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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ratgeber im Roman versteckt

Die Verseflüsterin
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Marcus und Isabelle sind voll in ihrem Alltag eingebunden und kämpfen oft jeder in seinem eigenen Hamsterrad. Dann findet Marcus einen Zettel mit der Nachricht "Hör auf deine Gefühle" vor und beginnt seine ...

Marcus und Isabelle sind voll in ihrem Alltag eingebunden und kämpfen oft jeder in seinem eigenen Hamsterrad. Dann findet Marcus einen Zettel mit der Nachricht "Hör auf deine Gefühle" vor und beginnt seine Art zu leben zu überdenken. Seiner Frau gefällt diese Wandlung und sie kann sich ebenfalls für neue Kommunikationsmechanismen, TedX-Talks und weltoffene Themen begeistern.

Zunächst wird der Leser kaum in die Geschichte eingeführt, sondern muss sich selbst orientieren. Sobald er Marcus und Isabelle ein wenig besser und ihren plötzlichen Hang zu Yoga, Achtsamkeit und Bewusstsein kennengelernt hat, driftet die Romanhandlung als solche - die mit einer Botschaft und dem darauf folgenden Lebenswandel begann - ab. Der Roman entwickelt sich nach recht wenig Seiten hin zum Ratgeber, der Tipps und Tricks zu Entspannung, Achtsamkeit und Bewusstsein gibt. Selbstverständlich sind diese noch immer auf das Leben von Marcus und Isabelle bezogen, dass jedoch nur noch aus (Erzähl-)Abrissen besteht und zeitliche Sprünge von Tagen und Wochen beinhaltet.
Die inhaltliche Wendung, die durch eine neue Information entsteht, hat für meinen Geschmack überhaupt nicht zum Anfang des Romans gepasst. Nun möchte Nicolas Fougerousse vom Roman-Ratgeber wieder zurück zum eigentlichen Roman, der jedoch eine ganz andere Perspektive und inhaltliche Ebene annimmt.

Dem Handlungsverlauf, geknüpft an den Inhalt, konnte ich nicht stringent folgen. Mir fehlten wesentliche Elemente, die zusammenhalten und die Relevanz aufzeigen. Nach Beenden hatte ich das Gefühl, verschiedene Erzähl- und Geschichtenstränge gelesen zu haben, die in einem Roman verwurstet wurden.

Der Roman lässt sich recht flüssig lesen, enthält Aspekte, die zum Recherchieren, Verweilen und Ausprobieren anregen, besticht jedoch nicht mit einer fesselnden und berührenden Geschichte.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Solider Krimi

Wer Furcht sät
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In London treibt eine Gruppe ihr Unwesen und genießt sämtliche mediale Aufmerksamkeit. Sie wird "Der Club der Henker" genannt. Auf ihr Konto gehen ein Pädophiler, ein Mörder und ein Junkie.
Max und sein ...

In London treibt eine Gruppe ihr Unwesen und genießt sämtliche mediale Aufmerksamkeit. Sie wird "Der Club der Henker" genannt. Auf ihr Konto gehen ein Pädophiler, ein Mörder und ein Junkie.
Max und sein Team müssen in diesem Fall ermitteln, während der Club in der Bevölkerung überwiegend Zuspruch bekommt.

Gerade der Beginn des Buches ist sehr spannend, da sowohl mit Fokus auf den Ermittler Max als auch auf die Täter bzw. Opfer berichtet wird. Es wird darüber informiert, was diejenigen Menschen, die sich der Club holt, getan haben und "weshalb sie auf's Schafott geführt wurden". Auch die Szenen der Hinrichtung werden recht anschaulich beschrieben.
Die Ermittlungen werden aufgenommen, gestalten sich jedoch schwierig.

Mit der Zeit verliert der Krimi jedoch an Spannung. Der Fokus liegt nun nicht mehr auf den Tätern bzw. den Fällen, sondern es erfolgt immer mehr eine Hinwendung zum Privatleben. Dies hat mit der Buchthematik recht wenig zu tun. Ab der Mitte soll die anfängliche Spannung wieder aufgenommen werden. Allerdings werden die Entwicklungen nun unrealistisch, unglaubwürdig und over the top. Die privaten Schilderungen, die nahezu unnötig sind, reißen nicht ab. Das Ende ist meh oder weniger überraschend, jedoch nicht sonderlich spektakulär.

Trotz sämtlicher Schilderungen privater Handlungen und Entwicklungen blieben die Ermittler, allen voran Max, sehr unscheinbar und absolut nicht greifbar.

Die Thematik der Selbstjustiz bzw. der Lynchjustiz blieb sehr oberflächlich. Eine Auseinandersetzung damit blieb trotz Potential leider überwiegend aus. Auch das Nachwort ist eher schwammig.

Unter'm Strich ein solider Krimi, der grundsätzlich spannend ist und kurzweilig unterhält .

Veröffentlicht am 10.02.2019

Was alles hinter einem Bestseller stecken muss

Bestseller
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Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl beleuchten in ihrem Werk den Buchmarkt, das Verlagswesen und die Arbeit, die auf einen Autor nach Beendigung des Buches auf ihn zukommen.

Der Informationsteil ist ...

Elmar Weixlbaumer und Monika B. Paitl beleuchten in ihrem Werk den Buchmarkt, das Verlagswesen und die Arbeit, die auf einen Autor nach Beendigung des Buches auf ihn zukommen.

Der Informationsteil ist gut gelungen: Er ist informativ, beleuchtet sowohl den Buchmarkt als auch die Verlagsarbeit und betont, dass Verlage unter'm Strich erst einmal Business machen. Dass nicht jedes Buch in diesen Businessplan passt, sollte jedem klar sein. Das vorliegende Sachbuch soll also helfen, herauszufinden was alles dazugehört, damit das eigene Buch richtig vermarktet wird und zum Bestseller wird.
Das Versprechen finde ich sehr gewagt und beim Lesen hat sich auch herausgestellt, dass dies definitiv nicht allen möglich ist. Selfpublisher haben zwar eine Möglichkeit zur Veröffentlichung, haben es mit der Vermarktung jedoch um einiges schwerer als AutorInnen mit Verlagsvertrag.
Im theoretischen Teil bekommt der Leser Einblicke in diese und andere Weisheiten und vor allem in das Geschäft der Vermarktung.

Die praktischen Tipps hingegen beschränken sich auf SachbuchautorInnen oder jene, die es werden wollen. Selbstverständlich ist es einfacher, ein Sachbuch einschlägig zu vermarkten. Dennoch wird ebenfalls versucht, die Tipps allgemein zu halten, was in diesem Fall eher misslingt. Schließlich bringen Belletristikautoren schwammige Tipps auch nichts, nur, um mit ins Boot geholt zu werden.

Insgesamt kann ich sagen, dass das Buch sehr informativ ist und grundlegende Strukturen und Vermarktungsstrategien beleuchtet. Allerdings sind die praktischen Tipps primär für SachbuchautorInnen geeignet. Daher wäre es eventuell hilfreicher, den Titel dementsprechend anzugleichen - oder den Inhalt auf den Titel.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Zwischen den Meeren

Zwischen den Meeren
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Ally und Tom sind frisch verheiratet und nach Cornwall gezogen, als fest steht, dass Tom beruflich für einige Monate nach Japan gehen soll. Dort wird er den Bau von Leuchttürmen unterstützen. Ally tritt ...

Ally und Tom sind frisch verheiratet und nach Cornwall gezogen, als fest steht, dass Tom beruflich für einige Monate nach Japan gehen soll. Dort wird er den Bau von Leuchttürmen unterstützen. Ally tritt währenddessen ihre erste Stelle als Ärztin in einer Nervenheilanstalt an. Die Monate der Trennung fordert sie selbst und ihre Ehe heraus: Tom fühlt sich immer wohler in Japan, ist von der Kultur begeistert und saugt alle Eindrücke auf wie ein Schwamm. Er ist sich nicht sicher, ob er nach England zurückkehren möchte. Während Ally allein in Cornwall bleibt, wird sie von Kindheits- und Jugenderinnerungen heimgesucht, die das zerrüttete Verhältnis zu ihren Eltern widerspiegeln. Außredem hat sie den Tod ihrer Schwester noch nicht verarbeitet und muss sich selbst und ihre Position als Ärztin finden. Sie fragt sich, ob da überhaupt Platz für Tom als ihr Ehemann ist.



Sarah Moss hat einen sehr anspruchsvollen, nüchternen Schreibstil, der eine ruhige Atmosphäre schafft. Er passt gut zur Handlung und unterstreicht die Entwicklungen der beiden Charaktere. Die Kapitel werden abwechselnd aus Allys und Toms Perspektive erzählt, sodass der Leser parallel beide Wege, Handlungen und Gedanken vermittelt bekommt.
Die Charaktere verfügen nur bedingt über Tiefe, sondern werden eher auf wenige Charakterzüge reduziert. Dadurch rückt die Frage nach dem Sein, nach den Wünschen an das Leben, an die Ehe und die Zukunft und vor allem der Weg, diese lange Trennung zu Beginn der Ehe zu bewältigen, in den Fokus.

Zu Beginn war ich fasziniert vom Schreibstil, von der Geschichte und war gespannt, was Ally und Tom erleben werden, wie sie sich entwickeln und ihre Sehnsucht zueinander bewältigen. Allerdings ließ die Sehnsucht ziemlich schnell nach - so wie die Erzählung selbst zwischenzeitlich dahinplätscherte. Die Entwicklungen der beiden waren jedoch nachzuvollziehen und plausibel geschildert.

Insgesamt hat mir das Buch insofern gefallen, als es eine ruhige Geschichte war, die die Entwicklung einer Ehe während einer Trennung zeigte - zu einer Zeit, in der es weder üblich war, dass Frauen als Ärztinnen tätig waren noch dass ein Mann seine Frau allein zurücklässt.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Momentaufnahmen

Lettipark
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Judith Hermann skizziert in den 17 Erzählungen jeweils Erlebnisse, Erinnerungen und Begegnungen, die das Leben beeinflusst haben. Dabei handelt es sich unter anderem um Neil Armstrong, eine Begegnung mit ...

Judith Hermann skizziert in den 17 Erzählungen jeweils Erlebnisse, Erinnerungen und Begegnungen, die das Leben beeinflusst haben. Dabei handelt es sich unter anderem um Neil Armstrong, eine Begegnung mit einer früheren Studienfreundin, einen Sommer oder der Umgang mit dem Adoptivkind.

Die einzelnen Geschichten sind recht kurz, im Schnitt etwa zehn Seiten lang. Da die Autorin den Fokus auf den Moment legt, den sie gern beschreiben möchte, tritt alles andere in den Hintergrund.
Oft bekommt der Leser nicht mehr Informationen über die beteiligten Personen als einen Namen, ein ungefähres Alter und die gemeinsame Verbindung.
Und obwohl die Erzählungen Lebensmomente darstellen, die einen starken Einfluss haben oder die Protagonisten berührt haben, bleibt bei mir kein tiefer Eindruck. Der Leser wird kurz ein Teil des Lebens, wobei es sich hier auch nur um eine Momentaufnahme handelt, ist wird kurzzeitig berührt und geht dann über zur nächsten Geschichte.
Im Moment des Lesens sind die Geschichten zauberhaft - manche mehr, andere eher weniger. Der Sprachstil Judith Hermanns ist gewaltig, sie schreibt bildhaft poetisch und sehr zart. Und das auf sehr schlichte und nüchterne Art und Weise. Doch sobald ich das Buch zugeschlagen habe, sind auch die Erzählungen schnell erloschen.