bereit sind, so weit zu gehen. Und zugleich wird einem immer klarer, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen kann. Geschockt und fasziniert gleichermaßen begleitet man als Leser*in diese Entwicklung, die einen bis zum grausigen Finale nicht mehr loslassen wird. Absolut fesselnd und wirklich geschickt gemacht! So hat es mich von der Storyline an die Klassiker Agatha Christies erinnert, freilich allerdings im aktuellen Gewandt und deutlich blutiger…

FAZIT:
Es beginnt so harmlos, eskaliert immer weiter und fesselt bis zur letzten Seite. Nichts für schwache Nerven!

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Veröffentlicht am 24.06.2021

11 atmosphärische Sehr-Kurz-Krimis zum Mitraten

Berlin 1922 - Crime Mysteries
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„Berlin 1922 – Die Metropole war die Hauptstadt des Vergnügens, aber leider auch des Verbrechens.“ (S. 5)

Meine Meinung:
Berlin, 1929. Die junge Rosalie Menzel hat als eine der ersten Frauen überhaupt ...

„Berlin 1922 – Die Metropole war die Hauptstadt des Vergnügens, aber leider auch des Verbrechens.“ (S. 5)

Meine Meinung:
Berlin, 1929. Die junge Rosalie Menzel hat als eine der ersten Frauen überhaupt jüngst ihren Dienst als Kriminalassistentin bei der Berliner Polizei angetreten und ist dem erfahrenen und erfolgreichen Ermittler Kommissar Gunter Hartmann zur Seite gestellt. Nach ihrem ersten Jahr blickt sie auf elf spannende Fälle zurück, bei denen sie kriminalistischen Spürsinn beweisen und gegen so manches Vorurteil kämpfen musste…

Dieses Buch bietet elf kleine Kriminalfälle, die jeweils zwischen 18 und 24 Seiten umfassen. Man darf hier also keine ausgeklügelten Stories mit komplexen Hintergründen und überraschenden Twists erwarten, aber das ist auch nicht das Ziel dieses Buches. Es sind vielmehr unterhaltsame und durch das Setting im Berlin der 1920´er Jahre sehr atmosphärische kleine Krimi-Leckerbissen, bei denen man als Leser*in aufgefordert ist mitzuraten. Dies geschieht sehr geschickt dadurch, dass vor Bekanntgabe wichtiger Ermittlungserkenntnisse stets die passende Frage formuliert ist, deren Antwort man dann nach dem Umblättern auf der Folgeseite im Textfluss bekommt. Eine wirklich schöne Idee und dazu noch einfach, aber funktional umgesetzt!

Die präsentierten elf Fälle sind sehr unterschiedlich, sprühen regelrecht von Lokalkolorit (etwa durch die vielen Berlinernden Charaktere) und bieten das typische „Ambiente“ von Ort und Zeit. So treffen wir hier auf zwielichtige Gestalten wie etwa Finten-Freddy, Funkel-Fritze oder auch Muskel-Addi. Bei Figuren wie Madame Lafajette (alias Else Strunz) oder mitternächtlich umherfahrenden Leichenkutschen wird es sogar ein wenig mysteriös. Manche der gestellten Fragen sind nicht schwierig zu beantworten, andere hingegen erfordern schon ein aufmerksames Lesen und Kombinieren, was insgesamt eine unterhaltsame Lesezeit beschert.

Meine persönlichen „Highlights“ sind hier die Protagonistin Rosalie Menzel selbst, die frisch, selbstbewusst, schlagfertig, intelligent und weltoffen daherkommt, während der blitzgescheite, aber doch ein wenig gestrig anmutende Herr Kommissar (gewollt) stereotyp erscheint. Zum anderen möchte ich noch die sehr gelungene und schon fast liebevolle Aufmachung dieses Buches loben. Es gibt hier sehr viele stimmige und atmosphärische Bilder und Illustrationen, wie aus einer Ermittlungsakte, und das ganze Buch ist in passenden Sepiatönen gehalten. Toll gemacht!

FAZIT:
Ein tolles Gimmick für Krimifans mit kurzen Stories für „zwischendurch“, die zum Mitraten einladen.

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Veröffentlicht am 16.06.2021

Eine sehr abwechslungsreiche Box mit 6 fesselnden Thrillern

Eiskalte Thriller Box
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Meine Meinung:
In der Reihe „Eiskalte Thriller“ sind sechs „Short Reads“ veröffentlicht worden, die jeweils 80 – 112 Seiten umfassen. Die Kurzthriller von Michael Tsokos („Kaltes Land“), Daniel Holbe („Der ...

Meine Meinung:
In der Reihe „Eiskalte Thriller“ sind sechs „Short Reads“ veröffentlicht worden, die jeweils 80 – 112 Seiten umfassen. Die Kurzthriller von Michael Tsokos („Kaltes Land“), Daniel Holbe („Der Fleischer“), Ursula Poznanski („Blutkristalle“), Veit Etzold („Winter des Wahnsinns“), Lisa Jackson („Du bist niemals sicher“) und S.K. Tremayne („Augen ohne Licht“) sind sehr unterschiedlich. Auch wenn „Kaltes Land“ eher ein Krimi ist und „Winter des Wahnsinns“ ein Mystery-Roman mit Gruselanklängen (für meinen Geschmack eine sehr gelungene Hommage an HP Lovecraft), haben mich doch alle sechs Geschichten sehr gefesselt. Meine persönlichen beiden Highlights waren dabei „Blutkristalle“ und „Augen ohne Licht“, denn diese beiden Stories setzen den „Short Reads“-Gedanken perfekt um, schaffen eine sehr intensive und bedrohliche Atmosphäre und überraschen zum Schluss. Gut gefallen haben mir persönlich aber alle sechs Geschichten!

Durch die sehr unterschiedlichen Geschichten wird sicherlich jede/r Leser/in hier ihre / seine persönlichen Lieblingswerke finden. An dieser Stelle auch ein sehr großes Lob an den AUDIOBUCH Verlag, der diese Box mit einer UVP von knapp 20 Euro anbietet. Im Gegensatz zur Preisgestaltung der „Print“exemplare (Print 8 Euro, ebook 4,99), die ich persönlich sehr hoch angesetzt empfinde, ist das Preis-Leistungsverhältnis dieser Hörbuch-Box mit 960 Minuten (= 16 Stunden im mp3-Format) meines Erachtens wirklich gut.

Die Produktion der einzelnen Hörbücher lässt keine Wünsche übrig und die sechs Sprecherinnen und Sprecher machen allesamt einen tollen Job. Sehr gelungen fühlen sie sich in die Protagonisten ein und verleihen ihnen Ausdrucksstärke und Authentizität, so dass es ein Genuss ist, ihnen zuzuhören.

FAZIT:
Perfekte und sehr abwechslungsreiche Unterhaltung von 6 Top-Autor*innen für „zwischendurch“

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Ein urkomisches Hörbuch - (nicht nur) meine Jungs hatten viel Spaß damit!

Wie man mit seinen verrückten Eltern fertig wird (Eltern 3)
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„Mom, ich bin jetzt ein Teenager! Du kannst von Glück sagen, dass ich überhaupt mit dir rede!“ (Luis, Section 20)

Meine Meinung:
Autor Pete Johnson hat mittlerweile mehr als 50 Kinderbücher geschrieben, ...

„Mom, ich bin jetzt ein Teenager! Du kannst von Glück sagen, dass ich überhaupt mit dir rede!“ (Luis, Section 20)

Meine Meinung:
Autor Pete Johnson hat mittlerweile mehr als 50 Kinderbücher geschrieben, darunter die extrem erfolgreichen Reihen „Wie man 13 wird…“- und „Eltern“, dessen dritter Band dies ist. Diese Reihe erlaubt uns einen Blick in das Tagebuch von Luis, seines Zeichens „in jedem Fach der Schlechteste seiner Klasse“, begnadeter Witzeerzähler und (so hofft er zumindest) zukünftiger Stand-Up-Comedy-Star!

In dieser Story geht es echt turbulent zu! Während Luis´ Eltern mal eben die Rollen tauschen und sein Dad zum überambitionierten, aber wenig geeigneten Hausmann mutiert, hat Luis gleich einen ganzen Haufen eigener Probleme. Weder sein erstes Date mit seiner BFF und Managerin Maddy, noch sein lang ersehnter Auftritt im großen Finale von „Kids mit Biss“ verlaufen auch nur ansatzweise wie sich Luis das so vorgestellt hat. Noch dazu manövriert er sich bei Geschichtslehrer Mr. Beech (aka „Godzilla“) selbst ins Abseits und muss auch noch feststellen, dass sein Dad ein Geheimnis hat…

Wir haben diese Story als Hörbuch genossen und uns wirklich großartig amüsiert! Es ist echt faszinierend, wie viel Ereignisse man in so rasanter Folge in den knapp 4 Stunden Hörvergnügen unterbringen kann. Auch wenn die Hörfassung gekürzt ist, hatten wir an keiner Stelle das Gefühl, dass etwas fehlen könnte (bei 176 Seiten des Buches kann das auch nicht wirklich viel sein). Sprecher Henning Nöhren zuzuhören macht wirklich viel Spaß, denn er verleiht Luis eine frisch-freche Note, mal passend überdreht, mal zum Mitfühlen verleitend niedergeschlagen. So vergeht das Hörbuch wie im Flug und am Ende freut sich das Zwerchfell, dass es endlich eine Lachpause bekommt…

Manches ist natürlich bewusst überspitzt (z.B. die gruseligen Nachbarn Mr & Mrs Blauhaar und Pferdegebiss), manches auch etwas fäkal-humorig, aber Einiges lässt einen beim Hören über ähnliche Familienerlebnisse schmunzeln, wie etwa die Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Sauberkeits- und Ordnungszustands von Teenager-Zimmern. So ist dieses Hörbuch nicht nur ein Riesenspaß für Kids, sondern auch für uns Eltern.

FAZIT:
Rasante Erlebnisse mit Gag-Feuerwerk – meine Jungs (10 & 13) haben sich schlappgelacht!

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Veröffentlicht am 03.06.2021

Ein verzwackter Fall und gewohnt viel Humor - diese Reihe ist einfach Spitzenklasse!

Unterm Schinder
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Meine Meinung:
„Unterm Schinder“ ist der neunte Fall für das urige Ermittler-Duo Clemens Wallner und Leonhard „Leo“ Kreuthner und bereits der Beginn ist spannend. Während uns Andreas Föhr nach dem Prolog ...

Meine Meinung:
„Unterm Schinder“ ist der neunte Fall für das urige Ermittler-Duo Clemens Wallner und Leonhard „Leo“ Kreuthner und bereits der Beginn ist spannend. Während uns Andreas Föhr nach dem Prolog um das Leben eines 14jährigen Mädchens bangen lässt beginnt der Haupthandlungsstrang mit einem sehr skurrilen Versuch Kreuthners, seine attraktive junge Kollegin Lisa zu beeindrucken. Selbstverständlich geht Kreuthners Plan mächtig schief und der alte Grantler stolpert so in einen neuen Fall…

Andreas Föhrs wunderbare „Wallner & Kreuthner“-Reihe gehört zu meinen liebsten deutschen Krimireihen und der neue Band hat diesen Status einmal mehr untermauert. Grundsolide und gekonnt entwickelt der Autor einen ausgeklügelten Plot auf zwei Zeitebenen, dessen Zusammenhänge sehr lange im Dunkeln bleiben und mich dabei zum Miträtseln angespornt haben. Akribische Ermittlungen fördern Puzzlestück für Puzzlestück ans Licht und langsam setzt sich ein Gesamtbild des Ganzen zusammen. Mehr als einmal gelingt dem Autor dabei eine faustdicke Überraschung. Die letzte – kaum vorhersehbare Überraschung – präsentiert er dann im Finale und löst damit seinen Fall überzeugend und nachvollziehbar auf. Ein rundum gelungener Kriminalfall, der ohne allzu viel Blut und Effekthascherei auskommt.

Die stets gelungenen Storylines sind aber nur eine Seite der Medaille bei Föhrs Oberbayern-Krimis, denn den ganz besonderen Charme erhalten seine Bücher durch die skurrilen Charaktere und den gewohnt passend dosierten Humor. Sei es der im wahrsten Sinne des Wortes coole Clemens Wallner („bei der ganzen Polizei Oberbayerns als verfroren bekannt“ -„er ging ganz offen mit seiner Behinderung um“) oder eben auch der „Leo“ Kreuthner, dem keine Idee zu abwegig erscheint und der oftmals am Rande des noch Machbaren taumelt – oder eben auch darüber hinaus. Die beiden sind ein echt bestechendes Ermittlerpaar, die sich in ihren Gegensätzen abwechselnd im Wege stehen oder gegenseitig beflügeln. Doch noch immer ist ein anderer mein absoluter Liebling hier: Opa Manfred Wallner, der es auch mit seinen knapp 90 Jahren gerne in der berüchtigten Mangfallmühle krachen lässt, einem guten Joint nicht abgeneigt ist oder auch den eigenen Enkel in Sachen Freiersfüßen überflügeln will. Ganz klar: Opa Manfred ist Kult!

Neben dem altbekannten und heißgeliebten Ensemble dieser Reihe fährt Andreas Föhr einmal mehr die passenden Fall-Charaktere in schillernder Pracht auf, von der wegen Mordes inhaftierten Jennifer Wächtersbach, die Wallner im Knast geradezu unanständige Angebote macht, bis hin zum windigen und gelungen stereotypen Kredithai Gerald „Gerry“ Branek.

Zum Schluss noch ein großes Lob an den Argon Verlag für die wie immer sehr gelungene Hörbuchproduktion und insbesondere an Sprecher Michael Schwarzmaier, der dieses Werk zu einem echten Hörerlebnis macht und den Charakteren eine unverwechselbare Einzigartigkeit verleiht. Die Paraderolle ist hierbei natürlich der ordentlich angeschickerte Opa Manfred… wer auch sonst?

FAZIT:
Ein – mal wieder – rundum gelungener Hörgenuss mit komplexem Fall und wunderbaren Charakteren.

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