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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2020

Eine etwas andere Liebesgeschichte

Der Blumensammler
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Verwirrung und viele Fragezeichen waren vorherrschend beim Lesen der ersten Kapitel des Romans „Der Blumensammler“ von David Whitehouse. Nichts passte augenscheinlich zusammen. Doch nach und nach setzen ...

Verwirrung und viele Fragezeichen waren vorherrschend beim Lesen der ersten Kapitel des Romans „Der Blumensammler“ von David Whitehouse. Nichts passte augenscheinlich zusammen. Doch nach und nach setzen sich alle Puzzleteile an ihren Platz und die auf angenehme Art etwas verrückte Geschichte zog einen mehr und mehr in seinen Bann – nicht, ohne das eine oder andere Mal den detektivischen Spürsinn zum Leben zu erwecken. Die etwas verschrobene Art und das große Herz des Hauptprotagonisten rührten mich, ebenso seine Fähigkeit, in allem etwas Schönes zu sehen. Auch seine Entwicklung im Buch fand ich gelungen umgesetzt. Am Anfang einsam und zurückhaltend, aber mit dem Willen etwas zu verändern. Schritt für Schritt wächst er über sich hinaus, erweitert seinen Horizont, wie er es nie für möglich gehalten hat, verliert sich dabei aber nie selbst. Auf der Suche nach sechs besonderen Blumen reist er um die ganze Welt und findet mehr, als er zu hoffen gewagt hat. Doch das Glück hat Licht- und Schattenseiten… Fazit: Unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Tolle Kombi aus Spannung und Ruhe

Die Ermordung des Commendatore Band 1
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„Die Ermordung des Commendatore I – Eine Idee erscheint“ ist meine erste Begegnung mit Haruki Murakami. Und es wird sicherlich nicht die letzte sein. Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich an diesem ...

„Die Ermordung des Commendatore I – Eine Idee erscheint“ ist meine erste Begegnung mit Haruki Murakami. Und es wird sicherlich nicht die letzte sein. Ich kann gar nicht so genau sagen, was mich an diesem Buch so fasziniert hat. Vielleicht diese unglaubliche Ruhe, die von ihm ausgeht. Denn oberflächlich betrachtet läuft das ganze Geschehen eher langsam und gemächlich ab. Angefangen bei der Krise, in die der Protagonist gerät, nachdem sich seine Frau nach sechs Jahren Ehe unerwartet von ihm trennt. Anstatt sich mit der Situation und seiner Frau auseinanderzusetzen, packt er ein wenig Habseligkeiten zusammen, um mit dem Auto ziellos durchs Land zu reisen. Nur der Anfang seiner gedanklichen und künstlerischen Entwicklung, die noch weiter reift, als der bis dahin wenig bekannte Porträtmaler in einem abgelegenen Atelier Unterschlupf findet und dort seinen geheimnisvollen reichen Nachbarn kennenlernt, der ihn bittet, ein letztes Porträt zu malen. Ausgelöst durch diese Begegnung findet der Protagonist zu einem vorher nie dagewesenen künstlerischen Schaffensdrang, gleichzeitig geschehen aber um ihn herum auch viele merkwürdige Dinge, bei denen sich Realität und Einbildung miteinander vermischen. So erzeugt das Buch ganz ohne Action und Tempo eine ganz eigentümliche Spannung, in die viele kulturelle und historische Aspekte Japans mit einfließen. Ich habe es genossen, beim Lesen nie zu wissen, was als Nächstes passiert, auch wenn am Ende des ersten Bandes eigentlich alle Fragen offengeblieben sind. Welche Rolle spielt der geheimnisvolle Nachbar? Wer ist der Mann ohne Gesicht? Was ist real? Welche Bedeutung hat das Gemälde „Die Ermordung des Commendatore“? Doch das sind gute Gründe, die Fortsetzung zu lesen…

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Das Buch steigert sich von Seite zu Seite

Die Fassadendiebe
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Lange stand die „Fassadendiebe“ von John Freeman Gill auf meiner Wunschliste. Dementsprechend groß waren auch meine Erwartungen. Und was soll ich sagen? Ich denke, ein „lachendes und ein weinendes Auge“ ...

Lange stand die „Fassadendiebe“ von John Freeman Gill auf meiner Wunschliste. Dementsprechend groß waren auch meine Erwartungen. Und was soll ich sagen? Ich denke, ein „lachendes und ein weinendes Auge“ fasst es ganz gut zusammen. Faszinierend fand ich vor allem die Thematik des Buches: Weil der Vater des Protagonisten architektonische Juwelen des alten New York vor dem möglichen Abriss oder der Modernisierung retten will, wird er zum Kriminellen und lässt die Grenzen zwischen Richtig und Falsch und Leidenschaft und Wahn verschwimmen. Den Hauptcharakter des Buches, ein 13-jähriger Junge, treibt ein ganz anderes Motiv zur Mittäterschaft an: er sehnt sich aus tiefstem Herzen nach der Aufmerksamkeit seines Vaters. Dieser Vater-Sohn-Konflikt zieht sich als roter Faden durch das Buch. Ebenso die Liebe zur Architektur und zu New York, die der Autor an vielen Stellen auf fast poetische Weise zum Ausdruck bringt. Der heimliche Hauptdarsteller ist die Stadt an sich.
Nicht gefallen haben mir dagegen die Längen, die das Buch vor allem in der ersten Hälfte hat und die die Aufmerksamkeit immer mal wieder abschweifen ließen. Das änderte sich später aber. ‚Genial oder haarsträubend?‘, stellte sich mir die Frage an den Stellen, in denen der Vater auf Beutezug geht. Er „rettet“ (natürlich illegal) Wasserspeier und Co. aus Angst, dass diese für alle Zeit für die New Yorker verloren gehen könnten. Genau genommen ist er es aber, der ihren Glanz zerstört, indem er sie klaut und so ihrer wahren Bestimmung beraubt. Eine Widersprüchlichkeit, die ein unermessliches Ende nimmt.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Bezaubernder Wohlfühlroman

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
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Wann habe ich eigentlich das letzte Mal einen handschriftlichen Brief geschrieben (abgesehen von Karten)? Oder einen „echten“ Brief bekommen? Eigentlich machen wir das heutzutage viel zu selten, was schade ...

Wann habe ich eigentlich das letzte Mal einen handschriftlichen Brief geschrieben (abgesehen von Karten)? Oder einen „echten“ Brief bekommen? Eigentlich machen wir das heutzutage viel zu selten, was schade ist, denn ein Brief ist doch viel persönlicher und kostbarer als eine E-Mail. Nicht umsonst nehmen Briefe einen besonderen Platz in der Literaturgeschichte ein. Das wird auch in dem Roman „Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ von Ángeles Doñate deutlich.

Zum Inhalt: Im kleinen spanischen Dorf Porvenir soll die Postfiliale geschlossen werden. Sara, die Postbotin, soll versetzt werden – fern von ihrer Heimat und den Menschen, die sie liebt. Das aber kann Saras Nachbarin, die 80-jährige Rosa, keinesfalls zulassen: Briefe müssen her, also beginnt sie zu schreiben und bittet den Empfänger, dasselbe zu tun. Schon bald zieht sich eine Briefkette durch Porvenir, enthüllt Schicksale und Leidenschaften. Menschen springen über ihre Schatten, knüpfen neue Beziehungen und stellen Weichen für ihr zukünftiges Leben. Und ganz nebenbei wird noch ein Buchclub gegründet, der das Thema Briefliteratur aufgreift.

Auch wenn die Geschichte an manchen Stellen nicht logisch ist, handelt es sich um einen bezaubernden Wohlfühlroman, der einen dazu aufruft, selbst einmal wieder zu Papier und Stift zu greifen.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Von Höhen und Tiefen

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Wie heißt es so schön? There‘s no business like showbusiness. Das wird auch in diesem Roman deutlich – sowohl die positiven Facetten als auch die vielen Schattenmomente, die von Fans meist völlig unbemerkt ...

Wie heißt es so schön? There‘s no business like showbusiness. Das wird auch in diesem Roman deutlich – sowohl die positiven Facetten als auch die vielen Schattenmomente, die von Fans meist völlig unbemerkt bleiben. Denn gerade von Letztgenannten gibt es reichlich: immer an den besten Zeiten und dem größten Erfolg gemessen zu werden, stets unter Beobachtung zu stehen, kaum Privatleben, Fans und Presse, die einem auf Schritt und Tritt folgen und nur darauf warten, dass man einen Fehler macht, der Druck, sich immer steigern zu müssen, die Angst vor Ablehnung und Misserfolg… Kein Wunder, dass es irgendwann knallt. Im Buch wird gut beschrieben, wie unterschiedlich die Hauptcharaktere damit umgehen. Und noch eindrucksvoller wird klar, wie schwer es ist, wieder Fuß zu fassen, und wie sehr das Umfeld davon betroffen ist – natürlich alles unter den strengen Blicken der Öffentlichkeit.

Die Erzählweise des Autors lässt den Leser tatsächlich sehr leicht in die Geschehnisse eintauchen und die widersprüchlichen Gefühle der Charaktere nachempfinden, insbesondere das zwiespältige Verhältnis zwischen Anton und seinem Vater Buddy und John Lennons Suche nach Normalität und Spiritualität. Gelungen fand ich, wie Tom Barbash tatsächliche Fakten mit Fiktion mischt, vor allem, was das Leben im Dakota Building anbelangt. Mir hat das Lesen wirklich viel Freude bereitet, auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle aufgrund des fehlenden Hintergrundwissens über die Ereignisse der Jahre 1979/ 1980 (u.a. Politik, Weltgeschehen, Persönlichkeiten) etwas ins Stolpern geriet. Dem Verständnis der eigentlichen Handlung schadete das aber nicht.

So detailreich und nachvollziehbar das Buch und Antons innerer Kampf – dem Vater bei seinem Wiederaufstieg zu helfen vs. aus dem Schatten des Vaters zu treten und seinen eigenen Weg zu gehen – im Buch beschrieben waren, umso sehr fehle mir diese Detailtreue am Ende des Buches, als Anton tatsächlich sich in den Mittelpunkt seines Lebens rückt. Verwirrend fand ich teilweise, in Szenen, die zum Beispiel während einer Party stattfinden, die Aussagen den richtigen Gesprächsteilnehmern zuzuordnen. Meiner Meinung nicht ganz unerheblich, da das Buch sich auch durch die vielen Dialoge auszeichnet. Wobei nicht jedes Gespräch zur Handlung beiträgt. Nicht unumstritten finde ich den Titel des Buches. Klar, er macht definitiv neugierig. Aber passt der Teil „das beste Jahr unseres Lebens“ tatsächlich?

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