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Veröffentlicht am 04.04.2024

Schräge Kurzgeschichten mit einer Portion Gesellschaftskritik

Minihorror
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„Minihorror“ ist ein Kurzgeschichtenband von Barbi Marković, in dem der „Horror“ des Alltags behandelt wird. Hauptfiguren der Geschichten sind Mini und ihr Partner Miki, die gemeinsam das Leben des Mittelstandes ...

„Minihorror“ ist ein Kurzgeschichtenband von Barbi Marković, in dem der „Horror“ des Alltags behandelt wird. Hauptfiguren der Geschichten sind Mini und ihr Partner Miki, die gemeinsam das Leben des Mittelstandes meistern: So begleitet man die beiden während der Lektüre u. a. auf Familienbesuche, die nicht ganz konfliktfrei verlaufen, auf Urlaubsreisen, die einen ganz spezifischen Druck ausüben, bei alltäglichen Routinen mit ihren eigenen Schrecken, beim Durchdenken von Zukunftssorgen oder beim Erleben des Arbeitsstresses. Die Geschichten, die z. T. einige wenige Seiten umfassen, sind episodenhaft und folgen keiner strikten Chronologie, sodass man sie nicht unbedingt in der abgedruckten Reihenfolge lesen muss. Geeint werden alle Geschichten durch ihre Skurrilität: Sie sind – mal mehr, mal weniger – abgedreht und neigen ins Phantastische. So kann es auch mal sein, dass Mini und Miki in ihrem Alltagshorror auf Monster treffen; vielleicht sterben sie auch das ein oder andere Mal, um im Alltagstrott des nächsten Tages wieder aufzuerstehen. Erzählt werden diese Geschichten lakonisch-distanziert, zugleich allerdings mit einem Augenzwinkern. Trotz aller Schrägheit sind die Situationen, die in den Geschichten beschrieben werden, von der Wirklichkeit inspiriert und daher in irgendeiner Form nachvollziehbar, sodass sich außerdem in „Minihorror“ eine gehörige Portion Gesellschaftskritik findet. Insgesamt ist „Minihorror“ ein flüssig zu lesender Band mit schrägen Kurzgeschichten, die humorvoll den Schrecken des Alltags einfangen.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Ein brandaktueller Thriller mit einigen Längen

Die Burg
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Inhalt: Der Milliardär Nevio hat sich einen Traum erfüllt: die Erschaffung einer gigantischen Escape-Welt. Dafür hat er die gesamte Burg Greiffenau renoviert sowie das weitläufige Höhlen- und Kellersystem ...

Inhalt: Der Milliardär Nevio hat sich einen Traum erfüllt: die Erschaffung einer gigantischen Escape-Welt. Dafür hat er die gesamte Burg Greiffenau renoviert sowie das weitläufige Höhlen- und Kellersystem unterhalb der Burg gesichert und mit großflächigen Bildschirmen bestückt. Auf diesen soll eine KI immersive wie erzähltechnisch einmalige Escape-Rooms erschaffen. Nun steht die Eröffnung der Themenwelt kurz bevor, sodass Nevio – zur Feinjustierung – ein Expertenteam durch eine individuell kreierte Welt rätseln lässt. Allerdings: Die KI hat ganz eigene Pläne mit den Besuchern…

Persönliche Meinung: „Die Burg“ ist ein KI-Thriller von Ursula Poznanski. Erzählt wird die Handlung aus zwei personalen Perspektiven: Die Hauptperspektive ist diejenige von Maxim, einem Mitglied der Expertengruppe. Maxim ist Besitzer einiger analoger Escape-Rooms und ist von Nevio eingeladen worden, um die Vertracktheit der Rätsel, die die KI entwirft, zu beurteilen. So fasziniert Maxim auch von der Technologie ist: Er befürchtet, das digitale Escape-Erlebnis wird seinen Ruin bedeuten. Die zweite Perspektive bildet Alissa, die persönliche Assistentin von Nevio, deren Rolle lebensnotwendig für die Expertengruppe wird, als die KI ihr eigenes Ding macht. Das Thema des Thrillers ist brandaktuell und verspricht durch die Verknüpfung von KI, alter Burg und Escape Room eine spannungsgeladene Handlung. Dies trifft auch für den Beginn des Thrillers zu: Alles ist neu, ungewohnt und man erwartet gespannt, wie die KI arbeitet. Nach diesem vielversprechenden Anfang flacht die Spannung allerdings ab. Zwar sind die Räume, die von der KI kreiert werden, durch ihr düster bis gruseliges Mittelaltersetting interessant, allerdings in Bezug auf die Handlungslogik insgesamt austauschbar. Eher episodenhaft stolpert die Expertengruppe durch die Räume, wobei – mal mehr, mal weniger – schwierige Rätsel gelöst werden müssen. Dadurch weist der Mittelteil des Thrillers gewisse Längen auf. Gerettet wird die Handlung ein Stück weit durch die Auflösung: Hier finden sich einige Twiste (Geheimnisse der handelnden Figuren), die in dieser Form nicht zu erahnen sind. Der Schreibstil von Ursula Poznanski ist gewohnt anschaulich und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Die Burg“ ein Thriller, der mich zwiegespalten zurücklässt: Einerseits besitzt er ein interessantes und brisantes Thema, einen schönen Einstieg und ein überraschendes Ende, andererseits weist er – gerade im Mittelteil – einige Längen auf.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Ein stimmiger dritter Band

Der Konzern
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Inhalt: Der Skandal um die BWG-Bank zieht weiter Kreise: Die Bank scheint eine zentrale Rolle in einem vor Jahrzehnten ausgeklügelten Plan zu spielen, der die Altersversorgung von Millionen von Deutschen ...

Inhalt: Der Skandal um die BWG-Bank zieht weiter Kreise: Die Bank scheint eine zentrale Rolle in einem vor Jahrzehnten ausgeklügelten Plan zu spielen, der die Altersversorgung von Millionen von Deutschen betrifft. Nachdem Laura Jacobs die Bank bereits zwei Mal gerettet hat, wenden sich auch dieses Mal ihre Vorgesetzten an sie, die Bank wieder in ruhiges Fahrwasser zu lenken. Doch die Finanzwelt hat ganz eigene Fallstricke – was Laura bald (erneut) zu spüren bekommt…

Persönliche Meinung: „Der Konzern“ ist ein Finanzthriller von Veit Etzold. Es handelt sich – nach „Die Filiale“ und „Die Zentrale“ – um den dritten Band der Laura Jacobs-Reihe, die sich um die gleichnamige junge Bankerin dreht. Da die einzelnen Bände aufeinander aufbauen und einige Figuren bandübergreifend wichtig sind, ist es sinnvoll, die Reihe chronologisch zu lesen. Erzählt wird „Der Konzern“ – wie schon die Vorgänger – meist aus der personalen Perspektive Lauras, die sich von Band zu Band weiterentwickelt. Wie der Titel des Thrillers bereits ankündigt, ist der Antagonist des Romans eher das System, wobei es hier verstärkt ein Gesicht bekommt. Auch sollte man sich vor der Lektüre darauf einstellen, dass man erneut vergleichsweise tief in die Finanzwelt (inklusive Fachsprache und systemspezifische Prozesse) eintaucht. Dies erfolgt aber so anschaulich und informativ, dass die Lektüre nicht trocken ist. Kurze Kapitel und häufige Perspektivwechsel sorgen außerdem für ein rasantes Tempo, sodass man insgesamt durch die Seiten von „Der Konzern“ fliegt. Die Handlung ist spannend konstruiert und weist einige Twists auf, durch die man bereits aus den Vorgängerbänden Bekanntes aus einer anderen Perspektive sieht. Der Schreibstil von Veit Etzold ist angenehm und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Der Konzern“ ein stimmiger und spannender dritter Teil der Reihe um Laura Jacobs.

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Ein stimmungsvoller Thriller mit einigen Längen

Reykjavík
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Inhalt: 1956. Auf einer beschaulichen Insel südlich von Reykjavík verschwindet die 15-jährige Lára. Der Polizist Kristján Kristjánsson ist sich sicher, dass dem Mädchen etwas geschehen sein muss, doch ...

Inhalt: 1956. Auf einer beschaulichen Insel südlich von Reykjavík verschwindet die 15-jährige Lára. Der Polizist Kristján Kristjánsson ist sich sicher, dass dem Mädchen etwas geschehen sein muss, doch auf Druck seines Vorgesetzten lässt er von dem Fall ab. Das Verschwinden Láras wird zu einem Cold Case – bis sich 30 Jahre später der junge Journalist Valur Róbertsson dazu entschließt, Lára zu finden – sei es tot oder lebendig.

Persönliche Meinung: „Reykjavík“ ist ein Thriller von Ragnar Jónasson und Katrín Jakobsdóttir. Es handelt sich um einen Einzelroman, der sich unabhängig von anderen Büchern Jónassons lesen lässt. Erzählt wird der Roman aus mehreren personalen Perspektiven, wobei es aber zwei Hauptperspektiven gibt: Valur und eine Perspektive, die ich hier nicht spoilern will. Die Handlungsstruktur folgt einem klassischen Krimi: Valur, unser investigativer Ermittler, versucht einen alten Fall zu klären, wobei die Zahl der potentiellen Verdächtigen begrenzt ist. Der Thriller beginnt dementsprechend spannend und vielversprechend. Leider flacht die Spannung nach dem Einstieg ab: Valurs Ermittlungen plätschern eher dahin und recht schnell kann man erahnen, was sich vor dreißig Jahren auf der Insel zugetragen hat. Was im Thriller allerdings anschaulich beschrieben und eingefangen wird, ist das Leben im Reykjavík 1986, das im Handlungsjahr seine 200-Jahr-Feier beging. Auch finden sich zwei überraschende Wendungen, die ein Stück weit über die eher vorhersehbare Handlung hinwegtrösten. Gefallen hat mir auch die Stimmung des Thrillers, dessen Melancholie und Düsternis atmosphärisch dicht beschrieben wird. Der Schreibstil von Jónasson und von Jakobdsdóttir lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Reykjavík“ nicht unbedingt ein schlechter Thriller, allerdings konnte er spannungstechnisch für mich nicht an die „Dark Iceland“-Reihe von Ragnar Jónasson heranreichen.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Ein fesselnder Thriller, dessen Auflösung mich nicht vollends überzeugen konnte

Enigmas Schweigen
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Inhalt: Die Notrufzentrale der Polizei erhält einen verstörenden Anruf: Eine Frau, die gemeinsam mit ihrer Familie auf einem abgelegenen Bauernhof wohnt, berichtet von einem Mann, der – bei strömendem ...

Inhalt: Die Notrufzentrale der Polizei erhält einen verstörenden Anruf: Eine Frau, die gemeinsam mit ihrer Familie auf einem abgelegenen Bauernhof wohnt, berichtet von einem Mann, der – bei strömendem Regen – regungslos auf den starrt Hof. Als mit etwas Verspätung ein Streifenwagen an dem Bauernhof ankommt, findet der Polizeibeamte Unmengen Blut – aber keine Leiche(n). Die Ermittler sind ratlos, sodass sich die Leiterin der Polizeidienststelle dazu entscheidet, eine Kollegin hinzuzuziehen, die eigentlich den Ermittlerjob an den Nagel gehängt hat: Mila Vasquez.

Persönliche Meinung: „Enigmas Schweigen“ ist ein Thriller von Donato Carrisi. Es handelt sich um den vierten Band der Reihe um die Ermittlerin Mila Vasquez. Der Thriller ist allerdings so konzipiert, dass man ihn auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann. Erzählt wird der Thriller aus der personalen Perspektive von Mila (Mila ist gefühlsblind, was eigentlich ein spannendes und individuelles Merkmal für eine Ermittlerfigur ist; in „Enigmas Schweigen“ hat man allerdings teilweise den Eindruck, dass die Gefühlsblindheit nicht konsequent umgesetzt worden ist). Zur Handlung selbst möchte ich, zwecks Spoilergefahr, gar nicht zu viel vorwegnehmen. Nur: Im Fokus der Handlung steht ein Computerspiel, das Auswirkungen auf die Realität hat. „Enigmas Schweigen“ hat dadurch Vibes von „Erebos“ – allerdings ist der Thriller insgesamt vertrackter, blutiger und erwachsener als der Jugendroman. Die Spannungskurve von „Enigmas Schweigen“ ist wirklich hoch: Eine nicht erwartbare Aufdeckung jagt die nächste, sodass eine verschachtelte, doppelbödige Handlung entsteht und Fiktion und Wirklichkeit innerhalb des Thrillers verschwimmen. Einziger Wermutstropfen an dieser ansonsten unglaublich spannenden und fesselnden Handlung: das Ende. Hier werden auf knapp 10 Seiten einige Enthüllungen zusammengedrängt, die – aufgrund fehlender Erklärungen – die Lesenden eher weiter ver- als die Handlung entwirren. (Ich habe das Ende mehrfach gelesen, sehe darin aber trotzdem keine stimmige und logische Aufklärung des Geschehenen). Der Schreibstil von Donato Carrisi ist fesselnd, anschaulich und lässt sich sehr flüssig lesen. Insgesamt ist „Enigmas Schweigen“ ein komplexer, hochspannender Thriller, dessen Ende mich allerdings nicht vollends überzeugen konnte.

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