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Veröffentlicht am 09.01.2022

Ein Roman, der ungewohnte Wege geht

SEA. Die Lebenden und die, die sterben
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Inhalt: Der 20-jährige Warren Liebermann macht gemeinsam mit seinem Vater Charles Fabianski Urlaub auf einer schwedischen Schäre. Die Insel mutet idyllisch an: Wellen schwappen beruhigend an die felsige ...

Inhalt: Der 20-jährige Warren Liebermann macht gemeinsam mit seinem Vater Charles Fabianski Urlaub auf einer schwedischen Schäre. Die Insel mutet idyllisch an: Wellen schwappen beruhigend an die felsige Küste, Wiesen und Wälder sind naturbelassen und nur eine Handvoll Menschen bewohnt die Insel. Doch der Schein trügt: Nicht jeder Inselbewohner hat gute Absichten…

Persönliche Meinung: „Sea. Die Lebenden und die, die sterben“ ist ein Roman von Norbert Klugmann und Klaas Jarchow. Nach „River“ (erschienen 2020) ist es der zweite Teil der „River – Sea – Lake“-Trilogie. „Sea“, das fünf Jahre nach den Ereignissen von „River“ spielt, erzählt die in „River“ begonnene Geschichte von Warren Liebermann und seiner unorthodoxen Familie weiter. Die Handlung beider Romane ist in sich abgeschlossen. Auch werden in „Sea“ alle nötigen Hintergrundinformationen genannt, sodass man den Roman ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen kann. Erzählt wird „Sea“ von einem allwissenden Erzähler, der sich aber häufig hinter der Perspektive der Figuren (meist Warrens) versteckt. „Sea“ lässt sich schwer einem Genre zuordnen. Inhaltlich beschäftigt sich der Roman mit einem gesellschaftlichen Problem der Gegenwart (Ich nenne es jetzt nicht beim Namen, um Spoiler zu vermeiden). Außerdem finden sich in der Handlung Coming of Age-Elemente wie die erste, große Liebe und das sexuelle Erwachen. Gleichzeitig ist „Sea“ aber auch ein Familienroman – und zwar in zweifacher Hinsicht. So wird nicht nur die Geschichte von Warrens Familie (weiter)erzählt. Auch die Familiengeschichte der Bewohnenden der Schären-Insel spielt eine große Rolle. Um die Geschichte der Schären-Familie zu erzählen, werden häufig Zeitsprünge in die Vergangenheit gemacht (meist in die 1970er und 80er Jahre). Interessant ist in diesem Kontext, dass diese Zeitsprünge – ebenso wie „River“ – im Blankeneser Treppenviertel spielen, wodurch ein schöner Querverweis zwischen „River“ und „Sea“ entsteht. Der Erzählton von „Sea“ ist distanziert bis lakonisch, woran man sich zunächst gewöhnen muss: Der Erzähler beschreibt Szenen nüchtern, häufig parataktisch. Dialoge zwischen den Figuren nehmen einen großen Raum ein, weshalb der Erzähler oft zurücktritt. Die Figuren bleiben durch den Rücktritt der Erzählinstanz stellenweise blass, was aber gleichzeitig zum Konzept der Trilogie gehört: Wie schon bei „River“ gibt es auch bei „Sea“ einen geheimen Protagonisten, der das Leben der anderen (menschlichen) Hauptfiguren beeinflusst: Bei „River“ ist es die Elbe, die sich an das Treppenviertel schmiegt; bei „Sea“ hingegen die Ostsee, die die schroffe Küste der Schäre umfließt. Im Fokus stehen daher weniger die Figuren als viel mehr die Gewässer, die diese Figuren umgeben und prägen. „Sea“ ist ein Roman, der in Bezug auf Figurenzeichnung, Grundidee und Erzählton ungewohnte Wege geht, wodurch er insgesamt eine interessante Lektüre ist.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Eine persiflierende Erzählung, die aufzeigt, wie es hinter einer bürgerlichen Fassade brodelt

Heinrich Grewents Arbeit und Liebe
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Inhalt: Heinrich Grewent führt ein beschauliches, ja fast spießbürgerliches Leben. Er ist gut situiert, eckt – privat und beruflich – wenig an und geht Konflikten durch wegduckendes Verhalten aus dem Weg. ...

Inhalt: Heinrich Grewent führt ein beschauliches, ja fast spießbürgerliches Leben. Er ist gut situiert, eckt – privat und beruflich – wenig an und geht Konflikten durch wegduckendes Verhalten aus dem Weg. Sein tägliches Brot verdient er bei der „Prosan Hygienepapier AG“. Mit der Arbeit, immerhin eine sichere Stelle, ist er eigentlich zufrieden – nicht mehr und nicht weniger. Doch zuletzt ist Grewent sorgenvoll: Seit längerer Zeit plant er einen Wandhalter für den Hygienetuch-Longseller „Prosan feucht classic“, doch plötzlich kommt ihm ein Kollege dazwischen, der ihm sein "Meisterstück" streitg machen möchte. Grewents bürgerliche Fassade bekommt Risse.

Persönliche Meinung: „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“, zuerst 1996 erschienen, ist eine Erzählung (ca. 130 Seiten) von Christoph Peters. Erzählt wird „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“ von einem allwissenden Erzähler. Inhaltlich ist der Name der Erzählung Programm: Während im ersten Teil – stellenweise minutiös – die betriebswirtschaftlich Arbeit Grewents beleuchtet wird, steht im zweiten Teil die Liebe im Fokus – zumindest so, wie Grewent sie definiert. Besonders der erste Teil ist persiflierend und nimmt das (klein-)bürgerliche Leben Grewents aufs Korn: Die bürokratischen Abläufe bei „Prosan“ werden ebenso überdeutlich-ironisierend geschildert wie die die Gedankenwelt Grewents, die sich nahezu ausschließlich um die Arbeit dreht, wodurch beides ins Lächerliche gezogen wird. Grewent beißt sich an seiner Wandhalter-Idee fest, sieht ihre (relative) Unwichtigkeit nicht und lädt die Idee maßlos auf. Dadurch mutiert sie zu einem Stein des Anstoßes, der Grewents fragiles psychisches Gleichgewicht aus der Balance bringt. Im Folgenden muss Grewent eine Bahnreise nach Hamburg antreten, passiert dabei das Mittelrheintal und Köln. Während der Fahrt kippt er völlig: Seine Wahrnehmung ist sexualisiert, sein Blick ist sexuell aufgeladen, Gewaltszenen aus seiner Kindheit/Jugend kommen hervor. Hinter der bürgerlichen Fassade brodelt es; was mühsam – vielleicht zwanghaft – durch die Fokussierung auf die Arbeit unterdrückt worden ist, bricht hervor. Das Ende der Erzählung ist offen. Die Leser*innen begleiten Grewent nur ein Stück weit, doch dieser kurze Weg zeigt eine Figur, die jederzeit implodieren kann: Die bürgerliche Fassade versteckt ein Monster. Der Erzählstil des Buches lässt sich flüssig lesen. Stakkatohafte Hauptsätze wechseln sich mit ineinander verflochtenen hypotaktischen Konstruktionen ab, die einerseits anschaulich sind, andererseits sezierend wirken, wodurch Grewents psychische Verfassung deutlich wird. Insgesamt ist „Heinrich Grewents Arbeit und Liebe“ eine schön geschriebene Erzählung, die anschaulich aufzeigt, wie es hinter einer (scheinbar) von Normalität geprägten Fassade brodeln kann.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Ein spannender und schön konstruierter Thriller

Teufelsnetz
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Inhalt: Nach einer Partynacht verschwinden zwei bekannte finnische Blogger spurlos. Eine PR-Aktion? Oder doch ein Verbrechen? Kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau, gekleidet in einem Manga-Kostüm ...

Inhalt: Nach einer Partynacht verschwinden zwei bekannte finnische Blogger spurlos. Eine PR-Aktion? Oder doch ein Verbrechen? Kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau, gekleidet in einem Manga-Kostüm und versehen mit einem seltsamen Mal, aufgefunden. Hängt der Tod der jungen Frau mit dem Verschwinden der Blogger zusammen? Um diesen Fall zu lösen, muss Kommissarin Jessica Niemi sich in zwielichtige Gefilde begeben und ein abgründiges Netzwerk entwirren.

Persönliche Meinung: „Teufelsnetz“ ist ein Thriller von Max Seeck. Nach „Hexenjäger“ ist es der zweite Band der Reihe um die Ermittlerin Jessica Niemi. Man kann „Teufelsnetz“ auch ohne Kenntnis des Vorgängers lesen und nachvollziehen. Allerdings beinhaltet „Teufelsnetz“ Spoiler zu „Hexenjäger“, weshalb man die Bände im Idealfall chronologisch lesen sollte. Erzählt wird „Teufelsnetz“ hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive von Niemi. Dies sorgt für einige spannende Momente, da Niemis Erzählperspektive Züge einer unzuverlässigen Erzählfigur aufweist. Durch ein traumatisches Ereignis in ihrer Kindheit leidet Niemi an einer Persönlichkeitsstörung, die sie öfter in eine mentale Vorstellungswelt führt. Daher gibt es während der Lektüre immer wieder Szenen, bei denen man sich (zunächst) nicht sicher ist, ob sie real oder eine mentale Vorstellung Niemis sind. Der Fall um die verschwundenen Blogger ist durchweg spannend. Ich möchte hier gar nicht zu viel verraten. Nur: Er ist vertrackt, sehr wendungsreich und schön konstruiert. Vieles ist dabei nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Außerdem endet der Thriller mit einem gut durchdachten Twist, wodurch die Identität der Täterfigur überraschend ist. Neben dem eigentlichen Fall spielt auch das Arbeits- und Privatleben der Figuren eine vergleichsweise große Rolle. Nach den Ereignissen von „Hexenjäger“ hat sich einiges verändert: So besitzt das Dezernat eine neue Hauptkommissarin, die es Niemi nicht leicht macht. Gleichzeitig haben nicht alle Beziehungen innerhalb des Teams die Ereignisse von „Hexenjäger“ schadlos überstanden. Der zusätzliche Fokus auf das Leben des Ermittlerteams nimmt zwar stellenweise etwas die Spannung aus der Handlung; gleichzeitig gewinnen die Figuren so aber an Tiefe und Dynamik. Der Schreibstil von Max Seeck lässt sich sehr flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Teufelsnetz“ ein spannender, schön konstruierter Thriller mit einem überraschenden Ende und einigen interessanten Figuren.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Ein eindrücklicher Wissenschaftsthriller

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Inhalt: Stromausfall: Die Ampeln funktionieren nicht mehr, kein Licht geht an, das Internet ist weg und Tankstellen können keinen Treibstoff mehr hochpumpen. Ein Problem, das meist lokal begrenzt ist und ...

Inhalt: Stromausfall: Die Ampeln funktionieren nicht mehr, kein Licht geht an, das Internet ist weg und Tankstellen können keinen Treibstoff mehr hochpumpen. Ein Problem, das meist lokal begrenzt ist und nach einer bestimmten Zeit wieder gelöst ist. Doch was passiert, wenn der Blackout nicht örtlich begrenzt ist? Wenn der Strom in ganz Europa ausfällt? Und ein Ende des Ausfalls nicht absehbar ist?

Persönliche Meinung: „Blackout“ ist ein Wissenschaftsthriller von Marc Elsberg. Erzählt wird „Blackout“ aus den Perspektiven von einer Vielzahl von Figuren, die an unterschiedlichen Handlungsorten agieren. So begleiten die Lesenden Privatpersonen, deren Alltag Kopf steht, Mitarbeiter von Atomkraftwerken, die versuchen, den Super-GAU zu vermeiden, Politikerinnen, die Krisenmanagement betreiben, und Ermittlerinnen von Europol, die die Urheber des flächendeckenden Stromausfalls ausfindig machen wollen. Durch diese verschiedenen Perspektivierungen werden die Auswirkungen eines länger andauernden Stromausfalls auf alle Lebensbereiche umfassend und anschaulich deutlich. Und das ist auch der Aspekt, der den Roman für mich so eindrücklich macht: Nach und nach – je länger der Stromausfall dauert – wird die Welt von „Blackout“ dystopischer. Die Menschen verrohen zunehmend, die Solidarität sinkt und die Anzahl der Verbrechen steigt; Landstriche drohen unbewohnbar zu werden. Insgesamt entsteht im Laufe der Handlung ein bedrückendes Szenario, das sich immer weiter steigert. Dadurch setzt bei der Lektüre unweigerlich ein beklemmendes Gefühl ein, das zu einem latenten Thrill führt, der sich durch die Handlung zieht. Der Plot von „Blackout“ setzt sich – grob gesagt – aus zwei Hauptelementen zusammen. Auf der einen Seite werden die verschiedenen Auswirkungen des Stromausfalls beleuchtet. Dabei werden auch eingehend „stromtechnische“ Informationen eingestreut (z.B. Stromwirtschaft, Stromkreislauf, Funktionsweise der AKWs). Stellenweise stören diese Informationen den Erzählfluss, insgesamt fand ich sie allerdings sehr interessant. Auf der anderen Seite dreht sich der Plot vergleichsweise stark um Pierre Manzano, ein ehemaliger Hacker, der in der Riege der Protagonisten die prominenteste Position einnimmt. Gemeinsam mit Europol versucht er, die Verantwortlichen ausfindig machen. Die Ermittlungen treten dabei lange auf der Stelle; der Durchbruch kommt dann allerdings relativ plötzlich und für mich etwas zu rasch und problemlos (aber das ist Meckern auf hohem Niveau). Die Premiumausgabe, die im Oktober 2021 erschienen ist, umfasst neben „Blackout“ noch Zusatzmaterial: fünf Essays von Experten (z.B. dem Präsidenten der Bundesnetzagentur), die sich „Blackout“ aus einer wissenschaftlichen Perspektive annähern, drei Rezepte zu Speisen, die man trotz Stromausfall zubereiten kann, ein Interview mit den Regisseuren der „Blackout“-Serie, Bilder der Serienverfilmung und „Black Hole“, eine ca. 50-seitige Kurzgeschichte, die zehn Jahre nach „Blackout“ spielt. „Black Hole“ folgt der Struktur eines klassischen Whodunnit, wobei zugleich Folgen des Blackouts eingestreut werden. Insgesamt ist „Blackout“ ein informativer Wissenschaftsthriller, der vor Augen führt, wie abhängig unser alltägliches Leben vom Strom ist (bzw. wie gefährdet unser Alltag ist, sollte der Strom länger ausfallen). Der Thriller zeichnet eine Dystopie, die potentiell gar nicht so weit von uns entfernt ist - und dadurch ist er eine sehr eindrückliche Lektüre.

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Veröffentlicht am 25.12.2021

Ein spannender Adventskalender, dessen Ende aber etwas ernüchternd ist

Der magische Adventskalender
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Inhalt: Ravenhagen. Seit einiger Zeit ist Jonas nicht ganz er selbst. Er ist mit den Gedanken nicht bei der Sache, ist ruppig, zieht sich häufig zurück und will allein sein. Doch am 1. Dezember findet ...

Inhalt: Ravenhagen. Seit einiger Zeit ist Jonas nicht ganz er selbst. Er ist mit den Gedanken nicht bei der Sache, ist ruppig, zieht sich häufig zurück und will allein sein. Doch am 1. Dezember findet er im Rinnstein vor dem Haus, in dem er mit seinem Vater und seiner Schwester wohnt, einen seltsamen Holzkasten, der sich bei genauerem Hinsehen als Adventskalender entpuppt. Dessen aufwendig gestaltete Türchen lassen sich, wie Jonas schnell feststellt, aber nicht ohne Weiteres öffnen: Jedes Türchen besitzt ein Symbol, das auf eine ganz bestimmte Person aus Ravenhagen verweist. Nur diese kann das jeweilige Türchen öffnen. Um das Geheimnis des Adventskalenders zu lösen, muss Jonas diese Personen finden und mehr als einmal über seinen Schatten springen.

Persönliche Meinung: „Der magische Adventskalender. Eine Kindergeschichte in Zeiten der Kälte“ ist ein literarischer Adventskalender von Jan Brandt. Der Roman ist in 24 Kapitel unterteilt, sodass man jeden Dezembertag bis Weihnachten ein Kapitel lesen kann. Erzählt wird der Roman von einem allwissenden Erzähler, der Jonas auf seiner Suche nach dem Geheimnis des Adventskalenders begleitet. Ravenhagen, der Ort in dem „Der magische Adventskalender“, ist schön dargestellt. Es handelt sich um eine Kleinstadt, der eine atmosphärische Patina anhaftet und deren Bewohner – mit ihren Marotten, Vorlieben und Berufen – erscheinen, als wären sie aus der Zeit gefallen. Jedes Kapitel beinhaltet eine schwarz-weiß-blaue Illustration von Daniel Faller, die diese entrückte Atmosphäre Ravenhagens sehr gut auffängt. Der Roman ist außerdem durchweg spannend, was vor allem an den vielen kleinen und großen Geheimnissen liegt, die sich innerhalb der Handlung finden. Wer ist mit den Symbolen auf den Türchen gemeint? Woher stammt der Adventskalender? Welche Botschaft verbergen die Schokoladen-Buchstaben, die hinter jedem Türchen warten? Was schlummert noch in dem Kalender? Für zusätzliche Spannung sorgen einzelne mysteriöse Figuren, die Jonas auf seiner Reise trifft und deren wahre Absichten im Dunkeln liegen. Außerdem treten, je weiter der Roman voranschreitet, verstärkt Elemente des magischen Realismus in die Handlung hinein. Das Ende des Romans hat mich allerdings etwas zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits wird hier die große Frage nach der Herkunft des Adventskalenders behandelt, es besitzt eine schöne Botschaft und ist insgesamt auch sinnig. Andererseits bleiben viele Antworten – besonders diejenigen, die den magischen Charakter des Adventskalenders betreffen – vage. Klar, es muss nicht immer alles hieb- und stichfest beantwortet werden und oft reizen Geschichten gerade wegen ihrer Offenheit. Hier führten die vielen vagen Antworten/offenen Fragen aber für mich eher dazu, dass die Handlung nicht völlig rund und stimmig ist. Zuletzt bin ich auch unschlüssig, ob sich „Der magische Adventskalender“ tatsächlich als „Kindergeschichte“, wie der Untertitel ankündigt, eignet. So lässt sich der Roman einerseits flüssig lesen, ist inhaltlich auch für Kinder/Jugendliche spannend und spielt durch seinen Protagonisten in ihrer Lebenswelt. Gleichzeitig ist er aber durch den Hang zum magischen Realismus und den vagen Antworten vergleichsweise komplex. Auch die stimmungsvollen, wirklich tollen Illustrationen von Daniel Faller sprechen vielleicht eher Erwachsene an. Insgesamt ist „Der magische Adventskalender“ ein spannender Roman mit einer interessanten Ausgangslage und einem atmosphärischen Handlungsort, dessen Ende allerdings für mich zu viele Fragen offen ließ.

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