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Veröffentlicht am 21.07.2018

Atmosphärisches Buch

Der Angstmann
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Der Angstmann beginnt im November 44 und endet im Mai 45 in Dresden. Damit umfasst er gleich zwei schwierige Zeitspannen, die die Menschen damals erleben musst.
Im ersten Teil begleiten wir Max Heller ...

Der Angstmann beginnt im November 44 und endet im Mai 45 in Dresden. Damit umfasst er gleich zwei schwierige Zeitspannen, die die Menschen damals erleben musst.
Im ersten Teil begleiten wir Max Heller bei seiner täglichen Arbeit als Kriminalinspektor bei der Dresdner Polizei. Er wird zu einem Tatort gerufen, bei dem eine Frau schrecklich verstümmelt wurde. Bevor er auch nur richtig zu ermitteln beginnen kann, wird der Fall jedoch von seinem Vorgesetzten Obersturmbannführer Klepp auch schon geschlossen, hatte das Opfer doch einen jüdischen Ex-Mann, der sich angeblich rächen wollte. Doch bald taucht eine weitere Leiche auf, wieder zugerichtet und Heller ermittelt weiter. Allerdings nur, bis der Feuersturm über Dresden hereinbricht.

Im Zweiten Teil muss sich Heller dann mit den russischen Besatzern arrangieren, als er mitbekommt, dass wieder eine Frau auf bestialische Art und Weise zu Tode gekommen ist. Erst trifft er auf Misstrauen, aber es gelingt ihm weiter zu ermitteln bis es ihm gelingt den Fall doch noch zu lösen.

Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt. Es ist sehr lebendig und atmosphärisch geschrieben. Man sieht Dresden förmlich vor sich, die Menschen, die Hungern, die Flüchtlinge in der Stadt, die nichts mehr haben. Am meisten hat mich die Beschreibung des Feuersturms nach dem Bombenangriff vom Januar 45 beeindruckt. Gemeinsam mit Heller irren wir hier durch ein Inferno, in dem es keinerlei bekannte Anhaltspunkte gibt und in dem es ein Wunder ist, dass ein Mensch es überhaupt überleben kann.

Was auch sehr beeindruckend war, wie wenig sich das Alltagsleben in der Zeit der Nazis zu dem in der Zeit der russischen Besatzung verändert. Beides ist durch Hunger und Willkür der Herrschenden bestimmt. Beide Seiten haben vermeintlich gute Gründe für ihr Verhalten, aber am Ende des Tages vergreifen sie sich immer am einzelnen, der meist einfach nur sein Leben leben möchte. Heller ist wenig politisch und verlässt sich mehr auf sein Bauchgefühl und das Gefühl für Anstand und Menschlichkeit. Das bringt ihn des Öfteren auch in schwierige Situationen. Für mich war das eine Seite, die ihn sehr sympathisch macht, ist er doch ob der Gewalt und der Ungerechtigkeiten noch nicht vollständig abgestumpft.

Der Fall an sich, war recht verworren und hatte mehr als eine unerwartete Wendung. Spannend war es bis zum Schluss.
Ich freue mich nun auf weitere Bände mit Max Heller und seiner Familie.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Toller Auftakt

Planst du noch oder liebst du schon?
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Susan Mallery startet mit diesem Buch eine neue Serie, die diesmal in Happily Inc spielt. In diesem Band dreht sich alles um Pallas, die dort eine Hochzeitsfirma geerbt hat und nun vor der Entscheidung ...

Susan Mallery startet mit diesem Buch eine neue Serie, die diesmal in Happily Inc spielt. In diesem Band dreht sich alles um Pallas, die dort eine Hochzeitsfirma geerbt hat und nun vor der Entscheidung steht, wie ihre Zukunft aussehen soll.

Der Holzkünstler Nick Mitchell wiederum ist eigentlich nur vorrübergehend in Happily bei seinen Brüdern untergeschlüpft, um dort die Zeit bis zu einem großen Auftrag in Dubai zu überbrücken. Die drei Brüder stammen aus Fools Gold , haben sich aber dort mit ihrem Vater zerstritten und sind deshalb nach Happily gezogen.
Nick sucht Beschäftigung und bietet Pallas an, ihr Holzpaneele zu überarbeiten. Und wie es der gemeinsame Alltag so will, hilft Nick bald bei vielem mehr in der Firma mit und ermutigt Pallas ihr Geschäft neu aufzustellen.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Es war genau die richtige Mischung aus Liebe , Freundschaften, Familienschwierigkeiten und einer spannenden Firma. Das Thema ungewöhnliche Hochzeiten fand ich toll umgesetzt. Dabei lernt man auch gleich Pallas Freundinnen kennen, um die es sich vermutlich in den folgenden Bänden drehen wird. Die Beziehung zwischen Pallas und Nick wirkt auf mich sehr glaubwürdig, auch die Ängste und Sorgen, die beide deswegen haben. Gut fand ich, dass die Beziehung der beiden das Buch nicht dominiert hat, sondern es eher um ihre gemeinsame Arbeit bei Weddings in the Box und die persönliche Weiterentwicklung der beiden geht. Alles in allem war es eine sehr stimmige Gesamtkomposition.

Ich kann diesen schönen Liebesroman nur weiterempfehlen und ich freue mich schon sehr auf die weiteren Bände, die in Kürze folgen werden.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Gelungener Liebesroman

Wo mein Herz dich findet
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Das Buch besteht eigentlich aus zwei Handlungssträngen. In dem einen ist Cara auf dem Weg nach Hause, als sie eine Autopanne hat. Auf der Suche nach Hilfe trifft sie auf Liam, der in einer einsamen Hütte ...

Das Buch besteht eigentlich aus zwei Handlungssträngen. In dem einen ist Cara auf dem Weg nach Hause, als sie eine Autopanne hat. Auf der Suche nach Hilfe trifft sie auf Liam, der in einer einsamen Hütte am Berg wohnt und am liebsten von niemanden gestört werden möchte. Da Cara aber ein neugieriger Mensch ist, besucht sie ihn auch später immer wieder und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden.

Im anderen Handlungsstrang begleiten wir Patrick, der kurz vor seiner Hochzeit mit Jessica steht und sich nun der Herausforderung stellen muss, seine Jugendliebe Amy und ihren Sohn wiederzusehen

Überschattet wird beides von dem großen Verlust der Familie Conelly, dem Tod der Tochter Isabell bei einem Brand vor 6 Jahren.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn es ein an vielen Stellen vorhersehbarer Liebesroman ist, ist es der Autorin doch gelungen die Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten.
Alle Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen und selbst die "Bösen" haben konsequent und nachvollziehbar gehandelt.

Die Auflösung der Schwierigkeiten waren für mich logisch und nicht übertrieben.

Von daher kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es bietet einige Stunden Lesevergnügen und Entspannung.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Abschluss der Trilogie

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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Das Jahrhundertversprechen ist der letzte Teil der Jahrhundert-Trilogie von Richard Dübell.
Diesmal begleiten wir Otto von Briest und seine Familie durch die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. ...

Das Jahrhundertversprechen ist der letzte Teil der Jahrhundert-Trilogie von Richard Dübell.
Diesmal begleiten wir Otto von Briest und seine Familie durch die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Der erste Weltkrieg ist zwar vorbei, aber Deutschland leidet unter den Forderungen der alliierten Siegermächte. Die Wirtschaft liegt am Boden, das Geld ist nichts mehr wert. Auch die Familie von Briest hat massiv mit Geldproblemen zu kämpfen. Die Detektivagentur von Hermine und Otto bekommt keine Aufträge mehr und das Gut bringt auch zu wenig Erträge.
Louisa, die Tochter von Otto und Hermine, kann zwar eine Schauspielausbildung bei Max Reinhardt machen und Ziehsohn Max Brandow ist ein hoffnungsvoller Mechaniker und Rennfahrer, aber trotzdem reicht das Geld hinten und vorne nicht.

Dazu kommt noch die Fehde mit der Familie von Cramm, die zwischen Max und Sigurd unerbittlich weitergeführt wird.

Richard Dübell gelingt es die Zeit der Weimarer Republik lebendig werden zu lassen. Er nimmt uns mit zum Eröffnungsrennen der AVUS in Berlin, den Dreharbeiten zu Fritz Langs legendären Filmen und zeigt uns das Erstarken der rechtsnationalen Bewegung.
Wir erleben die wechselnden Regierungen, den Tod Walther Rathenaus, die Inflation und den nachfolgenden wirtschaftlichen Aufschwung.
Ich war vollkommen gefangen von diesem Roman, auch wenn mir gerade die Abschnitte in der rechten Szene teilweise fast Übelkeit bereitet haben.
Von daher war es vielleicht gut, das Buch bereits 1928 enden zu lassen und mit einem Epilog kurz das weitere Schicksal der Briests und Brandows nur noch anzudeuten.

Die Figuren waren durchwegs glaubwürdig, auch wenn es schwerfallen mag, die Handlungen von Sigurd und Magda von Cramm nachzuvollziehen. Schön die Auftritte der historisch verbürgten Figuren wie Joseph Wirth, Walther Rathenau, Fritz Lang, Christian Riecken und ein wenig versteckt Ernst Gennat. Die Szenen auf der Avus oder den Filmpremieren waren so toll beschrieben, dass das Kopfkino sofort lief. Mir war gar nicht bewusst, dass ein Autorennen auch in geschriebener Form extrem spannend sein kann.

Von mir gibt es daher eine volle Leseempfehlung für dieses spannende, historisch interessante Buch.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Toller Auftakt einer Familiensaga

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta lebt 1913 in Stockholm und studiert Kunst. Da erreicht sie ein Telegramm ihrer Mutter, Vater und Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. So bleibt Agneta nichts anderes übrig, als nach ...

Agneta lebt 1913 in Stockholm und studiert Kunst. Da erreicht sie ein Telegramm ihrer Mutter, Vater und Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. So bleibt Agneta nichts anderes übrig, als nach Hause zurückzukehren und die Leitung des Gutes zu übernehmen, soll dieses nicht für die Familie verloren gehen.

Mir ist Agneta von Anfang an ans Herz gewachsen. Sie macht es sich nicht leicht und muss viele schwierige Entscheidungen treffen. Dennoch jammert sie nicht und blickt immer wieder nach vorne, egal mit welchen Schicksalsschlägen sie zurecht kommen muss.
Agnetas Mutter Stella hingegen macht es einem schwer sie zu mögen. Sie wirkt wie eine Eisprinzessin und gibt ihren Gefühlen normalerweise keinen Raum. Aber im Laufe des Buches habe ich auch gelernt, ihre Art zu akzeptieren und später auch zu verstehen.
Das Leben auf dem Gutshof ist toll beschrieben, hier habe ich mich ein wenig an Ulrike Renks Ostpreußen-Saga erinnert gefühlt. Es wird gefeiert und hart gearbeitet, Familie und Dienerschaft sind auf einander angewiesen.

Corina Bomann ist es gelungen eine Gesellschaft wieder auferstehen zu lassen, in der der Adel noch wichtig ist, auf Dinge wie Anstand und Sitte noch großen Wert gelegt wird. Langsam setzen sich fortschrittliche Ideen durch, doch manche Dinge sind schwer zu überwinden. Agneta und ihre Freundin Marit haben sich in Stockholm den Suffragetten angeschlossen und versuchen nicht nur das Frauenwahlrecht durchzusetzen. Dabei stoßen sie immer wieder auf Widerstand und auf wenig Gegenliebe. Die Selbstbestimmung der Frau ist für Agneta ein wichtiges Thema, dass sie immer wieder beschäftigt und sich in ihren Kreisen teilweise nur schwer durchsetzen lässt.

Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen, trotz der über 700 Seiten kam keinen Augenblick Langeweile auf. Ich habe Agneta gerne begleitet und beobachtet, wie sie sich von der unbedarften Studentin zur durchsetzungsfähigen Gräfin mausert.
Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Bände dieser Familien Saga, Schwedens Geschichte des letzten Jahrhunderts ist doch eher unbekannt und die Familie bietet noch einigen Stoff, der es wert ist erzählt zu werden.

Von daher von mir eine volle Leseempfehlung!