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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2022

Authentischer LGBTQIA+ New-Adult-Roman

Fünfzehn Tage sind für immer
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Felipe ist 17, homosexuell und übergewichtig, was ihm selbst sehr bewusst ist und woran er durch das stete Mobbing seiner Mitschüler*innen auch tagtäglich erinnert wird. Freunde hat er keine und Selbstsicherheit ...

Felipe ist 17, homosexuell und übergewichtig, was ihm selbst sehr bewusst ist und woran er durch das stete Mobbing seiner Mitschüler*innen auch tagtäglich erinnert wird. Freunde hat er keine und Selbstsicherheit sowieso nicht. Daher freut er sich auf die Ferien, in denen er den ganzen Tag für sich sein, lesen und Serien schauen kann. Doch als er vom letzten Schultag nach Hause kommt, offenbart seine Mutter ihm, dass der Nachbarsjunge Caio für 15 Tage bei ihnen leben wird, da dessen Eltern im Urlaub sind. Felipe bricht sofort der Angstschweiß aus: Wie soll er denn 15 Tage mit Caio, in den er - seit er denken kann - verliebt ist, verbringen ohne sich zu blamieren?

Vitor Martins lässt durchweg Felipe erzählen, sodass der Eindruck geweckt wird, als sei man in seinem Kopf und würde jede Szene miterleben. Felipes Gedanken sind durch eine humorvolle Perspektive und jugendliche Situationskomik geprägt, allerdings werden auch schnell die Selbstzweifel und die Vorliebe zum Verdrängen sichtbar. Im Laufe des Buches vollzieht er eine wichtige Entwicklung, öffnet sich Caio gegenüber und fasst Vertrauen - in ihn, sich selbst und die Welt. Was mir gefällt: "Fünfzehn Tage sind für immer" verharmlost keines der beinhalteten Themen, bietet keine Sofortlösungen an und vermittelt auch nicht, dass derartig schwerwiegende Probleme, wie Caio und Felibe sie haben - sich im Nu auflösen. Sondern es zeigt, dass es vielen Jugendlichen womöglich nicht gut geht, sie mit sich und der Welt hadern, es aber schrittweise einen Weg hin zum Glücklichsein und einer wohlwollenderen Perspektive gibt.
Die Themen sind ernst und plausibel, der Schreibstil wechselt situationsabhängig zwischen Humor, Schwermut und Nüchternheit.
Ein wertvoller LGBTQIA+ New-Adult-Roman!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 14.07.2022

Wichtiges Thema, stark umgesetzt

Die sieben Schalen des Zorns
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Max ist Arzt und seine Tante schwer an Alzheimer erkrankt. Daher hat sie Max schon sehr früh das Versprechen abgenommen, dass er ihr bei ihrem Tod helfen wird, sobald das Leben für sie nicht mehr lebenswert ...

Max ist Arzt und seine Tante schwer an Alzheimer erkrankt. Daher hat sie Max schon sehr früh das Versprechen abgenommen, dass er ihr bei ihrem Tod helfen wird, sobald das Leben für sie nicht mehr lebenswert ist. Da dieses Stadium nun erreicht ist, verabreicht Max ihr das tödliche Medikament. Kurz darauf steht bereits die Mordkommission vor seiner Praxistür, denn - was viele vermutlich nicht wissen - ist das Bereitstellen der Medizin straffrei, das Verabreichen beschert Max jedoch eine Anklage wegen Mordes. Dieser Verdacht wird dadurch erhärtet, dass er der Alleinerbe seiner Tante Maria ist. Da kann ihm nur der langjährige Freund Jonas helfen, der ihm nach einem sie stark verbindenen Geheimnis vor etlichen Jahren noch etwas schuldig ist, nun jedoch als Staatsanwaltschaft auf der anderen Seite steht.

Markus Thiele hat sich in "Die sieben Schalen des Zorns" einem sehr schwierigen Thema gewidmet - sowohl juristisch als auch moralisch - und erinnert damit an die Bücher von Ferdinand von Schirach. Durch die Rückblenden bekommen die Leser*innen einen näheren Einblick von Max' Kindheit, Jugend und seiner Beziehung zu Maria, was seine Handlungsweisen erklärt und verstehen lässt, weshalb er zu der Person geworden ist, die er heute ist. Auch von Jonas und dessen Vergangenheit erfahren wir einiges, was auch sein Weltbild und seine Entscheidungen erklärt.
Während mich der Ausgangsplot schon von Anfang an begeistert hatte, fesselten mich auch der Schreibstil und die Art, wie vom Tod, dem Wunsch nach dem Tod, der Umsetzung und der juristischen Lage erzählt wird.

Veröffentlicht am 10.07.2022

Sehr spannend, aber nichts für schwache Nerven

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Während einer Zoom-Konferenz steht hinter einem Teilnehmer plötzlich ein maskierter Mann, hält ihm ein Messer an die Kehle und zwingt die anderen Zoom-Konferenz-Teilnehmer, dabei zuzusehen, wie er ihn ...

Während einer Zoom-Konferenz steht hinter einem Teilnehmer plötzlich ein maskierter Mann, hält ihm ein Messer an die Kehle und zwingt die anderen Zoom-Konferenz-Teilnehmer, dabei zuzusehen, wie er ihn langsam und brutal zu Tode quält. Für Tom Bachmann und sein Team ist schnell klar, dass das Opfer keine zufällige Wahl des Täters war.

Leider habe ich "Der Blutkünstler", also den ersten Teil um Tom Bachmann, bisher nicht gelesen, konnte durch die Bezüge auf Toms Vergangenheit jedoch auch problemlos folgen und recht schnell verstehen, weshalb er einen so guten Blick in die Psyche der Serientäter hat. Trotz der Einblicke blieb Tom Bachmann für mich recht wenig greifbar, kühl, kantig und etwas emotionslos. Was die Ermittlungen angeht, wurden Fortschritte in gutem Tempo und auf einem clever konstruierten Spannungsbogen erzielt. Die Auflösung folgt tatsächlich erst am Ende, sodass Miträtseln und -fiebern in jedem Fall möglich ist.

Ein sehr spannender, gut konstruierter Thirller, der wegen seiner Brutalität und expliziten Schilderungen vermutlich nicht jeden Lesegeschmack erfüllt.

Veröffentlicht am 26.06.2022

Naturnahes Abenteuerbuch

Pettersson und Findus – Mein Abenteuerbuch
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An der Seite von Pettersson und Kater Findus entdecken wir in Steffi Kordas Abenteuerbuch die Natur, den Garten und die vielen Möglichkeiten, diese zu erforschen. In fünf Kapiteln gegliedert beschreibt ...

An der Seite von Pettersson und Kater Findus entdecken wir in Steffi Kordas Abenteuerbuch die Natur, den Garten und die vielen Möglichkeiten, diese zu erforschen. In fünf Kapiteln gegliedert beschreibt die Autorin sehr leicht verständlich, was es überhaupt alles zu entdecken gibt und worauf wir dabei achten müssen. Untermauert sind alle Sachinformationen mit schönen Illustrationen, Abbildungen und praxisnahen Anleitungen und Tipps. So erfahren wir, wie wir uns selbst einen Kompass basteln können, welche Sternbilder am Himmel zu sehen sind, wie wir Tierspuren lesen können und welche Vögel und Käfer es häufig in unserer Gegend gibt.

Durch die bildhafte und liebevolle Gestaltung gibt es für die jungen Entdecker ab sechs Jahren so viel zu sehen, was sie anschließen in der Praxis umsetzen und vergleichen können. Das Abenteuerbuch mit Pettersson und Findus informiert nicht nur, sondern motiviert und animiert zum Nachmachen, Rausgehen und die Natur erleben - ob durch ausgiebige Spaziergänge, Zelten oder Feuer machen.

Ein schönes, naturnahes Kinderbuch, mit hilfreichen Informationen, die auch Erwachsenen einen Mehrwert bieten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2022

Tolle Entwicklung der Protagonistin

Im Dschungel um acht, bis einer lacht
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Isabel fühlt sich in ihrer Familie wie das fünfte Rad am Wagen und oftmals hilflos, wenn sie sich aus dem Kontrollzwang ihres eifersüchtigen Freundes winden möchte. Als sie plötzlich versehentlich auf ...

Isabel fühlt sich in ihrer Familie wie das fünfte Rad am Wagen und oftmals hilflos, wenn sie sich aus dem Kontrollzwang ihres eifersüchtigen Freundes winden möchte. Als sie plötzlich versehentlich auf einer Stand-up-Comedy-Bühne landet, findet sie heraus, dass sie nicht nur witzig ist, sondern auch Worte herausbekommen und nicht nur denken kann. Ihre neuen Freund*innen Mo, Will und Jonah aus der Comedy-Szene sehen ihr Potential und bestärken sie in weiteren Auftritten. Dass sie allerdings noch zur Schule geht, darf niemand wissen - so wie ihr Freund Alex nie von den Auftritten erfahren darf.

Katie Henry hat mit "Im Dschungel um acht, bis einer lacht" (grandioser Titel!) einen wundervollen Coming-of-Age-Roman geschrieben, der unter anderem toxische Beziehungen thematisiert. Gerade bei dem Thema stehe ich Jungendbüchern eher skeptisch gegenüber, da diese Art der "Eifersucht" oftmals romantisiert dargestellt oder nicht vernünftig aufgearbeitet wird. Katie Henry hat nicht nur diese Ebene erfolgreich gemeistert, sondern auch den Spagat zwischen ernsten Themen und gelungenen Bits in Form von Ironie, Humor und Übertreibung geschaffen - und damit ist ihr auch die Kombination von Comedy und Roman sehr gut gelungen.

Isabel ist eine starke Protagonistin, die sich kontinuierlich entwickelt und durch die Nebenfiguren viel Input und Bestärkung erfährt. Der Schreibstil ist flüssig, humorvoll und jugendlich-frisch, was gut zur Atmosphäre passt. Auch das Hadern, die Herausforderungen im Teenageralter und die Überwindung in schwierigen Situationen sind hier deutlich spürbar, was Isabel noch nahbarer macht.

Ein gelungener, sehr humorvoller und dennoch reflektierender Jugendroman über eine junge Frau, die ihren eigenen Weg findet!

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