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Veröffentlicht am 04.07.2018

Ein Briefwechsel, der zeigt wie liebenswürdig und großherzig Astrid Lindgren war!

Deine Briefe lege ich unter die Matratze
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Die zwölfjährige Schwedin Sara Ljungcrantz richtet 1971 einen Brief an die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sara will Schauspielerin werden und erhofft sich dabei Unterstützung. Die Schriftstellerin, ...

Die zwölfjährige Schwedin Sara Ljungcrantz richtet 1971 einen Brief an die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sara will Schauspielerin werden und erhofft sich dabei Unterstützung. Die Schriftstellerin, die es sonst bei einem kurzen Brief an ihre Fans belässt, antwortet - und schreibt Sara immer wieder. In 30 Jahren kommen über 80 Briefe zusammen.


"Life is not so rotten as it seems" - das Leben ist nicht so mies, wie es erscheint.

Astrid Lindgren ist für mich der Inbegriff einer Autorin. Ihre Figuren, allen voran Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga trugen mich durch meine Kindheit. Ihr verdanke ich meinen Leseeifer, Phantasie und viele Geschichten, an die ich mich auch heute noch gern erinnere. Welches Bild zeigt sich nun in den Briefen über die Person Astrid als Mensch?

Sara, 12 Jahre alt, schwänzt und ist unbeliebt in ihrer Schule. Sie möchte Schauspielerin werden. In ihrem Brief an Astrid Lindgren bittet sie sie um Hilfe für eine Hauptrolle und kritisiert gleichzeitig die schauspielerische Leistung von Annika und Thomas in der Pippi Verfilmung. Die Absage Lindgrens ist scheinbar überdeutlich ablehnend und Sara entschuldigt sich für ihr Anliegen. Diese erste Antwort Lindgrens ist nicht mehr existent, zu eindeutig war vielleicht die Kritik. Jedenfalls schweigt sich Schwardt über den Inhalt aus, angeblich aus Rücksicht auf die Autorin. Was sie aber nicht davon abhält, diese Briefe zu veröffentlichen, die auf Wunsch Astrid Lindgrens unter Geheimhaltung fielen. Waren es finanzielle Gründe oder der Reiz auch berühmt zu sein?

Doch etwas an ihrem Entschuldigungs-Brief rührt die Autorin und es entsteht ein tieferes Interesse für das sprachgewaltige, aber auch schwierige Kind. in den folgenden Jahren gibt es einen regen Briefwechsel, der zeigt wie Astrid Lindgren dem Mädchen Mut zuspricht und sie zu einem positiven Selbst aufbaut, sie immer wieder motiviert. Manchmal kommt mir das Ganze wie eine psychologische Hilfe vor, denn Astrid Lindgren hielt an diesem Briefwechsel trotz eigener Probleme oder Zeitmangel fest.
Ich glaube, Astrid Lindgren ist wohl wirklich so ein liebenswürdiger und herzlicher Mensch gewesen, wie es aus den Briefen zu ahnen ist.
Sie mischte sich immer wieder in aktuelle politische Debatten ein und kämpfte bis zu ihrem Tod 2002 für die Rechte von Kindern.

Doch nun zu Sara! Sie ist ein schwieriger Typ und wurde von Astrid Lindgren stets respektiert und wiederholt ermutigt, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auf einen guten Ausgang zu hoffen. Ob es das Schwänzen war, die Raucherei oder ihr angeblich geringes Selbstbild, Astrid fand die richtigen Worte, um dem Kind Verständnis und Nähe zu spenden. Auch als Teenie zeigt Sara wie sie um Aufmerksamkeit buhlt. Sie bezeichnet sich als häßlich, um von ihrer Brieffreundin das Gegenteil zu hören/lesen. Sie bekam stets eine liebevolle Antwort, auch wenn Astrid selbst Sorgen hatte. Wie es Astrid ging, dafür hat sich Sara aber nie wirklich interessiert.
Denn als wirklich Trost nötig war, Lindgren hatte ihren Bruder und die Haushälterin verloren, kam von Sara kein Brief, keine Anteilnahme.

Diese Brieffreundschaft ist in meinen Augen eine sehr einseitige und zeugt von dem selbstlosen Einsatz einer wunderbaren Frau und einem großherzigen Menschen, Astrid Lindgren. Inwieweit die Briefe von Sara ehrlich waren, bleibt für mich fraglich. Mich hat die Bettelei nach Jobs und Geld unangenehm berührt und besonders die Veröffentlichung der Briefe unter Missachtung des Geheimhaltungswunsches erscheint mir suspekt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Geheimnisvoll, düster und unheimlich erscheint diese Dorfgemeinschaft. Fesselnd geschrieben, dennoch vorhersehbar!

Das verlorene Dorf
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Oberbayern 1844: Rosalie ist eine Waise, sie hat Leukopenie und wird mit ihrer hellen Haut und den leicht rötlichen Augen von den anderen Kindern ausgegrenzt. Sie verliebt sich in Romar, der aus
einem ...

Oberbayern 1844: Rosalie ist eine Waise, sie hat Leukopenie und wird mit ihrer hellen Haut und den leicht rötlichen Augen von den anderen Kindern ausgegrenzt. Sie verliebt sich in Romar, der aus
einem einsamen Walddorf stammt, um das sich unheimliche Gerüchte ranken. Allen Warnungen zum Trotz heiratet Rosalie Romar und folgt ihm in die merkwürdige Dorfgemeinschaft. Kurz nach ihrer Ankunft bemerkt sie schaurige Anzeichen für ein gruseliges Treiben im Dorf.

Stefanie Kasper verbindet in ihrem atmosphärisch düsteren Roman die mystische Legende der Weißen Frau im Sachsenrieder Forst mit dem Dorf Haberatshofen in Bayern, welches Mitte des 19. Jahrhunderts von seinen wenigen Bewohnern unter anderem aus Wasserknappheit aufgegeben wurde. Heute erinnert ein Gedenkstein an die ehemalige Kapelle des Dorfes.
Dabei bedient sie sich einer Handlung, die Fiktion mit der geheimnisvollen Geschichte mischt und erzeugt mit ihrem dichten Erzählstil eine gruselige Stimmung, die mit schlimmen Ereignissen mehr und mehr bedrohlich wird.
Die Landschafts- und Stimmungsbilder haben mich tief mit in den Wald hineingenommen und die unheimliche Situation unter den Dorfbewohnern wirkten recht bedrückend und bedrohlich.

Anfangs verstehe ich die Außenseiterin Rosalie, die als Nachtmensch verschrien ist und ihr Glück bei ihrem Mann Romar sucht. Aus Liebe zu ihm folgt sie ihm in dieses mysteriöse Dorf, in dem Menschen mit Handicap und wahre Sonderlinge leben. Sie hat ihnen gegenüber keine Vorbehalte und arrangiert sich damit.

Als jedoch erste Anzeichen von Bedrohung auftreten, wird sie zwar misstrauisch, will aber die Wahrheit nicht erkennen. Zu glücklich ist sie mit Romar und eine Freundin hat sie ebenfalls gefunden. Hier wird die Geschichte etwas überzogen.
Die tragischen Ereignisse nehmen zu und sie reagiert immer noch nicht. In der Mitte des Buches war mir eindeutig bewusst, was in diesem Dorf passiert. Damit nahm automatisch die Spannung ab, ich habe aber dennoch die unterhaltsame Geschichte wegen der wunderbar schaurigen Atmosphäre und des lebendigen Schreibstils gern weiter verfolgt.

Die große Auflösung war keine Überraschung, die Gründe für die Gruseltaten sind abstrus und befremdend. Trotzdem ist dieser Roman durch die bildhafte Beschreibung von Wald, Stimmung und Geschehnissen etwas ganz Besonderes.

Das verlorene Dorf enthält einen Hauch von Mystery, etwas Fantasy und auch reale Züge, die mit einem interessanten Schreibstil eine düstere Atmosphäre aufbauen. Ein unterhaltsamer Roman, für alle, die sich gern einer schaurigen Stimmung aussetzen wollen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Etwas enttäuschender Krimistart

Jagdrevier
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Im Spätsommer beginnt die Jagdsaison und so veranstaltet in einem entlegenen Wald in der Nähe von Göteborg alljährlich eine Gruppe von Freunden eine Elchjagd. Auch die 28-jährige Polizistin Embla Nyström ...

Im Spätsommer beginnt die Jagdsaison und so veranstaltet in einem entlegenen Wald in der Nähe von Göteborg alljährlich eine Gruppe von Freunden eine Elchjagd. Auch die 28-jährige Polizistin Embla Nyström und ihr Onkel Nisse gehören schon seit Jahren zu den Dauerteilnehmern und Embla hat sich extra dafür Urlaub genommen.
Es gibt einen neuen Teilnehmer Peter Hansson, der Embla schnell sympathisch wird. Allerdings schlägt die fröhliche Stimmung der Truppe bald in Angst um, denn es gibt seltsame Vorfälle und ein Teilnehmer wird tot aufgefunden. Embla Nyströms Urlaub ist beendet und sie ermittelt. Wem kann sie trauen und wer lügt?


Der Krimi beginnt mit dem frisch errungenen Sieg Embla Nyströms als nordische Box-Meisterin im Halbweltergewicht.
Danach folgt eine ausführliche Einführung der Personen und einiger Schauplätze, wie dem Jagdlager, einem Jagdschloss und anderen Unterbringungsorten der Teilnehmer. Hier fehlte mir etwas der Überblick, aber man liest sich allmählich ein und kann dem Inhalt gut folgen ohne die Örtlichkeiten genau vor Augen zu haben.

Helene Turstens Schreibstil finde ich sehr flüssig, sie beschreibt die Charaktere sehr ausführlich und auch die Natur und das Setting werden bildhaft deutlich gemacht.

Die Erzählperspektive erfolgt aus der Sicht Emblas und aus dem Blickwinkel der Kommissarin gewinnt der Krimi an Authenzität. Schön ist auch die Sicht der nicht im Dienst stehenden Embla, hier sieht man den Wechsel zwischen beruflicher Sichtweise und Urlaubsgeschehen sehr schön. Denn Embla verliebt sich in Peter und möchte eigentlich mit ihm den Urlaub und die Jagd geniessen. Schnell wird sie jedoch von den Geschehnissen eingeholt und muss ihrem Arbeitsalltag nachgehen. Man sieht ihren inneren Widerspruch hier sehr deutlich und kann sie gut verstehen.
Ich bin mit Embla allerdings nicht warm geworden, zu sehr widerstreben mir Boxsport und Waffeneinsatz sowie die Jagd, wie man sich inmitten solcher Stimmung verlieben kann, ist mir ein Rätsel.

Über die Elchjagd gibt es detaillierte Informationen. Man erfährt Infos über verwendete Waffen und Abschussmodalitäten und auch die Ausweidung der Tiere und der Abtransport des Fleisches werden erklärt. Die Jagd ist eigentlich nicht mein Interessengebiet, aber im Rahmen der Handlung wurde recht sachlich darüber berichtet und ich konnte es gut lesen. Wobei mir die abendliche Stimmung durch das gemütliche Beieinander und das gemeinsame Essen gut gefallen haben.

Als dann nach der ausführlichen Einführung die Krimihandlung startet, geschehen bedrohliche Dinge und der Mordfall eines Teilnehmers, sowie die Suche nach einem vermissten Jagdteilnehmer bringen endlich die benötigte Spannung.
Leider weiß der Leser immer mehr als die Polizei vor Ort und so erkennt man zwischen den vielen Verdächtigen schon bald den Täter. Er wird lange vor Ende des Buches offensichtlich und danach folgt im Epilog eine ausführliche Erklärung des Motivs in Form eines Berichtes aus der Vergangenheit. Wer es bis jetzt noch nicht verstanden hat, warum der Täter so handelte, kann sich hier nochmal aufklären lassen.

Der Krimi hat mich nicht so sehr mitgerissen, Embla hat auch noch mit einigen Albträumen zu kämpfen, die sie nachts aufgrund der Geschehnisse heimsuchen. Sie ist eine gewaltbereite Person, lügt als Polizistin und ich komme mit ihr nicht so zurecht.


Ein etwas enttäuschender Krimistart mit interessanten Infos zur Elchjagd und einer Mordaufklärung mit viel Waffengewalt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Mehr Unterhaltungsroman als Krimi

Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord
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Tannie Maria lebt in Klein-Karoo, Südafrika. Sie Mitte 50, verwitwet, eine patente Köchin und gibt in ihrer Zeitungskolumne Ratschläge für diverse Lebensfragen. Als eine Leserin von häuslicher Gewalt ...

Tannie Maria lebt in Klein-Karoo, Südafrika. Sie Mitte 50, verwitwet, eine patente Köchin und gibt in ihrer Zeitungskolumne Ratschläge für diverse Lebensfragen. Als eine Leserin von häuslicher Gewalt berichtet und kurz darauf stirbt, ist Marias Interesse geweckt und sie macht sich mit ihrer Freundin Jessie auf die Suche nach dem Täter. Dem zuständigen Detective Kannemeyer ist das allerdings nicht so recht.


Tannie Marias Rezepte für Liebe und Mord ist der Auftakt einer besonderen Krimireihe, die in Klein-Karoo, Südafrika spielt.
Das Buch ist kein Krimi im herkömmlichen Sinne, es ist eher ein Cozy Crime, der neben einer Krimihandlung auch ein wunderschönes Stimmungsbild aus Südafrika zeichnet und mit vielen ausgefallenen Figuren besticht.
Man fühlt sich wohl bei der Lektüre, denn es gibt immer etwas zu essen und nebenbei kann man sich ganz gemütlich mit durch die landschaftliche Schönheit Klein-Karoos auf Mörderjagd begeben.

Tannie Maria kocht und backt gern und viel. In ihrer Briefkastentanten-Kolumne einer kleinen Zeitung beantwortet sie Fragen der Leser und fügt ihren Lebensweisheiten immer ein passendes Rezept hinzu. Es ist schon unterhaltsam, wie positiv sie die Launen der Leser mit ihrer Kochkunst und ihrer Lebenserfahrung anhebt und ihnen Lebenshilfe gibt. Die Menschen nehmen gern ihre Ratschläge und Rezepte an.
Dabei stellt Tannie Maria die südafrikanische Küche mit Lammgerichten, fettgebackenen Vetkoek mit Hackfleisch und diversen Keksen und Schokoladenkuchen vor. Mit Kalorien wird nicht gespart und Tannie Maria schmeckt es immer, es sei denn sie hat Liebeskummer. Für Kochwütige ist im Anhang eine Auflistung der wichtigsten Rezepte zu finden. So gern ich von Essen auch lese und gern koche, auf die Dauer wurde mir die ganze Kocherei dann doch zu viel.

Besonders gelungen sind die Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt der südafrikanischen Gegend. Der Ausblick von Marias Terrasse ist atemberaubend schön und man kann als Leser die Vögel förmlich singen hören. Die erwähnten Arten kennt man jedoch namentlich hierzulande nicht.
Bokmakiries zum Beispiel sind Singvögel, genauer gesagt Buschwürger aus S.A.

Die Handlung ist gut durchdacht, etwas sehr ausführlich erklärt und man lässt sich Zeit für die Geschichte. Diese gemütliche Atmosphäre passt wunderbar und man kann sich so richtig fallen lassen und das Buch geniessen. Es sind allerdings einige Folgen sehr vorhersehbar und die Spannung leidet dadurch. Die Charaktere kommen mit Klischees daher, die Problematik mit häuslicher Gewalt und hoher Mordrate wird leider nicht tief genug aufgegriffen. Auch das Thema Fracking wird nur am Rande gestreift.

Beim Schreibstil von Sally Andrew stört mich die einfache Wortwahl und die Dialoge finde ich recht oberflächlich. Sie benutzt viele Wörter in Afrikaans, was dem Buch zwar einen regionalen Touch verleiht, man teilweise auch verstehen kann, aber was doch ein anderes Publikum anspricht.

Wer eine gemütliche Lektüre über Liebe und Mord sucht, gerne kocht und backt und einen Ausflug nach Südafrika machen möchte, der ist mit diesem Buch gut bedient. Es ist eine lockere Unterhaltung, die südafrikanisches Flair versprüht, spezielle Figuren vorstellt und zum Essen einlädt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Tolle Idee, hier Mystik und Aberglauben einzustreuen, wirkt aber etwas konstruiert!

Der Tote vom Zentralfriedhof
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Sarah Pauli plant eine Kolumne über das mystische Wien für den "Wiener Boten". Fremdenführerin Erika Holzmann veranstaltet auch Führungen zu geheimnisvollen Orten der Stadt und verspricht Sarah zu einer ...

Sarah Pauli plant eine Kolumne über das mystische Wien für den "Wiener Boten". Fremdenführerin Erika Holzmann veranstaltet auch Führungen zu geheimnisvollen Orten der Stadt und verspricht Sarah zu einer neuen geheimnisvollen Entdeckung Informationen. Doch Erika verschwindet noch vor dem geplanten Treffen. Chefinspektor Martin Stein glaubt, dass Erika verreist sei, während Sarah von einer Entführung ausgeht. Kurz darauf wird vom Zentralfriedhof der Sarg eines Millionärs gestohlen, samt Leiche. Sarahs Neugier ist geweckt und sie mischt sich in die Ermittlungen ein, gegen Steins ausdrücklichen Wunsch natürlich.



"Nix ist passiert. Verstanden? Absolut nix. Belassen Sie’s dabei, und spielen Sie um Himmels willen nicht schon wieder Miss Marple. Das steht Ihnen nicht. Kümmern Sie sich lieber um ihre Hexen und Geister, da sind S‘ besser aufgehoben.“ (Zitat Seite 81 Stein an Pauli gerichtet)


Für ihre neue Kolumne "Das mystische Wien" befasst sich Sarah Pauli intensiv mit Aberglauben, Mystik, Symbolen und Geheimzeichen. Daher nennt man sie in ihrer Redaktion auch die "Hexe vom Dienst". Dazu passt natürlich prima ihre schwarze Katze. Doch Sarah ist jung und hübsch und alles andere als eine Hexe und abergläubisch ist sie auch nicht. Sie fragt gezielt nach und sieht mehr als andere Menschen und beschäftigt sich mit Inhalten zur Numerologie und Symbolik, die von alters her Menschen, Freimaurer und Geheimbünde geprägt haben. Für die altrömischen Götter und sogar Albrecht Dürer waren Zahlensymbolik und deren Deutung Zeichen für Schicksal.
Sarah befasst sich mit der Materie und wirft einige Begriffe auf wie auch das magische Jupiterquadrat. Das ist zwar interessant zu lesen, echten Einblick erhielt ich aber nicht, dafür ist mir das Ganze zu fremd und abstrakt.

Die Krimihandlung hat mir gut gefallen, das Konzept mit dem rumänischen Kriminellen, dem gestohlenen Sarg und den schaurigen Schauplätzen des Friedhofs und der Unterwelt Wiens sorgt für reizvolle Gruselstimmung. Die Personen sind auch ohne Kenntnis der Vorgängerbücher gut erkennbar und die privaten Verhältnisse werden deutlich gemacht. Schön sind die vielen ausschmückenden Details, die die Charaktere bildhaft darstellen, allen voran der böse Rumäne mit seiner Angst vor dem "bösen Blick".
Beate Maxian hat einen tollen Erzählstil, der sich flüssig und gut lesen lässt. Wie sie immer wieder Wiener Sprache einstreut, gibt dem Buch zu den vielen erwähnten Schauplätzen ein angenehmes Wiener Flair.

Mich haben aber die vielen eingearbeiteten Informationen über Symbole oder Kunstwerke von der eigentlichen Krimihandlung abgelenkt. Sicherlich müssen Erklärungen zur Thematik erfolgen, aber hier wurde vielleicht mit zu viel Liebe zum Detail gearbeitet. Denn immer wenn es spannend wurde, kamen recht zähe Erläuterungen, die den Spannungsbogen einschränkten.

Das Ende brachte einen rasanten Spannungsanstieg mit sich, aber auch hier wirkt der Kampf zwischen einer jungen Frau und einem Auftragskiller, der ausgebildeter Soldat war, nicht ganz glaubhaft. Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten und möchte gerne mal nach Wien auf den Zentralfriedhof.

Dieser Krimi punktet mit seinem unterhaltsam mystischem Touch und einem packenden Finale, zeigt interessante Einblicke ins Mausoleum und enthält eine Menge Lokalkolorit.