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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2022

Sommerlektüre

Der Papierpalast
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"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber ...

"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber mittlerweile ist sie verheiratet und diese Liebe scheint keine Chance zu haben. Miranda Cowley Heller erzählt in ihrem Roman von 24 Stunden, in denen Elle sich entscheidet ob sie ihre Jugendliebe nachgeben soll oder ob sie in ihrer soliden, liebevollen Ehe bleibt.

Das Konzept, 24 Stunden in der Gegenwart zu erzählen und die Geschichte mit der Vergangenheit zu spicken finde ich toll. Wie bei einer Zwiebel packt man immer mehr über die einzlnen Charaktere aus, lernt sie kennen und verstehen. Ich finde alle Charaktere (von den Kindern mal abgesehen) dadurch unglaublich gut ausgearbeitet und man fühlt sich, als kenne man sie, ihre Fehler und ihre Stärken. Ein großer Pluspunkt meiner Meinung nach, vor allem wenn man die Thematik des Buches betrachtet. Den es geht natürlich auch um Liebe aber auch um disfunktionale Familien, Trauma und Freundschaft. An sich sollte man (wenn man sensibel auf sowas reagiert) vorher ein paar Trigger-Warnungen durchlesen, das würde ich empfehlen.

Das Buch war für mich eine sehr schnelle Lektüre, gerade im Mittelteil konnte ich sie nicht mehr aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das macht es für mich auch zu einem perfekten Spätsommerbuch. Es behandelt schwere Themen und eignet aber aufgrund der schnell laufenden Handlung / Leseweise super für diese noch warmen Sommerabende, an denen man auf den Herbst wartet.

Einen winzigen Punkt Abzug gibt es für mich weil ich mir gewünscht hätte die Teile, die in der Gegenwart spielen wären etwas besser über das Buch verteilt gewesen, sie haben sich sehr am Anfang und Ende geballt. Außerdem fehlt mir an einer Stelle eine kleine Erklärung / Charakterentwicklung bei zwei Figuren. Das hat aber alles dem rundum schönen Leseerlebnis keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Gib dem Mann eine Stimme

James
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Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte ...

Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte geschaffen, die sich alleine durch die Wortwahl abgrenzt und hängenbleibt. Sprache ist hier nicht nur der Träger der Geschichte, sondern wichtiger Teil von ihr und Jims Identität, das fand ich unfassbar schlau gelöst. Auch durch die Bilder, die er zeichnet, sagt er manchmal in einem einzigen Satz so unglaublich viel, das schaffen manche nicht in einem ganzen Buch. Damit zeigt er uns durch seine Figuren, wie wichtig Sprache, Wissen und Macht eigentlich sind und das fand ich sehr schön.

Ein ganzer Cast von Figuren nimmt uns mit durch den Süden der USA, durch Flucht und Unterdrückung und durch den puren Überlebenswillen unseres Protagonisten Jim. Ich denke wer Huckleberry Finn gelesen hat wird ganz viel Spaß mit diesem Buch haben aber auch für mich, die es nicht gelesen hat war es ein Erlebnis. Die Figuren passen so gut zusammen. Mit James haben wir einen sehr intelligenten und reflektierten Mann, der uns in seinen Kopf lässt und ein Freund und Lehrer ist. Seine Gefühle kommen nie ganz durch, er darf es sich nicht erlauben. Anfangs hat mich das gestört aber im Laufe des Buches schafft es Everett, dass wir an Jims Stelle fühlen und das wirklich tiefgreifend. Und quasi als "comedic relief" daneben Huck, der uns mit seiner kindlichen Unbedarftheit immer wieder vorführt, wie lächerlich die Rassenfrage ist, der einen zum Umdenken und Hinterfragen bewegt.

Der Roman ist unfassbar schnell und in kleinen Abenteuern erzählt. Manchmal passiert vieles sehr schnell, wie Jim bekommen auch die Leser:innen wenig Verschnaufpause. Das muss man wollen. Für mich war es gegen Ende sehr schwer, Dinge einzuschätzen: Wie lange ist er schon unterwegs? Wo genau befindet er sich? Wie sind die Entfernungen? Das hat mich vor allem am Ende etwas gestört. Auch fand ich das Ende etwas übereilt, da hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht.

Aber dennoch wird das eine Geschichte sein, über die ich noch lange nachdenken werde, die ich gerne filmisch adaptiert sehen würde und vn der ich ganz viele Denkanstöße und Rechercheaufgaben mitgenommen habe.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Hass-Liebe gesucht

Cleopatra und Frankenstein
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Mit "Cleopatra und Frankenstein" hat Coco Mellors es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass zeitweise extrem unbefriedigend wirkt und dann die Leser:innen wieder einfängt und zeigt, dass nicht alles immer ...

Mit "Cleopatra und Frankenstein" hat Coco Mellors es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass zeitweise extrem unbefriedigend wirkt und dann die Leser:innen wieder einfängt und zeigt, dass nicht alles immer perfekt sein muss um doch befriedigend zu sein.

Wir verfolgen Cleo und Frank, ein sehr ungleiches Paar über etwas mehr als ein Jahr hinweg und sehen ihnen und ihrem Umfeld zu, wie sie ihre Beziehung, ihr Alter und ihre inneren Dämonen navigieren. Dabei geht es weniger um sie als romantisches Paar, sondern mehr darum, was die beiden füreinander sind. Anfangs war ich etwas enttäuscht, dass man gerade in der frühen Phase ihrer Beziehung nicht wirklich an der Entwicklung als Paar beteiligt ist, sondern sie einfach passiert, aber je weiter man in ihre Köpfe abtaucht, desto klarer wird, warum Coco Mellors sich dafür entschieden hat und ich fand es genau richtig.

Die Charaktere in diesem Buch sind sehr fehlerhaft und zeitweise wirklich unsympathisch. Man darf in alle ihre Perspektiven kurz eintauchen und damit Vignetten ihrer Selbst und von New York mitverfolgen. Die meisten der Charaktere passen objektiv nicht zusammen, brauchen sich aber dennoch irgendwie gegenseitig um zu wachsen und das fand ich schön zu beobachten.

Der Schreibstil von Coco Mellors ist sehr interessant. Er ist roh, stellenweise derb und lässt sich super schnell weglesen. Ich verstehe den Vergleich zu Sally Rooney schon irgendwo.

Für mich war Cleopatra und Frankenstein eine Hass-Liebe an New York, an ihre Charaktere und an fehlerhafte Menschen, wie man sie überall trifft. Keine typsiche Liebesgeschichte sondern vielmehr ein Microkosmos von Menschen, die ihre Probleme gemeinsam bewältigen und einfach existieren.

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Veröffentlicht am 23.06.2023

Marcus is back!

Die Affäre Alaska Sanders
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Er ist wieder da und ermittelt: Schriftsteller Marcus Goldman kann es einfach nicht lassen. Und Joel Dicker auch nicht. Auch im dritten Teil der Reihe um MG hat er mich wieder in seinen Bann gezogen.

Ich ...

Er ist wieder da und ermittelt: Schriftsteller Marcus Goldman kann es einfach nicht lassen. Und Joel Dicker auch nicht. Auch im dritten Teil der Reihe um MG hat er mich wieder in seinen Bann gezogen.

Ich persönlich finde, man sollte die anderen beiden Bücher von Joel Dicker schon gelesen haben, um wirklich alles aus dem Leseerlebnis dieses Buches rauszuholen. Denn gerade am Anfang wird schon fast zu deutlich Harry Quebert und die Baltimores erwähnt, es wirkt am Anfang fast ein bisschen nervig, da dachte ich kurz er würde damit Leser:innen verschrecken, die die Geschichten nicht kennen. Am Ende fängt Joel Dicker es aber wieder gut ein und schafft schöne Synergien, die Leser:innen der anderen beiden Bücher wieder in diese Welt zurückholen und nostalgische Gefühle dalassen, die das Gefühl von Gemeinschaft vermitteln.

Die Charaktere haben mich anfangs auch nicht so abgeholt wie bei Harry Quebert, sie wirkten etwas hölzern und steif. Ebenso die Handlung, diese wirkte anfangs sehr konstruiert. Doch dann hat die Geschichte richtig Fahrt aufgenommen und Marcus ist wieder Marcus, wie man ihn kennt und liebt. Und dann zeigt sich wieder Joel Dickers Talent, ein feines Netz zu weben, in das er die Leser:innen einfängt und sie gleichzeitig mitnimmt auf eine Entdeckungsreise. Die Leser:innen werden nie bevormundet und bekommen Erkenntnisse nicht auf dem Silbertablett serviert sondern dürfen selbst darauf kommen und ermitteln. Man muss den Schreibstil von Joel Dicker einfach lieben - in Dialogen zeigt sich seine wahre Stärke. Und dadurch wirken auch alle Fäden, an denen er zieht total logisch und man verfolgt die verflochtene Handlung, ohne zu stutzen.

Wenn er mich auch nicht so umhauen konnte wie Harry Qubert ist der Fall Alaska doch einer, der mich lange nicht loslassen wird und den ich sehr geliebt habe. Ich freue mich schon auf mehr aus der Feder von Joel Dicker.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Blut ist dicker als Wasser

Malibu Rising
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Taylor Jenkins Reid hat einfach etwas an sich, das es unmöglich macht mit dem Lesen aufzuhören und so war es für mich auch bei Malibu Rising.

Wir begleiten die vier Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit, ...

Taylor Jenkins Reid hat einfach etwas an sich, das es unmöglich macht mit dem Lesen aufzuhören und so war es für mich auch bei Malibu Rising.

Wir begleiten die vier Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit, alles Kinder des berühmten Sängers Mick Riva bei den Vorbereitungen zu einer großen Party. Dabei kommen Geheimnisse ans Licht, die die Geschwister auf die Probe stellen. Gleichzeitig sehen wir sie jetzt, bei Planung der Party, aber auch ihre Vergangenheit, die sie alle geprägt hat. Das Spiel mit der Zeit ist sehr gut und nahtlos gelungen und man wusste immer, so man sich befindet.

Ich liebe es, wie TJR über ihre vier Romane ein Universum geschaffen hat, das alle Bücher miteinander verbindet, so macht das Lesen noch mehr Spaß, weil man immer wieder Parallelen entdeckt.

In diesem Roman liegt der Fokus eindeutig auf starker Familienbande. Was mir hier besonders gefallen hat, ist wie realistisch die Liebe der Geschwister war. TJR zeigt hier gut die verschiedenen Pole von Familie - von Liebe über Zeiten, in denen man sich nervt aber dennoch zusammenhält. Deswegen konnte ich auch mit allen vier Geschwistern sympathisieren und mitfühlen. Gleichzeitig zeigt sie sehr gut, wie sich Geschichte in Familien wiederholt, wenn man sich nicht traut auszubrechen.

Obwohl hier Familie im Mittelpunkt steht, lässt TJR den Glamour nicht vermissen, den man aus ihren anderen Büchern kennt. Am Ende wurde es mir fast etwas zu viel Namedropping aber das hat sich schnell wieder gelegt, weil doch alles gut zusammengefügt wurde.

Was mir allerdings nicht gefällt ist das deutsche Cover. Das sieht extrem tacky aus und passt meines Erachtens nach zu meiner der Geschwister. Da ist das amerikanische Cover deutlich passender.

Insgesamt ein wundervolles Buch, das man schnell lesen kann, das kurzweilig und trotzdem stellenweise tiefsinnig ist und sich perfekt für den Urlaub oder Sommer eignet.

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