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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2021

Ich hatte andere Erwartungen

Die dritte Frau
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Es ist nicht einfach, meine Gedanken zu „Die dritte Frau“ in Worte zu fassen. Ich habe es zwar in kürzester Zeit gelesen, aber wirklich packen oder berühren konnte es mich nicht. Hat es meine Erwartungen ...

Es ist nicht einfach, meine Gedanken zu „Die dritte Frau“ in Worte zu fassen. Ich habe es zwar in kürzester Zeit gelesen, aber wirklich packen oder berühren konnte es mich nicht. Hat es meine Erwartungen erfüllt? Da muss ich mit einem klaren Nein antworten. Das ist auf der einen Seite gut, denn die Geschichte war in keinster Weise voraussagbar. Leider hat mich nicht nur der Klappentext, sondern auch mindestens die Hälfte des Buches eine völlig andere Geschichte erwarten lassen. Und ich bin ehrlich, diese Richtung der Story hätte mich wesentlich mehr interessiert.
Es fängt alles wie angekündigt mit den Recherchen und der Historie zu einem geheimnisvollen Gemälde an, in allen Einzelheiten wird über die Personen auf und hinter diesem Gemälde spekuliert. Die vielen Informationen, Personen und historischen Ereignisse sind spannend, teilweise aber auch so verwirrend oder zahlreich, dass ich mich nebenbei bei anderen Quellen informieren musste, um der Handlung folgen zu können. Dennoch war ich enttäuscht, als dieses Rätselraten um das Bild nicht mehr Gegenstand der Handlung war. Stattdessen rückte immer mehr die plötzlich aufkeimende „Beziehung“ der beiden Hauptcharaktere in den Mittelpunkt. Wobei Beziehung das falsche Wort ist, noch weniger trifft es „Liebesgeschichte“, wie es auf dem Klappentext heißt. Ich fand diesen Aspekt des Romans leider nicht schlüssig, nicht nachvollziehbar und auch nicht wirklich spannend. Auf mich wirkte die Story noch nicht rund, unvollendet, teilweise zu konstruiert. Doch bildet euch am besten selbst ein Urteil.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Hat meine Erwartungen nicht erfüllt

Der Klang der Wälder
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„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem ...

„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem Blatt zu einem Baum, von einem Baum zu einem Wald bis zu einem Berg. Ich konnte bildhaft vor mir sehen, wie der Ton zu Klang, der Klang zu Musik wurde.“

Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt. Er fasst den Entschluss, das Handwerk des Klavierstimmens zu erlernen, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, dann aber beim Lesen festgestellt: Da hatte ich mir mehr erhofft. Auf den ersten 100 Seiten hatte ich sogar mehrmals über einen Abbruch nachgedacht, aber hoffnungsvoll weitergelesen. Es gibt ein paar schöne, poetische Stellen (siehe Zitat oben), aber im Großen und Ganzen plätschert die Story langsam und eher ereignislos vor sich hin. Man könnte jetzt argumentieren, dass gerade diese Schlichtheit und die fehlenden Aufs und Abs den Reiz des japanischen Schreibstils ausmachen. Und ja, das stimmt und das mag ich an anderen Romanen auch sehr. Doch hier fehlte mir das gewisse Etwas, das diese Bücher trotzdem so besonders macht. Obwohl über die Liebe zur Musik und den perfekten Klang gesprochen wird, fehlt mir die Tiefe, das Herzblut, die Leidenschaft. Teilweise wirkte der Schreibstil auf mich zu verhalten, holperig und unausgegoren. Vielleicht war das aber auch beeinflusst durch die Charakterzüge des Hauptprotagonisten, der auf mich einen naiven, unbeholfenen, etwas scheuen und teilweise weltfremden Eindruck macht. Was soll ich sagen, es hat mich leider nicht berührt, obwohl ich die Idee zu dieser Geschichte immer noch besonders und vielversprechend finde.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Für mich der falsche Fokus

Miss Guggenheim
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Die Geschichte über Peggy Guggenheim bleibt leider hinter meinen Erwartungen zurück. Zu sehr wird für meinen Geschmack die „Beziehung“ zu dem Maler Max Ernst in den Fokus gestellt und dabei kommt die Hauptprotagonistin ...

Die Geschichte über Peggy Guggenheim bleibt leider hinter meinen Erwartungen zurück. Zu sehr wird für meinen Geschmack die „Beziehung“ zu dem Maler Max Ernst in den Fokus gestellt und dabei kommt die Hauptprotagonistin nicht gut bei weg. Auch wenn Peggy Guggenheim in Sachen Kunst einen überragenden Weitblick gehabt zu haben scheint, hatte sie im Hinblick auf Max Ernst dann doch eine sehr rosarote Brille auf und wollte die Wahrheit nicht sehen. So zeigt es der Roman. Nicht nur, dass mich dieser Fokus beim Hören des Buches zunehmend gestört hat, so reduziert er meiner Ansicht nach auch das beeindruckende Werk dieser außergewöhnlichen Frau und lässt alles andere in den Hintergrund treten. Aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache.

Und ja, dass Peggy Guggenheim ein abwechslungsreiches Leben hatte, wird in diesem Roman durchaus deutlich. Gerade in diesen geschilderten Kriegsjahren, die so viele Wendungen, Verluste und Neuanfänge mit sich brachten. Das hat mich auch sehr interessiert. Und genau aus diesem Grund finde ich es so schade, dass sich die Autorin so sehr auf die unglückliche Liebe zu Max Ernst zu fokussieren scheint und Peggy dadurch oft wirkt, als sei sie eine Person gewesen, die sich grundsätzlich leicht ausnutzen ließ und die zurücksteckte. Wenn, dann ist das aber nur eine Facette dieser Person und in Bezug auf Max Ernst nur eine kurze Episode ihres Lebens, die hier leider alles überstrahlt. Meines Wissens hat sie ihr Leben aber vor allem nach ihren eigenen Regeln gelebt, zahlreiche Affären gehabt und Grenzen sowohl der Kunstwelt als auch des damaligen Frauenbilds gesprengt.

Irritierend fand ich die Passagen, die in Venedig spielen. Sie hatten während des Hörens für mich absolut keinen relevanten Bezug zu der sonstigen Handlung, die zunächst in Paris, später dann in New York spielt, dienten lediglich manchmal als Einleitung zu den Rückblicken. Erst weitere Internetrecherchen meinerseits brachten Licht ins Dunkel und schlossen den Kreis – auch was ihre Entdeckung und Förderung des Malers Jackson Pollock und die Verbindung zu Venedig betrifft. Hier fehlt ganz eindeutig die Einordnung - sowohl in den Roman als auch in das weitere Leben der Kunstmäzenin.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Langsam zündende Rakete

Das verborgene Zimmer
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Ich muss zugeben, ich hätte das Buch am Anfang fast abgebrochen, da die Geschichte erst nach 80 bis 100 Seiten interessant wird und an Spannung zunimmt. Zuvor war es mir zu langatmig und monoton. Ich bereue ...

Ich muss zugeben, ich hätte das Buch am Anfang fast abgebrochen, da die Geschichte erst nach 80 bis 100 Seiten interessant wird und an Spannung zunimmt. Zuvor war es mir zu langatmig und monoton. Ich bereue aber nicht, das Buch dann doch noch weitergelesen zu haben. Letztendlich war es eine fesselnde Geschichte, die ich nach dem Lesen des Klappentextes so allerdings nicht erwartet hätte. Die aktuelle Handlung wird immer wieder durch umfangreiche Rückblicke unterbrochen, die nach und nach ein großes und verstörendes Familiengeheimnis preisgeben. Diese Flashbacks sind fesselnd geschrieben und geben sehr gut die Gefühlswelt der Protagonisten wider. Gestört hat mich allerdings, dass die Autorin von der Vergangenheit erzählt, als ob sie es ihrer jüngeren Tochter erklärt (die Ansprache lautet du), die von den schrecklichen Vorkommnissen aus ihrer Kindheit und der Zeit vor ihrer Geburt nichts weiß. Genau das tut die Mutter aber nicht, vielmehr versucht sie, alles vor ihrer Tochter zu verbergen. Das gelingt so lange, bis die Vergangenheit sie einholt. Und selbst dann sagt sie nur das Nötigste, obwohl die Tochter misstrauisch ist und immer wieder Fragen stellt. Und eigentlich sollte man meinen, dass gerade das unerwartete Ende (mehr wird nicht verraten) viele weitere Fragen und noch mehr Erklärungen nach sich zieht, doch hier endet das Buch, ohne dass dieser Punkt, um den sich die gesamte Geschichte dreht, noch einmal aufgegriffen wird.

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Der Funke Magie sprang nicht über

Die Ermordung des Commendatore Band 2
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„Im Leben gibt es einige Dinge, die man nicht erklären kann, und auch einige, die man nicht erklären sollte. Denn in den meisten Fällen geht dabei das Wichtigste verloren“, schreibt Murakami in „Die Ermordung ...

„Im Leben gibt es einige Dinge, die man nicht erklären kann, und auch einige, die man nicht erklären sollte. Denn in den meisten Fällen geht dabei das Wichtigste verloren“, schreibt Murakami in „Die Ermordung des Commendatore II“. Auch wenn ich das beim Lesen des Buches im Hinterkopf behalten hatte, so gelang es mir leider nicht, die Magie, die Murakamis Erzählweise noch im ersten Teil der Geschichte ausgelöst hatte, auch diesmal zu empfinden. Denn Murakami sprengt auch hier wieder die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, gerät aber schnell in eine Richtung, die ich in weiten Teilen als zu abgedreht/ zu überdosiert empfinde. Zum Beispiel als der namenlose Maler in sein Unterbewusstsein – seine Abgründe – hinabsteigt. Von Murakami in der Form dargestellt, dass sich dem Protagonisten während eines Besuchs im Altenheim eine Luke im Boden öffnet (die eigentlich nicht existiert), durch die er in eine Unterwelt gelangt, und dort unter anderem mysteriösen Gestalten begegnet, einen geheimnisvollen Fluss überqueren und sich durch eigentlich nicht bezwingbare Höhlen kämpfen muss. Nur um dann in der rätselhaften Steinkammer in seinem Garten anzukommen (die schon während der gesamten Geschichte eine entscheidende Rolle spielt) und von seinem Nachbarn aus dieser befreit wird. Im Buch wird das alles noch viel verrückter dargestellt als es hier eh schon erscheint.

Doch nicht nur diese Passage wirft Fragen auf und hinterlässt Verwirrung. Eine weitere Stelle ist neben Maries Verschwinden (Wie tragen ihr tatsächlicher Aufenthaltsort und ihre Erlebnisse dort zum Fortgeschehen der Geschichte bei?) auch das plötzliche Ende der Geschichte. Für Murakami scheint der Weg das Ziel zu sein. Anders lässt sich der mehr als 900 Seiten andauernde Anlauf der Handlung, gefolgt von einem abrupten Ende voller offener Fragen, nicht erklären. So bleibt mir u.a. ein Rätsel, warum der Maler zum Teil wieder zu den von ihm zuvor so verhassten Verhaltensweisen zurückkehrt (z.B. das klassische Porträtmalen). Denn wirklich geläutert scheint er nach der Erfahrung in den Abgründen seines Unterbewusstseins auch nicht zu sein. Letztendlich bleibt er meist passiv, wie er es eh und je war, und nutzt seine Potenziale nicht.

Fasziniert war ich wieder von der Atmosphäre der Geschichte und der detaillierten Beschreibung von Person, Orten, Tätigkeiten etc. Wobei Murakamis Roman dadurch an manchen Stellen etwas langatmig erschien. Und auch diesmal schaffte es der Autor wieder, Spannung zu erzeugen, wo eigentlich keine ist. Wenn er dabei nicht, wie schon gesagt, über das Ziel hinausschoss… Hinzu kommt, dass ich in dieser Fortsetzung die Fixierung der 13-jährigen Marie auf ihre nicht vorhandene Oberweite, die immer und immer wieder zur Sprache gebracht wird, als störend und unpassend empfinde.

Wie ihr seht, konnte Murakami mich mit dem zweiten Teil seines Künstlerromans nicht überzeugen. Vielleicht bräuchte es eine weitere Fortsetzung (soweit ich weiß, ist diese nicht in Planung), um all die offenen Fragen und Verwirrung zu klären.

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