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Veröffentlicht am 03.08.2020

Aufwühlender Roman, der das Thema Schuld thematisiert

Wohin die Schuld uns trägt
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Regine Kölpins Roman "Wohin die Schuld uns trägt" erscheint im Gmeiner Verlag.

78 Jahre alt ist Tania Lewalder, als sie einen Brief von ihrer Mutter aus dem Jahre 1945 erhält. Der Überbringer ist ein ...

Regine Kölpins Roman "Wohin die Schuld uns trägt" erscheint im Gmeiner Verlag.

78 Jahre alt ist Tania Lewalder, als sie einen Brief von ihrer Mutter aus dem Jahre 1945 erhält. Der Überbringer ist ein polnischer Mann, den sie aus ihrer Kindheit kennt. Einen Tag später ist er tot, den Fall übernimmt Kommissarin Kenza Klausen. Was hat Tanias Mutter bei Kriegsende in Polen erlebt? Als ein zweiter Mord geschieht, wird ein Zusammenhang erkennbar. Alles deutet auf ein Verbrechen hin, welches bis heute nicht aufgedeckt wurde.


In diesem Buch erlebt man, wie Schuld, Verbrechen und Ängste auch Jahrzehnte danach noch für Gräueltaten sorgen können.

Regine Kölpin lässt ihre Geschichte in der Gegenwart mit einem geheimnisvollen Brief starten, der einige Verbrechen nach sich zieht und die polizeilichen Ermittlungen bis in die Zeit um 1944/45 ins heutige Polen führt. Dort verbrachte Tania Lewalder ihre Kindheit, nach der Flucht mit Mutter und Großmutter landet sie auf einem pommerschen Gutshof, wo Tanias Mutter stirbt. Ihre Großmutter flieht danach mit Tania weiter in den Westen. Doch warum findet der Brief ihrer Mutter nach all den Jahren zu ihr zurück?

Es ist eine fesselnde Lektüre, die uns mit Geheimnissen aus der Vergangenheit, aber auch mit der Gegenwart konfrontiert und zeigt, wie Menschen vergessen wollen, was sie als Kinder für grausame Dinge erlebt haben. Wenn Kinder ihre Eltern verlieren und letztlich auch ihre Heimat, begegnen ihnen diese bedrückenden Erlebnisse als Alptäume auch noch im Alter in schlaflosen Nächten.

Tania versucht zu vergessen, doch ihre Enkelin Malin möchte die Wahrheit herausfinden.



Regine Kölpin hat einen flüssigen und wunderbar beschreibenen Erzählstil, der die verschiedenen Zeitepochen bildhaft und stimmungsvoll einfängt und mich völlig eingenommen hat. Sie hat eine fiktive Geschichte entwickelt, die sich an ihre eigene Familiengeschichte anlehnt. Die Aufarbeitung der eigenen Herkunft und der familiären Schicksale hat sie in diesem Buch eindrucksvoll aufgezeigt und in einem interessanten Buch umgesetzt.

Mit diesem Buch taucht man ein in einen interessanten und aufwühlenden Mix aus historischem Roman, Krimihandlung und Familiengeschichte. Das sorgt für eine spannende Lektüre, die sich mit Schuld und Vergebung und menschlichen Schicksalen beschäftigt. Ich habe hier eine neue Seite der Autorin entdecken dürfen, die mir bisher verborgen geblieben ist und mich berührt hat. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Perfekter Lesegenuss durch die Mischung aus Lebenslust und Lebensfrust.

Klammerblues um zwölf
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Im Heyne Verlag erscheint der Roman "Klammerblues um zwölf " von Carla Berling.

Die 57-jährige Fee befindet sich in einer depressiven Phase. Sie leidet sehr an ihrer Einsamkeit und hängt nur noch auf ...

Im Heyne Verlag erscheint der Roman "Klammerblues um zwölf " von Carla Berling.

Die 57-jährige Fee befindet sich in einer depressiven Phase. Sie leidet sehr an ihrer Einsamkeit und hängt nur noch auf dem Sofa herum, Eispackungen, Prosecco, Musik und Serien sind die neuen Begleiter ihres Lebens. Doch ihre lebenslustige Nachbarin Claudine haucht ihr wieder Lebensmut ein und steckt sie mit ihrer Idee zu einer Frauen-WG an.

Zitat: "Drei Weiber in einer Wohnung. Wir kannten uns erst seit gestern Abend! Wir waren keine Teenies mehr, jede hatte ihre Geschichte, ihre Altlasten, Macken und Ticks. Konnte ich das?" Seite 101

Dieser Roman führt uns das Leben von Fee vor Augen, ihren Job als Verkäuferin hat sie gekündigt und wollte mit ihrem Mann Teddy im Ausland überwintern. Dieser schöne gemeinsame Plan fällt von einem auf den anderen Tag weg, denn Teddy stirbt völlig unerwartet nach 35 Ehejahren. Fee verfällt in eine Schockstarre und verbringt ihr Leben plötzlich nur noch auf ihrer Couch mit Fressorgien und reichlich Prosecco. So kann es nicht weitergehen, auch Geldsorgen stellen sich ein. Ihre neue Nachbarin Claudine reißt Fee mit ihrer Fröhlichkeit aus ihrer Lethargie und die Idee mit der Frauen-WG beginnt in Fee zu rumoren. Gemeinsam mit der agilen Mary, immerhin schon 72, könnte diese Wohnsituation für alle von Vorteil sein. Also probieren die drei Frauen es aus - und es klappt!

Ich habe diesen Roman innerhalb kürzester Zeit verschlungen, das ist immer ein gutes Zeichen für perfekten Lesegenuss. Und ich habe nicht nur mit den Figuren mitgefühlt, gelitten und gelacht, ich habe mit ihnen gelebt. Denn diese Geschichte ist turbulent, humorvoll, lebenserfahren, musikalisch angehaucht und mit Kölschem Akzent versetzt.

Die Autorin hat mit ihrem flotten Erzählstil eine Geschichte geschaffen, in die man mitten eintaucht. Dabei sorgen Humor und reale Lebensfragen für eine tolle Grundlage und viele Musiktitel aus meiner eigenen Lebensplaylist (ich bin im Alter der Protagonistinnen) werden im Buch angesprochen und sorgen für Ohrwürmer beim Lesen. Die Mischung aus dramatischer Lebenssituation und humorvoller Lebenslust sorgt für ein Gefühl wie ein zweiter Frühling. Denn diese drei Frauen haben ihre Erfahrungen auch mit schwierigen Lebenslagen hinter sich. Das schweißt nicht nur zusammen, es bringt auch lebensbejahende Grundeinstellung mit sich, die es in Lebensträume umzusetzen gilt.

Diese vorgestellte Lebenslust der Frauen macht Mut, sich so einen Neuanfang auch selbst vorstellen zu können. Natürlich gibt es Männerbekanntschaften, neue Jobangebote und immer wieder vergnügliche Zeit mit den drei Frauen, die zeigen, dass man an seine Träume glauben soll. Mit etwas Prosecco wird übrigens häufig die Laune angehoben, Alkoholiker sollten dieses Buch daher eher meiden.



Eine locker geschriebene Unterhaltungslektüre, die nicht nur lustig und beschwingt ist, sondern auch die Schattenseiten des Lebens offenlegt. Hoffnung ist überall und so spielt das Leben!

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Die wahre Liebe geht manchmal besondere Wege

Das Mädchen aus Glas
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Der historische Roman "Das Mädchen aus Glas" von Julie Hilgenberg erscheint im Diana Verlag.

Berlin, 1913: Elisa wächst als Fabrikantentochter zurückgezogen und sehr behütet auf, man umsorgt sie wie ein ...

Der historische Roman "Das Mädchen aus Glas" von Julie Hilgenberg erscheint im Diana Verlag.

Berlin, 1913: Elisa wächst als Fabrikantentochter zurückgezogen und sehr behütet auf, man umsorgt sie wie ein rohes Ei, denn seit ihrer Kindheit weiß man, dass sie an der seltenen Glasknochenkrankheit leidet. Als sie im heiratsfähigen Alter ist, arrangiert ihr Vater eine Ehe mit dem Draufgänger Louis, dabei gehört Elisas Herz ihrem Arzt Wilhelm. Das junge Paar Elisa und Louis kommt sich näher und als der ErsteWeltkrieg seine Soldaten an der Front fordert, zeigt Elisa wahre Stärke.


Dieser Roman mutet wie ein klassischer historischer Roman an, das Thema junge Frau liebt einen Mann, muss aber eine arrangierte Ehe eingehen, ist auch nicht neu. Aber die Umsetzung dieser Geschichte ist der Autorin perfekt gelungen, denn sie baut neben vielen Emotionen und zeitgemäßen Schilderungen des Zeitgeists auch eine stete Weiterentwicklung der Charaktere ein, die mich bis zum Ende gefesselt und ergriffen hat.

Um 1900 war die Glasknochenkrankheit noch nicht groß erforscht. Die daran erkrankte Elisa wird geschont und mehr oder weniger vor der "gefährlichen" Außenwelt abgeschirmt. Ihre einzige Ablenkung ist der Kontakt zu ihrem Jugendfreund Wilhelm, der auch ihr behandelnder Arzt ist. Doch Elisas Vater sorgt sich um den Fortbestand seiner Schokoladenfabrik und arrangiert eine Ehe mit Louis, einem Bankierssohn. Louis ist nicht an Elisa interessiert und umgekehrt genauso, doch sie fügen sich dem väterlichen Willen.

Das ungewohnte Schicksal Elisas hat mich durch ihre Erkrankung und ihren zurückgezogenen Lebensstil ergriffen und mir eine neue Sichtweise vermittelt. Sie gibt der Geschichte einen tieferen Sinn, hier stehen nicht nur das Liebesgeplänkel oder die Zwangsverheiratung im Mittelpunkt, sondern das Leben einer kranken jungen Frau, die vom Leben abgeschirmt wird.

Mit diesem Buch taucht man tief in die besondere Liebesgeschichte ein, aber auch in die spezielle Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs. Die Beziehung zwischen Elisa und Louis ist durch ihre verschiedenen Charaktere sehr interessant, beide stoßen sich ab und haben doch im Laufe der Zeit Vertrauen und Gefühle füreinander, die in Elisas Fall mehrfach verletzt werden.

Man bekommt sehr bildhaft die damalige Lebensweise vorgestellt, eine detailreiche Beschreibung von Lebenstil, Personal, Einrichtung und Kleidungsstil mitsamt Korsett zeigt die obere Gesellschaftsschicht aus nächster Nähe. Aber auch die Lebensbedingungen der kleinen Leute werden deutlich und im Krieg vermögen die dramatischen Angriffe und Handlungen zu fesseln und das enorme Ausmaß an Leid und Elend realistisch zu vermitteln.

Der eingängige und bildhafte Schreibstil der Julie Hilgenberg macht es sehr leicht, dem Roman gefesselt zu folgen. Auch die Charaktere bekommen soviel Leben, Emotionen und spezielle Eigenheiten eingehaucht, die einfach nur mitreißen und überzeugen. Zwischen dem Ehepaar wächst5 die Liebe allmählich immer mehr an und einige romantische Briefe und Dialoge sorgen für schöne Momente, die nahe gehen und von großer Liebe zeugen. Ihr gemeinsamer Lebensweg hat einige Überraschungen parat, die nicht immer heile Welt bedeuten, doch es ist erstaunlich, wie Elisa an sich und ihrer Liebe wächst und stärker wird und damit zu einigen Handlungen fähig ist, die man ihr anfangs nicht zugetraut hätte.


Meine absolute Leseempfehlung von mir für diesen schönen, ergreifenden Roman!

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Deutschlands traumhaft schöne Reiseziele verlocken zum Hierbleiben

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
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Das HOLIDAY Reisebuch "Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland" von Jens van Rooij erscheint bei Merian / Holiday, Imprint von Gräfe und Unzer Verlag.

Wenn man sich manche Orte in ...

Das HOLIDAY Reisebuch "Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland" von Jens van Rooij erscheint bei Merian / Holiday, Imprint von Gräfe und Unzer Verlag.

Wenn man sich manche Orte in Deutschland näher ansieht, entdeckt man gewisse Ähnlichkeiten mit Zielen in anderen Ländern. Da wirkt der bayerische Eibsee mit seinem türkisblauen Wasser fast wie ein See in der kanadischen Wildnis. Oder die alte Rheinbrücke ähnelt der Ansicht der berühmten Karlsbrücke in Prag. Und beim Anblick der Walhalla staunen sogar die Griechen, so ähnlich sieht sie der Akropolis. Reisen im eigenen Land kann viele schöne Eindrücke vermitteln und dieses Buch zeigt faszinierende und ausgefallene Sehenswürdigkeiten in Deutschland, die einen Besuch lohnen.

Es ist schon erstaunlich, wie sehr manche Ziele in Deutschland bestimmten Orten, Landschaften und Sehenswürdigkeiten in fernen Ländern ähneln. Dieses Buch stellt 55 solcher Beispiele vor, aufgeteilt in Norden und Süden und setzt das "ausländische" Gegenstück gleich mit einem Beweisfoto und den Entfernungskilometern dazu.

Außerdem werden Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants in der Umgebung genannt und es gibt Tipps für besonders sehenswerte Ziele, Wanderungen oder Museumsvorschläge.

Dieses Buch ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Deutschland wunderschöne Orte, Landschaften und Sehenswürdigkeiten aufweisen kann. Man denke nur an die zauberhafte Blüte in der Lüneburger Heide, die im Buch farblich mit der Provence konkurieren kann. Oder an das Elbsandsteingebirge, das Ähnlichkeit aufweist zu dem fast 8000 km entfernten Zhangjiajie National Forest Part in Hunan, China.

Die Flamingos aus der Camargue finden sich auch in deutschen Landen wohl, sie brüten im Westmünsterland im Zwillbrocker Venn in einer riesigen Kolonie.

Viele wunderschöne Fotos bringen uns die Ziele näher und es ist nicht nur Reisefreude dabei, sondern auch Lesefreuee, denn es gibt viele interessante Tipps und Erklärungen zur näheren Umgebung und zu speziellen Orten und Besichtigungsmöglichkeiten von Architektur, Natur oder Kultur.

Bei dieser Vielzahl an Reisevorschlägen ist die Qual der Wahl groß und es ist für jeden etwas dabei, ob als Paar, Familie oder Alleinreisende. Diese wundervollen Reiseziele sind es wert, besucht zu werden und werden auch von Touristen aus anderen Ländern gerne angesteuert.

Warum nicht mal selbst die deutschen Lande entdecken und sich vor der Haustür ein lohnendes Reiseziel suchen? Das ist auch aus ökologischer Hinsicht sinnvoll, denn man spart viele Reise- oder Flugkilometer zum entfernten "Zwilling".

Ein übersichtliches und ausführliches Register schliesst das Buch perfekt ab.

"Hiergeblieben!" zeigt mit faszinierenden Fotos wunderbare Vergleiche von deutschen Urlaubsorten mit ähnlich anmutenden internationalen Zielen und gibt damit Anregungen für die nächste Reise. Eine Traumreise auch für die Daheimgebliebenen zum Anschauen, Lesen und Freuen.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Ein echter Lesegenuß durch individuelle Figurentypen im Zeitgeist der 50er Jahre

Die Wunderfrauen
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Im Fischer Verlag erscheint Stephanie Schusters Trilogie "Die Wunderfrauen". Band 1: 'Alles, was das Herz begehrt'.


Der Auftaktband der Wunderfrauen-Trilogie startet 1953 in Starnberg und zeigt vier ...

Im Fischer Verlag erscheint Stephanie Schusters Trilogie "Die Wunderfrauen". Band 1: 'Alles, was das Herz begehrt'.


Der Auftaktband der Wunderfrauen-Trilogie startet 1953 in Starnberg und zeigt vier Frauen zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre. Die Jahre des Mangels sind vorbei, die Sehnsucht nach lange vermissten Konsumgütern ist groß: Nun wollen alle ihr privates Glück finden, es geht um die Lebensträume und Gefühle der Frauen, ihre Berufstätigkeit und die Emanzipation.

Luise Dahlmann träumt von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft und muss davon noch ihren Mann Hans überzeugen. Ihr jüngster Bruder Manni hat das Down-Syndrom und auch um ihn muss sie sich kümmern.

Annabel von Thaler ist gutsituierte Arztgattin, die für ihre Ehe ihre Heimat im westfälischen Münster verlassen hat und sich in ihrer neuen Heimat immer noch fremd fühlt.

Marie Wagner floh aus Schlesien und versucht einen Neustart.

Helga Knaub, Tochter aus reichem Hause hat gerade ihr Abitur verhauen, ihr Vater sucht für sie einen Ehemann, der die familieneigene Schuhfabrik weiterführen kann. Doch dieses Leben als Ehefrau kann sich Helga nicht vorstellen, sie nimmt eine Stelle als Lernschwester an.


Stephanie Schuster schreibt so lebendig, anschaulich und mitreißend, dass man das Buch in einem Rutsch auslesen muss. Von Anfang an habe ich mit den Figuren mitgefiebert und den Werdegang der Frauen und die atmosphärische Zeitbeschreibung gerne miterlebt.

Es sind einfühlsam erzählte Geschichten und Einblicke in die Familien der Frauen, die sie geprägt haben. Anders als ihre Mütter suchen sie ihr persönliches Glück und wollen selbst entscheiden und nicht nach der Façon ihrer Väter oder Männer leben. Es sind die hoffnungsvollen Lebensträume, die auch emotional berühren und durch die besonderen Charakterzüge der unterschiedlichen Frauen so interessant und nahbar wirken. Mich hat Luises bisheriges Leben mit der schwierigen Schwiegermutter berührt, die nach ihrem Tod noch eine besondere Überraschung für sie hat. Aber auch die Kriegserinnerungen ihres Mannes sind mir zu Herzen gegangen. Oder ich habe mich mit der aufmüpfigen und unangepassten Helga verbunden gefühlt, die um keinen Preis der Welt von ihrem Vater an den Nachfolger der Schuhfabrik verheiratet werden möchte. Mitfühlen musste ich auch mit Marie, die schreckliche Dinge erlebt hat und nun einen Job auf einem Pferdehof sucht. Und da ist noch Annabel, die im goldenen Käfig lebt und in ihrer Ehe mit Eifersucht und Einsamkeit zu kämpfen hat.

Die Autorin zeichnet so viele unterschiedliche Stimmungen und Lebensgefühle und bringt die Träume der Frauen lebensnah zu Papier, man kann mit den Figuren regelrecht mitleben. Das alles geschieht vor der anschaulich gezeigten Starnberger Kulisse und lässt uns einen authentischen Blick werfen in die Gegend und den Zeitgeist der 50er Jahre, als die Kriegszeit noch ihre langen Schatten warf.


Diese Lektüre war für mich ein echter Genuss, bei dem mir das Leben der 50er Jahre sehr lebendig und unterhaltsam vor Augen geführt wurde. Auf die Fortsetzung dieser Reihe freue ich mich schon sehr und bin gespannt, welche Entwicklungen die Frauen vorantreibt.

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