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Veröffentlicht am 06.01.2019

Wie aus einem kleinen Anfang Großes entsteht

NAMASTE - Du bist gesehen!
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Wer hätte gedacht, dass aus der Gastfreundschaft eines deutschen Ehepaars ein riesiges christliches Hilfsnetzwerk in Indien entstehen würde?

Als sich ein junger indischer Mann in den 60er Jahren in Deutschland ...

Wer hätte gedacht, dass aus der Gastfreundschaft eines deutschen Ehepaars ein riesiges christliches Hilfsnetzwerk in Indien entstehen würde?

Als sich ein junger indischer Mann in den 60er Jahren in Deutschland weiterbilden will, wird er freundlich von einem christlichen Ehepaar aufgenommen. Aus Dankbarkeit nimmt sein Vater in Indien einige heimatlose Jungen auf. Aus diesem kleinen Anfang sind inzwischen viele Kinderheime, Schulen und Gemeinden entstanden, die sich Nethanja-Gemeinden nennen. Nethanja ist hebräisch und bedeutet, „Gott hat gegeben.“ Aus Dankbarkeit für Gottes großzügige Gaben, schließen sich mehr und mehr Menschen dieser Bewegung an, und gewinnen Menschenherzen durch ihre spürbare und tatkräftige Nächstenliebe.

Christoph Zehendner hat Nethanja-Projekte besucht, und viele Gespräche vor Ort in Indien geführt. In diesem bunten Flickwerk aus Berichten, erzählt er von Leprakranken, von verstoßenen Witwen, von einem abgeschiedenen Naturvolk und von den Bewohnern eines Slums. Ehemalige Terroristen kehren um. Menschen, die nicht lesen und schreiben können, sind maßgeblich daran beteiligt, dass sich Menschenleben verändern. Witwen, von ihrer Familie verstoßen, blühen auf, weil jemand ihnen Liebe entgegenbringt. Aids-Kranke finden Hoffnung und eine erfüllende Aufgabe.

Dieses Buch erzählt vor allem von der großen Liebe der Menschen, die Jesus nachfolgen. Dabei lässt der Autor den Leser an seinen persönlichen Empfindungen teilnehmen, z.B. seine Wut über das junge Mädchen, das zwangsverheiratet wurde und sich schon bald bei ihrem viel älteren Ehemann mit Aids infiziert. Oder die Verwunderung über das stehengebliebene Motorrad, das nach einem Gebet wieder zum Laufen kommt, und die Umkehr des Verursachers. Seine Abscheu bei dem Gedanken, das noch vor kurzem bei einem Naturvolk Kinder geopfert wurden, und seine Bewunderung für Pastor Singh, der sich unermüdlich für die armen Menschen in seiner Umgebung einsetzt.

Fazit: Ein spannendes Buch mit wahren Geschichten über Gottes Wirken in Indien. Auch wenn über Wunder und Heilungen berichtet wird, stehen diese keineswegs im Mittelpunkt. Es geht vor allem um Menschen, die durch Gottes Liebe über sich hinauswachsen, und dann ihre Umgebung mit dieser Liebe erhellen.

Veröffentlicht am 05.01.2019

Einsichten einer Amerikanerin

"You go me on the cookie!"
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Das fröhliche Cover dieses Buchs lässt schon ahnen: Hier darf gelacht werden! Dana Newman lebt nun schon eine ganze Weile in ihrer Wahlheimat Deutschland. Auf einer kurzen Reise von Prag nach München lernte ...

Das fröhliche Cover dieses Buchs lässt schon ahnen: Hier darf gelacht werden! Dana Newman lebt nun schon eine ganze Weile in ihrer Wahlheimat Deutschland. Auf einer kurzen Reise von Prag nach München lernte sie ihren jetzigen Mann kennen und lieben. Schon bald sehnte sie sich danach die deutsche Sprache zu meistern. Dabei musste sie feststellen, dass es viele Unterschiede zur englischen Sprache gibt.

Drei verschiedene Artikel, anstatt nur „the“, deutsche Wörter die ähnlich klingen wie vertraute englische, aber die eine ganz andere Bedeutung haben, und die ungewohnte Unterscheidung zwischen Personen, die mit „du“ oder mit „Sie“ angesprochen werden - das sind nur einige der Stolpersteine, die ihr begegnet sind. Eifrig stürzte sie sich ins Lernen, nur um immer wieder an der Grammatik zu verzweifeln. Aber es geht in diesem Buch nicht nur um die Sprache, auch einige kulturelle Unterschiede zwischen den Deutschen und den Amerikanern werden thematisiert. Bei allem Ungewohnten, spürt man Danas Liebe zu dieser verwirrenden neuen Heimat, in der es auch noch so viele merkwürdige Dialekte gibt.

Auch ohne Danas erfolgreichen YouTube-Kanal zu kennen, spürt man beim Lesen ihre lebensfrohe, offene, amerikanische Art. Manche Erlebnisse lesen sich wie ein heiteres Gespräch. Erst am Ende des Buchs erfährt der Leser, dass der Text ursprünglich Englisch war und übersetzt wurde. Die Übersetzung ist auf jeden Fall gut gelungen. Dieses Buch ist unterhaltsam und flüssig geschrieben, auch wenn so manches Sprachproblem nicht gelöst wird, und anderes etwas oberflächlich abgehandelt wird.

Fazit: Interessant für Menschen, die dabei sind Deutsch zu lernen, aber auch für solche, die ihre deutsche Muttersprache schätzen, denn die Einsichten Danas werfen einen neuen, aufschlussreichen Blick auf so manche Merkwürdigkeiten der deutschen Sprache. Übrigens auch interessant für Menschen, die Danas YouTube Videos nicht kennen.

Veröffentlicht am 22.12.2018

Freundschaft, die trägt

Asmarom und die Superhelden
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Die zwei Teenager, Noemi und ihr Bruder Asmarom, sind gemeinsam aus Eritrea geflohen. Angst, durch die traumatische Flucht, ist ihr ständiger Begleiter. Als der kranke Asmarom weggebracht wird, weiß Noemi, ...

Die zwei Teenager, Noemi und ihr Bruder Asmarom, sind gemeinsam aus Eritrea geflohen. Angst, durch die traumatische Flucht, ist ihr ständiger Begleiter. Als der kranke Asmarom weggebracht wird, weiß Noemi, sie muss ihn um jeden Preis finden, denn wie soll ihr Bruder im fremden Land ohne sie zurechtkommen?

Ben leidet an seinem Elternhaus. Seine Eltern sind träge und behandeln ihn mit Gleichgültigkeit. Als er wegen seiner Fettleibigkeit ins Krankenhaus muss, begleiten sie ihn noch nicht einmal. Und er ist begeistert über ungewohnte Alltagsfreunden im Krankenhaus, wie ein frisches, sauberes Bett und ein aufgeräumtes Bad. Mathe ist ein wichtiger Teil seines Lebens und hilft ihm über manches hinweg.

Sein Zimmergenosse Tobias redet, wenn überhaupt, nur über die Sprachfunktion seines Handys. Von Narben entstellt, fällt ihm vieles schwer. Auch dass er, im Gegensatz zu Ben, eine fürsorgliche Mutter hat, hilft ihm über die Folgen seiner Verbrennung nicht hinweg.

Und dann gibt es noch die geheimnisumwitterte Elena. Erst später lernen die anderen Kinder sie kennen. Wegen einer autoimmunen Krankheit wird eine umstrittene Therapie an ihr ausprobiert. Sie fühlt sich wie ein Versuchsprojekt, und sie leidet darunter, dass ihre Eltern unter der Last ihrer Krankheit zerbrechen.

Im Krankenhaus findet diese fünf unterschiedliche Jugendliche zusammen. Alle weichen sie von der Norm ab. Alte Freunde spielen in ihrem Leben kaum noch eine Rolle. Als der Zustand von einem der fünf bedrohlich wird, weil er im Krankenhaus nicht die Hilfe bekommt, die er braucht, haben sie einen waghalsigen Plan. Wird es ihnen gelingen gemeinsam dem Krankenhaus für ein paar Tage zu entfliehen? Wie gut, dass sie alle wichtige Gaben haben. Gemeinsam sind sie stark.

Dieses ernste Jugendbuch ist sehr gut geschrieben. Die Dialoge wirken echt und nicht gestellt. Die Persönlichkeiten dieser fünf jungen Menschen werden sehr gut herausgearbeitet. Die Anliegen und Probleme sind altersgemäß, auch wenn sich diese Jugendliche in einer Extremsituation befinden. Die Suche nach der eigenen Identität, das Ringen dazuzugehören, aber auch die erste, zarte Pflanze der Liebe kommen ebenso zur Sprache wie der Glaube und die Frage, was nach dem Tod kommt. Glaubensfragen werden behutsam aufgegriffen. Die zwei Mitarbeiter im Krankenhaus, die in ihrem Glauben Halt finden, ragen vor allem durch ihre positive, mitmenschliche Haltung heraus.

Die Beschreibung der Abläufe im Krankenhaus, ebenso wie die Reise, überzeugen nicht ganz. Hier wirkt die Erzählung stellenweise eher wie eine Fantasygeschichte. Dafür werden gerade auf dem „road trip“ die Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen gut herausgearbeitet. Als Leser wünscht man sich manchmal etwas mehr Hintergrundinformationen zu den Jugendlichen. Auch die verschiedenen Krankheitsbilder und Therapien könnten stärker herausgearbeitet werden, andererseits würde das vielleicht den Rahmen des Buchs sprengen.

Fazit: Eine lesenswerte Erzählung für Jugendliche, in der auch die schwierigen Fragen des Lebens und der Frage nach Gott in überzeugender Weise dargestellt werden.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Gleichnisse Jesu neu erzählt

Der Fremde im Zug
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Jesus erzählte viele Gleichnisse. Dabei benutzte er Beispiele aus der Lebenswelt seiner Zuhörer. Der Autor dieses Buchs nimmt den Grundgedanken einiger Gleichnisse, und erzählt sie neu mit Beispielen aus ...

Jesus erzählte viele Gleichnisse. Dabei benutzte er Beispiele aus der Lebenswelt seiner Zuhörer. Der Autor dieses Buchs nimmt den Grundgedanken einiger Gleichnisse, und erzählt sie neu mit Beispielen aus unserer heutigen Zeit. Ob die wertvolle Perle, der barmherzige Samariter, die zehn Jungfrauen, der verlorene Sohn oder die verlorene Münze, mit diesen Geschichten eröffnet sich dem Leser eine ganz neue Dimension einer oft gehörten Geschichte.

Dabei sind manche Geschichten treffender als andere. Bei einigen scheint der Vergleich etwas weit hergeholt oder unpassend. Bei der Vielfalt dieser zwanzig Geschichten, ist es klar, dass der Leser einige ansprechender finden wird als andere. Und jeder wird seine persönlichen Favoriten haben.

Genau genommen sind es auch nicht nur Gleichnisse, die hier aufgegriffen werden. So wird, zum Beispiel, bei der berührenden Geschichte über den Wert jedes einzelnen Kindes auf die Kindersegnung verwiesen.

Die Erzählweise ist durchweg anschaulich, und insgesamt ist das Buch sehr gut lesbar. Manche Gedanken hätten besser ausgearbeitet werden können. Die Geschichten können gut unabhängig voneinander gelesen werden.

Manche Geschichten entstammen Erlebnissen des Autors, andere sind erfunden oder beruhen auf aktuelle Ereignisse, wie der Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt oder das Erdbeben in Haiti. Am Ende jeder Geschichte wird die biblische Geschichte eingeflochten, manchmal wirkt das allerdings etwas konstruiert. Es wäre vielleicht besser gewesen einfach das Gleichnis jeweils am Ende der Geschichte abzudrucken, ohne dass einer der Beteiligten bei jeder Geschichte sagen muss, „Das erinnert mich an eine Geschichte aus der Bibel ...“

Fazit: Ein interessanter, neuer Zugang zu den Gleichnissen Jesu. Ein empfehlenswertes Buch, das viel Stoff zum Nachdenken bietet.

Veröffentlicht am 02.12.2018

Indien konkret: Hingabe und Retterliebe

Glauben. Lieben. Ernten.
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Der im Jahr 1947 geborene Augustine Jebakumar wächst in einfachen Verhältnissen in Indien auf. Wegen Geldmangel kann er nicht, wie er sich erträumt, Ingenieur werden, aber er schließt eine technische Ausbildung ...

Der im Jahr 1947 geborene Augustine Jebakumar wächst in einfachen Verhältnissen in Indien auf. Wegen Geldmangel kann er nicht, wie er sich erträumt, Ingenieur werden, aber er schließt eine technische Ausbildung mit Auszeichnungen ab.

Seine Familie ist christlich geprägt, aber erst als Jugendlicher erkennt er, was es bedeutet von Jesus gerettet zu werden. Voller Liebe für seinen Retter, ist er fortan mit feurigem Eifer für Jesus unterwegs. Wo er nur kann, evangelisiert er.

Eines Tages spürt er, dass Gott ihn nach Bihar ruft. „Mein Sohn, wenn du nicht gehst, habe ich sonst keinen, den ich senden könnte.“ Von seiner Heimat im Süden, Tamil Nadu, nach Bihar im Norden Indiens, sind es über zweitausend Kilometer, eine riesige Entfernung in einem Land, in dem das Reisen mühsam ist. Nicht nur, dass er damit weit von seinem Elternhaus lebt, er muss auch seine gutbezahlte Arbeitsstelle aufgeben, mit der er seine Familie unterstützt. Hin und her gerissen zwischen dem Auftrag seines Herrn und den Erwartungen seiner Familie, entscheidet sich Jebakumar schließlich Gott zu gehorchen, auch wenn er damit seine Familie schwer enttäuscht.

Bihar ist der ärmste Bundesstaat Indiens. Sehr viele Menschen haben noch nicht einmal das Nötigste zum Leben, und nur Wenige können lesen. Es fällt Jebakumar sehr schwer sich zu verständigen, denn auch wenn er noch immer in Indien ist, wird in Bihar eine andere Sprache gesprochen als in seiner Heimat. Trotz aller Härten ist er wie ein Getriebener. Er leidet darunter, dass Menschen ohne Jesus verloren gehen, darum nutzt er jede freie Minute um von seinem Glauben zu erzählen. Er reist in abgelegene Dörfer und ist am Aufbau von Schulen, Krankenhäusern und Waisenheimen beteiligt. Trotz vieler Rückschläge, wächst sein Dienst schnell, und er wird bald von vielen Mitarbeitern unterstützt. In späteren Jahren kommt er mit Missionsorganisationen im Ausland in Kontakt, die seine Arbeit vor allem finanziell unterstützen. Dadurch kann viel mehr Menschen geholfen werden.

Dieses Buch wurde aus dem Tamilischen übersetzt. Der Schreibstil ist für deutsche Leser etwas ungewohnt. Es wird über eine Fülle von Erlebnissen berichtet, und manchmal ist das Lesen ermüdend, weil so viele einzelne Ereignisse nebeneinanderstehen. Das Erzählte wirkt manchmal eher wie ein Rechenschaftsbericht für Missionsfreunde. Es kommen auch viele Namen von Menschen und Orte vor, die den meisten Lesern vermutlich unbekannt sind. Und obwohl Jebakumar immer wieder betont, dass allein Gott die Ehre gebührt, klingt manchmal aus seinen Erzählungen etwas Eigenlob oder Stolz heraus, was befremdend wirken kann. Das alles liegt vermutlich in erster Linie an den kulturellen Unterschieden zwischen dem indischen Autor und dem deutschen Leser.

Dafür ist es aber auch gerade dieser anderen Erzählweise zu verdanken, dass der Leser mit diesem Buch einen außergewöhnlichen, authentischen Bericht über das Leben und Wirken in Indien erhält. Gerade wer sich für fremde Kulturen interessiert, wird es sehr schätzen hier ein Zeugnis eines indischen Christen in Händen zu halten. Kaum vorstellbar für Christen in wohlhabenden Ländern ist z.B. die Freude über das Geschenk einer eigenen Decke für jedes Familienmitglied. Aspekte, die in unserer Kultur grundlegend anders sind, z.B. die Rolle des Sohnes in der Familie, oder die Brautsuche der Eltern, könnten nicht besser wiedergegeben werden, als von einem Menschen, der in dieser Kultur Zuhause ist.

Neben vielen Erfolgen, schreibt Jebakumar auch von harten Niederlagen; z.B. von Mitarbeitern, die nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind oder dem Tod eines Kindes; und immer wieder erzählt er von dem starken, teils lebensbedrohlichen Widerstand gegen den Glauben, dem er und seine Mitarbeiter ausgesetzt sind.

Es ist bewegend zu lesen, wie Jebakumar und seine Mitarbeiter Gottes Führung und Eingreifen erleben. Auch da wirkt manches vielleicht für westliche Leser befremdend, aber wie gut wäre es, einfach mal bei Christen einer fremden Kultur hinzuhören, ohne gleich nach dem eigenen Maßstab zu werten und urteilen.

Das Herausragende an diesem Buch ist die Begeisterung, mit der Jebakumar und seine Freunde alles für ihren Glauben einsetzen. Unermüdlich überlegen sie, wie sie noch mehr Menschen mit dem Evangelium erreichen können. Angesichts diesen Eifers, wirken Christen in Europa müde und selbstsüchtig. Vielleicht ist es der Wohlstand, der lähmt. Auf jeden Fall dient dieser Bericht als Herausforderung den Glauben ernster zu nehmen und sich etwas kosten zu lassen.

Fazit: Ein faszinierender Bericht über das Wachsen einer einheimischen Missionsorganisation in Indien. Die vielen Glaubenserfahrungen, aber auch die Bereitschaft zum Verzicht, sind eine Herausforderung für europäische Christen, auch wenn die Erzählweise stellenweise ungewöhnlich ist. Die ermutigenden Zeugnisse in diesem Buch bieten einen authentischen Einblick in das Leben der Christen in Indien.