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Veröffentlicht am 23.11.2019

Intime Einblicke in sieben Jahrzehnte voller Höhen und Tiefen

Ich
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Die Autobiografie "Ich: Elton John" wurde in einer Übersetzung von Harriet Fricke, Stephan Glietsch und Torsten Groß im Oktober 2019 im Heyne Verlag veröffentlicht.

Sir Elton John, geboren 1947 als Reginald ...

Die Autobiografie "Ich: Elton John" wurde in einer Übersetzung von Harriet Fricke, Stephan Glietsch und Torsten Groß im Oktober 2019 im Heyne Verlag veröffentlicht.

Sir Elton John, geboren 1947 als Reginald Kenneth Dwight, ist mit über 450 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Musiker der Welt.

Er ist Singer-Songwriter, ein begnadeter Klavierspieler und wurde als absoluter Paradiesvogel ein Liebling der Titelseiten. Seine Karriere ging über Höhen und Tiefen, seine Erfolge spielten Millionen Dollar ein und seine Bekanntschaften wechselten zwischen Musik- und Promiwelt.


Seine Kindheit im Londoner Vorort Pinner wurde überschattet von der schwierigen Beziehung zu seinen Eltern. Er träumte von einer Karriere als Popstar, gemeinsam mit Partner Bernie Taupin machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen und mit 23 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in den USA und wurde umjubelt, damit war er angekommen in der Musikwelt.

Wie Elton John, der Paradiesvogel der Musikszene, schillert auch der Einband in bunten Farben und passt damit perfekt zu diesem Ausnahmemusiker.

Diese Biografie enthüllt sehr offen, ehrlich, schonungslos gegen sich und gegen andere und nicht ohne Humor Stationen aus Elton Johns Leben. Es geht um die Namensfindung, Eindrücke seiner Kindheit, Erlebnisse in der Musikerszene, seine Drogensucht und Homosexualität, die Gründung seiner AIDS-Stifung, den Verlust von Freunden, sein Wunsch einer Vaterrolle, seine Partnerschaften und seine Auftritte und Auseinandersetzungen mit anderen Musikern.

Es wird emotional, launisch, auch ein wenig exzentrisch, man verzeiht es ihm, weil man auch einen nach Liebe suchenden Menschen entdeckt, der sich für andere einsetzt.
Seine Tiefpunkte verschweigt Elton John nicht, er hat manche Erfahrungen mit Kokain und Alkohol gemacht, die er anderen Menschen lieber ersparen möchte. Er berichtet auch offen von Streitigkeiten mit anderen Musikern, von Enttäuschungen und späten Einsichten.

Dabei kann man dem Buch viele unterhaltsame Informationen entnehmen, den Entstehungsprozeß bestimmter Songs miterleben und die Freunde und Bekanntschaften des Musikers kennenlernen. Zahlreiche Prominente wie Rod Stewart, John Lennon, Richard Gere, Sylvester Stallone, Steve Rubell, Andy Warhol, Gianni Versace oder Lady Diana tauchen in Episoden seines Lebens auf. Das seitenstarke Buch wird anschaulich aufgelockert durch mehrere Fotostrecken auf Kunstdruckpapier.

Manche Dinge werden akribisch genau beschrieben, es ist ein recht umfassender Rückblick, 70 Jahre sind schon eine lange Zeit, die bei diesem intensiv gelebten Rockstarleben auch für viele Songs, unzählige Eindrücke und extreme Höhen und Tiefen gesorgt hat.

Ich kann die vielen Songs, die ich von Elton John kenne und die mich begeistert haben, gar nicht alle zählen. Er ist ein Ausnahmekünstler, ein Sänger, ein Musiker, der jahrelang im Rampenlicht stand und mit seinen schrillen Bühnenoutfits und Eskapaden für Auffallen sorgte. Scheinbar ist er jetzt im Alter von 70 Jahren endlich mit seiner Familie in einem erfüllten Leben angekommen, am Ende zählt nur die Liebe.


Ein tiefer Blick hinter die schillernde Fassade des Menschen Elton John, sowohl für Fans als auch für Musikinteressierte sehr interessant, unterhaltsam und beeindruckend selbstkritisch geschrieben.


Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein Herz für Kinder

60 Mal Mama
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Das Buch "60 Mal Mama" handelt von der Pflegemutter Vera Pein und wurde geschrieben von ihn und Shirley Michaela Seul. Die romanhafte Biografie erscheint im Knaur Verlag.


Die wahre Geschichte einer sechzigfachen ...

Das Buch "60 Mal Mama" handelt von der Pflegemutter Vera Pein und wurde geschrieben von ihn und Shirley Michaela Seul. Die romanhafte Biografie erscheint im Knaur Verlag.


Die wahre Geschichte einer sechzigfachen Pflegemutter, die mit dem Jugendamt zusammenarbeitet und Kindern Liebe und Geborgenheit schenkt. Vera Pein ist eine beeindruckende Frau, die spürt, was Kinder brauchen und sie darin unterstützt, starke Persönlichkeiten zu werden.


"Ich möchte meinen Kindern Flügel verleihen, damit sie selbst fliegen können. Zwischendurch können sie immer wieder gern bei mir, bei uns landen." Zitat Seite 194


Gewalt, Flucht oder Verwahrlosung sind Tagesthemen in den Nachrichten, die Leidtragenden sind häufig Kinder, die hilflos diesen Problemen ausgesetzt sind. Wenn Kinder ihre Mutter brauchen, aber ihre eigene nicht ausreichend für sie da sein kann, ist die Möglichkeit einer Pflegemutter die beste Sache der Welt. Diesen Kindern muss man einfach Wärme und Geborgenheit schenken und sie aus dieser für sie schwierigen Situation auffangen. Dafür sucht das Jugendheim Pflegefamilien und Pflegemütter. Vera Pein ist so eine Pflegemutter, sie hat in über dreißig Jahren die Erfahrung mit 60 Schützlingen gemacht und erzählt in diesem Buch ihre negativen und positiven Erlebnisse, ihre Gedanken und die Nöte und Probleme, die sie mit den Behörden oder den Eltern der Kinder erfahren hat. Sie wollte ihre Mutterliebe auch für Pflegekinder ausüben, dabei half ihr das Gespür dafür, was in den Kindern vorging und im Buch erklärt sie an praktischen Beispielen, wie sie die Ängste und Verzweiflung ihrer Schützlinge überwinden konnte und auf die kindlichen Bedürfnisse einging.



Dieses Buch liest sich sehr aufschlussreich, bewegend und interessant. Man merkt Vera Pein ihre Liebe für Kinder an, sie setzt sich für ihre Schützlinge ein und versucht, für sie das Bestmögliche zu erreichen. Manchmal bleiben die Kinder nur für kurze Zeit bei ihr, selbst dann räumt sie den leiblichen oder Adoptiveltern die vorrangigen Rechte ein und hängt sich nicht unnötig an die Kinder, sondern gibt ihnen Flügel.

Man unterscheidet zwischen Bereitschaftspflege, Kurz-, Lang- und Vollzeitpflege, die Gründe für die Vergabe in Pflegefamilien sind vielseitig, die Zahlung der Aufwandsentschädigung von den Jugendämtern klar geregelt. Je nach Alter des Kindes fliessen etliche Euro, ein lukratives Geschäft für Mehrfachpflegende und das bietet auch kriminellen Machenschaften Platz. Die Überprüfung durch Sozialarbeiter ist daher wichtig, vor allem für das Kindeswohl. Zu den gesetzlichen Vorgaben der Überprüfung hätte ich gern etwas mehr gelesen. Es wurde nur am Rande erwähnt.


Insgesamt hat mich dieses Buch berührt, mir gezeigt, wie wichtig doch eine enge Bezugsperson oder Familie mit viel Wärme und Geborgenheit für Kinder ist.

Man kann dieser Frau nur mit Achtung begegnen, ihr Leben ist auf alle Fälle durch die vielen Kinderherzen reicher geworden.


Veröffentlicht am 05.11.2019

Liebe, Kunst und Zeitgeist in Worpswede

Die Kunst und das Glück eines Sommers
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"Die Kunst und das Glück eines Sommers" ist ein Roman von Sophie von Dahlwitz über die Malerin Paula Modersohn-Becker aus dem Droemer Verlag.

Die Malerin Paula Becker lebte im Spätsommer 1900 in der Künstlerkolonie ...

"Die Kunst und das Glück eines Sommers" ist ein Roman von Sophie von Dahlwitz über die Malerin Paula Modersohn-Becker aus dem Droemer Verlag.

Die Malerin Paula Becker lebte im Spätsommer 1900 in der Künstlerkolonie Worpswede. Dort kam sie ihrem verwitweten Mentor Otto Modersohn näher und stand vor der Entscheidung, mit ihm eine Beziehung einzugehen oder aber in Paris als Künstlerin zu leben. Doch damit nicht genug, während Paulas Worpsweder Aufenthalt erscheint Rainer Maria Rilke und umwirbt die Malerin.
Paula malt häufig das Bauernmädchen Marleen, die plötzlich verschwindet, wahrscheinich im Moor.

Paula Becker (geboren am 8.2.1820, gestorben am 20. 11.1907 in Worpswede) war eine deutsche Malerin und einer der bedeutendsten Vertreter des frühen Expressionismus. Sie schuf in knapp 14 Jahren 750 Gemälde und etwa 1000 Zeichnungen.


Dieser Roman spielt in Worpswede und erzählt aus dem Leben von Paula Modersohn-Becker. Die Rolle der Frau in der Kunst war früher nicht einfach und selbstverständlich. Und selbst mit entsprechendem Talent war den Frauen früher wenig Ruhm beschieden.

Sophie von Dahlwitz zeigt in ihrem Roman nicht nur das Gefühlsleben ihrer Protagonistinnen Paula und ihrer Freundin Clara Westhoff auf, sie zeigt auch das harte Los der Torfstecher und ihrer Familien, die tagtäglich für einen Hungerlohn im Morast und Torf schufteten. Vor diesem Hintergrund wirkt das schöngeistige Leben der Künstler in der Kolonie Worpswede umso dekadenter. In den Augen der kleinen Leute treiben sie Müßiggang, auch wenn sie kunstschaffend aktiv waren.

Die Gemeinde Worpswede liegt inmitten des Teufelsmoores, Heimat armer Torfbauern und ist heute hauptsächlich als Künstlerkolonie bekannt. Ab 1889 zog sie Künstler verschiedenster Gattungen an, die sich in Worpswede niederliessen oder einen Teil ihrer Kunst dort anfertigten. Darunter befanden sich auch die Landschaftsmaler Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Paula Becker, Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler. Angezogen von der abgeschiedenen und ländlichen Gemeinde, fertigten sie dort ihre Werke.

Die Autorin zeigt die unterschiedlichen Gefühle ihrer Figuren und auch die gesellschaftlichen Vorbehalte auf, aber auch Frauen wie Paula in der recht ungewöhnlichen Rolle als Künstlerin zur damaligen Zeit. Man erlebt sehr klar umrissen die Gefühle, den Zwiespalt und die Unterschiede der armen Torfbauern und der Künstlergemeinde und Kirchenmänner mit.

Der angenehme Erzählstil der Autorin sorgt für flüssiges Lesen. Sie erzählt Gefühlsäußerungen, Vorbehalte der Personen und auch das einfache und harte Leben der Torfbauern sehr spannend und mit detailgenauen Schilderungen.

Auch die wechselnden Gefühle Rainer Maria Rilkes für Paula und Clara werden sehr deutlich aufgezeigt.


Durch den fesselnden Schreibstil der Autorin konnte ich gespannt eingetauchen in diese interessante Zeitepoche und habe erlebt, wie Kunst Paulas Leben beeinflusst hat und wie ihre Beziehung zu Otto Modersohn und ihrem Freund Rainer Maria Rilke verlief.



Ein berührendes und interessantes Sittengemälde über die Künstlerin Paula Modersohn-Becker, mit entsprechendem Zeitgeist und Einsichten in das Leben einfacher Torfbauern.


Veröffentlicht am 28.10.2019

Farbenfroh gestaltet und sorgt für Verständnis von Artenvielfalt

Wildnis: Wo seltene Tiere und Pflanzen zuhause sind
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Im Prestel Verlag erscheint mit "Wildnis - wo seltene Tiere und Pflanzen zuhause sind" ein bebildertes Tierbuch für Kinder ab 6 Jahren. Der Text stammt von Mia Cassany und die Illustrationen stammen von ...

Im Prestel Verlag erscheint mit "Wildnis - wo seltene Tiere und Pflanzen zuhause sind" ein bebildertes Tierbuch für Kinder ab 6 Jahren. Der Text stammt von Mia Cassany und die Illustrationen stammen von Marcos Navarro.


Dieses Buch bringt Kindern mit ganz besonderen Illustrationen seltene, zum Teil vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen näher und zeigt ihren Lebensraum an exotischen Orten. Es geht in einzigartige Nationalparks, die diesen bedrohten Arten Schutz bieten und man lernt auch ihre natürliche Umgebung und ihre Mitbewohner kennen.


Eine Weltkarte zeigt die Regenwälder und Dschungel, die im Buch vorgestellt werden. Auf großformatigen Doppelseiten kann man dann viele verschiedene bedrohte Arten entdecken: Vögel, Schlangen, Frösche, Leguane, Leoparden, Tiger, Gorillas, Pandas, Wölfe...

Am Ende des Buches werden Lebensräume und einzelne Tiere noch einmal mit etwas mehr Details vorgestellt.


Die Tierwelt ist gefährdet, ihre Lebensräume sind bedroht, deshalb werden immer mehr Gebiete unter Naturschutz gestellt und in Nationalparks umgewandelt. Nur so sind die Wunder der Natur zu erhalten.

Die vorgestellten Schutzgebiete sind u.a. der Amazonas, der Sinharaja Tropenwald in Sri Lanka, der Niokolo-Koba Nationalpark im Senegal mit den letzten Flachland-Gorillas, die Rainbow-Falls auf Hawaii und der Nationalpark Queensland in Australien mit dem Bennett-Baumkänguru. Weltweit gibt es solche Parks, die den seltenen Tierrassen Rückzugsgebiete und Überlebensmöglichkeiten bieten.


Für Kinder bieten die herrlich bunten und ein wenig abstrakten Bilder eine unterhaltsame und lehrreiche Gelegenheit, die Tiere im Gewirr von Blättern, Lianen und Dschungeldickicht zu entdecken und etwas über sie zu erfahren. Das Ganze hat den Charme von Wimmelbildern und beeindruckt mit seinen unbeschreiblich schönen Darstellungen von Szenen in der Natur.


Die Bilder können sich Kinder allein anschauen, die kurzen Texte über die Nationalparks und Tiere muss man Kindern vorlesen. So lernen sie nicht nur die verschiedenen Lebensräume näher kennen, sondern auch die verschiedenen Klimazonen auf der Erde. Es fehlen allerdings die arktischen Lebensräume. Dennoch werden Kinder hier für seltene Tierarten und besondere Lebensräume sensibilisiert und erkennen schon früh die Wichtigkeit von Natur- und Artenschutz.


Seltene Tiere und wilde Natur bekommt hier eine künstlerische Plattform, die nicht nur Kinder bezaubern wird. Ein wichtiges und kindgerechtes Buch über den Schutz bedrohter Arten.


Veröffentlicht am 22.10.2019

In diesem witzig-bunten Cartoon-Potpourri wird die Filmwelt auf die Schippe genommen.

Filmreife Cartoons
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Clemens Ettenauer stellt unter dem Titel "Filmreife Cartoons" eine Sammlung verschiedener Cartoons vor, die im Holzbaum Verlag erscheinen.

Wenn sich die besten Witzezeichner des deutschen Sprachraums ...

Clemens Ettenauer stellt unter dem Titel "Filmreife Cartoons" eine Sammlung verschiedener Cartoons vor, die im Holzbaum Verlag erscheinen.

Wenn sich die besten Witzezeichner des deutschen Sprachraums mit dem Thema Film auseinandersetzen, können dabei eigentlich nur humorvolle und interessante Cartoons entstehen. Von Filmklassikern bis Pulp Fiction wird

Dieses Buch stellt Cartoons von insgesamt 34 verschiedenen Künstlern vor. Ob Star Wars, Casablanca, Nosferatu, James Bond oder Der Bergdoktor, hier kriegen alle ihr Fett weg. Der Humor ist vielfältig, mal schwarz, mal einfach nur lustig und Wortspielereien gibt es ebenfalls. Für jeden Geschmack sind passende Zeichnungen dabei.

Mit dabei sind Künstler wie Adam, Annika Frank,Kalus Puth, Freimut Woessner, Gymmick, Harm Bengen, Holga Rosen, Michi Brezel und andere. Sämtliche Künstler kommen aus dem deutschsprachigen Raum und werden im Anhang mit ihren biografischen Daten vorgestellt. Die total unterschiedlichen Zeichenstilarten, speziellen Humorauffassungen und Ausdrucksformen sorgen für eine völlig bunte Mischung an Cartoons, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Dies trifft besonders auf den Humor zu.

Es ist teilweise witzig, mal böse oder nachdenklich und die Zeichnungen entsprechen nicht immer meinem Geschmack, aber die Vielseitigkeit der Beiträge lässt da viel Spielraum zu. Es gibt kleinkindhafte Schwarz-Weiß-Kritzeleien und colorierte Bilder, Figuren mit merkwürdigen Kopfformen mit superlangen Nasen, skurrilen Humor oder welchen, der sich mir leider nicht erschließt.
Nicht alle können mich überzeugen, aber bei einigen musste ich doch lachen und ich sah manchen Film mit ganz anderen Augen.

Eine unterhaltsame Sammlung und ein tolle Geschenkidee für Filmfreunde und Cartoon-Liebhaber gleichermaßen.