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Veröffentlicht am 18.07.2018

Hey – was ist so schlimm daran, das Richtige zu tun?

Dr. Knox
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„Hey – was ist so schlimm daran, das Richtige zu tun?“ [169]
Genau mit dieser Frage sieht sich der Protagonist Dr. Knox in dem Roman von Peter Spiegelman konfrontiert.
„Adam Knox, Doktor der Medizin. ...

„Hey – was ist so schlimm daran, das Richtige zu tun?“ [169]
Genau mit dieser Frage sieht sich der Protagonist Dr. Knox in dem Roman von Peter Spiegelman konfrontiert.
„Adam Knox, Doktor der Medizin. Geboren und aufgewachsen in Lakeville“ besuchte eine „schicke Uni in Providence“ und lernte danach bei „Doctors Transglobal Rescue“ einige „Dreckslöcher dieses Planeten kennen“. [131]
Die Menschen sind ihm wichtig [282] und deshalb betreibt er eine kleine Klinik und behandelt jeden der ihn bezahlen kann und nicht ins Krankenhaus möchte.
Adam Knox ist überzeugt immer das Richtige zu tun, auch wenn er von vielen Seiten eindringliche Warnhinweise und Ratschläge bekommt. „Ich finde jedenfalls, du solltest Lydia grünes Licht geben und sie das Jugendamt anrufen lassen.“ [125] Er ignoriert dies aber komplett und muss sich anhören, dass er auf seinem Arztgebiet eine Koryphäe ist, aber ansonsten seinen eigenen – steinigen – Weg geht. „Was das Urteilsvermögen bei allem anderen betrifft, bin ich mir nicht so sicher.“ [112]
Da Knox in seinen Augen immer das Richtige tut, zieht er mehr und mehr Menschen in den von ihm verursachten Strudel der Gewalt mit hinein. So sagt sein Kumpel Ben Sutter: „Du jonglierst mit Kettensägen, Bruder, und zwingst mich auch damit zu jonglieren.“ [298]
Der Autor Spiegelman zeichnet eine perfekte Welt rund um Adam Knox. Ihm zur Seite steht Sutter, mit dem er auch einige Spezialaufträge durchführt. Ohne diesen Charakter wäre das Buch nicht so spannungsgeladen. Bereits ab der ersten Seite fesselt den Leser die Welt in der sich der Doktor befindet. Der Protagonist ist sympathisch, der Schreibstil gut und das Buch lässt sich sehr gut lesen. Der Roman bietet alles was man braucht, um sich gut unterhalten zu fühlen. Gerade das große Potpourri an Themen, wie dem Einsatz im Bürgerkriegsgebiet, Prostitution, Macht, Geld, Gier und Leid und deren geschickte Kombination und Verflechtung zu einem fesselnden Strang machen dieses Buch zu einem unterhaltsamen Werk.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Gute Nacht

Gute Nacht, Gorilla!
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Der Wärter Joe ist auf seinem Rundgang und sagt den Tieren gute Nacht. Er merkt dabei nicht, dass der Gorilla ihm seine Schlüssel klaut und allen Tieren, denen er eine schöne Nacht wünscht, frei lässt; ...

Der Wärter Joe ist auf seinem Rundgang und sagt den Tieren gute Nacht. Er merkt dabei nicht, dass der Gorilla ihm seine Schlüssel klaut und allen Tieren, denen er eine schöne Nacht wünscht, frei lässt; nur damit alle in des Zoowärters Haus schlafen können.
Was man mit minimalstem Text alles vorlesen, variieren, neu entdecken kann, hat man diesem sehr schönen, detailreichen Kinderbuch zu verdanken. Auch nach dem x-ten Mal Lesen bleibt der Spaß für Groß und Klein erhalten. Mal erzählt man die Geschichte aus der Sicht der Tiere, des Gorillas oder aber verfolgt einfach nur den Ballon, der sich auf den Seiten versteckt.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Blick auf die Dunkelheit

Splitterfasernackt
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Lilly Lindner schildert in ihrem autobiografischen Debütroman den an ihr begangenen sexuellen Missbrauch als 6 Jährige, die daraus resultierende Magersucht und schließlich das Leben als Prosituierte in ...

Lilly Lindner schildert in ihrem autobiografischen Debütroman den an ihr begangenen sexuellen Missbrauch als 6 Jährige, die daraus resultierende Magersucht und schließlich das Leben als Prosituierte in einem Bordell.

Sollte man eine Autobiografie bewerten, rezensieren? Wie kann man sich in diesen Tatsachenbericht, in diese Welt sich einbringen?
Mir persönlich fällt es schwer, das Beschriebene zu bewerten. Dies überlasse ich diesmal dem Feuilleton-Team der FAZ (siehe Link).

Was mich an diesem Buch jedoch wirklich begeistert hat. Der grandiose Schreibstiel und die Prosa, welche die Autorin an die Welt legt.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/lilly-lindner-splitterfasernackt-ohne-maenner-ist-es-im-bordell-ganz-gemuetlich-11496490.html

Veröffentlicht am 25.05.2018

Wie die Klassiker der amerikanischen Literatur

Fremdes Land
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Weldon Holland ist ein junger Amerikaner und zugleich der Protagonist in James Lee Burkes „Fremdes Land“. Burke nimmt den Leser mit nach Texas des Jahres 1934.

Monotonie begleitet Weldons Leben im ländlichen ...

Weldon Holland ist ein junger Amerikaner und zugleich der Protagonist in James Lee Burkes „Fremdes Land“. Burke nimmt den Leser mit nach Texas des Jahres 1934.

Monotonie begleitet Weldons Leben im ländlichen Texas. Der zweite Weltkrieg kommt wie gerufen und dort kann Weldon zum Held aufsteigen. Er befreit Rosita, eine Jüdin aus Deutschland, reist später zurück nach Amerika und heiratet sie. Das Ölgeschäft boomt und gemeinsam mit seinem alten Kriegskamerad Herschel steigt er dort ein. Doch der Erfolg bringt auch Neider.

Burke schreibt bildgewaltig und atmosphärisch. Alles wirkt sehr lebendig. Die Hauptfiguren werden sehr eindrucksvoll herausgearbeitet. Keins seiner Wörter ist zu viel. Und genau das macht den Roman zu einem wunderbaren Meisterwerk. Der Autor Burke verknüpft Gut gegen Böse mit den Themen rund um das Gangsterpaar Bonnie & Clyde, dem zweiten Weltkrieg und dem Ölboom.

Fazit
Bildgewaltig. Wie die großen Klassiker der amerikanischen Literatur. Lesen!

Veröffentlicht am 17.05.2018

Lebendige Märchen

Der Fluch des Erlkönigs
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Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Goethes Erlkönig, wo der Erlkönig das Kind mit in sein Reich holen möchte und offeriert, sich dort von seinen Töchtern verwöhnen zu lassen. Der Ausgang ist klar: ...

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Goethes Erlkönig, wo der Erlkönig das Kind mit in sein Reich holen möchte und offeriert, sich dort von seinen Töchtern verwöhnen zu lassen. Der Ausgang ist klar: TOD.
Bei dem Buch „Der Fluch des Erlkönigs“ der Autorin Carola Wolff diente die Ballade Goethes als Rahmenhandlung und wurde ansprechend umgesetzt. Auch finden sich immer wieder Verweise, Anspielungen zum Original. Der Schreibstil ist flüssig. Auch wirkt das Buch als Gesamtkomposition. Das faszinierende Cover und die blauen Seiten tragen natürlich auch dazu bei.
Wie bringt man den Zorn einer Erlkönigin gegen sich auf? Man baut ein Hotel in ein abgelegenes Waldgebiet. Genau das hat der Baulöwe Harry Kaiser vor. Immer größer und schöner müssen seine Projekte sein. Dabei vernachlässigt er seine Kinder, die auch von der Schwiegermutter nicht die nötige Anerkennung bekommen. Da Finn, sein ältester Sohn, lieber malen/zeichnen möchte, sein Vater dies nicht akzeptieren möchte, ist es nicht verwunderlich, dass Finn sich den Naturschützern anschließt und schließlich der verlockende Stimme der Erlkönigin erliegt.

Fazit
Modern, packend, spannend und mit lauter guten Einfällen, voller Phantasie, so dass man das Buch regelrecht verschlingen möchte.