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Veröffentlicht am 19.07.2022

Ein Geheimnis, eine Mordserie…eine Tragödie, die kein Krimi sein will, aber trotzdem oder gerade deshalb ;-) auf ganzer Linie überzeugt!

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
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Bildhafte Beschreibungen, einprägsame Charaktere, ein mit viel Lokalkolorit angereichertes Drama und nachhallendes Psychogramm!

Auf eines möchte ich hinweisen, bevor ich zur eigentlichen Rezension komme: ...

Bildhafte Beschreibungen, einprägsame Charaktere, ein mit viel Lokalkolorit angereichertes Drama und nachhallendes Psychogramm!

Auf eines möchte ich hinweisen, bevor ich zur eigentlichen Rezension komme: der Titel und die Geschichte, die uns die Autorin Heidi Troi hier aus Sicht des Carabiniere Pietro Carminati erzählt, lässt vermuten, dass es sich um einen Krimi handelt, einen – wie auch das Coverbild erahnen lässt - düsteren und bedrohlichen Krimi dazu. Dunkle Berge, düstere Wolken am nächtlichen Himmel, in den Tälern liegender Nebel, das Marterl, das von der hellen Jesusfigur abgesehen, eher unheilvoll wirkt, dazu die großen Lettern des Titels, der eindrucksvoll über allem schwebt, all das lenkt die Gedanken der Lesenden Richtung Krimi.

Allerdings wird mit keinem Wort erwähnt, dass es sich hier tatsächlich um einen Kriminalroman handelt.

Würde ich diese Geschichte als Krimi bewerten, fiele mein Résumé sicher schlechter aus, denn die bei einem Krimi eigentlich zu erwartenden Merkmale der Ermittlungen und Recherchen, deren zwischenzeitliche Ergebnisse, überhaupt Fortschritte bei der Findung Verdächtiger und am Ende der Mörderin bzw. Mörders respektive der Mörder - all das halt auch aus Lesersicht interessant zum Mitermitteln – vermisst man hier.

Vielmehr sieht man sich stattdessen mit einer Geschichte konfrontiert, die auf ihre eigene, manchmal groteske und schlussendlich verstörende Art fesselt, in meinen Augen aber den Charakter eines mit viel Lokalkolorit angereicherten, düsteren Psychogramms einer verschworenen und in der Zeit stehen gebliebenen Dorfgemeinschaft hat, gegen welche der Protagonist auf hoffnungslos verlorenem Posten steht; der Maresciallo Pietro ist weniger Ermittler, als vielmehr eine weitere tragische Figur dieser Tragödie.

Und diese dramatische, ja, tragische Geschichte bekommt von mir, da falle ich jetzt mal mit der grünen Resopal-Tür ins Haus, volle Punktzahl!

Was mir schon zu Beginn positiv auffällt, sind die detaillierten, aber nicht zu detailverliebten Beschreibungen der Örtlichkeiten; eine Szenerie, die mit steilen Hängen, engen Tälern, vermutlich kurzen Tagen und wenig Sonnenlicht eine selbst ohne die Geschehnisse der Geschichte beklemmende Stimmung erzeugt. Man meint, selbst dort zu sein. Auch und vor allem die Personenbeschreibungen sind so prägnant und die der Opfer so schauderhaft, dass sie vor meinen Augen ein faszinierendes Gesamtbild entstehen lassen.

Vom Inhalt gebe ich hier ganz bewusst nichts wieder, auch nicht zum Hintergrund des titelgebenden Geheimnisses, denn in diese düstere, ergreifende, tragische und erschütternde Geschichte sollte jede(r) interessierte Leser*in selbst eintauchen.

Heidi Troi betritt mit dieser Tragödie, diesem Drama, das partout kein Krimi sein will, ein für sie neues Terrain und weiß auch hier zu überzeugen! Wie gesagt: volle Punktzahl mit Sternchen!

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Das Debüt des Autors überzeugt mit einer fesselnden Kriminalgeschichte im Tecklenburger Land! Lokalkolorit trifft auf Ermittlungsarbeit!

Tod an der Lehmkuhle
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Hartnäckiges KommissarInnen-Duo löst einen unfassbaren Fall! Geradlinig, spannend, Ermittlungen zum Mitermitteln!

Mit „Tod an der Lehmkuhle“ entführt uns der Autor, der mit diesem Krimi sein schriftstellerisches ...

Hartnäckiges KommissarInnen-Duo löst einen unfassbaren Fall! Geradlinig, spannend, Ermittlungen zum Mitermitteln!

Mit „Tod an der Lehmkuhle“ entführt uns der Autor, der mit diesem Krimi sein schriftstellerisches Debüt gibt, in seine Heimat, das Tecklenburger Land, nach Westerkappeln, Ibbenbüren und Münster in Westfalen.

Die Geschichte, die er hier ersonnen hat, überzeugt mit einem geradlinigen Schreibstil, die ein flüssiges Lesen ermöglicht. Eben das ist auch nötig, denn man möchte das Buch, einmal in die Geschichte eingetaucht, nicht mehr aus der Hand legen.

Aber erstmal zum Fall: da wird an einem kleinen, nahe Westerkappeln gelegenen Waldsee, der „Lehmkuhle“, die Leiche einer jungen Frau gefunden, unweit eines alten Gutes, auf dem sich eine von der katholischen Kirche abgespaltene Glaubensgemeinschaft namens „Die Büßer Gottes“ ihr geistiges Zentrum geschaffen hat.

Die Kommissarin Julia Degraf und Kommissar Matthias Brockmann nehmen in Zusammenarbeit mit einem Team aus KollegInnen die Ermittlungen auf, im Laufe derer sich mehrere Verdächtige herauskristallisieren. Als LeserIn tappt man herrlich im Dunkel(n) (des Waldes) , verdächtigt mal diesen, mal jene, schlägt ob der Ereignisse manchmal die Hände über dem Kopf zusammen, fühlt sich aber stets bestens unterhalten.

Die Personenbeschreibungen nicht nur der Protagonisten, sondern auch und gerade der Antagonisten, sind nicht zu detailverliebt, aber detailliert genug, dass man meint, diese vor sich zu sehen. Ebenso gut gefallen mir die Ortsbeschreibungen, denn sie machen es möglich, sich mit den Kommissaren durch die Orte, den Wald, den Gutshof etc. zu bewegen, eben so, als sei man an ihrer Seite.

Summa summarum möchte ich für diesen Krimi mit Lokalkolorit meine 5-Sterne-Empfehlung aussprechen, denn dieser Krimi hat mich, wie ich oben schon genauer beschrieben habe, bestens unterhalten. Und er bleibt lange im Kopf, mehr sei dazu nicht verraten.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Kurzkriminelle ;-) Anthologie de luxe: vielfältige Themen, abwechslungsreiche Spannung und überraschende Twists! Mordsmäßige Unterhaltung!

Tatort Nord
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23 „mörderische Schwestern“ halten die Lesenden mit ihren kreativen (und) kriminellen 😉 Kurz-Geschichten zwischen Sylt und Fehmarn in Atem!

Die Regio-Gruppe Hamburg und Schleswig-Holstein, Teil des Vereins ...

23 „mörderische Schwestern“ halten die Lesenden mit ihren kreativen (und) kriminellen 😉 Kurz-Geschichten zwischen Sylt und Fehmarn in Atem!

Die Regio-Gruppe Hamburg und Schleswig-Holstein, Teil des Vereins „Mörderische Schwestern“, lädt mit dieser Kurzkrimi-Sammlung dazu ein, den Norden Deutschlands an 23 Tatorten mal ganz anders zu erleben: statt norddeutscher Urlaubsidylle mit Wolken, Wind und Weite werden die Lesenden mit düsteren Racheplänen, windigen Gestalten und weit reichenden Taten konfrontiert.

Und um es gleich vorwegzunehmen: so wie schon der zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins „Mörderische Schwestern“ im Jahr 2021 erschienene und durch die Alpen führende Kurz-Krimi-Band „Tour de Mord“ für beste Unterhaltung sorgte, überzeugt auch in „Tatort Nord“ eine illustre Gruppe der „Schwestern“, sprich Krimi-Autorinnen, mit Kurzkrimis, die eine unvergleichliche Vielfalt und fesselnde Abwechslung bieten.

Vermeintliche Gründe für einen Mord gibt es auch hier viele: Neid auf die arrogante Konkurrenz, Ausbrechen aus verheerenden Strukturen, alte oder neue Liebe, genüssliche Rache für erlittene Gewalt, historische Cold-Cases, grausame Taten und deren folgenschwere Konsequenzen, Hilfeleistung bei unvermeidbarer Problemlösung, gespaltene Persönlichkeiten, Historisches, Aktuelles, Grausames, (fast) Nachvollziehbares, Erwartbares und Überraschendes; mit dieser – teilweise nicht ganz ernst gemeinten - Aufzählung könnte ich jetzt noch lange weitermachen, so breit ist das Spektrum der Schreibstile und Ideen, der vorgeblichen Tatmotive inkl. Taten und Täter*innen, der Abläufe, der Aha-Momente, des gruselnden Schüttelns und ja, auch der Schadenfreude.

„Tatort Nord“ ist eine 23-teilige und exzellente Klaviatur der "Kurz-Kriminalistik" !

Auf jeden Kurzkrimi separat einzugehen, würde diesen Rahmen sprengen (da hilft vielleicht die Suche nach der Leserunde bei LovelyBooks), aber wenn von 23 Geschichten fast alle meinen Geschmack treffen, dann hat sich diese „Tour de Nord“ wirklich gelohnt.

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Bewegende Familien-Geschichte im Reich des Kaffeehandels in erschütternder, reeller Historie im Hamburg der 1930er/1940er Jahre! Fesselnd!

Töchter der Speicherstadt – Der Geschmack von Freiheit
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Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! ...

Ergreifende Fortsetzung um Familie Behmer und deren Kaffeehandel in der Hamburger Speicherstadt, 1929-1945, in geschichtlich, wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch hervorragend recherchiertem Plot! Trilogie Teil 2!

Weiter geht´s mit der Geschichte um Maria, Cläre, Gertrud und alle anderen schon bekannten Protagonisten und Antagonisten der Familie Behmer und deren Umfeld und natürlich auch um das Reich des Hamburger Kaffees.

Anja Marschall rekapituliert in den ersten Kapiteln und dort immer an passender Stelle einige Fakten aus dem ersten Band des Dreiteilers, was einen problemlosen Wiedereinstieg in die Geschichte ermöglicht. Meiner Meinung nach sollte man aber den ersten Teil gelesen haben, um die Familiengeschichte in ihrer Entstehung, ihrem Fortschritt und in all ihrer Dramatik nicht nur lesen, sondern vollends aufnehmen und miterleben zu können.

In diesem zweiten Band mit dem Titel „Der Geschmack von Freiheit“ ist nun Marias Tochter, die freiheitsliebende Cläre, die Hauptfigur. Mit ihrem Wunsch, zu studieren, trifft sie bei ihren Mitmenschen nicht gerade auf Verständnis und arbeitet sich stattdessen und aufgrund der Umstände dann sogar in die Geschäfte des Behmerschen Kaffeekontors ein.

Details zum Inhalt möchte ich nicht wiedergeben, denn das nähme zukünftigen Lesern sonst die Spannung. Sehr deutlich wird hier aber, wie anders die früheren Zeiten waren, in denen Frauen keine Firma führen durften und die Geschäftswelt nicht nur „männerdominiert“, sondern ganz in männlicher Hand war.

Apropos „Zeiten“: in diesen Zeiten bahnt sich Böses an. Die Partei, die mehr und mehr an Macht und Einfluss gewinnt, möchte ich namentlich gar nicht nennen, aber es ist erschreckend, wie sie sich in Politik und Wirtschaft Raum verschafft und wie sich auch die Gesellschaft zum Negativsten verändert.

Wie die Autorin das hier geschaffene und sich stetig wandelnde Bild einer Familie in einer wirtschaftlich kritischen und politisch gefährlichen Zeit mit der tatsächlichen Historie im Deutschland der 1930er- und ersten 1940er-Jahre und mit dem Schrecken des 2. Weltkrieges im Großen wie in den kleinen Dingen, verknüpft, macht diese unfassbare Historie greifbar und ist so fesselnd, erschütternd, berührend und emotional bewegend, dass ich von der Geschichte völlig ergriffen bin.

Dass das Buch mit einer Szene endet, die trotz allen Leids hoffen lässt, macht mich - wie schon nach Band 1 - neugierig auf den nächsten und dann letzten Band dieser Trilogie.

Gäbe es die Möglichkeit, mehr als 5 Sterne zu vergeben, ich würde es tun.

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Veröffentlicht am 06.05.2022

2 Schleswig-Holstein-Krimis in winterlicher Mords-Idylle! Kurz, knackig, eiskalt! ;-) Zeitlich vor der bekannten Krimireihe spielend!

Friesische Wintermorde
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John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: ...

John Benthien und Team ermitteln in mehreren eiskalten Morden! Spannend und raffiniert!

„Friesische Wintermorde“ ist ein Band mit 2 zeitlich vor Nina Ohlandts bekannter Krimireihe angesiedelten Kurzkrimis: „Ist so kalt der Winter“ und „Schlaf in tödlicher Ruh“.

Wie ich es schon aus dem ersten Band der John-Benthien-Reihe, „Friesenmorde“, kenne, erwarten mich auch hier der mir sehr sympathische Hauptkommissar John Benthien und sein Team, dazu eine angenehme Portion Privatleben, diesmal gleich 2 überzeugende Kriminalgeschichten, interessante Charaktere an eigentlich idyllischer Handlungsstätte, spannende, aber nicht nervenzerreißende Geschehnisse und überraschende Wendungen und Falllösungen; das alles in flüssig lesbarem Schreibstil und mit wunderbaren Orts- und Personenbeschreibungen.

Als sehr angenehm empfinde ich, dass die Örtlichkeiten genau genug, aber nicht zu detailliert, und die Personen in ihren Charakterzügen und Eigenarten so dosiert beschrieben werden, dass man sich sehr gut zurecht findet und meint, die Personen vor Augen zu haben, sich dabei aber nicht in Details und dadurch den Faden verliert.

Gut beobachtet, stimmig beschrieben und hervorragend erzählt, lassen die Krimis der Autorin eine wundervolle Atmosphäre entstehen. Aus all diesen Gründen liebe ich die Krimis von Nina Ohlandt so sehr.

Und nun werde ich mir einen Band nach dem anderen aus ihrer Krimireihe vornehmen , „Küstenmorde“ ist gelesen, aber alle anderen Bände werde ich noch genießen, inkl. zweier Bände, die ich erst noch kaufen muss , nämlich des 2021 erschienenen und von Jan F. Wielpütz auf Grund des viel zu frühen Todes der Autorin umgesetzten Buches „Tiefer Sand“, dessen Ursprungsidee noch aus der Feder von Nina Ohlandt stammt, und des 2023 erscheinenden Bandes „Schwarze Dünen“, mit dem Wielpütz auf Ohlandts Wunsch hin die John-Benthien-Reihe fortsetzt. Welch schönes Geschenk für die Leserschaft!

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