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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2020

frustrierend und doch so menschlich

Normale Menschen
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Wir begleiten Connell und Marianne durch ihre letzten Jahre an der Schule und ihre Zeit an der Universität. Obwohl sie nie wirklich offiziell eine Beziehung führen, finden sie auf ungewollte Wege immer ...

Wir begleiten Connell und Marianne durch ihre letzten Jahre an der Schule und ihre Zeit an der Universität. Obwohl sie nie wirklich offiziell eine Beziehung führen, finden sie auf ungewollte Wege immer zueinander. Die Geschichte der beiden springt in unregelmäßigen Zeitabständen vorwärts. Mal vergehen Tage, Wochen oder gar Monate bis sie sich wiedersehen, doch jedes erneute Aufeinandertreffen ist so intensiv und innig. Es wird nicht viel gesagt und doch besteht eine unausgesprochene Intimität und ein Verständnis für den jeweils anderen.

Der holprige und ungewisse Übergang von Schule zur Uni wird hier deutlich. Die Dynamik zwischen den beiden verändert sich mit dem Umfeld und den sozialen Kreisen in denen sie sich wiederfinden. Es besteht der Druck das soziale Umfeld beeindrucken zu müssen und den Erwartungen der Gesellschaft gerecht werden zu müssen. Vieles lassen sie ungeklärt stehen, es kommt zu Misskommunikation oder gar keiner und doch ist dies etwas, was ihre Beziehung so real und echt macht. Die Autorin lässt teils tief in die Psycho blicken. Verängstigt, verstört, depressiv und ziemlich traurig geht es in den Köpfen von Connell und Marianne zu, und wir sehen auch, welchen Einfluss sie aufeinander haben und wie dieser ihre Entscheidungen bewusst und auch unbewusst prägt.

Die Beziehung spielt eine zentrale Rolle in diesem Roman, doch die Autorin lässt ihre Charaktere auch Klassengesellschaften auseinandernehmen. In gewisser Weise wirken die dazwischen gequetschten Zeilen über Klasse und Integrität prätentiös, denn es fehlt mir an Kontext, um diese scheinbar politisch reflektierten Stimmen Glauben schenken zu können. Die Nebencharaktere sind ziemlich flach. Ihr flüchtiges Auftreten dient lediglich dazu, den Protagonisten noch mehr schlechte Eigenschaften zuschreiben zu können.

Etwas was ziemlich irritierend beim Lesen war, ist die Abwesenheit von Anführungszeichen bei den Dialogen. Es machte ein wenig Mühe herauszulesen, was nun innerer Monolog oder ausgesprochener Gedanke ist. Gleichzeitig zwang es mich dazu mich den sporadischen einfachen Sätzen noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um Sinn und Wirkung der ausgewählten Worte näher zu kommen. Vielleicht war es aber auch so gedacht, dass Kommunikation eben Mühe verlangt, oder aber so, dass das Leben eben chaotisch ist.

Die beiden sind mir nicht sonderlich sympathisch, doch ich schätze ungemein die Darstellung dieser beiden komplexen Persönlichkeiten wie auch in ihrem Roman „Gespräche mit Freunden“ (welches mir um Breiten besser gefallen hat.) Rooney schafft es das unaufgeregte und doch ziemlich ordinäre Leben zweier junger Erwachsene recht authentisch darzustellen. Ihre Beobachtungen von zwischenmenschlichen Gesten und Interaktionen ist spitz und ihre Empathie für das Unausgesprochene, und Ungeklärte, das Unangenehme und Frustrierende macht es so menschlich.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

mitreißende Erzählung und das fabelhafte Leben

City of Girls
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Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass mir dieses Buch mehr als gefallen wird. Während im Hintergrund der 2. Weltkrieg sich immer weiter aufbraust entführt uns Vivvie durch ihre glorreichen und ...

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass mir dieses Buch mehr als gefallen wird. Während im Hintergrund der 2. Weltkrieg sich immer weiter aufbraust entführt uns Vivvie durch ihre glorreichen und glamourösen Momente als Kostümschneiderin im Theater ihrer Tante Peg. Die erste Hälfte kam erfolgreich ohne Drama aus und trotzdem war es bis zum Trubel nicht langweilig. Im Gegenteil, denn die Autorin hat Vivian eine Stimme verliehen, die frech, charmant und energiegeladen und ehrlich in ihrer Naivität ist. Ihr Eifer und ihre Lebenslust sind mitreißend und ich habe es genossen New York City durch ihre Sicht zu erleben. Jung, sorgenfrei und auf der Suche nach Abenteuer und sich selbst. Für ein paar Kapitel war ich unglaublich neidisch auf diesen Elan und diese Unerschütterlichkeit für das Leben welche Vivvie gegenüberbringt.

Als die Konflikte zunahmen, wird die Stimmung bedrückter und ernster, doch der Ton und die Leichtigkeit mit der die Autorin die Geschichte Vivians erzählt bleibt ermunternd und hoffnungsvoll. Trotz des Übergangs von anfänglich aufregenden Erlebnissen zu den zwischenzeitlich dunkleren Momenten des Lebens, bleibt Vivian sich treu und lernt aus ihren Erfahrungen und über sich hinauszuwachsen. Die Nebencharaktere sind ebenfalls gut ausgearbeitet und abgerundet.

Dieser Roman blüht durch seine lebendigen Beschreibungen und der Energie ihrer Figuren. Er ist witzig, versteckt hier und da einige Weisheiten und inspiriert und fasziniert durch die Erkenntnis und der Bedeutung von alltäglichen Abenteuern, der furchtvollen Furchtlosigkeit sich ins Neue zu wagen und tritt offen gegenüber den nicht so schönen Dingen im Leben wie Scham, Trauer und Vergebung, vor allem für sich selbst.

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Veröffentlicht am 11.08.2019

Idee besser als Umsetzung

Die Welt in allen Farben
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Nova ist seit ihrer Geburt blind und wurde gerade operiert, um die Sehkraft zu erlangen. Obwohl sie sehen kann, versteht sie nicht, was sie sieht und muss lernen, ihre Visionen zu interpretieren. Kate ...

Nova ist seit ihrer Geburt blind und wurde gerade operiert, um die Sehkraft zu erlangen. Obwohl sie sehen kann, versteht sie nicht, was sie sieht und muss lernen, ihre Visionen zu interpretieren. Kate versucht ihre eigenen Hindernisse zu überwinden. Nach einer Kopfverletzung bringt ein erlittenes Traum eine erstickende Blindheit in ihr Leben, und auch sie muss lernen wieder zu „sehen“.

Es ist sehr gut und einfach geschrieben, so dass ich mich schnell in die Geschichte einlesen konnte. Fließend und leicht ließen sich die Seiten eine nach der anderen umblättern. An manchen Stellen war die Geschichte verwirrend, denn es wirkte, als ob der Autor selber nicht wisse, in welche Richtung sein Buch gehen soll. Es gibt Phasen die gut beginnen und eindringlich sind, dann kommen Pausen und neue Richtungen werden eröffnet, um an Ende dann wieder zur Anfangsgeschichte zu gelangen, so dass manche Handlungsstränge sich wie separate Geschichten anfühlen. Hin und wieder kommt ein Gefühl von anbahnenden Intrigen und Spannungen, das Tempo nimmt schnell zu, doch lässt es genauso schnell wieder nach.

Novas Geschichte ist faszinierend und der Autor leistet hervorragende Arbeit, indem er sicherstellt, dass es dem Leser möglich ist, sich in die Protagonistin einzufühlen. Nova ist eine Figur, die sehr einfach zu mögen ist. Sie sprudelt voller Energie, ist lustig und ihre gute Laune ist ansteckend. Im gesamten Buch verstreut sind Novas „Sehregeln“ die sich mit der Zeit ansammeln. Ihre Regeln geben dem Leser eine alternative Perspektive und bringen eine gewisse Tiefe in den Roman. Ihre kindliche Unschuld mit der sie auf ihre einzigartigen Erfahrungen reagiert sind bezaubernd. Die Schwierigkeiten die Nova nach ihrer OP durchlebt sind gut beschrieben, ihre Probleme mit ihrer neuen Fähigkeit nachvollziehbar.
Es war schwieriger mich auf Kates Charakter einzulassen. Sie schleppt viele Dämonen mit sich, die sie anfänglich nicht gegenüber treten will. Die Freundschaft und Romantik zu Beginn haben mir gut gefallen, denn die Anziehungskraft war nicht zu übersehen. Der Funke zwischen den beiden Frauen verblasste aber im Verlauf der Handlung, als das Buch eine Krimi-Wende annahm. Die Geschichte fühlte sich langwierig an und ich habe nur darauf gewartet, wann das Offensichtliche geschehen wird. Als es dann passierte, wirkte es fast schon übertrieben und zu dramatisch.

Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus auf Nova und das Wunder, dass sie wieder sehen konnte, gerichtet wäre. Insgesamt ist dies eine ziemlich originelle und bewegende Geschichte mit zwei Protagonistinnen, die auf eine radikale Reise der Selbstfindung gehen und nicht nur zu sich, sondern auch zueinander finden. Der Autor macht einem bewusst, wie es als selbstverständlich angesehen wird, sehen zu können und eröffnet einem somit eine neue Sichtweise.

Veröffentlicht am 04.12.2023

atmosphärisch und berührend aber leider kurzweilig

Wilde Minze
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Obwohl ich das Buch gerne gelesen habe, kann ich leider nicht mehr als 3 Sterne vergeben.

LaCour beschreibt Szenerien so wunderschön und kreiert mit ihren Worten Atmosphären, die einen schnell ins Geschehen ...

Obwohl ich das Buch gerne gelesen habe, kann ich leider nicht mehr als 3 Sterne vergeben.

LaCour beschreibt Szenerien so wunderschön und kreiert mit ihren Worten Atmosphären, die einen schnell ins Geschehen führen. Bilder von den verschiedensten Blumenarrangements, der Duft von Rosen, Lilien und mehr. Cocktails, die die eigenen Sinne neugierig machen. Durchdacht und präzise gewählte Zutaten, die in meiner Vorstellung nur gut schmecken können. Häuser, die mit Liebe zum Detail renoviert wurden.

Wir erfahren von zwei Charakteren, die auf der Suche nach sich selbst sind aber auch, wie sie zu sich selbst oder zu einem Teil von sich selbst wiederfinden.
Beide Frauen haben schwierige Situationen durchlebt, die sie geprägt aber auch gestärkt haben. Alleine aber auch gemeinsam finden sie ineinander Kraft und Stärke und die Freude an den kleinen Dingen. Und obwohl ich die Entwicklung der beiden Figuren gerne verfolgt habe, so habe ich auf den wenigen Seiten schnell wieder vergessen, worum es eigentlich in den einzelnen Kapiteln ging.

Ich hätte mir mehr Seiten gewünscht, denn zum Ende hin verlief alles sehr schnell. Man bekommt eine Ahnung, wie die Figuren sind, aber so richtig kennenlernen tut man sie wiederum nur oberflächlich. Die Rückblenden in die Vergangenheit geben zwar Anhaltspunkte für die Entwicklung der Figuren, doch vieles in der Gegenwart ist noch sehr diffus, da die beiden Figuren wenig miteinander agiert haben.

Es ist ein zarter Roman der viel Kraft enthält, aber das ganze Potential leider nicht ganz ausgeschöpft ist.

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Veröffentlicht am 23.08.2023

seicht, leicht, schnelles Hoch und leider genauso schnell vergessen

Heartbreak
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Oh je, ich wollte es wirklich sehr mögen. Vor allem wegen Tarkan. Naja, tatsächlich nur wegen Tarkan. Ich kenne ihn als Autor für komödiantische Sendungen des linearen Fernsehens und vor allem als Podcaster ...

Oh je, ich wollte es wirklich sehr mögen. Vor allem wegen Tarkan. Naja, tatsächlich nur wegen Tarkan. Ich kenne ihn als Autor für komödiantische Sendungen des linearen Fernsehens und vor allem als Podcaster ist mir sein Witz und Humor bekannt. Als Romanautor hat er mich leider nicht wirklich packen können.

Die Geschichte ist.. seicht. Für eine Sommerlektüre fehlt sämtliche Atmosphäre und Gefühl für diese unbeschwerte Jahreszeit. Zumal die halbe Zeit in Italien stattfindet. Der Ort, der für mich nach "La Dolce Vita" schreit.

Ja, es lässt sich leicht und schnell lesen, aber eher, weil es so einfach und unaufgeregt geschrieben ist. Direkt, aber nicht auf die schöne, ausdrucksstarke Art. Die geschilderten Probleme und parallelen Handlungsstränge mit Perspektivwechsel sind zwar eher deprimierend und ernstzunehmend, jedoch alleinstehend nicht aussagekräftig und eindringlich genug, dass man über die mager beschriebene Kulisse hinwegsehen könnte.

Wie alles in dem Buch waren Charakterentwicklung, Handlungsverlauf und auch das Behandeln schwieriger Themen wie Depressionen, Angststörungen, das Entfremden von doch sehr toxischen Eltern und Selbstfindung eher nüchtern bearbeitet.
Wichtige Themen wie mentale Gesundheit und für sich selbst einstehen wurden zwar aufgegriffen und durch die beiden Charaktere näher gebracht und man hat hier und da mit ihnen mitfühlen können, doch sind sie gleichzeitig so blass und flach, so monoton und geradlinig in ihrer Entwicklung, so vorhersehbar und schon dutzende Male anderweitig kennengelernt, dass die Geschichte im Ganzen sogar noch platter wirkte als zu Beginn angenommen. Vereinzelt waren Handlungsstränge so unglaubwürdig und nicht ausgereift genug, um nicht als inszeniert zu wirken.

Ich hab es neben anderen Tätigkeiten lesen können und einige Witze die man so vom Autor kennt waren zwar zum Schmunzeln, aber irgendwie auch schon bekannt und daher insgesamt eher flach.
Marie und Tom sind austauschbare Figuren die zum kommenden Herbst wieder vergessen sind. Dass der Autor das Ende des Buches mit "ENDE" ankündigte, fand ich wiederum niedlich. Es hatte was von "Literatur Wettbewerb an der Schule" und gleichzeitig passt es so zu der liebenswerten Art des Autors.

Das Cover hingegen ist wundervoll. Die Neonröhren-Schrift wie am Ende einer Straße erinnern zwar ein wenig an einer Abbiegung zum nächsten Motel, doch bringt es ein wenig Charme und Roadtrip Feeling auf. Die Reise beider Protagonisten war spontan, aber alles andere als eine Reise voller warmer Aufregung, sondern eher Anspannung und die unschöne Art von Chaos.

Was mir aufgefallen ist, dass die Schriftgröße im Vergleich zu sonstigen Büchern groß ist. Als hätte man das Buch auf knapp 300 Seiten strecken wollen, obwohl es auch 250 Seiten hätten sein können. Schade, dass man nicht paar mehr Seiten und Kapitel investiert hat, um Figuren und drumherum etwas Tiefe zu geben.

Im Sinne von Heartbreak bricht es mir das Herz, dass ich mir für dieses Buch mehr gewünscht habe, da ich den Autor als kluge, lustige und mitfühlende Person empfinde. Es ist definitiv eine entspannte Lektüre für den Sommer, trotz der ernsten Punkte, die angekratzt wurden. Für die Tage, wo man nicht viel machen will, außer im Garten ein kühles Getränk schlürfen, abschalten, aber doch noch nicht bereit ist, die Augen zu schließen.

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