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Veröffentlicht am 30.04.2018

China im 19. Jahrhundert

Der englische Botaniker
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In diesem Buch begleiten wir Robert Fortune ins China des Jahres 1843. Er lässt seine Frau Jane und seine beiden Kinder in England zurück, um in China neue Pflanzen zu entdecken und diese nach England ...

In diesem Buch begleiten wir Robert Fortune ins China des Jahres 1843. Er lässt seine Frau Jane und seine beiden Kinder in England zurück, um in China neue Pflanzen zu entdecken und diese nach England zu schicken. Anfangs erweist sich diese Reise sehr mühselig, spricht Fortune doch kein chinesisch und sein Führer Wang hat meistens ganz andere Ansichten von der Gestaltung des Tages als er selbst. Eines Tages wird Fortune überfallen und dabei von der Kämpferin Lian gerettet. Kurz darauf trifft er sie andernorts wieder und sie schliesst sich ihm und Wang an, bringt ihm die Sprache bei und lehrt ihn die Grundzüge des Kämpfens. Bei einem Besuch eines Klosters erhält Fortune von den Mönchen Teepflanzen als Geschenk. Dieser Besuch weckt ihn ihm das Verlangen, das Geheimnis des Tees genauer zu erforschen und so werden aus dem geplanten Jahr zwei Jahre in China.

Das Buch ist aus drei unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Einmal aus Fortunes, dann aus Lians in der Ich-form und zusätzlich noch Janes Sicht in England.
Dazwischen werden immer wieder Briefe an Jane und die Aufzeichnungen Robert Fortunes zitiert.

Überall ist immer wieder ungläubiges Staunen sichtbar. Fortune staunt über das ihm unbekannte und manchmal auch geheimnisvolle China. Lian staunt wiederum, dass Fortune so anders als die anderen westlichen Barbaren ist. Und Jane wiederum lernt in England durch die Beschäftigung bei Fortunes Mentor die Geheimnisse der Botanik kennen.
Schön war auch die Veränderungen an allen zu beobachten. Fortune und Lian kommen sich näher und Jane wird zu einer selbständigen Frau, die unabhängig von ihrem Mann ein erfülltes Leben lebt.

Nicole C. Vosseler bringt dieses Staunen ganz wunderbar in ihrem Buch unter. Wir dürfen hier ein China erleben, dass es so heute nicht mehr gibt. Toll beschrieben sind die unterschiedlichen Pflanzen, denen wir hier begegnen. Einige davon sind uns aus unseren eigenen Gärten bekannt, bei vielen, wie z.B. der Weigelien, ist es uns gar nicht bewusst, dass ihr Ursprung im fernen China liegt.

Am Ende hätte ich gerne noch mehr über die Fortunes erfahren, wie sich Robert und Jane wieder zusammengerauft haben , nach dieser Reise, die beide so verändert hat. Leider wird das am Ende nur kurz angedeutet.

Alles in allem war es aber ein ganz wunderbares Buch, das auch mich hat Staunen lassen. Von daher eine volle Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein neuer Fall für Pippa Bolle

Tödlicher Bienenstich (Ein Pippa-Bolle-Krimi 7)
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Pippa Bolle ist endlich geschieden und da kommt ihr der Auftrag Thilo Schwanges gerade recht. Sie soll im beschaulichen Lieblich ein Auge auf seine Freundin haben, da dort ein unerbittlicher Streit im ...

Pippa Bolle ist endlich geschieden und da kommt ihr der Auftrag Thilo Schwanges gerade recht. Sie soll im beschaulichen Lieblich ein Auge auf seine Freundin haben, da dort ein unerbittlicher Streit im Ort tobt.
Eine Biotechnologie-Firma möchte dort Versuchsfelder anlegen, um Wein zu züchten, der auch in höheren Lagen gedeiht.
Dieses Ansinnen teilt das Dorf in Befürworter und Verweigerer. Notfalls wird auch mit harten Bandagen gekämpft um das eigene Anliegen voran zu treiben.Frau Auerbach ist hier ein wirklich spannender Krimi gelungen, dessen Hintergründe bis zum Schluß im Dunkeln bleiben. Selbst der Epilog bringt noch Überraschungen zu Tage.
Besonders gut gefallen hat mir die Vielschichtigkeit der beteiligten Personen. Fast jeder in Lieblich ist nicht das, was er zu sein scheint. Bei den meisten gibt es etwas,was ihn im Laufe des Buches in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Schön ist auch, dass man bereits bekannte Figuren aus den Vorgängerbänden wieder trifft.

Die Gegend und vor allem die Plappermühle, in der Pippa dieses Mal wohnt, waren so toll beschrieben, dass man da am liebsten sofort hin möchte.

Nachdem mich der letzte Band der Reihe nicht so wirklich überzeugen konnte, war hier das Gegenteil der Fall. Dass Frau Auerbach nun nicht mehr im Duo mit Frau Keller schreibt, hat dem Buch sichtlich gut getan.

Von mir daher eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.04.2018

Berlin 1960

Das Sonnenkind
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Detlev Meyer nimmt uns mit ins Berlin der 60er Jahre. Die Familie des kleinen Carsten ist eigentlich nichts besonderes, Opa und Oma leben im gleichen Haus, Opa hat seit Jahren eine Geliebte, jeder weiss ...

Detlev Meyer nimmt uns mit ins Berlin der 60er Jahre. Die Familie des kleinen Carsten ist eigentlich nichts besonderes, Opa und Oma leben im gleichen Haus, Opa hat seit Jahren eine Geliebte, jeder weiss es, meist wird es ignoriert. Carstens Eltern leben ihren Alltag, die Erlebnisse des Vaters im Krieg lassen ihn nie so richtig los. Und Stephan, der große Bruder ist ein richtiger Halbstarker, 17 Jahre alt, der gerade seine ersten Schritte in der Welt der Erwachsenen macht und doch den kleinen Bruder auch mal mitnimmt. Und Carsten ist tatsächlich ein Sonnenkind, sehr aufgeweckt, wissbegierig und manchmal auch ein bisschen arrogant und altklug.
Es ist das Frühjahr 1960 und Carsten fiebert auf seinen 10 Geburtstag hin, der allerdings erst im nächsten Jahr stattfinden wird. Die Stadt ist noch nicht geteilt, Ost und West vermischen sich noch, und doch sieht man die Unterschiede, besonders Sonntags, wenn die aus dem Osten sich am Kudamm die Nasen platt drücken. Wahrgenommen wird die Teilung der Stadt aber scheinbar nicht wirklich, zumindest ist es nur selten ein Thema.
Für Carsten dreht sich eh alles um die Familie und die Nachbarn aus dem Truseweg. Das ist seine kleine Welt, aus der er zumindest vorerst noch nicht ausbrechen will.
Bis bei seinem Opa Krebs diagnostiziert wird und sich die kleine Welt plötzlich drastisch verändert.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, es ist ein leiser Schreibstil, ein bisschen hat man das Gefühl in eine heile Welt geraten zu sein. So wie man sich das Leben damals vorstellt.
Detlev Meyer hat mit diesem Buch wohl einen Teil seiner Kindheit erzählt, kurz bevor er selbst verstarb.

Mir hat dieses kleine Kammerstück viel Spaß gemacht, von daher eine volle Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Leo Wechsler ermittelt wieder

Nachts am Askanischen Platz
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Berlin 1928. In einem Schuppen am Askanischen Gymnasium wird ein Toter gefunden. Nichts deutet auf seine Identität hin, aber wurde ermordet. So beginnen Leo Wechsler und seine Kollegen mit den Ermittlungen. ...

Berlin 1928. In einem Schuppen am Askanischen Gymnasium wird ein Toter gefunden. Nichts deutet auf seine Identität hin, aber wurde ermordet. So beginnen Leo Wechsler und seine Kollegen mit den Ermittlungen. Diese führen sie unter anderem auch zu einem Theater, das direkt neben dem Gymnasium liegt, das Cabaret des Bösen.
Stück für Stück hangeln sich die Kollegen von Hinweis zu Hinweis und machen dabei die Lebensgefährtin des Ermordeten ausfindig. Allerdings führt dies zu noch mehr Verwirrung, stammt sie doch aus der Ukraine und kennt den Nachnamen ihres Gefährten nicht. Nach und nach enthüllt sich eine Geschichte, deren Anfänge im ersten Weltkrieg nahmen.

Dabei verschafft uns Susanne Goga Einblicke in die russische Gesellschaft Berlins in den Zwanzigern, in die Anfänge der plastischen Chirurgie und nicht zuletzt in das Leiden deutscher Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg in Russland.
Und auch die Zeitgeschichte kommt nicht zu kurz. Georg, Leos Sohn ist heimlich der HJ beigetreten. Dies und vieles andere erinnert uns daran, was am Horizont dräut. Aber noch kann Jakob Sonnenschein seine freien Nachmittage mit Frau und Kind im Park geniessen und auf eine Beförderung hoffen.

In diesem Fall statt die Fußarbeit des Ermittelns stark im Vordergrund. Hier wird noch viel befragt, Amtshilfe aus Stuttgart kann zwar telefonisch angefordert werden, aber das Reisen dauert noch sehr lange und das andere Ende von Deutschland muss noch persönlich aufgesucht werden. Forensische Beweise spielen in diesem Fall so gut wie gar keine Bedeutung. Mir hat diese "altmodische" Art zu ermitteln viel Spass gemacht, fordert es doch auch den Leser heraus, sich seine Gedanken zum Geschehenen zu machen.
Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich hoffe doch auf weitere Fälle für Leo und seine Kollegen. Auch wenn die Zeiten sicher immer unangenehmer für sie werden wird.

Für mich war dieses Buch wieder einmal eines meiner Jahreshighlights!

Veröffentlicht am 31.03.2018

Wasser bestimmt unser Leben

Die Geschichte des Wassers
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Maja Lunde führt uns in ihrem zweiten Band des Klima-Quartetts in die Welt des Wassers.

Im Jahre 2017 begleiten wir Signe von ihrem Heimatdorf in Norwegen aus nach Frankreich zu ihrem ehemaligen Freund ...



Maja Lunde führt uns in ihrem zweiten Band des Klima-Quartetts in die Welt des Wassers.

Im Jahre 2017 begleiten wir Signe von ihrem Heimatdorf in Norwegen aus nach Frankreich zu ihrem ehemaligen Freund Magnus. An Bord hat Signe Eis. Eis des Gletschers ihrer beider Heimat, das Magnus abbauen lässt um es nach Saudi Arabien als exklusives Jahrgangseis zu verkaufen.


Signe hat ihr Leben damit verbracht die Natur zu schützen. Angefangen hat alles damit, dass der heimische Fluss in Röhren gedrängt wurde um damit Strom zu erzeugen. Die Ausbeutung des Gletschers ist nun der Endpunkt der Ausbeutung der Natur ihrer Heimat.2041 sind David und seine Tochter Lou auf der Flucht vor Feuer und Dürre. Sie landen in Nordfrankreich in einem Flüchtlingslager, in dem erst einmal alles in Ordnung scheint. Doch auch hier herrscht Wassermangel und nach und nach wird auch hier die Zivilisation aufgegeben. Bei einem Ausflug finden David und Lou ein Boot, das ihnen einen Ort bietet, auf dem sie die Realität hinter sich lassen können und auf dem sie sich ihre Zukunft erträumen können. Es ist Signes Boot.


Wasser ist das was Signes Leben immer wieder begleitet und ihre Lebensgeschichte bestimmt. Auf der Fahrt nach Frankreich erfahren wir, welche Ereignisse in ihrer Familie sie dahin gebracht haben, wo sie ist. Dabei begleiten wir sie durch einen schweren Sturm, den Ärmelkanal, erleben mit ihr eine Begegnung mit einem Wal und schliesslich das dahingleiten auf Frankreichs Kanälen. Immer ist Wasser um sie, Wasser begleitet sie ein Leben lang.


Bei David und Lou ist Wasser dauerhaft abwesend. Dieser Mangel bestimmt ihr Leben und reduziert sie. Ohne Wasser ist kein zivilisiertes Leben möglich, der Mangel hebt alle Regeln des menschlichen Miteinanders aus. Davids Verzweiflung darüber, kein guter Vater sein zu können und Lou keine Stabilität geben zu können, war sehr anrührend, ist er selbst doch auch noch sehr jung.


Mich hat dieses Buch sehr berührt, vor allem Davids und Lous Geschichte. Uns ist meistens nicht bewusst, was es heisst auf Wasser zu verzichten. Hier wird deutlich gezeigt, dass Wasser mehr ist als nur der Stoff der unseren Durst löscht und unseren Körper reinigt. Signe erkennt das früh und kämpft dafür die Natur und den Wasserkreislauf zu erhalten. Ihre Meinung ist ganz klar "Die Natur gehört uns nicht!"


Einmal im Buch angekommen fliessen die beiden Geschichten nur so dahin und gegen Ende möchte man dringend wissen, wie sich Signes und Davids Geschichte berühren werden. Das Ende hätte ich mir vielleicht nicht ganz so offen gewünscht, aber es passt hervorragend zur Geschichte.


Ich bin in diesem Buch versunken, mir gefiel es fast besser als der erste Band.

Nun bin ich schon gespannt, welches Thema das nächste Buch von Maja Lunde haben wird. Ich freue mich schon sehr darauf.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses berührende Buch, über ein Thema, das uns alle angeht.