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Veröffentlicht am 08.08.2021

Venedig und Familie

Viele Erben verderben das Sterben (Ein Pippa-Bolle-Krimi 8)
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Pippas Schwägerin Carla will in Venedig als Fremdenführerin neu anfangen und als ihre Tochter Mara sich plötzlich aus dem Internat in ihr zukünftiges Heim flüchtet, bietet Pippa Carla an, sich um Mara ...

Pippas Schwägerin Carla will in Venedig als Fremdenführerin neu anfangen und als ihre Tochter Mara sich plötzlich aus dem Internat in ihr zukünftiges Heim flüchtet, bietet Pippa Carla an, sich um Mara zu kümmern, bis Carla all ihre Prüfungen gemacht hat. Dabei wird sie auch noch in die Streitigkeiten um das zukünftige Erbe von Benito Pazzoli hineingezogen. Der hat, als Venedigs größter Herzensbrecher, so viele Nachkommen gezeugt, dass nicht mehr klar ist, wer alles irgendwann einmal erben wird. Als der Kanal trockengelegt wird taucht plötzlich eine Leiche auf und Pippa ist bald schon in die Mordermittlung verstrickt. Zusammen mit Mara und Alfredo, Carlas Onkel, unterstützt sie die örtliche Polizei bei ihren Ermittlungen.

Dieser achte Band aus der Reihe um Pippa Bolle ist wieder ein gemütlicher Krimi, der allerlei wichtige Themen behandelt. Einmal geht es natürlich um die Erbstreitigkeiten, aber im Laufe des Buches geht es auch stark um Frauenrechte, Upskirting und Missbrauch von Frauen im Allgemeinen. Und auch Maras Blindheit und ihre Einschränkungen, aber auch ihre Vorteile gegenüber Sehenden und deren Umgang mit ihr, ist immer wieder ein Thema. All das ist eingebettet in ein Setting das Urlaubsträume weckt. Venedig wird auch hier als wunderschöne Stadt beschrieben, deren Besuch auf jeden Fall empfehlenswert ist. Wer schon einmal dort war wird die Lagunenlandschaft gleich wieder vor Augen haben.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, allerdings fand ich das Ende ein wenig zu überladen. Da wurde noch einmal alles an Themen reingepackt was ging. Das hat dazu geführt, dass ich ein wenig den Überblick verloren habe.

Trotzdem war es ein schönes Buch, das mich mitgenommen hat und mir spannende Lesestunden beschert hat. Von daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Interessanter Krimi aus der Anfangszeit der BRD

Die Akte Adenauer
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Deutschland 1953. Die zweite Bundestagswahl steht an und die Amerikaner haben ein starkes Interesse daran, dass Adenauer die Wahl gewinnt. Schließlich steht er für eine starke Westintegration und ist ein ...

Deutschland 1953. Die zweite Bundestagswahl steht an und die Amerikaner haben ein starkes Interesse daran, dass Adenauer die Wahl gewinnt. Schließlich steht er für eine starke Westintegration und ist ein wichtiger Verbündeter im kalten Krieg.

Als ein Beamter des BKA ums Leben kommt, schleust der amerikanische Geheimdienst CIC Philip Gerber ins BKA ein, um zu ermitteln, wer hinter dem Tod des Kollegen steckt. Gerber ist Deutscher, der vor dem Krieg mit der Familie ausgewandert ist und im Krieg gegen Deutschland gekämpft hat. Für ihn stellt sich dieser Fall als echte Zerreißprobe heraus. Ist er mehr Deutscher oder mehr Amerikaner?


Ralf Langroth entführt uns mit Die Akte Adenauer in die Tiefen der Politik der jungen Bundesrepublik. Adenauers Westintegration war damals bei weitem nicht so selbstverständlich wie sie es für uns heute ist. Es gab sowohl linke als auch rechte Kräfte, die genau das torpedieren wollten. Die einen politisch, die anderen auch mit Gewalt. Die Angst vor dem Kommunismus und den Russen ist groß und so manch einer hat das Gedankengut der Nationalsozialisten auch nicht abgelegt und versucht nun unter dem Deckmäntelchen der Ehrbarkeit zurück zu diesen Idealen zu kommen.


Das Buch ist durchgängig spannend geschrieben. Gerber gerät immer wieder in brenzlige Situationen, in denen er seine militärische Ausbildung gut gebrauchen kann. Gleichzeitig ist er aber durchaus ein Mann, der andere Meinungen gelten lassen kann und seinem Gegenüber zuhören kann. Das zeigt sich auch Eva Herden gegenüber, die für ein kommunistisches Blatt in Bonn schreibt. Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Ansichten arbeiten die beiden hervorragend zusammen und manche Entdeckung wäre ohne Evas Recherche nicht zustande gekommen. Mir hat dieses Gespann und ihre Diskussionen ausgesprochen gut gefallen.


Von daher freue ich mich, dass es ein weiteres Buch rund um Philip Gerber und Eva Herden geben wird. Das werde ich sicher lesen und freue mich schon darauf wieder mehr über die deutsche Politik in den fünfziger Jahren zu erfahren. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, besonders für alle, die sich für diese Zeit interessieren.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Das bunte Berlin der Zwanziger

Die Damen vom Pariser Platz
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Gretchen nutzt die Chance, als ihr ihre Freundin Henni eine Stelle als Tippfräulein in Berlin besorgt und stürzt sich ins Großstadtleben. Sie soll die Memoiren von Isis aufschreiben, einer gefeierten Nachtclubsängerin.

Anfangs ...

Gretchen nutzt die Chance, als ihr ihre Freundin Henni eine Stelle als Tippfräulein in Berlin besorgt und stürzt sich ins Großstadtleben. Sie soll die Memoiren von Isis aufschreiben, einer gefeierten Nachtclubsängerin.

Anfangs ist das Leben in Berlin noch sehr verwirrend und Gretchen ist sich oft nicht sicher, ob sie alles richtig macht. Aber nach und nach findet sie sich zurecht und auch zu sich selbst. Und am Ende erkennt sie auch, was ihr in ihrem Leben wichtig ist.

Joan Weng entführt uns wieder ins Berlin der zwanziger Jahre. Berlin ist schräg und bunt in diesem Buch. Gretchen landet in einer Gesellschaft, in der keiner sein Leben einfach normal leben will. Und obwohl die wenigsten den Konventionen entsprechen sind auch diese Menschen nicht frei von Vorteilen. Gerade bei dem was über Isis so erzählt wird, wird das recht deutlich. Da denkt sich jeder auch gerne mal etwas aus, weil es gerade so schön ins Weltbild passt. Gretchen hat mir sehr gut gefallen, gerade ihre Entwicklung fand ich sehr schön gezeichnet. Aber auch die anderen Charaktere sind nicht einfach Schwarz-weiß, jeder hat da so seine Vor- und Nachteile.

Und auch ein Wiedersehen mit den Figuren aus den Vorgängerbüchern gibt es, ich fand das sehr schön, als bei mir dann die Puzzleteile zueinander gefunden haben und ich als Leser noch einmal Orte aus anderen Büchern besuchen durfte. Und natürlich darf man auch die realen Orte nicht vergessen, die die Autorin hier geschickt mit eingebunden hat. Es hat schon ulkige Lokalitäten gegeben damals. Zusammen ergibt das ein sehr buntes Bild des vergangenen Berlins.

Alles in allem ein schönes und kurzweiliges Buch, das ich gerne weiterempfehle. Ich hatte schöne Lesestunden damit!

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Tolles Buch über die sechziger Jahre

Die Wunderfrauen
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Der zweite Band der Wunderfrauen setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Bandes ein. Helga ist mittlerweile Ärztin und arbeitet in der Klinik von Dr. von Thaler. Ihr Sohn David geht zusammen mit Josie, ...

Der zweite Band der Wunderfrauen setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Bandes ein. Helga ist mittlerweile Ärztin und arbeitet in der Klinik von Dr. von Thaler. Ihr Sohn David geht zusammen mit Josie, der Tochter von Louise zur Schule. So nähern die beiden sich wieder aneinander an und können die letzten Unstimmigkeiten zwischen sich ausräumen. Marie ist mittlerweile mit Martin verheiratet und bekommt ihr viertes Kind von ihm. Und Annabelle ist gerade Mutter einer Tochter geworden. Allerdings ist Marlene missgestaltet.

Hier nimmt die Autorin dann auch gleich Bezug auf das damalige Tagesgeschehen. Marlene ist ein Contergan geschädigtes Kind und ihr Vater versucht herauszufinden, wie das passieren konnte. Auch andere Themen der Zeit werden aufgegriffen, wie die Debatte über Verhütung und Schwangerschaftsabbrüche. Die Flurbereinigung spielt eine Rolle und Louise muss sich mit der Konkurrenz der Selbstbedienungs-Supermärkte, die immer mehr aufkommen, beschäftigen.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, man merkt den Charakteren an, dass sie älter geworden sind. Nicht unbedingt vernünftiger, aber alle vier stehen mehr im Leben und wissen sich auf ihre Art und Weise durchzusetzen. Besonders Annabelle emanzipiert sich immer mehr von ihrem Mann und wächst an ihrer Aufgabe mit Marlene und ihrer Freundschaft zu Louise, die sich deutlich vertieft.

Die Beschreibung der Gegend ist so gut, dass ich Starnberg direkt wieder vor Augen hatte. Durch die wechselnde Perspektive begleitet man jede der Frauen immer wieder ein Stück ihres Weges und lernt ihr Ängste und Zweifel, aber auch ihre geheimen Freuden kennen.

Ich freue mich jetzt auf jeden Fall auf Band 3, der wieder 10 Jahre später spielt. Auch diese Geschichte wird wieder wohl recht spannend werden. Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung für dieses Buch, es hat mir wirklich gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.07.2021

spannender Auftakt

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
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Emmas größter Wunsch ist es zu studieren. Doch ist dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts Frauen so gut wie unmöglich und gerade in Lothringen sind Frauen gerade erst zum Studium an Universitäten zugelassen ...

Emmas größter Wunsch ist es zu studieren. Doch ist dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts Frauen so gut wie unmöglich und gerade in Lothringen sind Frauen gerade erst zum Studium an Universitäten zugelassen worden. Ihre Eltern möchten Emma eigentlich nur gut verheiratet sehen.

Auch Carl hat andere Träume für sein Leben als seine Familie. Er möchte, anstatt das Familien-Unternehmen zu übernehmen, lieber eine Senf-Fabrik eröffnen. Doch der Wunsch die Familie glücklich zu sehen, macht es schwer sich gegen die Wünsche zu wehren. Doch als Carl auf Emma trifft und die ihn bestärkt seinem Traum zu folgen, scheint auf einmal alles möglich.

Zeit für Träume ist der Auftakt zu einer dreibändigen Reihe, die von 1903 bis 1920 in Metz spielt. Dieser erste Teil erzählt die Geschichte, wie Emma und Carl sich kennenlernen. Dabei ist ihre gemeinsame Zukunft, die man als Leser ja erwartet, wirklich nicht leicht zu erreichen. Die beiden müssen immer wieder gegen ihre Familien und deren Wünsche ankämpfen, teilweise mit drastischen Folgen. Keine Familie in diesem Buch ist wirklich perfekt und sie sind alle sehr unterschiedlich. Interessant fand ich jedoch, dass alle Eltern eigentlich versuchen, das ihrer Meinung nach Beste für ihre Kinder zu erreichen, auch wenn die Kinder das anders sehen.

Das Buch ist spannend geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Charaktere sind toll entworfen und sehr unterschiedlich. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, manche Figuren sind sehr ambivalent. Besonders Antoine, Carls bester Freund, hat es mir da angetan. Die Handlung hat immer wieder überraschendere Wendungen, die den Leser dazu bringen dringend weiterlesen zu wollen.

Ich kann diesen Auftaktband nur empfehlen und werde sicher auch den zweiten Band, der im November erscheint, lesen.

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