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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2024

Ein Buch wie eine Begegnung

25 letzte Sommer
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Der Ich-Erzähler verbringt das Wochenende alleine im Wochenendhaus der Familie auf dem Land. Eigentlich könnte alles gut sein, doch er fühlt sich getrieben. Da trifft er durch Zufall auf Karl, der in der ...

Der Ich-Erzähler verbringt das Wochenende alleine im Wochenendhaus der Familie auf dem Land. Eigentlich könnte alles gut sein, doch er fühlt sich getrieben. Da trifft er durch Zufall auf Karl, der in der Nähe wohnt. Der lädt ihn zum Kaffee ein und es entspinnen sich Gespräche, die das gesamte Wochenende weitergehen. Karl ist neugierig und offen, stellt kluge Fragen und erzählt aus seinem Leben.

So wie dem Ich-Erzähler geht es wohl vielen, man fühlt sich wie im Hamsterrad, kann ohne Handy das Haus nicht mehr verlassen und ist in Gedanken schon beim nächsten Thema. Die Gespräche mit Karl haben auch in mir eine Seite zum klingen gebracht. Einfach mal inne halten, sich nicht hetzen lassen und darüber nachdenken, was als nächstes kommt. Und nicht immer die Erwartungen der anderen erfüllen wollen.

Bemerkenswert fand ich eine Stelle gegen Ende, die in dem Moment wo ich sie gelesen habe wie für mich geschrieben wirkte. So als wäre sie genau für diesen einen Moment gemacht gewesen.

Man merkt, mich hat das Buch tief berührt. Es ist nicht lang, aber intensiv. Ich hatte das Gefühl mit den beiden Charakteren unterwegs zu sein.

Für mich eines meiner Jahreshighlights.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Morgen machen wir es besser

Der Schacherzähler
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Walter hat seine Frau verloren und damit auch seinen Lebensinhalt. Er hält sich mit Routinen über Wasser, aufstehen, frühstücken und zu einer bestimmten Zeit das Haus verlassen, um im Park gegen seine ...

Walter hat seine Frau verloren und damit auch seinen Lebensinhalt. Er hält sich mit Routinen über Wasser, aufstehen, frühstücken und zu einer bestimmten Zeit das Haus verlassen, um im Park gegen seine verstorbene Frau Schach zu spielen. Und nicht vergessen, den Rosen einen Schluck Wasser zu geben. Doch eines Tages setzt sich Janne zu ihm, der neugierig auf das Spiel ist und es gerne auch spielen können möchte. Walter, der sich Janne gegenüber nur Oldman nennt, ist skeptisch, doch Jannes liebenswerte Art und sein Talent zum Schachspielen macht aus den beiden schnell ein gutes Gespann.

Es geht in diesem Buch um noch viel mehr als nur um Janne und Oldman. Malu, Jannes Mutter, ihre Freundin Liv und ihr Chef Hinnerk spielen auch eine große Rolle. Die Autorin wechselt immer wieder die Perspektive zwischen ihnen und so kann man gar nicht sagen, wer hier eigentlich die Hauptrolle im Buch spielt. Das Ganze ist wirklich toll gelungen und rund, so dass man immer einfach nur weiterlesen möchte.

Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen. Es ist so schön zu sehen, wie eine Gemeinschaft wächst und sich die Generationen untereinander helfen und unterstützen. Jeder lernt von jedem und ist auch bereit Hilfe anzunehmen. Wen auch manchmal unter leichtem Zwang. Ich mochte den Schreibstil und wie gesagt am Ende hätte ich auch einfach gerne weiter gelesen. Diese Gemeinschaft ist so herzerwärmend, da möchte man einfach noch mehr erfahren.

Von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung für ein Buch, das zeigt, dass es miteinander einfacher ist den Widrigkeiten des Alltags zu trotzen.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

wunderbares Buch

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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Leipzig 1933, Jakob Steinfeld ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, als ihn eine junge Frau bittet ihr Buch zu binden. Kurz darauf verschwindet sie.

Jakobs Sohn Robert ist am Anfang der siebziger ...

Leipzig 1933, Jakob Steinfeld ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, als ihn eine junge Frau bittet ihr Buch zu binden. Kurz darauf verschwindet sie.

Jakobs Sohn Robert ist am Anfang der siebziger Jahre Buchhändler, der auch private Büchereien auflöst. Als ihn seine Kollegin Marie um Hilfe bittet, die private Bücherei von Konrad Pallandt aufzulösen, löst sie damit auch eine Suche nach den Wurzeln von Robert aus, der seine Eltern nie kennengelernt hat.

Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen. Einmal begleiten wir Jakob 1933 als er aus dem Gefängnis entlassen wird. Mit seinem Freund Grigori leitet er eine kleine Buchhandlung im Bücherviertel Leipzigs in direkter Nachbarschaft zu den Fabriken der Verlegerfamilie Pallandt. Hier beginnt die Geschichte rund um Robert und ein später verschwundenes Buch.

Die zweite Zeitebene spielt ab 1943 als der Junge Robert von einem geheimnisvollen Fremden aus der Flammenhölle eines Bombenangriffs gerettet wird. Mit ihm zieht Robert ein knappes Jahr durch das vom Krieg geplagte Deutschland, immer auf der Suche nach einem speziellen Buch.

Im Jahr 1971 begleiten wir dann Robert und Marie, die beim Auflösen der privaten Bibliothek von Konrad Pallandt einige Bücher gefunden haben, die es eigentlich nicht geben dürfte. Dabei stoßen sie auf die Geschichte von Roberts Familie und lösen das Geheimnis seiner Herkunft.

Mich hat das Buch sehr berührt. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz und man leidet mit ihnen mit. Gut gefallen hat mir die schrittweise Lösung des Geheimnisses um Roberts Herkunft, die sich peu à peu in den drei Zeitebenen zusammensetzt. Was anfangs wie einzelne Fragmente, die nichts miteinander zu tun haben wirkt, ist am Ende wie ein Puzzle zusammengesetzt und alle Lücken sind geschlossen. So ergibt sich ein Gesamtbild, in dem nicht nur Roberts Geschichte zu Ende erzählt wird, sondern auch die vieler Nebenfiguren, die immer wieder auftauchen.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir neben Jakob auch Grigori, den ich ganz wunderbar fand. Und sich nebenbei auch zu einer Überraschung entwickelt hat. Und auch Jakobs Umfeld und deren Geschichten werden ganz nebenbei mit eingeflochten.

Ich kann das Buch sehr empfehlen, es hat mich wirklich sehr berührt und begeistert.

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Irans Geschichte

Zum Schweigen verdammt
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Bruno und Eddy sind mit ihrem ausgebauten VW-Bus auf dem Weg nach Teheran um eine politische Dokumentation zu drehen und den deutschen Zuschauern den Iran auch abseits der Kaiserin Soraya nahe zu bringen. ...

Bruno und Eddy sind mit ihrem ausgebauten VW-Bus auf dem Weg nach Teheran um eine politische Dokumentation zu drehen und den deutschen Zuschauern den Iran auch abseits der Kaiserin Soraya nahe zu bringen. Mit ihrer aufgeschlossenen Art machen sie schnell Bekanntschaften, die ihnen das Land auch abseits der offiziellen Wege erschließen. Doch die politische Lage im Iran spitzt sich zu und Bruno und Eddy geraten zwischen die Fronten.

In diesem Band ging es also nun in den Iran, dessen Geschichte mir bis auf die Geschehnisse im Jahr 1979 und den heutigen Zeiten eher unbekannt war. Das hat sich nun mit diesem Buch verändert. Im Jahr 1953 ist der Iran eine Art konstitutionelle Monarchie mit einem starken Premier und einem schwachen Schah. Als Premier Mossadegh von den Briten eine Neuverhandlung der Ölverträge fordert, weil er sein Land übervorteilt sieht, setzt er damit eine Geheimdienstoperation in Gang, die das Schicksal des Irans bis in die heutige Zeit verändert. Der Iran war damals eine dem Westen durchaus zugewandte Nation, in der die Geistlichkeit ihren Einfluss verloren hatte. Durch den Einfluss der Geheimdienste der USA und der Briten wurde Mossadegh gestürzt und der Shah als autokratischer Herrscher gestützt um das Land dem Einfluss der Sowjetunion zu entziehen. Unter den Folgen dieser Einflussnahme leidet das Land noch heute.

Eddy und Bruno sind mit ihrer offenen Art gern gesehene Gäste, mit denen lebhaft diskutiert wird, auch über politische Ansichten. Durch diese Gespräche bekommt der Leser einen umfassenden Überblick über die Lage im Iran und über die verschiedenen Lager. Allerdings geraten die beiden ins Visier der Geheimdienste und werden von beiden Seiten bespitzelt und benutzt.

Das Buch wurde durch diesen Faktor zu einem spannenden Spionage Roman und durch die Verbindung zu Eddys Familie auch sehr persönlich. Dazu kommt, dass Eddy und Bruno durch ihre Homosexualität ja noch zusätzlich angreifbar sind und daher noch mehr auf der Hut sein müssen. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt Homosexualität im Iran nicht strafbar war.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und viel dabei gelernt. Es wurde recht deutlich dass es damals kein Gut und Böse gab, gerade im Iran zeigt sich deutlich wie sehr die Amerikaner und die Sowjets damals die Welt ohne Rücksicht auf die Bevölkerung unter sich aufgeteilt haben. Nicht das Wohl des jeweiligen Landes stand im Fokus, nur die Möglichkeit dort Macht auszuüben und dann zum eigenen Nutzen Geschäfte zu machen war das Ziel.

Ich kann das Buch nur empfehlen, es wird mich sicher noch eine Weile beschäftigen und hat mir Lust darauf gemacht, mehr über den Iran zu erfahren.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Jahreshighlight

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Violet ist ihr Leben darauf vorbereitet worden Schriftgelehrte zu werden. Als ihr Vater stirbt entscheidet ihre Mutter jedoch, dass sie ein Drachenreiter werden soll. Doch die Ausbildung im Basgiath War ...

Violet ist ihr Leben darauf vorbereitet worden Schriftgelehrte zu werden. Als ihr Vater stirbt entscheidet ihre Mutter jedoch, dass sie ein Drachenreiter werden soll. Doch die Ausbildung im Basgiath War College ist gerade für die Reiter extrem hart und aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen hat Violet hier nur wenig Chancen zu überleben. Zusätzlich ist sie als Tochter ihrer Mutter noch ein zusätzliches Ziel für ihre Widersacher, allen voran Xaden, der noch eine Rechnung mit ihrer Mutter offen hat.

Violet mag zwar körperlich nicht stark sein, sie ist aber sehr schlau und kann ihre Defizite durch geschickte Manöver ausgleichen. Mir hat dieser Charakterzug gut gefallen, vor allem da gerade ihr engster Kreis ihr genau das nicht zutraut. Es war schon erstaunlich, wie wenig Vertrauen ihr gerade der engste Freund aus ihrer Kindheit zu ihr hat.

Ich muss sagen, ich war gefangen von diesem Buch. Ich war anfangs skeptisch ob es mir gefallen würde, gerade weil das Buch gerade so durch die Decke geht. Allerdings war der Teil der Story mit der Verbindungen zu den Drachen einfach zu verführerisch für mich, da ich das schon in den Chroniken von Pern so grandios fand. Und ich wurde nicht enttäuscht, die Autorin schafft es wirklich ein Setting aufzubauen, dass durchgehend spannend ist. Mir hat die Welt, in der Violet und Xaden sich beweisen müssen, durchgehend gut gefallen.

Anfangs geht es einfach darum in der Ausbildung zu überleben, doch bald verdichten sich die Hinweise darauf, dass im Land generell etwas nicht stimmt. Das beeinflusst die Ausbildung nicht, aber beim Leser schleicht sich so das Gefühl ein, dass da noch mehr kommen muss. Das Ende ist dann wirklich furios, spektakulär und überraschend bis zum letzten Satz des Buches.

Die Charaktere waren toll beschrieben, ich hatte meine Favoriten und konnte einige nicht leiden, Genau so muss es auch sein, ich habe mehrfach mit Violet mit gefiebert wenn sie wieder einmal einem überlegenen Gegner gegenüber stand, den ich einfach nicht leiden mochte.

Alles in allem war es einfach ein Highlight, ich mochte nicht aufhören zu lesen und das Buch hat mich auch so gedanklich noch beschäftigt. Nachdem das Buch recht überraschend endet bin ich jetzt sehr gespannt auf den zweiten Teil und auf die Überraschungen, die die Autorin da geplant hat.

Meine beiden Mädels haben das Buch zeitgleich mit mir auf englisch gelesen und waren genauso begeistert wie ich davon. Sprich, das Buch funktioniert auch altersunabhängig.

Von mir und von den beiden also eine absolute Leseempfehlung!

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