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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Leider kaum Tiefgang

Der schönste Zufall meines Lebens
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Penny Bridge ist 30, lebt in London und wünscht sich sehnlichst Kinder. Aufgrund einer Krebserkrankung kann sie diese jedoch nicht selbst austragen, sondern muss für ihre befruchteten Eier eine Leihmutter ...

Penny Bridge ist 30, lebt in London und wünscht sich sehnlichst Kinder. Aufgrund einer Krebserkrankung kann sie diese jedoch nicht selbst austragen, sondern muss für ihre befruchteten Eier eine Leihmutter finden - und außerdem fehlt ihr noch der "richtige" Mann für ihre Zukunft als Mutter. Durch einen Zufall steht plötzlich der attraktive Francesco vor ihr und nach einigen Anlaufschwierigkeiten entwickelt sich eine Affäre zwischen den beiden. Bis Penny von London nach Derbyshire zieht, um dort die Leitung des Pubs ihres kranken Onkels zu übernehmen. Dort lernt sie zwei weitere Männer kennen, die großen Gefallen an Penny finden. Doch ganz kann sie Francesco nicht vergessen und eines Tages kündigt er an, seinen Job in London gekündigt zu haben und ihr im Pub unter die Arme greifen zu wollen. Können die beiden noch einmal zueinander finden?

Laura Jane Williams' Schreibstil ist sehr angenehm: locker, leicht und bildhaft, sodass die Geschehnisse anschaulich beschrieben und gut vorstellbar sind. Zunächst war ich von der Geschichte ganz begeistert, gerade da die Themen Brustkrebs, Kinderwunsch und finanzielle Selbständigkeit angesprochen wurden. Während der Zeit in London gefiel mir Penny und die sich entwickelnde Beziehung zwischen ihr und Francesco sehr gut. Doch spätestens als sie nach Derbyshire geht, ändert sich mein Eindruck. Abgesehen davon, dass ich zu den männlichen Figuren dort wenig Zugang gefunden habe und sie recht unsympathisch ausgearbeitet waren, verfiel Penny in negative Züge. Was die Autorin vermutlich als Selbstbewusstsein, sexuelle Selbstbestimmung und Unabhängigkeit darstellen wollte, war im Kern doch die stetige Abhängigkeit von der Bestätigung und Zuneigung eines Mannes - oder mehreren Männern.

Eigentlich bot der Roman wirklich viel Potential, diverse Themen modern und tiefgründig umzusetzen, rutschte dann leider doch wieder in typische und altbekannte Klischees ab.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Solider Thriller

Das Profil
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Die sehr erfahrene Polizistin Franka Erdmann findet nicht nur einen neuen Mordfall auf ihrem Schreibtisch, sondern muss sich auch mit ihrem neuen Kollegen Alpay Eloğlu als Ermittlungspartner arrangieren. ...

Die sehr erfahrene Polizistin Franka Erdmann findet nicht nur einen neuen Mordfall auf ihrem Schreibtisch, sondern muss sich auch mit ihrem neuen Kollegen Alpay Eloğlu als Ermittlungspartner arrangieren. Auf dem Spielplatz wurde eine Männerleiche bis zum Kehkopf eingegraben und ein Auge entfernt. Wenig später wird eine bekannte Influencerin in ihrer Wohnung getötet und schnell wird klar, dass es sich hier um denselben Täter handelt. Doch was ist sein Motiv und wie hilft das von ihm erstellte Profil, um ihn endlich stellen und ein weiteres potentielles Opfer vor dem Tod bewahren zu können?

Hubertus Borck entwirft mit Franka Erdmann und Alpay Eloğlu zwei sehr unterschiedliche Figuren, die sich über die Zeit hinweg aneinander gewöhnen müssen und nicht auf Anhieb einen guten Draht zueinander haben. Der Plot klingt recht vielversprechend, auch wenn Präsenz auf Instagram, die das Interesse des Mörders weckt, und Hass auf Frauen keine neuen Thriller-Themen sind. Doch die Spannung lässt durch einige Längen recht schnell nach und was mir von Franka Erdmann und Alpay Eloğlu als nahezu einzige Eigenschaft im Kopf geblieben ist, ist die starke Liebe bzw. die Abneigung gegenüber des Rauchens. Insgesamt blieben die Ermittler*innen recht blass, was gerade für einen Reihenauftakt eher ungünstig ist.
Gefallen hat mir die wechselnde Erzählperspektive, die sowohl die Brutalen Übergriffe auf die Mordopfer als auch die Ermittlungsvorgehensweisen sowie die Gedanken des Täters schildern.

Insgesamt ein solider Thriller, der mir jedoch nicht lange in Erinnerung bleiben wird und für mich kein Pageturner war.

Veröffentlicht am 17.10.2022

Guter Auftakt

Sturmrot
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Olof Hagström gestand mit 14 Jahren, dass er ein junges Mädchen, Lina, vergewaltigt und ermordet hat. Daraufhin musste er von zuhause weg und kam in einem Jugendheim unter. Nun, mehr als zwanzig Jahre ...

Olof Hagström gestand mit 14 Jahren, dass er ein junges Mädchen, Lina, vergewaltigt und ermordet hat. Daraufhin musste er von zuhause weg und kam in einem Jugendheim unter. Nun, mehr als zwanzig Jahre nach dieser Tat, kehrt er zu seinem Elternhaus zurück, in dem sein Vater noch immer leb. Doch diesen findet er ermordet im Badezimmer vor - und gilt selbstverständlich als Hauptverdächtiger, gerade in Kombination mit seinem Verbrechen vor mehr als zwei Jahrzehnten.

Auch die Polizistin Eira Sjödin kehrt in ihre Heimat, in der Nähe von Ådalen zurück, denn ihre Mutter ist dement und braucht Unterstützung. Sie wird mit Olof Hagströms Fall betraut und erinnert sich noch an das Verschwinden von Lina damals - auch wenn sie zu dem Zeitpunkt erst neuen Jahre alt war. Doch nun findet sie heraus, dass ihr Bruder eng mit Lina befreundet war und muss sich nicht nur mit dem Tod von Olofs Vater, sondern auch mit dem Verbrechen von damals auseinandersetzen.

Wie es für skandinavische Krimis und Thriller oft üblich ist, lässt sich Tove Alsterdal Zeit, führt die Figuren recht detailliert ein und lässt in den ersten Kapiteln recht wenig geschehen. Für Olof Haström hatte ich zunächst kein gutes Gespür, Eira hingegen mochte ich auf Anhieb und war froh, dass sie kein Drogen- oder Alkoholproblem hat (was nicht unüblich gewesen wäre). An den Schreibstil musste ich mich tatsächlich etwas gewöhnen, da ich ihn als etwas ungelenk empfand.

Tove Alsterdal setzt auf wechselnde Perspektiven, Zeitsprünge und kombiniert Geschehen aus diversen Zeiten und mit involvierten Figuren, was mich zwischenzeitlich etwas herausgefordert hat, alle Namen und Geschehnisse korrekt im Gedächtnis zu behalten - gerade bei Lesepausen von mehreren Tagen war es nicht ganz leicht, wieder hineinzukommen. Doch nach gut der Hälfte hatte ich mich gut eingefunden, konnte den neuen Ermittlungen folgen, Vermutungen aufstellen und die Wendungen gebannt verfolgen.

Ein gelungener Auftakt für eine neue Reihe um Eira Sjödin, die der mit langsamem Spannungsaufbau und ausführlicher Figurenausarbeitung daherkommt, im Gesamten jedoch trotz einigen Längen überzeugt hat.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Vorhersehbar und düstere Atmosphäre

Elternhaus
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Im Hamburger Elbvorort steht seit mehreren Jahren eine Villa leer, zu der Pianist Tobias Hansen jedoch in regelmäßigen Abständen fährt. So bekommt er auch mit, dass Yvette Winkler mit ihrem Mann und ihren ...

Im Hamburger Elbvorort steht seit mehreren Jahren eine Villa leer, zu der Pianist Tobias Hansen jedoch in regelmäßigen Abständen fährt. So bekommt er auch mit, dass Yvette Winkler mit ihrem Mann und ihren vier Kindern dort einzieht. Während die Ehe der Winklers in Österreich nicht die besten Entwicklungen durchgemacht hat, erhofft sich Yvette nun in Hamburg einen Neustart. Mit der Haushaltshilfe Consuelo und Klavierlehrer Tobias Hansen hat sie von Beginn an Unterstützung an ihrer Seite. Doch sie ahnt nich, dass das Haus eine düstere Vergangenheit hat.

Diese düstere Atmosphäre und die Vorahnung des Schreckens zieht sich tatsächlich durch das gesamte Buch hindurch. Denn während Yvette Winkler quasi bis zum Schluss nicht weiß, was ihr in der Villa blüht, haben die Leser*innen diese Aussicht schon nach wenigen Kapiteln. Zu Beginn sind die verschiedenen Charaktere, die vorgestellt werden, und wechselnde Perspektiven etwas verwirrend. Doch worauf der Plot hinausläuft und wie alles zusammenhängt, war mir längst klar, als die ersten Passagen aus der Vergangenheit erschienen. Daher finde ich "Thriller" als Bezeichnung auch etwas ungünstig gewählt. Auch wenn Spannung vorhanden ist, fehlt es an überraschenden Wendungen und der gleichwohl unvorhersehbaren Auflösung. Vielmehr handelt es sich um einen durchweg spannenden Roman, dessen Ende lange im Voraus bekannt ist.

Auch wenn ich mir unter "Thriller" etwas anderes vorgestellt habe, habe ich die Geschehnisse in der Villa gern verfolgt und konnte die düstere und aufgeladene Atmosphäre im Haus und zwischen den Figuren spüren.

Veröffentlicht am 14.09.2022

Leider recht vorhersehbar

Das Letzte, was du hörst
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Der Plot von "Das Letzte, was du hörst" hat mich sofort begeistert, da ich selbst gern Podcasts höre:
Sarah kann einfach nicht genug vom Podcast "Hörgefühlt" bekommen. Dessen Host, Marc Maria Hagen, hat ...

Der Plot von "Das Letzte, was du hörst" hat mich sofort begeistert, da ich selbst gern Podcasts höre:
Sarah kann einfach nicht genug vom Podcast "Hörgefühlt" bekommen. Dessen Host, Marc Maria Hagen, hat eine für sie so angenehme Stimme und hilft ihr mit seinen Überlegungen und spirituellen Gedanken, ihr Leben und vor allem ihre Beziehung zu Björn zu hinterfragen. Die daraus folgende Entzweiung und Entfremdung der beiden scheint nur er zu merken, Sarah ist noch immer Feuer und Flamme von Marc Maria Hagen, dessen Namen Björn schon gar nicht mehr hören kann.

Parallel dazu recherchiert die Journalistin Roya zu Podcastern, unter anderem zu "Hörgefühlt" und geht damit der Frage nach, ob er mit einigen Toten in Zusammenhang gebracht werden muss oder kann. Der Polizei ist sie dabei zunächst keine hilfsbereite Stütze.

Wie von Andreas Winkelmann gewohnt, ist der Schreibstil sehr flüssig, die Kapitel sind kurz und lassen sich flott lesen. Auch die wechselnden Erzählperspektiven gefallen mir und tun dem Spannungsbogen gut.
Allerdings ist der Zusammenhang bzw. die Auflösung sehr leicht zu erraten und arg vorhersehbar, sodass das Miträtseln, was ich bei Winkelmanns Thrillern bis jetzt immer erlebt habe, schnell weggefallen ist. Dafür gibt es einige Umwege, recht viele Details, die jedoch keinerlei Wendung oder Überraschungseffekt bereithielten.
Für Winkelman-Fans sicherlich ein solides Buch, aber keines seiner besten Werke.