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Veröffentlicht am 28.04.2020

Ein Dämon mit Gefühl

Akuma
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Inhalt: Die Schriftstellerin Kjara verbirgt seit ihrer Kindheit ein Geheimnis: Sie ist die Wirtin des Dämons "Akuma", der öfter die Kontrolle über sie übernimmt, um diejenigen zu jagen, die Kjaras Familie ...

Inhalt: Die Schriftstellerin Kjara verbirgt seit ihrer Kindheit ein Geheimnis: Sie ist die Wirtin des Dämons "Akuma", der öfter die Kontrolle über sie übernimmt, um diejenigen zu jagen, die Kjaras Familie Leid zugefügt haben. Doch als sich abzeichnet, dass die Beziehung mit ihrem Freund Erik ernster wird, entscheidet Kjara sich für einen drastischen Schritt: Ein Pfarrer soll ihr Akuma austreiben.

Persönliche Meinung: Zwar liest sich der Inhaltsteaser von "Akuma" wie ein Horrorfilm in der Tradition von "Der Exorzist", doch er geht weit darüber hinaus. Nicole Siemer geht hier einen interessanten neuen Weg: Akuma ist nicht nur der mordlüsterne und abgrundtief böse Dämon, der seinen Wirt unterjocht. Er hat zugleich Gefühle, ein Gewissen und eine eigene Hintergrundgeschichte. Auch die Charakterzeichnung Kjaras ist sehr gut gelungen: Sie ist unperfekt, irgendwie verpeilt und dadurch sympathisch. Die Handlung entfaltet sich auf drei Zeitebenen: Die Gegenwartshandlung um Erik und Kjara, eine kürzerer vergangener Handlungsstrang, der die Vereinigung von Kjara mt Akuma thematisiert, und ein Handlungsteil, der vor Äonen spielt und Akumas Jugendjahre in der Hölle abdeckt. Der Erzählstil ist sehr flüssig und lässt sich problemlos lesen. Besonders der Mittelteil sorgte für Spannung, wie Thriller-Leser es gewohnt sind. Gerade zu Beginn des Romans finden sich allerdings teilweise sehr realistisch und explizit beschriebene Darstellungen von Gewalt mit recht viel Blut, sodass der Thriller eventuell nicht für jeden geeignet ist. (Damit geht die Autorin allerdings bemerkenswert ehrlich um: Am Beginn des Buches finden sich Trigger-Hinweise.) Akuma ist ein Dämon der besonderen Art und bin gespannt, ob wir ihn nochmal lesen dürfen!

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Ein Krimi mit interessanten Nebenfiguren

Der gute Cop
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Vorab: „Der gute Cop“ ist chronologisch der zweite Band um den Superintendent MacNeice. Der erste Band „Erasing Memory“ ist (noch?) nicht auf Deutsch erschienen.

Inhalt: Superintendent MacNeice, der titelgebende ...

Vorab: „Der gute Cop“ ist chronologisch der zweite Band um den Superintendent MacNeice. Der erste Band „Erasing Memory“ ist (noch?) nicht auf Deutsch erschienen.

Inhalt: Superintendent MacNeice, der titelgebende „gute Cop“, hat in diesem Fall alle Hände voll zu tun. Zuerst liefern sich zwei Bikergangs eine Schießerei, wobei sieben Leichen zurückbleiben; dann werden beim Bau eines maritimen Museums im Hafen von Dundurn noch sechs Leichen gefunden – vier davon einbetoniert. Als wäre das nicht alles schon genug, beginnt ein Killer seine Serie. Seine Opfer: junge Frauen. Wie hängen diese Fälle miteinander zusammen? Und: Welche Rolle spielen die lokalen Betonbauunternehmer?

Persönliche Meinung: Wie der kurze Inhaltsteaser schon andeutet, ist die Handlung von „Der gute Cop“ sehr dicht und vielschichtig. Zu einem großen Teil wird Scott Thornley dem selbstgesetzten Anspruch auch gerecht. So ist der eine, größere Handlungsstrang wendungsreich, spannend und überraschend. Der zweite Handlungsstrang hingegen plätschert eher dahin und endet recht konfliktlos und unspektakulär. Eine große Stärke des Krimis ist die Zeichnung der Nebencharaktere: Noch der kleinste, unwichtigste Charakter hat eine spezielle Eigenheit, irgendeinen Tick, der ihn oder sie besonders macht. Zusätzlich dazu haben viele der Nebenfiguren eine gewisse Komik, die mich zum Schmunzeln gebracht hat. Etwas blass hingegen blieb für mich der Protagonist MacNeice (diese Blässe kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich den ersten Band noch nicht gelesen habe). Er hat zwar einige unorthodoxe Ermittlungsmethoden, allerdings nahmen sie kaum Raum ein. Gut gefiel mir aber der Erzählstil. Er changierte zwischen Komik, Ironie und Melancholie. Insgesamt war es eine spannende und interessante Lektüre, die vor allem durch die vielschichtige Handlung und die „komischen“ Nebencharakter besticht. Vom Superintendent hätte ich mir allerdings – auch vom Klappentext her – mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Das Wandern als philosophischer Weltzugang

Die Kunst des stilvollen Wanderns – Ein philosophischer Wegweiser
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"Die Kunst des stilvollen Wanderns" von Stephen Graham, ein britischer Journalist und Globetrotter, erschien zuerst 1926. Das Werk erscheint zunächst als Ratgeber für Wanderlustige. So erklärt Graham beispielsweise, ...

"Die Kunst des stilvollen Wanderns" von Stephen Graham, ein britischer Journalist und Globetrotter, erschien zuerst 1926. Das Werk erscheint zunächst als Ratgeber für Wanderlustige. So erklärt Graham beispielsweise, welche Stiefel und Rucksäcke für das Wandern geeignet sind, welche Marschlieder man singen sollte, ob man Bücher und Tabak mit sich führen sollte. Vieles von dem, was Graham ausführt, ist knapp 100 Jahre nach Erstveröffentlichung überholt - dennoch ist es aus einer historischen Perspektive interessant zu sehen, wie früher an das Wandern herangegangen worden ist. Vieles bringt die heutigen Leser*innen zum Schmunzeln. Dazu trägt auch der süffisante und humorvolle Schreibstil Grahams bei, der immer wieder Anekdoten und Zitate aus literarischen Klassikern anführt. "Die Kunst des stilvollen Wanderns" ist zudem viel mehr als ein einfacher, technischer Wanderratgeber: Graham versteht das Wandern als eine Art philosophischen Zugang zur Welt- und Selbstsicht (v.a. im Kapitel "Aufbruch" und "Die Kunst des Müßiggangs"). Wandern wird hier verstanden als eine Art der Entschleunigung, des Loslassens der alltäglichen Zwänge und des Erkennens des ästhetisch Schönem - diese Botschaft ist der Grund, warum "Die Kunst des stilvollen Wanderns" auch heute noch Relevanz und Aktualität besitzt.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Magische Freundschaften sind kompliziert

Die Magier von Paris
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Inhalt: Seit mehreren Jahren sind die beiden mächtigen Magierfamilien Delune und Belleson verfeindet. Als die beiden Familenoberhäupter, die zugleich die Väter der beiden Protagonisten Claire Delune und ...

Inhalt: Seit mehreren Jahren sind die beiden mächtigen Magierfamilien Delune und Belleson verfeindet. Als die beiden Familenoberhäupter, die zugleich die Väter der beiden Protagonisten Claire Delune und Rafael Belleson sind, ohne Vorwarnung am selben Tag verunglücken, liegt es an Claire und Rafael, diese Feindschaft aufrechtzuerhalten. Doch plötzlich betritt ein weiterer mächtiger Magier die Bühne, der nichts Gutes im Schilde führt. Claire und Rafael müssen ihr Kriegsbeil begraben, um den Magier stoppen zu können.

Persönliche Meinung: "Die Magier von Paris" lässt sich aufgrund des einnehmenden Schreibstils sehr gut lesen. Die Handlung ist in sich schlüssig und abgeschlossen. Spannung wird vor allem durch die Frage nach dem unbekannten Magier und der Feindschaft bzw. dem Unfall der beiden Väter erzeugt. Diese Fragen werden schrittweise schön durch kurze Rückblenden beantwortet. Super haben mir auch die vielen magischen Requisiten und Bräuche gefallen, die mal etwas Neues im Genre waren. Insgesamt ist "Die Magier von Paris" ein magisch-schönes Fantasybuch!

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Veröffentlicht am 06.03.2020

"Ich weiß, wer du bist"

Wie viele willst du töten
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Inhalt: Vor 14 Jahren kidnappte ein Serienmörder die damals jugendliche Ellery Hathaway. Sie konnte allerdings als einziges Opfer vom FBI-Agenten Reed Markham befreit werden. Mittlerweile arbeitet sie ...

Inhalt: Vor 14 Jahren kidnappte ein Serienmörder die damals jugendliche Ellery Hathaway. Sie konnte allerdings als einziges Opfer vom FBI-Agenten Reed Markham befreit werden. Mittlerweile arbeitet sie in einem kleinen Ort als Polizistin. Obwohl dort niemand von ihrer Vergangenheit weiß und sie sich so weit wie möglich abschottet, bekommt sie seit drei Jahren anonyme Geburtstagskarten. Zeitgleich verschwindet jährlich, wenn ihr Geburtstag näher rückt, ein Mensch aus ihrem Wohnort. Hathaway sieht darin das Muster eines Serienmörders, doch keiner will ihr glauben. Es bleibt ihr nur noch eine Möglichkeit: Sie wendet sich an Reed Markham.
Persönliche Meinung: Insgesamt handelt es sich um einen soliden Krimi mit Thriller-Elementen. Es gibt einerseits die klassische Ermittlungsarbeit, andererseits aber auch falsche Fährten und Vieles, das nicht so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Thriller-Elemente beschränken sich weitgehend auf die Bedrohlichkeit der Situation für Ellery (Menschen aus ihrem weiteren Umfeld verschwinden, anonyme Nachrichten), ohne dass allzu blutige Szenen eingebaut werden. Dadurch ist die Handlung auch durchweg spannend. „Wie viele willst du töten“ lässt sich außerdem sehr flüssig lesen und ist fesselnd geschrieben. Schade fand ich allerdings die Aufdeckung des Täters. Diese war für mich – aus Gründen, die ich hier zwecks Spoiler-Vermeidung nicht nennen kann – dann doch etwas zu offensichtlich und daher wenig überraschend. Dieser Punkt sollte allerdings nicht vom Kauf abschrecken. Ansonsten hat mir „Wie viele willst du töten“ nämlich vor allem aufgrund der Spannungskurve und den kleinen Geheimnissen, die aufgedeckt werden, sehr gut gefallen!

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