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Veröffentlicht am 26.05.2019

Grandios

Die Spionin der Charité
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Es ist mal wieder der 20. Juli, wieder einmal werden in Berlin die Helden des Attentat Versuchs geehrt. In Bern sitzt Lily Kolbe und könnte schreien vor Wut. Denn auch sie und ihr Mann haben im Widerstand ...

Es ist mal wieder der 20. Juli, wieder einmal werden in Berlin die Helden des Attentat Versuchs geehrt. In Bern sitzt Lily Kolbe und könnte schreien vor Wut. Denn auch sie und ihr Mann haben im Widerstand gearbeitet, nur wurde diese Arbeit nie bekannt. Als sich Eddie Bauer, ein Journalist aus den USA, bei ihr meldet, weil er von ihrem Mann und seinen Tätigkeiten erfahren hat und darüber schreiben will, entschließt sie sich ihr Schweigen zu brechen.
So erfahren wir die Geschichte von Lily, die 1941 nach Berlin kam , um bei Professor Sauerbruch in der Charité zu arbeiten. Lily will eigentlich Krankenschwester werden, da aber keine Stelle frei ist, wird sie Sauerbruchs Privatsekretärin. Schon bald stellt sich heraus, dass Sauerbruch kein Freund der Nazis ist und er auch bereit ist, aktiv etwas gegen sie zu unternehmen. So bildet sich der sogenannte Donnerstagsclub, eine kleine Gruppe aus vertrauenswürdigen Menschen in der Charité, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten Widerstand leisten.
Um diese Möglichkeiten zu erweitern, wird Lily 1943 auf den Mitarbeiter im Außenministerium, Fritz Kolbe angesetzt. Die beiden kommen sich rasch näher und Kolbe schließt sich der Gruppe an. Er ist es, der mit Hilfe der anderen, Geheimpapiere in die Schweiz schafft und diese den Amerikanern übergibt.
Das Attentat vom 20 Juli bringt sie dann alle in Gefahr, auch wenn sie nicht darin verstrickt sind.
Das Ende des Buches ist dann doch recht überraschend, ist doch Eddie Bauer nicht derjenige, für den er sich ausgibt. Mehr will ich aber dazu nicht verraten.

Mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Es liest sich extrem flüssig und das Kopfkino läuft von der ersten Minute an. Christian Hardinghaus erzählt hier eine Geschichte, die auf Tatsachen beruht. Er verändert hier und da die Namen der Protagonisten, Lily hieß im wahren Leben Maria und auch die Namen der anderen Mitglieder des Donnerstagsclubs wurden verändert. Aber die Geschichte an sich ist so passiert, Christian Hardinghaus füllt hier nur die Lücken.
Mich hat das Buch sehr berührt, es zeigt doch was auch im kleinen machbar ist, wenn man nur will.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung für dieses Buch, das einen Teil des deutschen Widerstands im zweiten Weltkrieg beleuchtet, der nicht so berühmt geworden ist.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Super zweiter Band!

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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Eigentlich könnte ja alles so toll sein, jetzt wo sich Flora wieder auf Mure niedergelassen hat und Joel eigentlich zur Arbeit pendeln will. Allerdings klappt das nicht besonders gut und Joel ist mehr ...

Eigentlich könnte ja alles so toll sein, jetzt wo sich Flora wieder auf Mure niedergelassen hat und Joel eigentlich zur Arbeit pendeln will. Allerdings klappt das nicht besonders gut und Joel ist mehr weg als da. Das verunsichert Flora gewaltig und irgendwie kommt sie nicht an Joel ran, der die Schotten weiterhin dicht macht, wenn es um seine Vergangenheit geht. Die beiden machen also erst einmal eine handfeste Krise durch.
Fintan und Colton sind miteinander glücklich und wollen heiraten. Alles könnte also so schön sein, hätte Colton da nicht ein Geheimnis.
Gleichzeitig lernen wir Said, den Arzt auf Mure, besser kennen. Er ist aus Syrien vor dem Krieg geflohen und seine Familie ist dort verschollen. Eines Tages bekommt er bescheid, dass seine beiden Söhne gefunden wurden und er sie zu sich holen kann. Unterstützung bekommt hierbei von Lorna und später auch der ganzen Insel, einfach wird es aber trotzdem nicht die verschreckten Kinder ins Inselleben zu integrieren.

Ich war ja eigentlich etwas skeptisch, ob mich dieser zweite Band der Reihe wieder so abholen würde, wie der erste. Meistens lassen zweite Bände ja etwas nach. Hier aber ist es Jenny Colgan gelungen, noch einmal eine Schippe oben drauf zu legen. Mir hat das Buch noch besser gefallen als das erste.
Die Verwirrungen zwischen Flora und Joel werden aus der Sicht beider beschrieben und so kann man sich in beide gut einfühlen und verstehen, warum da einiges schief läuft.
Die Geschichte um Said ist eigentlich ein zweiter Haupthandlungsstrang und nach und nach nähern sich die Geschichten aneinander an, so wie Said auch immer mehr ein Teil der Gemeinschaft auf Mure wird.
Mure ist generell so toll beschrieben, dass man da eigentlich wirklich gerne mal hinfahren möchte und sei es nur um in Annies Küche einmal essen zu gehen.

Jenny Colgan ist es mit diesem Buch gelungen, einen tollen Nachfolger zu schreiben und gleichzeitig noch soviel Handlungsspielraum zu lassen, so dass man sich schon auf den dritten Teil freut, der wohl im Oktober erscheinen wird.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein warmherziges Buch

Die kleine Sommerküche am Meer
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Flora wird von ihrem Boss dazu gebracht zurück auf ihre Heimatinsel Mure zu gehen, um dort die Stimmung bezüglich eines Kunden abzuklären. Leider ist Mure so ziemlich das letzte Ziel wo sie hin möchte, ...

Flora wird von ihrem Boss dazu gebracht zurück auf ihre Heimatinsel Mure zu gehen, um dort die Stimmung bezüglich eines Kunden abzuklären. Leider ist Mure so ziemlich das letzte Ziel wo sie hin möchte, erinnert sie doch alles dort an ihre verstorbene Mutter.
Dort angekommen, stellt sie fest, dass ihre Brüder und ihr Vater nicht wirklich gut alleine zurecht kommen und als sie das alte Kochbuch ihrer Mutter entdeckt und ihre Liebe fürs Kochen und Backen, kommt sie auch endlich besser mit ihrer Trauer klar.

Die kleine Sommerküche am Meer ist wirklich ein herzerwärmendes Buch. Die Insel ist sehr rau, dort wird es auch im Sommer nie richtig heiß. Die Menschen sind eher ruppig als herzlich, doch Flora schafft es dort endlich wieder zu sich selbst zu finden. Ihre Entwicklung hat mir auch besonders gut gefallen.
Aber auch ihre Brüder verändern sich im Laufe des Buches und die Beziehungen in der Familie verbessern sich durch die gemeinsame Zeit.

Schwierig wird es für Flora, als ihr Chef, in den sie heimlich verliebt ist, auf die Insel kommt und sie das erste Mal hautnah mit ihm arbeiten muss. Glücklicherweise ist ihr Kunde, für den sie im Gemeinderat für gute Stimmung sorgen soll, ein vernünftiger Mann, der sich nicht nur von der Insel, sondern auch von der dortigen Lebensart verzaubern lässt.

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht, ich habe Flora und ihre Familie und Freunde gerne begleitet und freue mich jetzt auf die Fortsetzung des Buches.


Von mir daher eine volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.05.2019

Toller Auftakt einer neuen Serie

Die Schwestern aus der Steeple Street
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Agnes Sheridan kommt nach Leeds um dort eine Ausbildung zur Gemeindeschwester zu machen. Hier ist alles anders als in London, wo sie die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hatte. Anfangs kommt sie ...

Agnes Sheridan kommt nach Leeds um dort eine Ausbildung zur Gemeindeschwester zu machen. Hier ist alles anders als in London, wo sie die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hatte. Anfangs kommt sie mit ihrer Art in ihrem Viertel nicht gut zurecht, ist doch Quarry Hill ein Armenviertel in Leeds.

Die Zusammenarbeit mit ihrer Ausbilderin Bess Bradshaw erweist sich als sehr schwierig, da es Agnes einfach schwer fällt, Empathie für ihre Patienten zu empfinden.

Zusammen mit ihr ist auch Polly mit in der Ausbildung, die Tochter von Bess. Nach dem Tod ihres Mannes versucht sie das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter wieder zu glätten.


Donna Douglas gelingt es die Zustände in Leeds in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Die Beschreibungen der ärmlichen Wohnungen waren so deutlich, dass ich von Anfang an das Kopfkino laufen hatte.

Mir hat es gut gefallen, dass sich die Geschichte nicht nur um Agnes gedreht hat, sondern auch Bess und Polly näher betrachtet wurden. Die Entwicklungen, die die Figuren durchmachen fand ich gut und schlüssig beschrieben.


Da ich auch gerne Call the Midwife schaue, bleibt der Vergleich natürlich nicht aus. Mir hat das Buch von Donna Douglas mindestens genauso gut gefallen wie die Serie, auch wenn diese ja erst nach dem zweiten Weltkrieg spielt.

Die Nightingale-Bücher der Autorin kenne ich noch nicht, aber ich werde diese Serie wohl sicherlich noch lesen.

Alles in allem hatte ich mit diesem Buch ein paar Stunden pures Lesevergnügen und ich freue mich darauf diese neue Serie weiter zu verfolgen.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Gesellschaft im Umbruch

Der Horizont der Freiheit
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Eines Vorweg, der Klappentext ist bei diesem Buch ziemlich irreführend. Ich hätte hier eine Krimigeschichte vor dem Hintergrund der Nationalversammlung in der Paulskirche erwartet. Bekommen habe ich eine ...

Eines Vorweg, der Klappentext ist bei diesem Buch ziemlich irreführend. Ich hätte hier eine Krimigeschichte vor dem Hintergrund der Nationalversammlung in der Paulskirche erwartet. Bekommen habe ich eine sehr gut recherchierte Geschichte über das Leben und die Gesellschaft in den vierziger Jahren des 19 Jahrhunderts in Frankfurt.

Begonnen wird diese 1844. Wilhelmine Pfaff und ihr Mann erkranken an den Blattern, er stirbt, sie überlebt die Krankheit. Da die beiden keine Kinder haben, ist es an ihr die Druckerei zu übernehmen und sich so ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Alternative wäre, schnellst möglich wieder zu heiraten und die Druckerei als Mitgift zu sehen. Da Wilhelmine ihren Walter aber sehr geliebt hat, fällt ihr allein der Gedanke daran sehr schwer. Allerdings steht sie als Frau vor dem Problem, dass ihr keine Geschäftstüchtigkeit zugestanden wird und sie sich schwer tut überhaupt Aufträge zu bekommen. Glücklicherweise hat ihr Nachbar Joseph Rütten ein Auge auf sie geworfen und da er Besitzer einer Literarischen Gesellschaft ist, bietet er ihr an, seine Bücher zu drucken. So bekommt Wilhelmine die Chance auf ein selbst bestimmtes Leben.

4 Jahre später tagt die Nationalversammlung in der Paulskirche und das Leben in der Stadt ist durch die Versammlung politisch aufgeheizt. Wilhelmines Freunde Joseph Rütten und Zacharias Löwenthal verkehren in den politischen Salons der Stadt und auch Wilhelmines Freundin Henriette Zobel kämpft für Freiheit, Demokratie und Frauenrechte. Wilhelmine kommt sich dabei etwas dumm vor, weil sie sich so gar nicht für Politik interessiert und einfach versucht ihr Leben zu leben. Aber als die Lage dann eskaliert ist es an Wilhelmine ihrer Freundin zu helfen.

Ines Thorn zeichnet mit diesem Buch ein genaues Bild der Frankfurter Gesellschaft in diesen revolutionären Jahren. Die Auswirkungen des Hambacher Festes prägen das politische Bild und die Versammlung in der Paulskirche gibt Hoffnung darauf, dass sich grundlegende Änderungen im politischen System durchsetzen lassen. Und trotzdem wird das Alltagsleben von den alten Traditionen und Vorurteilen geprägt. Ziemlich deutlich zeigt sich, dass Veränderungen in der Gesellschaft einfach ihre Zeit brauchen.

Das Buch ließ sich sehr flüssig lesen, ich war ab der ersten Zeile voll mit dabei und wollte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die Hauptfiguren sind toll beschrieben und man kann nachvollziehen warum jeder genau so handelt, wie er es eben tut.

Interessant fand ich da besonders auch die Geschichte um die literarische Gesellschaft Rütten und Löwenthal, später der Verlag Rütten und Loening. Hier ist es Ines Thron gelungen auch eine kleine Biographie des Verlages zu schreiben, in dem dieses Buch dann auch veröffentlicht wurde.

Von mir eine volle Leseempfehlung für dieses tolle Buch!