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Veröffentlicht am 13.10.2018

Ein zauberhaftes Kinderbuch mit dem Geschmack von Eis

Der zauberhafte Eisladen
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Ellis Großvater Leonardo besitzt die beliebteste Eisdiele der Stadt. Dieses Eis ist ganz besonders, es hat magische Wirkung. Auch Elli hat scheinbar das Talent für die Herstellung in sich, denn sie kann ...

Ellis Großvater Leonardo besitzt die beliebteste Eisdiele der Stadt. Dieses Eis ist ganz besonders, es hat magische Wirkung. Auch Elli hat scheinbar das Talent für die Herstellung in sich, denn sie kann Gefühle als farbigen Nebel sehen. Der Großvater will sie in der Eismagie ausbilden, Schritt für Schritt. Doch das ist natürlich Elli viel zu langsam und so mischt sie heimlich ein wildes Quatsch-Eis, durch welches ihre Mitschüler völlig durchdrehen. Dabei steht gerade eine Prüfung ihrer liebenswerten Lehrerin bevor. Es hilft nichts, Elli muss es ihrem Opa beichten, vielleicht kann er noch rechtzeitig helfen.

Elli Sonntag zieht mit ihrer Familie und den drei Hühner in die Nähe von Opa Leonardos Eisdiele. Ellis Großvater zaubert magisches Eis. Es verleiht Mut, Fröhlichkeit und spendet sogar Trost. Schon bald entdeckt Elli die besondere Gabe, die in ihrer Familie von ihrem Opa auf sie weitergegeben wurde.

Dieses Kinderbuch ist für die Altersklasse ab 8 Jahren gut geeignet.

Magisches Eis möchte jedes Kind gerne essen und so ist es auch ein fantasievolles Thema zum Träumen und Miterleben.

Die Geschichte unterhält ganz wunderbar mit seinen liebenswerten und leicht sonderbaren Charakteren. Es sind die kleinen Details, wie zum Beispiel die Dachtiere, die für humorvolle Abwechslung sorgen. Doch nicht nur die Familienhühner sorgen für überraschende Vorgänge, auch die Familie ist recht turbulent und man fühlt beim Lesen eine angenehme Grundstimmung.

Kinder werden hier mit Schule und Familie bekannte Szenen ihres eigenen Lebens wiedererkennen.

Das Familiengeheimnis mit dem Magischen Eis ist natürlich der Hit des Buches.

Zum Selberlesen ist dieses Buch gut geeignet, es gibt aber recht lange Kapitel und einige schwierigere Worte, sowie italienische Begriffe. Lustige Bilder lockern die Texte ab und zu auf und dem Lesevergnügen steht nichts im Wege.

Es ist eine herrliche Vorstellung, dass Eis magische Wirkung enthält, die sich auf die Stimmung auswirken kann. Diese Fantasie passt mit den Wortwitzen, den komischen Vorgängen zusammen, die sich im Buch abspielen. Mir hat der Aspekt gefallen, wie hier Einfühlungsvermögen und Verantwortung eine große Rolle spielen.

Eine herrliche Geschichte über eine liebenswerte Familie und eine besondere, leider unrealistische Gabe. Für Kinder eine traumhafte Vorstellung und eine magische Welt mit leckerem Eis, die sich dort auftut.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Die mittelalterliche Unterhaltungsreihe geht weiter

Die Wanderhure und die Nonne
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Auch im siebten Teil der Buchreihe muss die ehemalige Wanderhure Marie einige Abenteuer bestehen. Sie reist mit Tochter Trudi und der Nonne Ignatia auf die Burg des Grafen Ernst von Herrenroda und dieser ...

Auch im siebten Teil der Buchreihe muss die ehemalige Wanderhure Marie einige Abenteuer bestehen. Sie reist mit Tochter Trudi und der Nonne Ignatia auf die Burg des Grafen Ernst von Herrenroda und dieser Besuch wird ihnen fast zum tödlichen Verhängnis. Es kommt zu einem Überfall, bei dem ein Teil der Familie blutig abgeschlachtet wird, Ignatia wird schwer verletzt, doch Marie und Trudi kommen unverletzt davon und retten die Nonne vor ihrem sicheren Tod auf der Burg. Ihre Flucht führt sie in einen Wald, wo sie in die Hände von Waldräubern gelangen.


Währenddessen nutzt der Domherr Guntram von Ebrach die Gunst der Abwesenheit Maries und Michels, der in einen Krieg gezogen ist, und hat sich in Kibitzstein eingenistet.

Die Handlung dieses Romans ist von Kampfhandlungen durchzogen und die Gefährdung Maries und ihrer Tochter sorgt für abenteuerliche Spannung. Mehrfach entkommen sie ihren Häschern, werden gefangen genommen, können sich verstecken und bekommen rettende Hilfe.

Marie wird wieder viel abverlangt, ihr gelingt jedoch das scheinbar Unmögliche, sie hat heilende und chirurgische Fähigkeiten und auch ihre Tochter beweist Klugheit, Tatkraft und Mut. Diese Heldenfiguren wirken schon recht übertrieben, mich hat es jedoch nicht sehr gestört.

Ignatia ist zunächst eine fromme Betschwester, doch sie entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer Frau, die Männern durchaus zugeneigt ist.

Die Rolle der Frau ist im Mittelalter selbstverständlich dem Manne untertan und manchmal auch regelrecht Freiwild. Das zeigen einige Szenen überaus deutlich.

Wie sehr Besitztümer, Ländereien, Städte und Burgen in dieser Zeit immer wieder Ziele von übergriffigen Machthabern wurden, wird in diesem Buch sehr klar. Friedliche Zusammenschlüsse wurden meistens durch Eheschliessungen erreicht, die dann den Besitz vergrößern sollten.


Eine Unstimmigkeit ist unbedingt erwähnenswert: In Teil 5 der Reihe sind die Kinder von Marie schon älter und sogar verheiratet, chronologisch passt hier also der Inhalt von Band 7 überhaupt nicht.


Dieser Roman ist wieder ein typischer Mittelalterroman, es wird gemordet, geraubt, geschändet und geplündert. Das mittelalterliche Bild wird hier stimmig umgesetzt und dank der Hauptfigur Marie endet auch dieser Band wieder für die Familie Adler im Guten.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Temporeich, pointiert und herrlich verrückter Roman über die Jugend

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Weiden in der Oberpfalz: Benedikt Jäger und seine Kumpels Vince und Prechtl sind beste Freunde, voll pubertär und probieren sich gerade überall aus. Tennis, Sex, Alkohol und Drogen sind angesagt, die Schule ...

Weiden in der Oberpfalz: Benedikt Jäger und seine Kumpels Vince und Prechtl sind beste Freunde, voll pubertär und probieren sich gerade überall aus. Tennis, Sex, Alkohol und Drogen sind angesagt, die Schule eher nicht. Deswegen sind einige Unterschriften zu fälschen und Abschreiben ist das neue Lernen. Die Freunde siegen beim Tennis-Landesfinale und landen auf einem Antidrogenplakat. Dabei sind gerade die Drei keine unschuldigen Knaben. Benedikt ist sozusagen der König der Betrüger und wie er aus diesem Teufelskreis herauskommt ist ungewiss.



Dieses Buch liest sich klasse, es ist rasant und voller Situationskomik, dabei total verrückt und etwas überspitzt. Doch einmal von Anfang an, in diesem Roman führt Benjamin den Leser durch sein Leben. Wir begleiten den 16jährigen Schüler ein Schulhalbjahr lang, sehen wie er abschreibt, Noten und Unterschriften fälscht und welche Statussymbole sein Leben bestimmen. Er kommt aus gutem Hause, der Vater ist Chirurg, die Mutter depressive Societylady, so gelangt er schon früh in eine Welt, die ihm mehr abverlangt, als er zu leisten willig ist. Doch er möchte es seinen Eltern recht machen, zum elitären Kreis dazugehören und einen guten Abschluss erlangen und fälscht was das Zeug hält.



Man fühlt mit Benjamin und erkennt den Leistungsdruck in Schule und Sport, der ihm zu schaffen macht. Lügen gehört damit schon fast zum guten Ton und so findet man sich in einer Geschichte wieder, die mich rasant, spannend und auch komisch unterhalten hat. Manchmal blieb mir das Lachen wegen der derben Ausdrücke dann zeitweise im Halse stecken, doch die Jugendsprache wird hier konsequent durchgezogen, das muss man aushalten können.


Der lockere Erzählton und das irrwitzige Lügengebilde sind super, die Geschichte ist etwas wirr, aber man kommt der Figur schon allein durch die Gedanken sehr nahe. Man fragt sich, wie man selbst seine Jugend ohne solche Aktionen überstanden hat. Ist es die heutige Gesellschaft, die die Jugend mehr fordert? Ich denke nicht, es sind nur andere Einflüsse, andere Werte und mehr Egoismus, die die Menschen heute umtreibt.


Besonders gefallen mir die authentisch klingenden Dialoge, die Schulszenen, die Fälscherei und wie sich das Lügengebilde immer problemhafter in Bennis Leben auswirkt. Er muss immer mehr Ausreden für sein Leben erfinden, es ist wie ein Teufelkreis und bekommt es von seiner Mutter und auch von der Rektorin vorgelebt. Benni kann nicht einmal die eigene Darstellung auf dem Antidrogen - Plakat auf sich sitzen lassen, förmlich als Gegenaussage zur Kampagne konsumiert er Joints und Alkohol.


Mit dieser Geschichte hat Thomas Klupp unserer Gesellschaft schonungslos die Wahrheit aufgezeigt.

Es ist leider so, Lügen regieren die Welt! Die Anforderungen an Ausbildung und Lebenshaltung werden immer höher geschraubt, die Betrügerei mit öffentlichen Leistungen wächst und der Einfluss von Internet und sozialen Medien können Menschen in Schwierigkeiten bringen.



Der Erzählstil ist locker, zeitgemäß und teilweise voller Kraftausdrücke. An manchen Stellen ist es mir auf zu jugendlich gemacht und einige Gedanken sind zu ausgewalzt dargestellt.



Das Leben der Jugendlichen wird hier ziemlich überspitzt dargestellt, den Kern trifft der Autor auf alle Fälle. Mit Benni konnte ich viele Emotionen miterleben, dieses Buch hat mich erheitert und ich habe Benni auch bedauert. Sein selbst gesponnenes Lügengebilde ist immer wieder auch ein Hindernis, dem es zu entkommen gilt. Die wahren Probleme der Charaktere bleiben hinter der offensichtlichen Oberfläche verborgen.





Thomas Klupp hat mir mit seinem Buch auch einen Blick zurück in die eigene Jugendzeit geschenkt und mich gut unterhalten. Dieses Buch ist eine pointierte Satire auf den Schulalltag und die Jugend in einer Leistungsgesellschaft. Wie Ausgrenzung, Ruhm und Anerkennung das heutige Leben bestimmen, zeigt der Roman auf seine eigene verrückte Weise.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Ein Buch über menschliche Grausamkeit, Stärke und Liebe

Die Farbe Lila
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"Die Farbe Lila" dreht sich um das schwierige Leben von schwarzen Frauen in den Südstaaten Amerikas Anfang des 20. Jahrhunderts. Die mangelnde Bildung, häusliche Gewalt und der Glaube steht hier im Mittelpunkt ...

"Die Farbe Lila" dreht sich um das schwierige Leben von schwarzen Frauen in den Südstaaten Amerikas Anfang des 20. Jahrhunderts. Die mangelnde Bildung, häusliche Gewalt und der Glaube steht hier im Mittelpunkt des Buches.
Im zweiten Teil des Romans erzählen Briefe von Celies Schwester Nettie, die nach Afrika zurückkehrt und dort Missionarsarbeit leistet, von der Bedrohung der Eingeborenen in den Kolonien durch das Mutterland England.

Celies Geschichte trifft mitten ins Herz. Sie schreibt ihre Gedanken und Wünsche in Briefen an Gott nieder. Dazu benutzt sie eine einfache Slangsprache mit Rechtschreibfehlern, denn Schulbildung hat sie kaum erhalten. Das macht den Roman sehr authentisch und man sieht ihre Sichtweise sehr realistisch vor sich. Ihre Schilderung macht betroffen, das Lesen dieses Slangs ist anfangs schwierig, man liest sich jedoch ein.

Celies Mann hat eine Geliebte namens Shug, in die sich die selbstbewusste Celie verliebt.
Dieses Thema ist interessant, da man sonst selten aus dieser Zeit über Bisexualität unter Frauen liest. Bei den meisten Büchern über die Südstatten wird das Hauptaugenmerk auf den Rassismus gelegt.

Celie hat bisher schlechte Erfahrungen gemacht, aber dank Shuglernt sie liebevollen Umgang mit dem Körper eines anderen Menschen kennen. Auch die selbstbewusste Haltung Shugs macht aus Celie einen anderen Menschen.


Diese Geschichte erzählt eindrucksvoll von starken schwarzen Frauen, die sich emanzipieren und lernen, ihre eigene Meinung über Gott und die Welt auch bewusst zu vertreten.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Ein schöner Lebens- und Reisebericht von den Kanaren

Ein Jahr auf den Kanaren
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Der Erfahrungsbericht von Autorin Lisa Gast über ihr Jahr auf den Kanaren liest sich flüssig, interessant und abwechslungsreich.

Sie lässt sich auf Lanzarote und Teneriffa nieder und arbeitet als Reiseführerin, ...

Der Erfahrungsbericht von Autorin Lisa Gast über ihr Jahr auf den Kanaren liest sich flüssig, interessant und abwechslungsreich.

Sie lässt sich auf Lanzarote und Teneriffa nieder und arbeitet als Reiseführerin, um sich ihren Aufenthalt zu verdienen und so auch gleich die touristischen Highlights der Atlanktikinseln zu besuchen. Diese Erlebnisse werden mit privaten Details aus ihrem Leben angereichert und bilden somit einen persönlichen Reisebericht, der über einen trockenen Reiseführer hinaus geht. Der Leser erfährt dadurch nicht nur die üblichen touristischen Stationen erklärt, sondern auch viel Backgroundwissen über Themen, die sonst nicht in Reiseführern erwähnt werden. Sie greift auch sozialkritische Themen wie Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen auf, berichtet vom massiven Eingriff in die Natur durch den Bau von Ölbohrtürmen oder den umweltverschmutzenden Plastikmüll an Stränden und im Meer. Sie rüttelt auf, erklärt und zeigt natürlich auch die Schönheiten dieser vulkanischen Inseln. Man merkt ihrem Bericht an, wie begeistert sie von ihrer Heimat auf Zeit ist.

Ihr Freizeitleben zeigt alles das, was junge Leute eben gern im Urlaub machen. Sie betreibt Gleitschirmfliegen und surft, wandert auf Gran Canaria, macht Yoga, besucht Märkte und den kanarischen Karneval. So bekommt man einen guten Überblick über Land und Leute und die Menschen im besonderen.

Mir haben die Informationen über die Pfeifsprache El Silbo und über die Tierwelt besonders gut gefallen. Denn vor Teneriffa leben ganzjährig Pilotwale und Delphine, die man bei Bootstouren ganz aus der Nähe erleben kann und der seltene Engelshai betreibt dort im Altlantik seine Kinderstube.


Dieser Bericht gibt einen Einblick in die kanarische Inselwelt mit vielen touristischen Zielen und man liest über die persönlichen Erlebnisse der jungen Autorin. Als reine Reisevorbereitung sicher nicht geeignet, aber als unterhaltsame Information über Menschen, Kultur und Lebensgefühl auf den kanarischen Inseln eine tolle Vorbereitung.