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Veröffentlicht am 12.07.2021

Manipulation?

Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben
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„Die Morgenröte […] wollen einen Riss in der Gesellschaft. Die Leute sollen nicht miteinander reden, die Gewalt soll eskalieren.“ [232]
Es ist ein politischer Roman, der das aktuelle Geschehen gut zusammenfast, ...

„Die Morgenröte […] wollen einen Riss in der Gesellschaft. Die Leute sollen nicht miteinander reden, die Gewalt soll eskalieren.“ [232]
Es ist ein politischer Roman, der das aktuelle Geschehen gut zusammenfast, präzisiert und dadurch mit einer guten Grundidee glänzt. Darüber hinaus werden Parallelen zur Vergangenheit gezogen - „eine Neuauflage der SA.“ [392] – und in den Verlauf der Geschichte mit eingearbeitet. Vieles kommt einem aus unserer Zeit bekannt vor. Die aktuellen Themen der Gesellschaft rund um den Globus werden angesprochen und skizziert.
„Die Wolfsbrut ist Ziffers Trollarmee. Deren Aufgabe ist es, im Internet Follower zu sammeln, Fake News zu verbreiten, zu manipulieren und die Regierungsübernahme durch die Morgenröte vorzubereiten.“ [233]
„Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben“ von Noah Richter gliedert sich in drei große Abschnitte: Aufbruch, Aufstand und Angriff. Der Schreibstil ist frisch, gut verständlich und man kommt schnell voran. Auch wenn ich es interessant finde wie alles in dem Internet-Zeitalter ineinandergreift, dass einer Bewegung Bühne durch Medien gegeben wird, welchen Einfluss Influencer wirklich haben können, welche Aufgabe die Gesellschaft hat – „Unser Gewissen, unsere Moral, unser Mitgefühl.“ [413], so bin ich doch von den Charakteren in diesem Roman enttäuscht. Diese bleiben ziemlich blass und unnahbar. Man wird nicht wirklich warm mit ihnen, sind sie doch zu austauschbar.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Vendetta

Rupert undercover - Ostfriesische Jagd
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„Rupert undercover - Ostfriesische Jagd“ von Klaus-Peter Wolf ist nicht nur der zweite Auftrag für Frederico Müller-Gonzáles, ich meinte natürlich Rupert, sondern auch meine zweite Begegnung mit ihm als ...

„Rupert undercover - Ostfriesische Jagd“ von Klaus-Peter Wolf ist nicht nur der zweite Auftrag für Frederico Müller-Gonzáles, ich meinte natürlich Rupert, sondern auch meine zweite Begegnung mit ihm als Protagonist in seiner eigenen Reihe. Damit man entspannt liest und auch Ruperts Aktionen versteht, sollte man den ersten Band vorher gelesen haben.
Rupert ist einzigartig. Das betrifft seine ganze Art und Weise. Man kann schon sagen, dass man dies lieben sollte. Sehr treffend finde ich folgende Aussage, verdeutlicht sie doch prima was nicht nur seine Kollegen, sondern auch die Leserinnen zu erwarten haben: „Rupert war der bunte Fleck im manchmal so grauen Polizeialltag.“ [193]
Der Schreibstil ist flüssig, Rupert blüht regelrecht auf und vieles kommt mit einer ordentlichen Brise Humor daher. Sein Charakter ist für Überraschungen gut. Es ist leicht und locker zu lesen. Langweilig wird es nicht, auch wenn manche Stellen sich etwas ziehen. Trotzdem ist auch genug Spannung vorhanden.
„Ich mache es, weil ein Mann einfach tun muss, was ein Mann eben tun muss. […] Schon klar. Und normalerweise sagt ihm seine Frau dann, was das genau ist.“ [13]
Der Krimi ist, wie auch sein Vorgänger, etwas anders und hebt sich damit auch von der Masse ab. Wenn man sich als Leser
in darauf einlässt, dann wird man ordentlich Spaß mit Rupert haben.
„Nein, er war als Polizist nie bestechlich gewesen. Aber als Gangsterboss Frederico Müller-Gonzáles unterlag er anderen Regeln. “ [35]

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Der Tod von Göttern

Die Götter müssen sterben
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„Und doch feierten die Amazonen, immer wieder, jedes Jahr. Sie feierten, weil die Toten nicht besser geehrt werden können als mit dem Leben.“ [55]

Für diesen Dark-Fantasy-Roman geht man am besten so vor:
1. Sich ...

„Und doch feierten die Amazonen, immer wieder, jedes Jahr. Sie feierten, weil die Toten nicht besser geehrt werden können als mit dem Leben.“ [55]

Für diesen Dark-Fantasy-Roman geht man am besten so vor:
1. Sich mit der griechischen Mythologie beschäftigen
2. Das Nachwort der Autorin lesen
3. Die Geschichte genießen
Die ganzen Götter, die verschiedenen Perspektiven aus denen die Geschichte geschildert wird, können einen leicht aus dem Tritt bringen. Es erfordert Konzentration, denn Nora Bendzko präsentiert mit „Die Götter müssen sterben“ eine durchaus komplexe und sehr bildgewaltige Welt. Man taucht tief ein, fühlt sich, als liefen die Filme „300“ oder „Troja“ vor dem geistigen Auge ab. Mir gefällt die Protagonistin Areto sehr. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der Fokus noch mehr auf ihr, bzw. ihrer Sicht/ Perspektive liegt.
„Manchmal ist es so schlimm, dass ich glaube, ich will nicht mehr leben. Doch dann ich auch zu traurig zum Sterben.“ [229]
Schatten, „so nannte Areto also ihre Krankheit. Es war schockierend, zu sehen, wie er sie verzehrte.“ [261]
Durch diese Beschreibung, dass Areto unter Depressionen leidet, wirkt alles sehr authentisch. Es ist wie im echten Leben. Insgesamt sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet. Dabei geht Bendzko eindrucksvoll und auch mit einem sensiblen Blick vor. Wenn man das Nachwort der Autorin gelesen hat, bekommt man gleich eine andere Sichtweise auf diesen Roman.
„Die Quellen sind voll mit überzogenen Ideen, von männerfeindlichen Barbarinnen, [ … die] oft in modernen Interpretationen, androgyne Lesben sind. Vieles habe ich angezweifelt und neu interpretiert. So gibt es offensichtlich Männer und weitere Geschlechter in meinem Amazonenland.“ [489 f.]
Ich finde die Umsetzung des Romans sehr gelungen. Die Gedanken dahinter, die Ausführungen, gefallen mir.
„Iphito war vielseitig und dadurch weder Frau noch Mann. […] Sier gehörte zu den Jüngsten, die Hippolyte unterstanden.“ [52 f.]
Das Tempo, die actionreichen Szenen, die besonders bildgewaltig zu den Leser*innen transportiert werden, gefallen mir außerordentlich gut. Die Szene in der Unterwelt mit Unterwelt hat es mir angetan. Das war fantastisch.
„Aus den alten Geschichten waren sie gestiegen und nach Athen gekommen, blutgebadet, Tod verheißend. Es hatte keine Mauern und Helden mehr gegeben, um sie weiter aufzuhalten. Sie sind hier.“ [26]
„Die Götter müssen sterben“ ist kein Buch, welches man einfach mal so liest. Man muss sich Zeit nehmen. Dafür wird man mit einer tollen Geschichte belohnt.
Einen sehr interessanten Artikel von Bendzko zum Thema divers schreiben findet man bei tor-online: https://www.tor-online.de/feature/buch/2021/05/divers-schreiben-nicht-weisse-fantasy-figuren/

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Veröffentlicht am 31.05.2021

verschwundenen Unterweltlerinnen

Underworld Chronicles - Verflucht
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Detroit kann schon mal ein heißes Pflaster sein. Vor allem, wenn man Bekanntschaften mit gefährliche Kreaturen macht und sich in einer Situation befindet, die man sich in seinen kühnsten Träumen so nicht ...

Detroit kann schon mal ein heißes Pflaster sein. Vor allem, wenn man Bekanntschaften mit gefährliche Kreaturen macht und sich in einer Situation befindet, die man sich in seinen kühnsten Träumen so nicht ausgemalt hätte.

„Nora Jacobs. Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten“ und eine „Hauptzeugin im Fall der verschwundenen Unterweltlerinnen“ [71] ist die Protagonistin in „Underworld Chronicles – Verflucht“ von Kelly Oram.

Temporeich und mit einem angenehm zu lesenden Schreibstil taucht man schnell in eine abenteuerliche Unterwelt ab. Nora gefällt als Charakter und fällt auch auf – erst durch ihr Handeln und anschließend auch optisch. Sie ist taff, bringt nicht nur die Charaktere im Buch zum Schmunzeln, sondern ist auch schlagfertig. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal ist ihr Handeln nicht ganz logisch oder einfach nicht ganz begreifbar. Mehr Seiten in dem Roman wären für die Tiefe der Handlung und der Charaktere wünschenswert, aber so bliebt es ziemlich knackig und man fliegt sehr schnell durch die Seiten.

„Ich weiß nicht genau, was es über mich aussagt, dass ich in diese düstere neue Welt besser zu passen scheine als in meine eigene, aber darüber werde ich ein anderes Mal nachdenken.“ [208]

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Natürlich bleiben ein paar Fragen übrig, die dann hoffentlich im nächsten Band beantwortet werden.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Lyrisch und intensiv geschrieben

Thérèse und Isabelle
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"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc ist ein literarisches Werk, in dem die Autorin ihre Gedanken zur Leidenschaft und Einsamkeit aufgegriffen und verarbeitet hat.
„Ich habe gesehen, welch ein Graben ...

"Thérèse und Isabelle" von Violette Leduc ist ein literarisches Werk, in dem die Autorin ihre Gedanken zur Leidenschaft und Einsamkeit aufgegriffen und verarbeitet hat.
„Ich habe gesehen, welch ein Graben zwischen dem Leben, das ich führe und der Erotik des Buches liegt, das ich schreibe.“ [74]
Lyrisch, teils poetisch, aber immer sprachgewaltig, beschreibt die Autorin die Beziehung zwischen den beiden Schülerinnen, den Protagonistinnen. Leduc geht für die damalige sehr direkt mit dem Thema der weiblichen Sexualität um. Dabei wirft sie viele Fragen auf und die Leser*innen werden in das Gedankenspiel mit einbezogen.
„Warum kann ich mich nicht vertausendfachen und mich ihr tausendfach schenken? Ich bin nur ich selbst. Das ist zu wenig. Ich bin kein Wald.“ [24]
Die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit spiegelt sich in diversen Stellen des Romans wieder.
„Wir waren ernst, gefasst, wir waren ein offizielles Paar ohne Vergangenheit, ohne Zukunft.“ [33]
Besonders das Nachwort erhellt und beeindruckt. Hier erfährt man etwas über den Austausch der Gedanken mit Simone de Beauvoir. Das ist sehr lesenswert und gibt tiefere Einblicke.
Das Werk ist nicht immer leicht zu lesen, erfordert Aufmerksamkeit.

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