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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Spannungsgeladener Krimi, bei dem die Protagonistin Glück hatte, Kampfsport zu beherrschen.

Die Mädchen von der Englandfähre
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Lone Theils hat mit "Die Mädchen von der Englandfähre" ein spannendes Buch geschrieben, bei dem die Protagonistin Nora und ihre Recherchen im Vordergrund stehen. Als Journalistin berichtet sie aus aktuellen ...

Lone Theils hat mit "Die Mädchen von der Englandfähre" ein spannendes Buch geschrieben, bei dem die Protagonistin Nora und ihre Recherchen im Vordergrund stehen. Als Journalistin berichtet sie aus aktuellen Krisengebieten.
Neben ihrer Arbeit betreibt sie mit großer Leidenschaft das Kickboxen und ist mutig genug, einem Frauenmörder gegenüberzutreten und ihn zu interviewen. Die Angst, die sie dabei hat, wird spürbar auf den Leser übertragen.


Ich finde den Fall sehr ausgefallen, den Zufallsfund des Koffers etwas konstruiert und die Liebesgeschichte am Rande lockert die Handlung unterhaltsam auf.
Die Schauplätze in Dänemark und London sind realistisch beschrieben, mich haben die Landeswechsel allerdings eher etwas gestört. Nora und andere Figuren werden leider nur oberflächlich beschrieben, besonders Noras fast schon pubertäre Reaktionen in ihrer Beziehung zu Andreas passen nicht zu einer toughen investigativen Journalistin. Aber sie kann sich ja noch entwickeln, es ist ja erst der Beginn einer Reihe.

Ansonsten sorgen überraschende Wendungen für ordentlich Schwung und die düsteren Szenen mit dem fiesen Frauenmörder bringen Gruselstimmung mit sich. Die Geschichte läuft auf ein dramatisches, aktionsreiches Ende zu, bei dem der Mörder mit seiner kranken Seele der unheilvolle Täter zu sein scheint.
Das Finale ist gewalttätig und für einen Krimi etwas zu spektakulär ausgeführt, aber es ist nicht vorhersehbar und damit der gewisse Kick für dieses Buch.

Mich hat gestört, dass einige Handlungsstränge nicht ganz logisch verlaufen und einige Fragen unbeantwortet bleiben. Aber es sind keine gravierenden Fehler, die die Geschichte generell unlogisch machen würden.


Als Debüt ist dieser Krimi gut gelungen und ich bin gespannt auf weitere Fälle mit Nora Sand.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Slapstickhafter Krimi mit einem speziellen Mutter-Tochter-Ermittler-Duo im Schrebergartenmilieu

Tot überm Zaun
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Paula Pongs ist Kommissarin und hat es nicht leicht, weil ihre Mutter Cosma Krimiautorin ist und sich ständig in laufende Fälle und Ermittlungen einmischt. Dabei mag Paula ihre Mutter samt liebenswerter ...

Paula Pongs ist Kommissarin und hat es nicht leicht, weil ihre Mutter Cosma Krimiautorin ist und sich ständig in laufende Fälle und Ermittlungen einmischt. Dabei mag Paula ihre Mutter samt liebenswerter WG und hat Mühe, hier private Gefühle und Interessen von beruflichen zu trennen. Ständig steht ihre Mutter am Tatort auf der Matte und verdächtigt Hinz und Kunz. Sogar die Verfolgung von Tatverdächtigen behindert sie, dass das zu Komplikationen und Theater führt, ist klar. So hat man als Leser herrlich lustige Szenen vor Augen, die die Autorin auch ausdrucksstark zu Papier bringt.


Gerade die WG-Truppe um Cosma bringt mit ihren Unternehmungen viel Unterhaltung und Humor in die Handlung, es gibt viel zu schmunzeln und man empfindet sofort Sympathie für die älteren, aber sehr aktiven Herrschaften. Wobei Mutter Cosma schon eine etwas sehr aufdringliche Figur abgibt. Ständig versucht sie, ihrer Tochter einen Lebenspartner einreden zu wollen, was Paula sichtlich nervt. Diese spezielle Mutter-Tochter-Konstellation kommt sich auch bei der Verfolgung des Falles stets in die Quere und das sorgt für heitere Querelen.

Dieser Krimi lebt im Grunde mehr von den Figuren als von der Krimihandlung. Es gibt einige schräge Typen, verliebte Gockel und esoterische Frauen, aber auch einen Kommissar mit einer Vorliebe fürs Backen und für Motivtorten. Auch Tiere sorgen in diesem Buch für spezielle Auftritte. Es wird nicht langweilig und mir gefallen die Figuren in ihrer amüsanten Darstellung. Nebenbei geht es noch um die Regeln und Vereinsvorschriften der Kleingärtner, hier bekommt man einen Einblick in die geltenden Schnittverordnungen und erlebt ein turbulentes Sommerfest mit.

Vom Unterhaltungscharakter her ist dieser Krimi top geschrieben. Die Späße sind nie dümmlich und man wird von einigen Erlebnissen überrascht.
Allerdings war ich als Leserin nicht so sehr auf Cosmas Seite, sondern eher auf Paulas. Sie hatte es wirklich schwer, einerseits ihrem Beruf nachzugehen und andererseits ihre nervende Mutter bei ihren regelbrechenden Aktionen aus dem Gefängnis rauszuhalten. Jedoch durch die Einmischung erfährt Paula einige Informationen über das Privatleben der Verdächtigen, die sie als Polizistin nie erhalten hätte. Man muss bei diesem Krimi das Slapstickhafte mögen und nicht erwarten, hier einen realistischen Whodonit zu lesen.

Die Kapitel sind recht kurz und mit besonderen Überschriften versehen, die Perspektiven wechseln sich zwischen Cosma und Paula ab und bieten so verschiedene Sichtweisen auf die Vorgänge. Das führt zu einigen amüsanten Einblicken und zum besseren Verständnis der Figuren.

Die heitere Slapsticknote überwiegt bei diesem Buch, da kommt zwar der Krimifall zur Auflösung, aber die Spannung leidet etwas, und den Zwist zwischen Tochter und sich ewig einmischender Mutter muss man mögen.


Ella Dälken versteht es geschickt, hier humorvolle Unterhaltung und Krimi zu verbinden und logisch aufzuklären. Sicherlich wird es noch weitere Fälle mit den Pongs geben, auf die ich mich jetzt schon freue.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen

Gestern und heute und morgen
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Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen. Sie ist toll geschrieben, einerseits leicht und ohne offensichtlichen Anspruch, aber auch sehr nachdenklich, zweifelnd und berührend. Im Vordergrund stehen ...

Diese Geschichte lässt mich komplett eintauchen. Sie ist toll geschrieben, einerseits leicht und ohne offensichtlichen Anspruch, aber auch sehr nachdenklich, zweifelnd und berührend. Im Vordergrund stehen neben Hope und ihren Zweifeln die verschiedenen, gut charakterisierten Figuren, die alle sehr authentisch und unterhaltsam beschrieben sind.

Das Buch liest sich gut und sehr kurzweilig. Man erlebt hautnah mit, wie sehr Hope mit ihrem Leben überfordert ist, ihr wächst alles über den Kopf und so bekommt sie eine Depression.


Man kann dieses Buch als Lebensbericht bezeichnen, wir sehen die Veränderungen, Lebensträume, Störungen und Veränderungen im Leben von Hope. Sie heiratet, bekommt vier Kinder und ist Roy eine gute Ehefrau. Sie haben keine Geldsorgen, ein schönes Haus und doch fehlt etwas. Ist Hope wirklich glücklich? Man kann es nicht vermuten, denn sie fügt sich in ihre Rolle ohne eigene Träume verwirklicht zu haben. Sie passt sich an und die Rolle der Rebellin kommt ihrer Freundin Emily zu. Aber Hope spielt weiter die pflichterfüllende Ehefrau, die für ihre Familie da ist. Solange, bis sie eine Depression bekommt, die sie mit Elektrotherapie und Medikamenten überwindet.

Es gibt einige dramatische Phasen in Hopes Leben, die Depression ist eine, außerdem reagiert sie bei der Belästigung einer ihrer Töchter durch einen Cousin und sie sorgt sich um die schwierige Beziehung ihres Sohnes zu seiner Frau. Hope versucht immer zu helfen. So ist sie diejenige, die eine Freundin der Tochter zu einer Abtreibung fährt. Ihre Kinder werden erwachsen, mit ihren Fehlern und Stärken und Hope kann sich von ihnen lösen. Ihr Leben mit Roy wirkt etwas belanglos, aber es scheint gemeinsam zu laufen. Auch wenn sie sich nie über wichtige Dinge auszutauschen scheinen. Gedanken macht sich scheinbar nur Hope. So denkt sie über Freiheit nach und wie sie ihr Leben gelebt hat. Interessant ist für mich, dass sie erst nach dem Tod von Roy, über ihn nachdenkt und endlich selbst die Freiheit geniesst zu reisen. Erst ohne Pflichten, hat sie die Möglichkeit, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.


Auffällig ist, der Autor lässt Hopes wahre Emotionen kaum durchblicken, erst als ältere Frau, ihrer Schönheit beraubt und nur noch eine von vielen älteren Frauen, kommt man ihr gedanklich näher.

Am Ende ihres Lebens ist sie mit sich und ihrer Familie im Reinen.



Diesen Lebensbericht habe ich gern gelesen. Er zeigt eine Frau, die ihre Rolle spielt, in der Familie, in der Gesellschaft, aber auch in ihrem eigenen Leben? Erst im Alter findet sie zu sich selbst. Ein nachdenklich machendes Buch über eine Frau, die für die Familie lebt.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein rundum gelungener Sommerroman, der in die Provence entführt.

Sonnensegeln
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Marita ist Krankenschwester und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in Husum. Die Arbeit im Krankenhaus wird ihr durch ihren Vorgesetzten verleidet und Marita sucht eine Veränderung, deshalb bewirbt sie ...

Marita ist Krankenschwester und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in Husum. Die Arbeit im Krankenhaus wird ihr durch ihren Vorgesetzten verleidet und Marita sucht eine Veränderung, deshalb bewirbt sie sich für eine Stelle in Südfrankreich in der Nähe von Grasse. Dort wird eine private Pflegerin für einen Schlaganfallpatienten gesucht, wobei Sprachkenntnisse keine Vorraussetzung sind. Marita bekommt die Stelle bei dem älteren Herrn Georges Lafleur und reist auf das Gut. Hier blühen Rosen und Jasmin, sie sind die Grundlage für die wunderbaren Düfte der großen Parfümeurs. Auch wenn die Landschaft sie begeistert, so muss Marita sich hier erst einleben und mit den beiden Männern im Haus klar kommen. Zum Glück gibt es ja die liebenswürdige Haushälterin Ségolène und den charmanten Francois, mit ihm erlebt Marita die Schönheiten dieser Gegend aus nächster Nähe.

Wer möchte nicht mal seinem Alltragstrott entfliehen und für ein paar Monate eine andere Gegend entdecken und neue Menschen kennenlernen? In "Sonnensegeln" erlebt man gemeinsam mit Marita ihre wunderbare Reise nach Grasse, die Stadt der Düfte und auch der neue Lebensabschnitt in Maritas Leben unterhält ausgezeichnet.

Marita beweist Mut für eine berufliche und örtliche Veränderung und erlebt einen interessanten und abwechslungsreichen Aufenthalt auf dem Gut der Lafleurs in Südfrankreich. Wenn man die Beschreibungen der Schauplätze liest und sich die duftenden Rosen, Jasmin und Lavendelfelder vorstellt, möchte man am liebsten mit ihr tauschen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten durch die Launen und die verstockten Charaktere von Vater und Sohn Lafleur genießt Marita ihre neue Umgebung ungemein und findet auch liebenswerte Personen, die ihr zur Seite stehen. Sie geniesst die Zeit in Südfrankreich, findet nicht nur Freunde, sondern auch Verehrer. Dennoch überlegt sie, ob sie bleiben soll.

Der leichte und flüssige Schreibstil von Marie Matisek liest sich wunderbar und der Roman sorgt für gefühlvolle und entspannende Unterhaltung.

Auch wenn mir die Figur der Marita recht sympathisch ist, hat mich gewundert, dass sie als Krankenschwester eher naiv wirkt und scheinbar einige Krankheitsbilder nicht bemerkt oder hinterfragt. Ebenfalls bin ich unzufrieden wie Marita mit der Spielsucht eines Charakters umgeht und dann diese Suche sogar für eine fragwürdige Aktion ausnutzt.

Grasse ist die Stadt der Düfte und daher finde ich die Einblicke in die Welt der Duftessencen und in die Duftextraktion besonders interessant. Man benötigt unglaubliche 330 kg Jasminblüten für einen halben Liter Jasminextrakt. Das Einsammeln der Blütenblätter ist sehr aufwändige und das erklärt auch die hohen Preise für die kostbaren Duftstoffe der Parfümhersteller.

Es findet sich im Roman eine Parallelgeschichte über Bo Ricklefs, die in die Vergangenheit um 1770 eintaucht. Die Einschübe lesen sich kurzweilig, es geht um einen Seefahrer aus Amrum, der es als Händler im Süden Frankreichs zu Reichtum gebracht hat. Allerdings hätte es diese Geschichte nicht so beiläufig gebraucht, da die Hintergründe erst am Ende aufgeklärt werden.


Mir hat dieser sommerliche Roman gute Laune und beste Unterhaltung geschenkt und ich habe die Einblicke in die Welt der Düfte sehr genossen. Den zweiten Band dieser Reihe habe ich bereits gelesen und kann daher sagen, es wird noch besser.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Ein liebenswerter Nerd auf Freiersfüßen sorgt für witzige und berührende Unterhaltung.

Das Rosie-Projekt
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Bei diesem Roman erfährt man Einzelheiten aus dem Leben eines Mann mit Asperger-Syndrom und erkennt die Probleme, die mitmenschliche Beziehungen für diese Menschen im Umgang mit anderen mitbringen. Ob ...

Bei diesem Roman erfährt man Einzelheiten aus dem Leben eines Mann mit Asperger-Syndrom und erkennt die Probleme, die mitmenschliche Beziehungen für diese Menschen im Umgang mit anderen mitbringen. Ob diese Situationen auch aus medizinischer Hinsicht realistisch dargestellt werden, kann ich nicht beurteilen, auf jeden Fall erscheinen sie mir glaubhaft.

Dons Sichtweise und die sachlich, nüchterne Betrachtung seiner Erlebnisse lesen sich nicht nur humorvoll, sondern rühren zutiefst. Aber was vielmehr hervorsticht, ist die Tatsache, dass er ein richtig liebenswerter Mann ist, der sich auf seine Weise erklärt, was seine Traumfrau mitbringen sollte.

Mir erschien die Lovestory etwas zu überspitzt dargestellt und sie war auch vorhersehbar, dennoch hatte ich großen Spaß damit und habe den Professor auf Freiersfüßen gern begleitet.

Denn Don tappt in so manches Fettnäppchen, er wird von Außenstehenden belächelt und seine besondere Sichtweise lässt ihn oft genug wie einen Tölpel dastehen und das Frauen eine eigene Meinung zum Thema Ehemann haben könnten, wird ihm erst bei seinem Projekt bewusst. Denn er lernt Rosie kennen, die überhaupt nicht seinem Fragebogen-Schema entspricht und doch ist er gern mit ihr zusammen. Eine rauchende, unpünktliche Barfrau passt einfach nicht als Ehefrau.

Graeme Simsion ist mit diesem Roman ein absolut witziges und auch einnehmendes Buch gelungen.

Ein wenig Romantik, ein paar skurrile Personen und eine Geschichte, wie man sie kaum erwarten würde und schon ist ein unterhaltsames und originelles Buch geschrieben.



Mir hat dieser Roman berührende und witzige Lesestunden geschenkt und ich wurde sehr gut unterhalten.