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Veröffentlicht am 10.10.2019

Romantischer Unterhaltungsroman mit betörendem Vanilleduft

Wintervanille
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"Wintervanille" heißt der neue Roman von Manuela Inusa, der Ende September 2019 im Blanvalet Verlag erscheint.


Im kalifornischen Napa Valley führt Cecilia eine Vanillefarm und handelt auch mit selbst ...

"Wintervanille" heißt der neue Roman von Manuela Inusa, der Ende September 2019 im Blanvalet Verlag erscheint.


Im kalifornischen Napa Valley führt Cecilia eine Vanillefarm und handelt auch mit selbst hergestellten Vanilleprodukten. Deshalb hat Cecilia auch wenig Zeit für ihre Freundin Julia, die ebenfalls von ihrem Freund mit anderen Frauen betrogen wurde. Beide leben nun mehr oder weniger für ihren Leidenschaft im Job, CeCe mit ihrer Vanille und Julia führt einen Sandwichladen. Durch einen TV-Beitrag über ihre Farm wird der reiche Hotelier Richard Banks auf CeCe aufmerksam und verliebt sich in sie. Er lädt CeCe zu einem Gewürzseminar in seinem Hotel ein, das im verschneiten Lake Tahoe liegt.

Im kalifornischen Napa Valley führt Cecilia eine Vanillefarm und handelt auch mit selbst hergestellten Vanilleprodukten. Deshalb hat Cecilia auch wenig Zeit für ihre Freundin Julia, die ebenfalls von ihrem Freund mit anderen Frauen betrogen wurde. Beide leben nun mehr oder weniger für ihren Leidenschaft im Job, CeCe mit ihrer Vanille und Julia führt einen Sandwichladen. Durch einen TV-Beitrag über ihre Farm wird der reiche Hotelier Richard Banks auf CeCe aufmerksam und verliebt sich in sie. Er lädt CeCe zu einem Gewürzseminar in seinem Hotel ein, das im verschneiten Lake Tahoe liegt.


Nachdem ich die Valerie-Lane-Reihe von Manuela Inusa sehr gern verfolgt habe und darin dieses Wohlfühl-Atmosphäre geliebt habe, musste ich diesen Roman unbedingt lesen. Es ist der Auftaktband einer neuen Reihe, die in Kalifornien spielt.



Die Szenerie spielt in Kalifornien und man erlebt wie Cecilia durch ihre Eltern, die beide inzwischen verstorben sind, eine ganz besondere Verbindung zu Vanille geerbt hat. Deshalb führt sie ihre eigene Farm auch mit großem Enthusiasmus und hat für die Liebe eigentlich keine Zeit. Nach einer Enttäuschung ist sie an Männern nicht mehr sonderlich interessiert. Genauso geht es auch ihrer besten Freundin Julia.

In der Romanhandlung gibt es mehrere Rückblenden, die die Lebensgeschichte beider Frauen bis in die Vergangenheit ausloten und besondere Schicksalsschläge erkennbar machen.

Die eigentliche Liebesgeschichte entfaltet sich erst in einem späteren Teil im Buch und es gibt einige romantische Szenen. Während ich für CeCe und Julia Sympathie entwickelt habe, erschien mir Richard irgendwie unmännlich. Soviel romantische Gefühle bei einem Mann sind schon sehr sonderbar.

Es gibt nicht sehr viele Nebencharaktere, was ich ganz schön finde, und auch sie wurden auch sehr lebendig beschrieben.

Durch den bildhaften Schreibstil bekommt man die Handlungsorte in schönen landschaftlichen Beschreibungen vorgeführt. Ich hätte mir davon noch viel mehr gewünscht.



Wieder einmal hat mir der eingängige und schön zu lesende Schreibstil Manuela Inusas schöne Lesestunden geschenkt. Es ist ein Roman, der eher als Liebesroman deklariert ist, aber doch mehr in die Tiefe der Vergangenheit der Charaktere führt.


Es dreht sich in diesem Buch aber beiweitem nicht nur allein um die Vanille. Auch die Vorstellung von den Gewürzen Kurkuma, Fenchelsamen, Pfeffer und Muskat beim Gewürzseminar bekommt man in appetitanregenden Dreigänge-Menüs beschrieben. Es ist auch als Leser ein Vergnügen, die Gerichte vorgestellt zu bekommen. Auch drei beigefügte Rezepte und die Informationen rund um die Vanille haben diesen Roman sehr bereichert. Ich habe mich in dieser Geschichte sehr wohl gefühlt.


In diesem romantischen Wohlfühlbuch spürt man einen wohltuenden Duft von Vanille und damit passt der Roman auch ganz wunderbar in die kühlere Zeit des Herbstes. Für Fans von Manuela Inusa ist dieser Romanauftakt ein Muss.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Ein packender Roman, der nicht das Level von "Das Lächeln der Fortuna" erreicht

Teufelskrone
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Rebecca Gablés historischer Roman "Teufelskrone" ist der 6. Band der Waringham Saga und gleichzeitig der Auftakt zur Reihe. Der Roman erscheint Ende August 2019 im Lübbe Verlag.

England 1193: Yvain of ...

Rebecca Gablés historischer Roman "Teufelskrone" ist der 6. Band der Waringham Saga und gleichzeitig der Auftakt zur Reihe. Der Roman erscheint Ende August 2019 im Lübbe Verlag.

England 1193: Yvain of Waringham tritt als junger Mann in den Dienst von John Plantagenet, beide stehen im Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Yvains Bruder Guillaume of Waringham hat König Richard (Löwenherz) die Treue geschworen. Richard zieht gegen den französischen König in den Krieg, der englische Gebiete besetzt hat und als Richard stirbt, erbt John die Krone. Er ist ein Hitzkopf und bringt schliesslich den Adel gegen sich auf.

Rebecca Gablé knüpft mit diesem Roman die Vorgeschichte ihrer Waringham Reihe und selbst ohne Vorkenntnisse ihrer Bücher kann man der Handlung gut folgen.
Ihr hervorragender Schreibstil führt wie immer gekonnt durch die Kriege, Intrigen, Liebschaften und den historisch belegten Bruderkampf zwischen John Plantagenet und Richard, sodaß man den Figuren bis zum Ende gespannt folgen mag. Ihre Recherche ist wie immer gelungen, sie verbindet geschickt die historischen Hintergründe mit fiktiven Vorgängen und lässt ihre Figuren alle charakterlichen Facetten ausleben. Dabei erscheinen ihre Charaktere sehr lebendig, man kann ihre Beweggründe nachvollziehen und ihre Befangenheit aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Krone gut erkennen.

Mir hat dieser packend geschriebene Roman gut gefallen, doch weil Frau Gablé die Meßlatte selbst so hoch angelegt hat, erscheint ihr mitreißender Roman nicht ganz so gewaltig und großartig wie "Das Lächeln der Fortuna".

Wie in historischen Romanen üblich, geht es um unerwiderte Liebe, bei Hofe werden ständig Intrigen und Ränke geschmiedet und die kriegerischen Auseinandersetzungen nehmen kein Ende.

Yvain of Waringham, ist ein Pferdenarr und hat Verständnis für die kleinen Leute. Leider liebt er dieselbe Frau wie sein Bruder Guillaume.

Schliesslich findet er seinen Weg zwischen Richard Löwenherz und John Ohneland und wird trotzdem zum Spielball der Regierenden. König John arrangiert eine Ehe zwischen Yvain und Beatriz, eine Vertraute der Königin, die Yvain allmählich auch zu lieben lernt. Frauen haben in dieser Zeit einen schlechten Stand, sie können noch so hochgeboren oder intelligent sein, sie haben dennoch ihre Rolle als Gebärende und Dienende zu spielen.

Die Autorin beschreibt ihre Geschichte rund um die wahren historischen Fakten, wobei Richard Löwenherz nicht so edel daherkommt und John, der aus der Geschichtsschreibung als Egozentriker, Nichtbeachter der Kirche und jähzorniger und brutaler Mensch bekannt wurde, wird in diesem Roman seinem Ruf mehr als gerecht.


Als Kritikpunkt muss ich leider die verwendete Sprache in den Dialogen anführen, hier fehlte mir entgegen der bisherigen Waringham Romane der typische Tonfall dieser Zeit.

Insgesamt hat mir "Teufelskrone" gut gefallen, es war spannend, aufregend, kriegerisch, die Charaktere lieferten sich reichlich Ränkeschmiede und ein paar unnötige Liebesszenen sorgten für leichte Unterhaltung. Doch das gewisse I-Tüpfelchen hat mir zu 5 Sternen gefehlt.
Außerdem blieb Yvain zu gut, zu perfekt in seinem Wesen und nicht einmal die Beziehung zu Amabel konnte seinem guten Ruf etwas anhaben. Das kam mir etwas zu heldenmäßig vor.

Natürlich hat Rebecca Gablé mit "Das Lächeln der Fortuna" die Meßlatte selbst sehr hoch vorgelegt, dieses Niveau noch zu übertreffen dürfte selbst dieser Meisterautorin schwer fallen.


Für Freunde der historischen Romane ein Muss, welches spannend und historisch versiert die Grundlage für die Waringham-Reihe bildet. Packend geschrieben und ein mitreißender Roman, aber nicht so gewaltig und großartig wie "Das Lächeln der Fortuna".

Veröffentlicht am 03.09.2019

Hühnerhaltung mit Risiken und schönen Nebenwirkungen

Ach du dickes Ei! - Meine Kinder, die Hühner und ich
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Katrin Sewerin erzählt in ihrem Buch "Ach du dickes Ei! Meine Kinder, die Hühner und ich" eine biografische Familiengeschichte. Das Buch erscheint im Droemer Knaur Verlag.

Katrin Sewerin ist Tierärztin ...

Katrin Sewerin erzählt in ihrem Buch "Ach du dickes Ei! Meine Kinder, die Hühner und ich" eine biografische Familiengeschichte. Das Buch erscheint im Droemer Knaur Verlag.

Katrin Sewerin ist Tierärztin und hat über artgerechte Legehennenhaltung promoviert. Sie lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof und statt dem gewünschten Hund hat sie ihren Kindern und sich einfach mal Hühner angeschafft. Doch das Federvieh ist gar nicht so einfach zu bändigen und sorgt für reichlich Trubel in der Familie und es kommt zu einigen unerwarteten Abenteuern.

Emma und Tom, die Kinder von Katrin Sewerin und ihrem Mann Werner, wünschen sich schmusige und pelzige Haustiere, ein Hund, Hasen oder Hamster wären schön. Doch ihre Mutter versucht sie mit dem Vorschlag von eigenem Federvieh von ihrem Wunsch abzubringen.

Das klappt mehr als erwartet, denn als Henni, Isabella, Layla und der Hahn Momo in den Garten der Familie einziehen, erobern sie ihre Herzen im Sturm.

In diese Geschichte lässt Katrin Sewerin mit lockerem Erzählstil ihre Leser an ihren Erlebnissen mit den eigenen Hühnern teilhaben. Neben der Beschreibung der Hühner-Charaktere und der Notwendigkeit von bestimmten Haltungsbedingungen, lässt sie auch ihren eigenen Familienalltag einfließen. Hühnerhaltung ist nicht immer einfach und es erfordert bestimmte Voraussetzungen im Garten und auch eine Veränderung des Familienlebens. Man erlebt die Familie, wie sie das erste Ei finden, wie sie auf die Hackordnung unter den Hühner reagieren müssen und wir lernen auch die einzelnen Hühner kennen, die Katrin Sewerin von ihrem Wesen her liebevoll realistisch beschreibt.
Es ist auch äußerst lustig zu lesen, wenn Katrin Sewerin erzählt, welche Erlebnisse sie mit ihrem, nicht nur laut krähenden, sondern auch noch alles attackierenden Kampf-Hahn erlebt.

Hühner sind tolle Tiere, die Eier eine wünschenswerte Beigabe, aber will man sich das Umsorgen des Federviehs selbst antun? Jedes noch so fachlich informierende Sachbuch hätte mir die Hühnerhaltung nicht so authentisch vor Augen geführt, wie diese persönliche Schilderung und die Auswirkungen, die man dabei beachten muss.

Man lernt etwas über die verschiedenen Hühnerrassen, über das Verhalten und die Lege- und Brutgewohnheiten von Hühnern. Vieles muss bei der Hühnerhaltung bedacht werden und alles wird aufgelockert mit den familiären Einschüben.

Familie Sewerin ist jedenfalls völlig angetan von diesen intelligenten Gackervögeln und die einzelnen Hühner werden bald ein geliebter Teil der Familie.

Das Ausbrüten von Eiern und die ersten kleinen wolligen Küken sind natürlich der schönste Moment in der Hühnergeschichte. Aber auch dort zeichnen sich Schattenseiten ab, die man in der Haltung von Hühnern immer wieder erleben wird. Da muss man nur mal an die Vogelgrippe denken und überlegen, ob man auch der Stallpflicht gerecht werden kann. Auch Hobbyhalter sind dazu verpflichtet, sonst drohen empfindlich hohe Strafen bis zu 25.000 Euro.

Es gibt einiges zu beachten, wenn man Hühner halten möchte.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, denn es hat mir authentisch vor Augen geführt, welche Arbeit, welche Stallbedingungen und welche Sorgen Hühner machen können. Aber auch viel Freude, wenn sie zutraulich werden oder durch bestimmte Charakterzüge schon zu Familienmitgliedern werden können. Einige originelle Illustrationen von Josephine Mark zeigen besondere humorvolle Züge der Hühnerschar.

Dennoch hätte ich gern ein paar Fotos von den verschiedenen Hühnerrassen gesehen oder mehr Literaturhinweise zum Thema Hühnerhaltung. Es gibt nur einen Verweis auf ein englischsprachiges Werk.

Wer sich Hühner anschaffen möchte, wird normalerweise zu Fachbüchern greifen wollen. Unterhaltsamer und auch wesentlich anschaulicher ist jedoch dieses Buch.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie die Autorin oder lesen sie einfach dieses Buch.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Diese Story ist eine tolle Ferienlektüre und sorgt für ein Abtauchen in Kindheitserinnerungen

Bell und Harry
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Jane Gardams Buch "The Hollow Land" wurde bereits 1981 veröffentlicht und mit dem Whitbread Book Award in der Kategorie Kinderbuch ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung "Bell und Harry" durch Isabel ...

Jane Gardams Buch "The Hollow Land" wurde bereits 1981 veröffentlicht und mit dem Whitbread Book Award in der Kategorie Kinderbuch ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung "Bell und Harry" durch Isabel Bogdan erscheint im Hanser BerlinVerlag.


Jedes Jahr im Sommer entflieht Harry Batemans Familie dem hektischen Großstadtleben in London und macht Urlaub in Yorkshire im alten Farmhaus der Familie Teesdale. Die Eltern entspannen sich und die Kinder erleben eine Welt voller ländlicher Eindrücke. Zwischen Großstädtern und Landbewohnern prallen unterschiedliche Weltbilder aufeinander, aber Harry freundet sich mit dem achtjährigen Bell Teesdale an. Sie erleben gemeinsame Abenteuer und die Freundschaft lebt jedes Jahr in den Ferien wieder auf.

"Was wollen die denn mit ´ner Farm? Die sitzen da nur drin rum. Die machen gar nichts." "Sie ruhen sich aus", sagte mein Grandad, "Die nehmen die Häuser zum Ausruhen von London." Zitat Seite 8

In "Bell und Harry" geht es um die Freundschaft zweier Jungen in den Ferien auf dem Land. Bell ist eines Farmers und Schafzüchters im „Hollow Land“, dem hohlen Land. Diesen Namen trägt es, weil die Gegend von unterirdischen alten Bergwerksstollen durchzogen ist. Harry ist der Sohn eines Journalisten aus London. Beide erklären sich gegenseitig ihre Welt, aber in erster Linie erleben sie spannende Abenteuer und herrliche Ferien auf dem Land.


Zwischen den Städtern und den Bauern herrscht anfangs noch eine Kluft aus Gegensätzen, die auf Unkenntnis beruht. Die Batemans suchen Ruhe vom Lärm der Großstadt, doch die Heuernte steht gerade an und muss vor dem nächsten Regen unbedingt erledigt werden. Die erholsame Ruhe ist dadurch natürlich gestört.

Bell und Harry stört das nicht, sie freunden sich als Kinder schnell an und auch die Erwachsenen kommen sich näher. Die Jahre vergehen und es gehört einfach zum Leben dazu, dass die Batemans jeden Sommer wiederkehren. Die schönste Zeit im Jahr für die Jungen, denn sie hecken alles mögliche aus und erleben tolle Abenteuer.

Inhaltlich sind die neun Geschichten chronologisch geordnet, sie sind allerdings nur lose wie besondere Episoden aneinander gereiht. Man begleitet die Jungen bei ihren kindlichen Abenteuern bis ins Teenageralter, und der besondere Charme zeigt sich in jedem Alter auf seine Weise. Mal erlebt man reine Feriengefühle, mal Abenteuer und es zeigen sich immer wieder ernste Dinge des Lebens, denn das Landleben ist nicht friedlich, es bedeutet harte Arbeit und ist anstrengend.

Die Autorin beschreibt ihre Charaktere recht warmherzig und heiter, sie lässt herrliche Bilder der Hochmoore, Weiden und Berge entstehen, in denen man schwelgen kann. Es wird deutlich, wie sehr die Menschen auf dem Land schon über Generationen mit ihrer Heimat verwurzelt sind.

Jane Gardam schreibt wunderbar, sie erweckt spezielle und eigensinnige Figuren zum Leben, mit denen man sich als Leserin sofort anfreundet. Der Großvater mit seinen Geschichten und seiner Sense, die Eier-Hexe und ihre Mutter, die im Bett lebt und andere Figuren sorgen für heitere Wohlfühlstimmung.


Als ich das Buch gelesen habe, wurde ich an meine eigene Kindheit erinnert, an Sommer, Landleben und unbekümmerte Freiheit in den großen Ferien mit Freunden und Großeltern.

Ich konnte mich richtig in die Geschichten fallen lassen. Ich habe die Welt aus Kinderaugen gesehen Bells und Harrys Ausflüge im strömenden Regen, die waghalsige Exkursion in den unterirdischen Stollen und das Treffen mit der Eier-Hexe sehr genossen.


Während mir die ersten acht Geschichten mit ihrer Leichtigkeit gut gefallen haben, brachte die letzte eine Änderung im Erzählstil mit sich. Mit diesem Wechsel in der Tonart könnte man auch den Zeitsprung erklären. Dennoch hat gerade dieser Teil das Buch zu einem angenehmen Abschluss gebracht.


Diese heitere, in leisen Tönen erzählte Story sorgt für ein Abtauchen in Kindheitserinnerungen an die Sommerferien auf dem Land und vermittelt eine Wohlfühlstimmung.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Ein interessanter und themenumspannender Roman, der neben seiner urlaubsähnlichen Leichtigkeit auch in die Tiefe geht.

Marina, Marina
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Grit Landaus Roman "Marina, Marina" spielt in Italien und erscheint 2019 im DroemerVerlag.


Die Geschichte spielt in dem kleinen Dörfchen Sant´Amato im Italien der 60er Jahre. Es ist die Wirtschaftswunderzeit ...

Grit Landaus Roman "Marina, Marina" spielt in Italien und erscheint 2019 im DroemerVerlag.


Die Geschichte spielt in dem kleinen Dörfchen Sant´Amato im Italien der 60er Jahre. Es ist die Wirtschaftswunderzeit und einige Deutsche verbringen jetzt ihren Urlaub an der Blumenriviera. Nino ist noch ein Junge als er sich zum ersten Mal in Marina verliebt. Doch auch sein Vater hegt Gefühle für sie.

Dieser Roman dreht sich um die Bewohner von Sant´Amato, es geht um das alltägliche Leben, um die Liebe, um Verrat und um die Träume der Menschen in den Jahren von 1960 bis 1968. Doch es werden auch familiäre Tragödien erzählt, die ihren Ursprung in der politischen Vergangenheit Italiens haben.

Marina wird von Nino, dem Freund ihres Sohnes, angeschmachtet. Sie beginnt ein Verhältnis mit Ninos Vater. In diesem Roman zeigen sich einige Liebeswirrungen und unerfüllte Liebe, aber auch Missgunst und Neid. Das alles spielt sich vor der typischen Kulisse einer wunderschönen italienischen Sommerkulisse ab. Die ersten Urlauber erobern den Strand und bringen nicht nur Devisen, sondern auch ihr Lebensgefühl mit.

Für mich war das trotz des typischen italienischen Flairs weniger ein Urlaubsbuch, sondern eher ein Roman mit politischem Einblick in das Leben in Italien von 1960 bis 1968 mit einzelnen Rückblenden zu Erlebnissen aus der Vergangenheit im zweiten Weltkrieg und einem Ausblick in 1980. Hier erfährt man einige grausame Vorgänge von den SS-Truppen und über den rebellischen Kampf der Partisanenbewegung, der der Story ihren Tiefgang verleiht.

Auch die deutschen Urlauber bringen politische Informationen mit, so erfährt man dank Reni ihre Sicht auf das politische Geschehen von Ost und West in Deutschland.

Sehr stimmungsvoll und authentisch taucht man durch die Geschichte in das Leben der Italiener ein und fühlt den Zeitgeist, das Flair und das typische Lebensgefühl.
Weil die Musik in dieser Zeit so prägend für das Zeitgeschehen steht, fangen alle 14 Kapitel mit einem passenden Hit des entsprechenden Jahres an.
Der Titel "Marina" von Rocco Granata aus dem Jahr 1959 macht den Anfang.
Übrigens hat man sämtliche Titel alle im Ohr und deshalb läuft die Handlung des Buches auch wie ein Kinofilm ab.

In diesem Roman schlägt das Schicksal unbarmherzig zu und einige Liebesgefühle werden zu unerreichten Sehnsüchten. Gespannt folgt man den schicksalsträchtigen Verknüpfungen der Familien von Sant´Amato und erlebt auch die tragischen Verluste im Jahr 1944 betroffen mit.


Was zu Beginn wie ein heiterer Urlaubsroman mit Sommerfrische und erster Verliebtheit beginnt, eröffnet im Nachhinein schwerwiegende Themen.
Einige Schicksale entwickeln sich dramatisch, die Figuren können ihrer Bestimmung nicht entgehen.
Sie scheitern, erdulden oder kämpfen, verlieren aber niemals ihre Sehnsüchte und Hoffnungen.

Ein durch die enorme Personenzahl erforderliches Personenregister, ein lehrreiches Glossar und drei italienische Rezepte vervollständigen das Buch.


Mit "Marina, Marina" ist der Autorin ein interessanter und themenumspannender Roman gelungen, der neben seiner urlaubsähnlichen Leichtigkeit auch in die Tiefe geht. Dieser Roman wirkt bildhaft wie ein Film, zusätzlich sorgen die erwähnten Musik-Hits für die akustische Untermalung.